Schlagwort-Archive: Guy Garvey

Song des Tages: Elbow – „The Blanket Of Night“


161213elboww.jpg

Der Song „The Blanket Of Night“, seinerzeit erschienen auf dem sechsten Elbow-Album „The Take Off And Landing Of Everything„, mag zwar bereits ein paar Jährchen zurück liegen, ist aber mit seiner Thematik, mit seiner Botschaft leider noch immer so aktuell wie vor fünf Jahren: In dem das Album beschließenden Stück, welches wenig später auch von Led Zeppelin-Stimme Robert Plant gecovert wurde, erzählt Guy Garvey, Sänger und Frontmann der Rockband aus dem englischen Manchester, von der (sowohl physischen wie spirituellen) Reise zweier Flüchtlinge, die ihre alte Heimat verlassen haben, um in der Fremde Frieden und Zuflucht zu suchen. Dabei mag „The Blanket Of Night“ zwar in seinem Text eine Momentaufnahme darstellen, in der das Paar mitten in der Dunkelheit der Nacht in einem kleinen Boot auf dem offenen Meer treibt, und nicht weiß, ob es den nächsten Morgen erleben, geschweige denn irgendwann das sprichwörtlich rettende Ufer erreichen wird. Zwischen den Zeilen ist der Song Guy Garveys (und wohl auch Elbows) Kommentar zur Haltung der großen britischen Parteien gegenüber Immigranten und Zuwanderung – und an dieser hat sich in den vergangenen Jahren (und das keineswegs lediglich in Großbritannien!) wenig geändert. Im Gegenteil, wie ein aktuelles Beispiel einmal mehr zeigt. Logischerweise bin ich keinesfalls diejenige Koryphäe, die jetzt die argumentative Büchse der pandorinischen Grundsatzdebatte öffnen möchte. Aber, um es noch einmal mit nicht ganz eigenen, aber dennoch absolut richtigen Worten zu sagen: Seenotrettung darf nicht, nie und zu keinem Zweck kriminalisiert werden. Punkt. Schließlich leisten die guten Menschen bei „Sea-Watch“ und Co., die tagtäglich nicht nur ihre eigenen, sondern (leider, und da hört die Perversion keineswegs auf) auch etliche rechtliche Grenzen ausloten, um Menschen in Not vor dem Ertrinken, vor dem Tod zu bewahren, ohnehin bereits genug Großes, Großartiges (auch, wenn es ihnen wohl kaum genug erscheint). Gut auf den Punkt gebracht wurde es dieser Tage von der „Süddeutschen Zeitung“:

36605722_10155256552362282_3710090825863004160_n

Andererseits – auch das sollte keineswegs unerwähnt bleiben – ist es jedes Mal verdammt schön zu sehen, dass nicht alle Menschen miese Arschlöcher sind, die die Ärmsten der Armen als Schachfiguren für waswasichauchimmer für perfide Zwecke benutzen. Viele Menschen helfen, nehmen Anteil, sind offen. Und wenn auch nur im Kleinen. Nicht jede(r) muss eine Carola Rackete sein. Aber ein wenig ziviler Ungehorsam im Sinne der Nächstenliebe hat wohl noch keiner Gesellschaft geschadet… ✊

 

0602537547678.jpg„It’s about a couple at sea, refugees escaping a bad situation. When even Labour is campaigning on immigration trying to make the country’s ills the fault of such people… well, nothing’s ever made me so angry. I wrote it in 20 minutes, which tells me it came from the gut.“ (Guy Garvey gegenüber dem „Mojo Magazine“)

 

„That was to illustrate that, while both political parties are blaming the country’s problems on immigrants, there are people who are dying to get into the country,“ Garvey told Uncut magazine. „It’s so irresponsible to blame immigrants for our problems, those politicians should be ashamed of themselves.“ (Guy Garvey im Interview mit „Uncut“)

 

„It was written in between enormous humanitarian disasters. It was a general sort of… I think it’s crazy that depending on a person’s income or social status they can or cannot be ignored. As if we’re not all immigrants at some point or another. Look at New York: the centre of Western capitalism on the one hand, but a city built by immigrants and lived in by immigrants on the other hand. That’s what can happen when you open your arms to the world and get your ideas together. I just think, we made a deal. I met a girl who worked for Kofi Annan, many years ago, and I asked her, what was the point of everyone agreeing to find refugees a home after the Second World War? She told me those laws were eroded and bypassed little by little. Countries were looking for excuses not to accept refugees. And the arguing and politicking from both sides [in the UK] – there’s no empathy, no humanity. It was bugging me. So I wrote that song.“ (Guy Garvey in einem weiteren Interview über „The Blanket Of Night“)

 

 

„Paper cup of a boat
Heaving chest of the sea
Carry both of us
Carry her, carry me

From the place we were born
To the land of the free
Carry both of us
Carry her, carry me

The ocean
That bears us from our home
Could save us
Or take us for its own
The danger
That life should lead us here
My angel
Could I have steered us clear?

Gone, the light from her eyes
With the lives that we made
Just the two of us
In the night on the waves

Moving silent her lips
By the moon’s only light
Sewing silver prayers
In the blanket of night

The ocean
That bears us from our home
Could sail us
Or take us for its own
The danger
That life should lead us here
My angel
Could I have steered us clear?

Paper cup of a boat
Heaving chest of the sea
Carry both of us
Or, swallow her, swallow me“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Auf dem Radar: Ben Abraham


ben-abraham

Tagsüber Drehbuchschreiber und Unterhalter für Kinder im Krankenhaus (Patch-Adams-Style, Baby!), abends kleinere musikalische Auftritte bei Fundraiser-Shows. Was sich liest wie der beinahe ideale Stoff für eine Indie-Hollywood-Komödie, war für lange Zeit das Leben von Ben Abraham.

Und da all das doch herzlich wenig Rock-n-Roll-Spirit besaß, musste sich das aus dem australischen Melbourne stammende Multitalent schon andere Wege suchen, um über den kleinsten Kontinent der Erde hinaus Gehör zu bekommen. Doch Abraham, dem das musikalische Rüstzeug als Sohn eines ehemaligen indonesischen Popstars quasi in die Wiege gelegt wurde (und der im Teenageralter bereits erste Erfahrungen als mehr oder minder professioneller Musiker sammeln konnte), hatte eine Idee: 2011 stellte er ein „To Sara, From Ben“ betiteltes, zweieinhalbminütiges Video via Youtube online, um ebenso direkt wie charmant eines seiner Idole zu erreichen: die US-amerikanische, Grammy-nominierte Musikerin Sara Bareilles („Love Song“, „King Of Anything“), die Abraham im Video unumwunden „Sara B / Won’t You come and sing a song with me?“ fragte. Und tatsächlich hatte er damit Erfolg: Bareilles meldete sich, nachdem Fans ihr einen Link des Videos schickten, tatsächlich bei Abraham, beide traten gemeinsam auf und gaben unter anderem den Bruce-Springsteen-Gassenhauer „I’m On Fire“ zum Besten. Mehr sogar: So ist Sara Bareilles nun auch auf Ben Abrahams Debütalbum „Sirens“ zu hören (beim Duett „This Is On Me“).benabrahamsirens

Erschien ebenjenes Debütwerk im März noch als Alleingang (also im Selbstvertrieb) in Australien, so stattete das Label Secretly Canadian (unter anderem Heimat von Antony and the Johnsons, The War On Drugs oder Damien Jurado) Abraham schon kurze Zeit später mit einem Plattenvertrag aus, der es möglich macht, dass „Sirens“ im Juni nun auch in Deutschland erscheint. Wäre auch zu schade gewesen, wenn es die Songs kaum über Down Under hinaus geschafft hätten…

Denn in der Tat haben die 13 Stücke von „Sirens“ etwas Weltumarmendes an sich. Das kann freilich an Ben Abrahams Stimme liegen, die der von Elbow-Frontmann Guy Garvey, der ja umVerkumpelungsgesten ebenfalls nicht verlegen ist, in vielen Momenten zum Verwechseln ähnlich klingt (und damit fast automatisch auch der des jungen Peter Gabriel). Oder an der Thematik, der sich der australische Vollbartträger verschrieben hat: die Liebe in allen ihren Facetten. Freilich mögen hier die Klischees gleich ums Eck herumlungern, und an manch einer Stelle (etwa in „Songbird“) wird’s ob des Schmalz-Schmelzes arg gefühlig (was ja auch den letzten Elbow-Werken nicht abzusprechen war), aber schön anzuhören ist’s durch den ruhigen Fluss aus Akustischer und/oder Pianoinstrumentierung in jedem Fall. Etwa, wenn in „To Love Someone“ sachte Bläser die Regie übernehmen, während Abraham davon singt, alle Mauern fallen und die Liebe zuzulassen („Some will say you need to find the common men who share your mind / Where others say to hide yourself, protect your iD9cYR9vheart above all else / And we all like to find our place with who is right or wrong / But to love someone, when you love someone / That’s where you belong“). Oder das reduzierte „Home“, welches vom Reisen, vom Vermissen und von einem Zuhause handelt, das man immerzu mit sich trägt. Wirklich beliebig sind da nur wenige der 50 Minuten. Und fürs verträumte Auskurieren des Wochenendkaters an einem Sonntagmorgen soll’s allemal genügen – eventuell ja als Untermalung einer Indie-Hollywood-Komödie…

 

 

Hörproben gibt’s – Youtube sei Dank – zuhauf:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Elbow – The Take Off And Landing Of Everything (2014)

elbow-the-take-off-and-landing-of-everything-erschienen bei Fiction/Polydor/Universal-

Hand auf’s Herz: Wenn ihr die Möglichkeit hättet, mit einem – selbstredend noch lebenden – Musiker für einen Tag Rollen und Körper zu tauschen – wen würdet ihr wählen? Nun, meine Wahl würde wohl auf Guy Garvey fallen…

Denn nicht nur ist jeder, der den 40-jährigen Frontmann des englischen Fünfergespanns Elbow trifft, sofort eingenommen von dessen grundsympathischen, nie affektiert oder abgehoben wirkendem Gestus – nein, man ist sich ohne Zweifel sicher, in Garvey den perfekten „Drinking Buddy“ gefunden zu haben, einen freundlichen Knuddelbären mit dem Herzen auf der Zunge und am rechten Fleck, dessen solider Akzent zweifelsfrei verrät, wo der Mann herkommt, wo er sich noch immer am wohlsten fühlt: inmitten der „einfachen Leute“ der englischen Arbeiterklasse, direkt am Tresen seines Lieblingspubs im heimischen Manchester. Dabei hätten Garvey und seine vier Bandmates – zumindest nach reiner Faktenlage – allen Grund, die Treter nicht mehr aus den schicken Hotels, den teuren Limousinen oder von den roten Preisverleihungsteppichen zu nehmen: 2008 gewann die Band für ihr Album „The Seldom Seen Kid“ den Mercury Prize, nicht von ungefähr die renommierteste britische Musikauszeichnung, die man für’s Klanghandwerk verliehen bekommen kann, vier Jahre darauf kam es für Elbow sogar noch dicker (im positiven Sinne, freilich), denn den fünf Musikern wurde die Ehre zuteil, ihren Song „One Day Like This“ bei der Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele 2012 in London vor einem Milliardenpublikum zu performen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt kennt eigentlich jedes englische Kind die Band, „One Day Like This“ gehört längst zum Standard-Beschallungsprogramm jedes Premier League-Spiels (irgendwo zwischen dem „Dam, damdamdamdamdamdam“ von „Seven Nation Army“ und dem 70 Jahre jungen weltweiten Verbrüderungsevergreen „You’ll Never Walk Alone“) und Elbow besitzen die segensreiche kreative Narrenfreiheit bei allen zukünftigen Veröffentlichungen. Genug Grund zum Anheben also? Nun, so würde wohl nur der denken, der bislang wenig über den langen Weg der Mancunians weiß…

elbow-press-shot-2012-1371810923-article-0

Denn die Band besteht keineswegs aus fünf naseweisen Grünschnäbeln, sondern aus gestanden Männern und Familienvätern auf der angegrauten Seite der Vierzig, die sowohl einander als auch „the biz“ gut genug kennen, um zu wissen, dass vermeintlichen Überfliegern allzu schnell der tiefe Fall ins Abseits der Bedeutungslosigkeit droht. Also halblang, denn Dinge benötigen ihre Zeit… Das beweist bereits, dass Guy Garvey (Gesang, Gitarre), Richard Jupp (Schlagzeug, Percussion), Craig Potter (Keyboard, Piano), Mark Potter (Gitarre, Backgroundgesang) und Pete Turner (Bass, Backgroundgesang) nicht weniger als zehn (!) Jahre brauchten, bis 2001 ihr Debütalbum „Asleep In The Back“ erscheinen konnte. Von da an arbeitete die Band im Prinzip ohne Unterlass am Durchbruch, veröffentlichte im Zwei- bis Dreijahresrhythmus ein neues Album, tourte, kümmerte sich ums Private, zog mit Freunden – oder gemeinsam, wenn’s die Zeit zuließ – um die Häuser, fand neuen Inspirationsstoff fürs Kreative, schrieb neue Songs usw. usf. … Dass Elbow seit den Anfangstagen zwar so einige Herzen von Kritikern und Hörern zuflogen, der Durchbruch (im kommerziellen Sinne) jedoch beinahe zwanzig lange Jahre auf sich warten ließ, kann wohl kaum an der Qualität der ersten drei Alben – nach dem 2001 veröffentlichten Debüt „Asleep In The Back“ folgten 2003 „Cast Of Thousands“ und erneut zwei Jahre später „Leaders Of The Free World“ – gelegen haben, immerhin boten die bereits allerlei heimliche Hits wie „Red“, „Power Blue“ (von „Asleep In The Back“), „Ribcage“, „Switching Off“, die ewig große Ballade „Fugitive Motel“ (von „Cast Of Thousands“), „Forget Myself“ oder „Leaders Of The Free World“ (beide vom Album gleichen Namens), mit denen sich die Band ihre eigene Klangnische schuf, über der stets Guy Garveys herzenswarmes Bariton thronte, während das Quintett darum allerhand britrock’schen Sachverstand unweit der Kollegen der Doves oder von I Am Kloot (mit beiden Bands sind Elbow auch eng befreundet) bewies, mal zum Rocksound mit Anleihen aus englischen Prog, Indierock, Northern Soul oder Pop tendierte, während ihre Balladen stets weltumarmend gelangen, ohne auch nur im Ansatz den Verdacht auf Kitsch aufzuwerfen. Nein, Elbow ziehen seit ihrer Gründung in den frühen Neunzigern eisern ihren sprichwörtlichen „Stiefel“ durch und verfeinern anstatt (sich) zu verbiegen. Und so plakativ und pauschal es sich auch lesen mag: Guy Garvey & Co. waren 2008 mit Album Nummer vier, „The Seldom Seen Kid„, einfach an der Reihe, endlich die verdiente „Ernte“ einzufahren – umso schöner, dass all das zu Hymnen über den Lieblingspub, unglückliche Beziehungsverläufe und das englische Trinkverhalten (alles im grandiosen „Grounds For Divorce“ und Zeilen wie „There’s a hole in my neighborhood / Down which of late I cannot help but fall“ zu finden), über große Freundschaften (das tränenreiche „Friend Of Ours“ mit der so einfachen wie bewegenden Zeile „Love you, mate“) oder die jubilierende Freude am Leben (das bereits oben erwähnte „One Day Like This“) geschah. Anders jedoch als die beiden hauptberuflichen Streithähne der Gallagher-Sippe (ihr wisst schon: die, die einst für Oasis auf den Bühnen britrockten), die ja ebenfalls aus Manchesters Arbeiterklasse stammen und die Wonnen des Erfolgs zu Hochzeiten gern feuchtfröhlich benebelt genossen, nahmen Elbow jedes Lob, jede Auszeichung und jede Headliner-Show auf den großen Bühnen zwar mit einem ehrlichen „Thanks, mate!“ an, wussten jedoch immer, wem genau sie diesen privilegierten stechuhrfreien Status zu verdanken hatten – ganz zu schweigen davon, dass sie sich mit dem fünften, 2011 erschienenen Album „Build A Rocket Boys!“ erneut selbst treu blieben, denn obwohl das Werk mit Ausrufezeichen und so einigen Euphoriemomenten daherkam, schwang auch auf diesem allerlei der schwelgerischen Melancholie mit, die Elbow – gefühlt – bislang so liebenswert gemacht hatte. Und all jene, die noch immer Zweifel am ehrlichen Stolz und an der aufrichtigen Liebe, die der Band im heimatlichen Manchester mittlerweile zuteil wird, haben, können sich anhand des ersten (vollwertigen) Livealbums der Band, mitgeschnitten im Juni 2012 während eines Heimspiels auf dem Gelände des Manchester Jodrell Bank Observatory, gern vom herzerwärmenden audiovisuellen Gegenteil überzeugen (lassen). Nach all den – am Ende belohnten – Jahren des Rackerns, Arschabspielens, Feilens und Sich-selbst-definierens benötigten Elbow erst einmal eine Pause, um sich ums Private, um die Familien zu kümmern, endlich einmal wieder mit den alten Freunden (schließlich werden auch die älter) um die Häuser zu ziehen und – natürlich – neuen Inspirationsstoff fürs Kreative und für potentielle neue Songs zu sammeln… Frontmann Guy Garvey zog es in dieser Pause über den „großen Teich“, nach Brooklyn und in die erfrischende Anonymität des „Big Apple“, um endlich den Kopf frei zu bekommen. Wovon? Nun, davon erzählt nun zu großen Teilen das neue Album „The Take Off And Landing Of Everything„…

elbow guy

Denn die bedächtig auf satte sieben Minuten ausgewalzte Eröffenungsnummer „This Blue World“ deutet bereits an, wohin die sechste (sieht man einmal von der 2012 erschienenen B-Seiten-Sammlung „Dead In The Boot“ ab) albumfüllende Reise in Elbow’sche Klangwelten führen wird: „This blue world and its countless sisters / And all that came before that day / Our atoms straining to a line / Was the universe in rehearsal for us?“ – der Frontmann blickt in den Abendhimmel und scheint zu denken: Nimm‘ dich nicht wichtiger als du bist, du kleines Licht in dieser Welt! Innerlichkeit ist die Devise für die kommenden knapp 58 Minuten – dass all das unbedingt und auf jeden Fall auch mit einer herzhaften Schippe Melancholie einher geht und Working Class-Gentleman Garvey stets eine ehrlich gemeinte Umarmung und ein offenes Ohr für Fremde wie Freunde übrig hat – der langjährige Elbow-Kenner ahnt’s bereits… Doch nun ziehen erst einmal analoge Synthesizer langsam ihre Bahnen am Firmament, pluckern programmierte Beats (keine Angst, das geschieht höchst sparsam!) am Rande, während feines E-Gitarrenpicking einsetzt und die Percussion das Stück immer knapp vor Ausbruch hält – doch, welch‘ Wunder, der bleibt aus. Stattdessen gibt das verschleppte „Charge“ mit seinen Analogsythesizern, seinen Pianonnoten, seinen Streichern, dem muskulös betriebenem Schlagzeug so etwas wie den Anheizer mit anhaftenden Alterseinsichten („I am from another century /…/ I am an old tree“), bevor mit „Fly Boy Blue / Lunette“, das Elbow als Vorabsong bereits zum Jahresanfang veröffentlichten, das wohl erste echte Albumhighlight wartet. Dabei lockt einen der Doppelsong zunächst auf die falsche Fährte, übet sich (beinahe) in feiner Akustikgitarrenmonotonie, während sich Pete Turners Bass in den Vordergrund pumpt und sich die E-Gitarren erst nach und nach durch den Klangteppich sägen. Im Refrain jedoch fackeln Elbow einen wahren Gitarre-vs.-Bläser-Orkan ab, der beinahe an „She’s So Heavy“ der Beatles denken lässt, nur um in der nächsten Strophe so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen. Im zweiten Teil des Songs, „Lunette“,  macht die Band – welch‘ Gegensatz! – gar all jenen ein Geschenk, die sich noch immer nicht satt an Balladen á la „Fugitive Motel“ gehört haben, während Garvey tiefer in die Thematik des Älterwerdens vordringt: „I’m reaching the age when decisions are made / On life and liver and I’m sure last dich / That’ll I’ll ask for more time / But mother forgive me / I still want a bottle of good Irish whiskey and a bundle of smokes in my grave“ – ein klein angelegter Moment mit großer Wirkung. Ebenfalls vorab zu hören gab es „New York Morning“, in welchem der Frontmann all die euphorischen, weltoffenen Gefühle bündelt, die ihm in der Weltmetropole am Hudson River entgegen gebracht wurden: „Oh my God, New York can talk / Somewhere in all that talk is all the answers / Everybody owns the great ideas / And it feels like there’s a big one round the corner“. Klimax, Hymnus, Chöre – mehr Stadion wird es auf „The Take Off And Landing Of Everything“ nicht geben. Als es Nacht wird über dem „Big Apple“, zieht Garvey ein Resümee des Tages („The way the day begins / Decides the shade of everything / But the way it ends depends on if you’re home / For every soul, a pillow at a window, please / In a modern room, where folk are nice to Yoko“), blickt träumend über den Atlantik gen Heimat und schickt im sehnsüchtigen „Real Life (Angel)“ ein paar ebenso aufmunternde wie lebensweise Worte an die Jüngsten und Liebsten: „Go straight to the place where you first lost your balance / And find your feet with the people that you love /…/ You never need fear a thing in this world / While I have a breath in me, blood in my veins“. Darauf wirkt „Honey Sun“ mit seiner pulsierenden Drum Computer-Begleitung und den Backgroundchören beinahe schon wie ein konträr in die Landschaft gesetzter Fremdkörper. Kein Wunder auch, denn immerhin zieht Garvey hier den bitter unterlegten, aber noch immer herzlich-realistischen Schlussstrich unter das jähe Ende seiner langjährigen Beziehung zu seiner (Ex-)Freundin, einer britischen Journalistin: „She and I won’t find another me and her“. (Und sie, die vor jedem Flug mit einem Flugzeug – und nach dessen geglückter Landung – ein Stoßgebet gen Himmel schickte, ist es auch, an die er sich später in den orchestral überbordenden sieben Minuten des Titelsongs erinnert.) Genug gelitten? Das scheint auch Garvey so zu sehen, und erhebt in „My Sad Captains“, dessen Titel auf keinen Geringeren als William Shakespeare selbst anspielt, zu Trompetenfanfaren das Glas auf all jene, die noch da sind und jene, die die seine Welt längst verlassen haben: „Another sunrise with my sad captains / With who I choose to lose my mind / And if it’s all we only come this way but once / What a perfect waste of time“ (wen die Thematik an „Friend Of Ours“, den bewegenden Schlussakkord von „The Seldom Seen Kid“, erinnert, der liegt hier wohl keineswegs falsch) – und als man sich von diesen großen Worten erholt hat, ist das gelassen aufspielende „Colour Fields“, mit knapp unter vier Minuten mit Abstand der kürzeste Song des neuen Albums, auch schon wieder vorbei. Nach dem berstenden Titelstück bleibt Garvey – mittlerweile zurückgekehrt in heimisch-englische Gefilde – zurück in der Düsternis des Abends, starrt auf die britische See – und erzählt im Abschluss „The Blanket Of Night“ ebenso vom dramatischen Moment der Odyssee eines Flüchtlingspaares („The ocean / That bears us from our home / Could seil us / Or take us far, if so“) wie vom wohl höchsten Liebesbeweis im Leben: der absoluten Aufopferung und Selbsthingabe. „Paper cup of the boat / Even chest of the sea / Carry both of us / Or, swallow her, swallow me“ – Schweigen, Verneigung, nichts weiter…

Elbow-2014-The-Take-Off-And-Landing-Of-Everything

Elbow wählen für „The Take Off And Landing Of Everything„, das lediglich sechste Album der Band aus Manchester nach immerhin fast 25 gemeinsamen Jahren, welches von Tastenmann Craig Potter in den heimischen Blueprint Studios selbst produziert wurde, (erneut) einige geschickte Schachzüge, denn weder sind die zehn neuen Stücke so groß angelegt wie der Durchbruchshymnus von „The Seldom Seen Kid“ noch so euphorisch wie die Kindheits- und Jugenderinnerungen des Vorgängers „Build A Rocket Boys!“. Müsste man einen Vergleich ziehen, so steht das neuste Werk wohl dem elf Jahre jungen „Cast Of Thousands“ am nächsten, schließlich standen sich auch auf Album Nummer zwei Melancholie und Ausbruch stets liebevoll auf den Zehenspitzen. Was 2014 anders ist? Nun, wo „Cast Of Thousands“ Worte für’s Innehalten, für’s Luftholen im Alltag fand, so zieht sich die kühle Briese der Abenddämmerung quer durch „The Take Off And Landing Of Everything“, dessen (textliche) New Yorker Inspirationsquellen sich gar nicht erst die Mühe machen, großartig „englisch“ zu tun. Zudem stellt das das neue Werk das erste in der Elbow’schen Diskographie dar, an dem die Band nicht kontinuierlich und in allen Teilen gemeinsam arbeitete. Doch schlussendlich sind es wohl vor allem die Musiker selbst, die einen guten Teil ihrer Unbedarftheit gegen ein paar offene Gedanken über’s Älterwerden eingetauscht haben. Und Guy Garvey, denn der trinkfeste Zottelbär hat nicht nur ein paar Fältchen mehr als sein Alter Ego von damals, er kommt auch stimmlich seinem Vorbild Peter Gabriel von Album zu Album näher… Noch ein Grund mehr eigentlich, wieso man für einen Tag Rollen und Körper mit dem Herz und der Stimme von Elbow tauschen möchte, oder? Oder wie schrieb der „Musikexpress“ so treffend in seiner Kritik: „Elbow sind dann am besten, wenn uns Garveys Stimme am nächsten kommt.“.

elbow-the-takeoff-and-landing-of-everything-banner

 

 

Hier kann man sich die beiden Musikvideos der Auskopplungen „Fly Boy Blue / Lunette“ und „New York Morning“ anschauen…

 

…und hier die beiden neuen Stücke „Charge“ und „The Blanket Of Night“ in in den heimischen Blueprint Studios aufgenommenen Live Sessions-Versionen hören:

 

Und wer darüber hinaus noch an Guy Garveys Gedanken zum neuen Album und (dem eigenen) Älterwerden interessiert ist, der sein auf dieses Interview verwiesen, dass der Elbow-Frontmann kürzlich mit N24 führte.

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Brandon Flowers, Father John Misty & Local Natives – Johnny Cash-Tribute auf  „La Blogothèque“

brandon-flowers-johnny-cash-blogotheque

Zur Feier der Erscheinens des „neuen“ Johnny Cash-Albums „Out Among The Stars„, welches Fertigstellungen von zwölf Songs beinhaltet, die die Country-Legende Anfang der Achtziger gemeinsam mit Produzent Billy Sherrill in Nashville, Tennessee und Los Angeles, Kalifornien aufnahm (ANEWFRIEND berichtete bereits), hat die französischsprachige Musikseite La Blogothèque die LA-Indierocker Local Natives, Ex-Fleet Foxes-Schlagzeuger Father John Misty (aka. Josh Tillman) und Killers-Frontbirne Brandon Flowers zur gemeinsamen Tribute-Jam-Session in die staubige Wüste geladen. Herausgekommen ist ein gut 15-minütiger Kurzfilm, in dem die Künstler Stücke aus dem „neuen“ Cash-Album zum Besten geben und sich so auf ihre Weise vor der Musikikone geneigen…

 

 

 

Jimi Goodwin – Oh! Whiskey

Jimi Goodwin

Keine Frage: Nach dem Erscheinen ihres letzten Albums „Kingdom Of Rust“ im Jahr 2009 und der – beinahe obligatorischen – Best Of-Sammlung „The Places Between: The Best Of“  ist es ein klein wenig still um die drei Britrocker der Doves geworden. Dass zumindest Frontmann Jimi Goodwin recht fleißig im heimischen Studio gewerkelt hat, belegt sein Solodebüt „Odludek„, das nach langer Ankündigung nun endlich erscheint. Und obwohl der Musiker für seinen Erstling das polnische Wort für „Einsiedler“ als Titel wählte, war er beim ersten offiziellen Alleingang wohl kaum so oft einsam im Studio, immerhin schaute sein Kumpel und „fellow Mancunian“ Guy Garvey – seines Zeichens auch Herz und Stimme von Elbow – ab und an vorbei, um beim ein oder anderen Song von „Odludek“ mitzuwirken. Freilich stehen einige der zehn neuen Stücke nicht so fern vom Bandsound der Doves weg (was freilich auch an Goodwins markantem Gesangsorgan liegt), andererseits hätte Jimi Goodwin elektronische Sperenzchen, Gameshow-Jingles („Man v Dingo“) oder gar Manchester Rave-Anleihen (wie im Song „Live Like A River“), mit denen die Spannbreite des Singer/Songwriter-Indierocks deutlich verbreitert wird, wohl schlecht ins Dove’sche Bandkonstrukt integrieren können. Interessant ist’s allemal – auch, da Jimi Goodwin seine Buddies von Elbow – als Konzert-Eröffnungsact – auf deren Tour zum neuen Album „The Take Off And Landing Of Everything“ begleiten wird…

 

 

 

Marcus Wiebusch – Der Tag wird kommen

M. Wiebusch

Ich werde nicht müde zu betonen, dass Marcus Wiebusch seit etlichen Jahren einer der größten und – oft genug und stets gewollt – unbequemsten Lyriker der deutschen Musiklandschaft ist. Ob nun mit den 1999 ad acta gelegten Politpunks von …But Alive, mit seiner Stammband Kettcar oder – aktuell – auf Solo-Pfaden – Wiebusch legt die salzigen Finger in persönliche wie gesellschaftliche Wunden und findet Worte für Gefühle, die jeder kennt und den aufmerksamen Hörer trotz aller Allgemeingültigkeit stets ins Mark treffen.

Nach dem großen „Nur einmal rächen„, welches im vergangenen Jahr Teil der Drei-Song-Solo-EP „Hinfort ! Feindliche Macht“ war, lässt der Hamburger Labelgründer nun mit „Der Tag wird kommen“ einen weiteren Song seines in knapp drei Wochen – endlich! – erscheinenden Soloalbums „Konfetti“ hören. Darin nimmt sich Wiebusch erneut einem Thema an, das aufgrund seiner Aktualität und Brisanz – nicht zuletzt seit dem unlängst erfolgten Outing des Ex-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger – die Gesellschaft spaltet: Homosexualität und Homophobie im Profifussball. Dass der erklärte Freizeit-Kicker und Fan der Millerntor-„Chaoten“ des FC St. Pauli dabei nicht eben auf einen populistischen Zug aufspringt, sondern dem Song durch die Freundschaft zu einem homosexuellen Fussballprofi, der, um seine Profi-Karriere nicht zu gefährden, seine Sexualität verleugnen muss, autobiografische Züge zurechnet, wird im Text klar: „Es war uns vollkommen egal, ob er straight oder schwul war / Wir spielten zusammen seit der F-Jugend Fußball“. Im Refrain – und überhaupt dem ganzen siebenminütigen Stück, das von basslastigen Beats bis zu einem Piano-Zwischenteil Einiges parat hält – fiebert Wiebusch kämpferisch sprechsingend dem Tag entgegen, an dem Homosexualität – auch und vor allem in den Machologen des Profifussballs – endlich als etwas völlig Normales gilt, gibt dann jedoch auch seinem alten Fußballfreund eine resignierte Stimme: „Du bist dann der Erste, der Homo, der Freak/ Es gibt dann keinen, der in dir nur den Fußballer sieht / Aber ja, es wird besser und der Tag ist in Sicht / Einer wird es schaffen, aber ich bin es nicht“

Ganz klar: zeitgeistiger als bei Marcus Wiebusch geht es 2014 kaum. Weitere Hörproben von „Konfetti“ deuten außerdem auf eine Abkehr vom rockigen Bandsound seiner Stammband und hin zu elektronischeren Gefilden. Mein Ohr hat der Mann auf jeden Fall.

 

 

 

Die Coverversionen der Woche…

london grammar

…stammen diesmal von London Grammar und Furns.

Ersteres Trio (Bild oben), bestehend aus Sängerin Hannah Reid, Gitarrist Dan Rothman und Keyboarder Dominic Major, gilt spätestens seit dem Erscheinen des Debütalbums „If You Wait“ im vergangenen November als eine der gelungensten Alternativen zu den minimalistischen Elektro-Atmosphäre-Indierockern von The xx. Nun haben sich London Grammar den Song „Devil Inside“, dessen 1988 erschienenes Original von der australischen Band INXS stammt, vorgenommen, um das Stück perfekt in ihren melancholischen Klangkosmos einzuweben. Freunde der Mittelalter-Spektakel-Serie „Game Of Thrones“ wird der Song übrigens bekannt vorkommen, immerhin war er kürzlich in einem Trailer zur kommenden Staffel zu hören…

 

Ganz ähnlich geht das dänische Duo Furns bei ihrer Coverversion des Kashmir-Songs „Ether“ zu Werke: Rocksound wird in minimale Sythesizer-Elektrobegleitung umgewandelt, über welche sich eine sphärische weibliche Stimme legt. Und so ist das Stück ihrer Landsleute von Kashmir, das 2005 als Teil des Albums „No Balance Palace“ erschien, am Ende kaum wiederzukennen…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Elbow – New York Morning

new york morning

Das im März erscheinende sechste Elbow-Studioalbum „The Take Off And Landing Of Everything“ wirft weiter seine Schatten voraus. Nach „Fly Boy Blue / Lunette“ hat die Band aus Manchester mit „New York Morning“ nun einen zweiten Song vorab ins Rennen geschickt. Im dazugehörigen Musikvideo finden, dem Titel gemäß, zwei Dinge zusammen: Einerseits stellte der nie zur Ruhe kommende „Big Apple“ laut Elbow-Frontmann Guy Garvey für ihn und seine Bandkollegen eine der größten Inspirationsquellen der neuen Platte dar, andererseits begleitet der knapp fünfminütige Clip im Dokustil die beiden Punkrock-Fans Lois und Dennis aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn, die seit ihrer ersten Begegnung im Jahr 1975 – der Blütezeit von Bands wie den Ramones – quasi  eine untrennbare Leidenschaft zu den krachigen drei Power-Akkorden verbindet und denen die Happy Mondays im Jahr 1990 gar einen eigenen Song namens „Dennis and Lois“ widmeten, bei Betrachtungen ihrer New Yorker Heimat im Gestern und Heute: „Hier war die Musik, hier waren die intelligenten Leute, hier war einfach das Leben. Die meisten der Dinge, die wir kannten und liebten, sind inzwischen weg, aber wir sind immer noch da“. Und wieder einmal kann man fast gar nicht anders, als Elbow für ehrlich empfundene Sentimentalitäten wie diese einfach zu lieben…

 

 

 

William Fitzsimmons – Fortune

william fitzsimmons - fortune

Auch der singende klingende Zauselbart William Fitzsimmons hat, wie bereits auf ANEWFRIEND zu sehen und zu hören war, ein in zwei Wochen erscheinendes neues Album in den Startlöchern. Nach Akustikversionen von „Centralia“ und „Sister“ schickt der US-Singer/Songwriter mit „Fortune“ einen dritten neuen Song seines fünften Albums „Lions“ ins weltweite Netzrund, zu dem ihr euch nun das Musikvideo und die Akustikvariante anschauen und anhören könnt…

 

 

 

Elliott Smith – neue Songs mit UUL

elliott

Auch über zehn Jahr nach seinem tragischen (Frei)Tod sind Elliott Smith und seine Musik freilich weit davon entfernt, in Vergessenheit zu geraten. Auch bezweifelt kaum einer, dass sich auf der ein oder anderen Tonspule oder der ein oder anderen Schublade von befreundeten Produzenten und Musikern noch so einige bislang unveröffentlichte Schätze in Form von unvollendeten Elliott Smith-Aufnahmen befinden könnten…

Trotzdem dürften Fans der 2003 verstorbenen Singer/Songwriter-Ikone anhand drei „neuer“ Stücke sich verwundert die Augen gerieben (respektive: Ohren geputzt) haben: In den späten neunziger Jahren schrieb und komponierte Elliott Smith Stücke für den Gus van Sant-Kinofilm „Good Will Hunting“ in Los Angeles. Als der ehemalige Soul Coughing-Frontmann Mike Doughty von Smiths Aufenthalt in der Stadt der Engel Wind bekam, wollte dieser unbedingt mit dem sensiblen Musiker ins Studio: „Er [Smith] sagte: ‚Ich mache da diese Sache für einen Film. Ich kann nicht glauben, dass ich das tue‘. Aber ich glaube, er hat nur auf cool gemacht. Er dachte bestimmt, dass ich sagen würde: ‚Das ist so langweilig, Mann. Es ist ein verdammter Film.‘ Aber so etwas hätte ich niemals gesagt.“

Die beiden verstanden sich gut und gingen tatsächlich gemeinsam ins Studio. Völlig ohne Instrumente sang Smith dort ein paar Gesangsparts ins Mikrofon. Dabei entstanden sogenannte binaurale Tonaufnahmen, die einen möglichst realistischen Stereoklang erzeugen sollten. Ärgerlicherweise kam es bisher nie zu einer Veröffentlichung, noch im Oktober sagte Doughty: „Ich wüsste zu gerne, wo ich die Aufnahmen hingetan habe.“

Einen Monat später, im November des vergangenen Jahres, tauchten die alten Tonbänder dann doch noch auf. Doughty verschwendete keine Zeit und bastelte aus dem mehr als 15 Jahre alten Material neue Songs. Eine „reine“ Rock-Kollaboration erschien beiden Künstlern schon damals als zu langweilig, etwas Spannenderes sollte es sein. Unter dem Künstlernamen UUL entstanden aus dem A-Capella-Gesang Smiths drei tanzbare Elektro-Tracks (!). Und weil das Material lange genug verschollen auf Halde lag, stellt Doughty die Songs nun via Soundcloud als Gratis-Downloads (im *.wav-Format) zur Verfügung.

 

 

 

Clare Maguire – MixTape

Clare Maguire

Apropos „kostenlos“: Auf die stimmlichen Qualitäten der 26-jährigen britischen Musikerin Clare Maguire wies ANEWFRIEND bereits im vergangenen Jahr hin, als ihre Version des gut 50 Jahre jungen Peggy Lee-Jazzstandards „Black Coffee“ hier als „Song des Tages“ Erwähnung fand. Dieses Stück bietet Maguire – nebst acht weiteren Songs (unter anderem ihre wunderschöne Interpretation von Joni Mitchells „The Last Time I Saw Richard“ und die des Jeff Buckley-Klassikers „Lilac Wine„) auf ihrer Homepage als kostenfreies „MixTape“ zum Download an. Zuschlagen und herniederladen, Lädiletten und Dschäntelmänner, bitte!

 

 

 

Spaceman Spiff – Akustik Session für lamosiqa.com

spaceman-neu2

..und weil Spaceman Spiffs kürzlich erschienenes drittes Album „Endlich Nichts“ in letzter Zeit immer öfter den Weg in die ANEWFRIEND’schen Gehörgange gefunden hat, gibt es zum Abschluss der „Bild und Ton“-Woche noch „Teesatz“ und „Wände“, im Original beide auf dem neuen Album zu finden, die Hannes „Spaceman Spiff“ Wittmer und Band während ihrer vor wenigen Tagen beendeten Tournee für lamosiqa.com in reduzierten Akustikvarianten darboten…

 

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: