Wie ist das eigentlich, wenn ein Stern geboren wird? Ist das so: ZACK – jetzt ist er da? Oder trifft man hier eher auf Stoff für allerlei philosophische Ei-meets-Huhn-Grundsatzdebatten: Muss sein Licht erst die Erde erreichen, damit er lebt?
Es sind so Fragen, die seelenruhig durchdacht werden können, wenn die gravitätische Musik von Hope aus den Lautsprechern (respektive: Ohrmuscheln) rauscht. Denn das tut sie: rauschen. So als wäre Wind im Schaltkreis der Instrumente. Als würde dieser Wind da irgendetwas verzerren. Und dann baut sich im Rauschen der Instrumente, ganz allmählich, ein Rhythmus auf. Irgendetwas lauert. Unprätentiös kommt Gesang dazu, dessen Reinheit alsbald in endloser Verzerrung verloren geht. Eine Art Erleuchtung. Besser als die Geburt von Sternen? Wer weiß…
Sphärisch, düster, gravitätisch – die Musik der vierköpfigen Berliner Dark-Wave-Band Hope fühlt sich auf dem 2017 erschienenen selbstbetitelten Debütwerk
(bei welchem passenderweise Olaf Opal an den Produktionsreglern saß) ein bisschen an wie Frost auf der Haut, stellt Haare auf. Irgendwie kann man sie einatmen, riechen, schmecken und fühlen. Dichter flächendeckender Sound irgendwo im Spannungsfeld zwischen Dark Wave, Gothic und Industrial, wabernde Synthesizer, noisige Gitarren, dezente Percussion und eine Stimme, die unaufgeregt stellenweise an Björk, Savages-Chanteuse Jehnny Beth oder Karen O (Yeah Yeah Yeahs) erinnert. Schon bei „Kingdom“, der vereinnahmenden Eröffnungsnummer des Albums, wird deutlich: Christine Börsch-Supan (Gesang), Phillip Staffa (Gitarre), Martin Knorz (Keyboards, Synthesizer) und Fabian Hönes (Schlagzeug) möchten Musik machen, die provoziert, die aneckt, die sich kaum greifen lässt und gerade deshalb umso mehr halbschattene Grenzen abseits radiokonformer Null-Acht-Fünfzehn-Pfade auslotet.
Um das Ganze zu toppen und visuell entsprechend darzubieten, hat der Mailänder Regisseur Riccardo Bernardi für ebenjenes „Kingdom“ ein düsteres Video-Kunstwerk geschaffen, welches Christine Börsch-Supans selbsterschaffenem “Königreich der Zwänge” eine entsprechende Bühne bereitet. Eine Vision, die sich auf schmalem Grat zwischen Faszination und Verstörung bewegt…
…und auch live kaum weniger einnehmend tönt:
Rock and Roll.