Heute in der beliebten Rubrik „Wäre nicht nötig gewesen, ist aber schon irgendwie cool“: Ellen Page covert Britney Spears.
Ellen Page? Klar, die 30-jährige kanadische Schauspielerin kennt man aus Filmen wie „Juno“, „X-Men“, „Hard Candy“, „Roller Girl“, „Super“ oder jüngst der Netflix-Produktion „Tallulah“ sowie als eine der namenhaftesten LGBTQ-Aktivisten (nach ihrem eigenen Outing im Februar 2014). Und dass die überzeugte Veganerin und Atheistin auch ein wenig singen kann, bewies Page bereits 2007 in ihrem Durchbruchsfilm „Juno“, als sie mit Schauspielkollege Michael Cera eine schüchterne Covervariante des Moldy-Peaches-Songs „Anyone Else But You“ zum Besten gab.
Dass sich Ellen Page nun jedoch ausgerechnet „Lucky„, den auch schon wieder 17 Lenze alten Traurige-Mädchen-Pophit von Britney Spears, vorgenommen und in eine melancholische Akustik-Nummer á la Cat Power oder She & Him verwandelt hat, verwundert im ersten Moment schon. Auf der einen Seite eines der Darlings des US-Indie-Kinos, auf der anderen das einstige Teenie-Pop-Sternchen, das zu Anfang der Nuller-Jahre für so manchen Tabloid-Skandal gut war (Von Justin Timberlake getrennt! Blitzhochzeit in Las Vegas! Blitzscheidung! Abstürze! Glatze rasiert! Pummellook! etc. pp.). Und doch darf man Pages Version von „Lucky“, die dem Text, der von den Schattenseiten des Berühmtseins erzählt, zwar ein wenig den Pomp-Stecker zieht, jedoch auch eine ganz neue Ebene hinzufügt, als gelungen bezeichnen. Plus: Auch das dazugehörige, von Ellen Page vor ein paar Tagen gepostete Video, in dem sie von Tänzerin Emma Portner unterstützt wird und sich selbst mit der Akustischen im Schatten hält, ist schön anzusehen.
(Apropos „tolle Version einer Britney-Spears-Schnulze“: in diese Kategorie fällte auch Glen Hansards Neuinterpretation von „Everytime„. Aber der Mann macht ja ohnehin nie etwas falsch.)
Nein, geahnt haben konnte er es freilich nicht, dennoch erstaunlich, dass ausgerechnet Glen Hansards neustes Musikvideo zum Song „Wedding Ring“ (vom im vergangenen September erschienenen zweiten Solowerk „Didn’t He Ramble„) eine Bowie-Reminiszenz und -Ehrerbietung an zentraler Stelle enthält. Obendrein wird in fünf Minuten eine kleine, berührende Geschichte von junger Liebe und dem Drang auszubrechen erzählt.
Regisseur Myles O’Reilly, mit dem der Singer/Songwriter bereits einige Male zuvor zusammenarbeitete, hat Folgendes zum Video-Kurzfilm zu sagen: „Working with Glen on this video was the closest Ive ever felt to being a film maker, a teller of fiction. I’m proud to have facilitated his idea. It was Glens description of the girl whispering to her poster of Bowie, that stayed with me for months before the shoot. The powerful image of handing down of her icon to her little sister. Glen is master storyteller in sound and in vision. He needs to make a film.“ Glen Hansard, der am 19. Februar mit der „A Season On The Line EP“ bereits neue Stücke veröffentlichen wird, nutzt das Musikvideo seinerseits als Tribut an den vorgestern verstorbenen David Bowie: „Thank you David, for being a signpost for our growth and boldness, you gave us the courage to become..“ Toll anzusehen ist’s in jedem Fall.
„Where you running to now, baby? Running all the time. Where you running to now, darlin‘? Running to all the time. Well, I sure hope it’s to your sister And not that mean brother of mine.
I’ve been trying to reach you, darlin‘. I try, I try in vain. I’ve been trying to reach you, darlin‘. Though I try, I try in vain. I always end up losing you And walking home in the rain.
Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Will you be strong enough to keep her, Keep her love from going cold?
There’s a wildcat in you, woman, A wildcat on the prowl. There’s a wildcat in you, woman, A wildcat on the prowl. Every time I put my arms around you I can hear that wildcat growl.
I remember when I met you There was something about the moon. I remember the night I met you There was something about the moon. I don’t know if it was waxing or waning, But I knew that you’d be leaving soon.
Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Will you be strong enough to keep her, To keep her love from getting old?
Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Wedding ring, wedding ring; Little band of gold. Will you be strong enough to keep her, To keep her love from going cold?
Will you be strong enough to keep her, To keep her love from getting old? Will you be strong enough to keep her, To keep her love from going cold?“
Übrigens: Wer sich Glen Hansards zweites Soloalbum „Didn’t He Ramble“ in ein paar ruhigen Momenten (denn die braucht das Werk) in Gänze zu Gemüte führen möchte, der findet es unter anderem via Bandcamp im Stream…
Eine nette Überraschung dürften kürzlich alle Zuschauer des Musicals „Once“ erlebt haben, als die Darsteller nach dem offiziellen Ende der Show samt obligatorischem Verbeugungsknicks noch eine Zugabe ankündigten…
Eine Zugabe bei einem Musical? So wenig dies üblich sein mag, so besonders war darauf auch der die Bühnenbretter betretende Gast. Denn niemals anderes als Glen Hansard himself, der ja als hauptverantwortlicher Songschreiber, hauptdarstellender (Laien)Schauspieler und unerwarteter Oscar-Preisträger (alles in Verbindung mit dem wunderbaren Film „Once“ beziehungsweise im Zusammenspiel mit seiner nicht minder tollen Exfreundin Markéta Irglová – wer die Geschichte noch nicht kennt, der sollte sich in jedem Falle die Songs und den Film zu Gemüte führen und bei Interesse den Rest im weltweiten Netz recherchieren!) im Prinzip sämtliche Vorlagen der Musical-Zweitverwertung geliefert hatte, gab sich die Ehre, um mit der Besetzung der bereits mehrfach preisgekrönten Bühnenbrett-Variante von „Once“ die 60 Jahre junge irische Protestsong-Ballade „The Auld Triangle“ in eine gut zehnminütige Gänsehaut-Variante zu verwandeln, nach der dann wohl wirklich jeder Zuschauer zufrieden nach Hause geschlendert sein dürfte. Ich für meinen Teil habe dank dieser Songversion seit einigen Stunden einen – zugegebenermaßen recht angenehmen – Ohrwurm in den Gehörgängen sitzen…
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Queens Of The Sone Age – The Vampyre Of Time And Memory
Keine Frage: Wer sich gern gitarrenlastige Musik durch die Gehörgänge spülen lässt, für den dürfte „…Like Clockwork„, seines Zeichens die nicht eben einfache kreative Geburt und Album Nummer sechs der Wüstenrocker der Queens Of The Stone Age, eines der Highlights des sich langsam dem Ende zuneigenden Musikjahres 2013 sein. Für das Video zur neusten Single „The Vampyre Of Time And Memory“ haben sich Frontmann Josh Homme und sein Kreativteam deshalb mit dem Multimedia-Unternehmen The Creators Project und den Regisseuren Kii Arens und Jason Trucco zusammen getan, um nichts Geringeres als ein visuell höchst ansprechendes interaktives Musikvideo auf die Beine zu stellen.
Beide Seiten sind mit dem Ergebnis vollauf zufrieden, das Regiegespann stimmt sogar Lobeshymnen auf die Zusammenarbeit mit der Rockband an: „An dem Video der Queens mitzuarbeiten, war die pure künstlerische Vergnügungsfahrt. Jede Kunst ist auch Technologie, Technologie, die eine Erfahrung oder eine Vorstellung teilt. ‚Vampyre‘ bedient sich aller Mittel, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, und teilt eine bedeutsame gemeinschaftliche Erfahrung. Wir sind so stolz, Teil des besten Rock-Albums des Jahrzehnts sein zu dürfen. Lang leben die Queens!“ Und wenn man das Video nun betrachtet, wird erneut klar, dass bei den Queens einfach keine kleinen Rockbrötchen drin sind…
Hier gibt’s die „Director’s Cut“-Videovariante als durchgerückten Gruselspaß für Augen und Ohren:
Arcade Fire – Afterlife
A propos „kleine Brötchen“: Die darf man selbstverständlich auch nicht von Arcade Fire erwarten, denen in den vergangenen Wochen und Monaten rund um die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Reflektor“ vielerseits die nicht eben geringe Bürde zugeschrieben wurde, wahlweise Coldplay oder U2 als „größte Band des Planeten“ abgelöst zu haben. Fest steht, dass sich von Veröffentlichung zu Veröffentlichung die kritischen Geister jedes Mal aufs Neue am kanadischen Indie-Kollektiv um das kreative Musikerehepaar Win Butler/Régine Chassagne scheiden. Hip oder Hipster? Kunst oder Kacke? Schein oder Sein? Arcade Fire musizieren, polarisieren auf höchstem Niveau…
Dabei kann man der Band keinesfalls absprechen, bei der Vermarktung ihrer Musik nicht kunstfertig vorzugehen. Nachdem sich Arcade Fire beim Musikvideo zum Titelsong von „Reflektor“ vom renommierten Musikfotografen und Regisseur Anton Corijn unter die Arme greifen ließen, tat man sich für die filmische Vervollkommnung der nächsten Auskopplung des opulenten Doppelalbums nun mit Regisseurin Emily Kai Bock (u.a. Grimes, Grizzly Bear) zusammen, um in den aufwendig zur Schau gestellten mehr als sieben kurzfilmwürdigen Minuten von „Afterlife“ die Familiengeschichte einer mexikanischen Gastarbeiterfamilie zu erzählen…
Und als wäre das noch nicht genug, haben Arcade Fire gemeinsam mit Kultregisseur Spike Jonze noch ein zweites, während der „Youtube Music Awards“ (ja, die gibt’s tatsächlich!) abgedrehtes Video produziert, in welchem die Schauspielerin Greta Gerwig („To Rome With Love“, „Frances Ha“) ihre Tanzinterpretation der (wieder einmal) mit apokalyptischen Motiven beladenen Songzeilen abliefert.
Casper – Jambalaya
Neues gibt’s auch aus dem Hause Benjamin „Casper“ Griffey: Der Rapper bringt mit „Jambalaya“ die nächste Auskopplung aus seinem aktuellen – und noch immer höchst gelungenen – Albums „Hinterland“ an den Start. Von der Kulisse her bleibt das Musikvideo den bisherigen Singles „Im Ascheregen“ und „Hinterland“ treu: US-amerikanisches Südestaatenfeeling, irgendwo zwischen Bayou, Begräbniszug und Bläserkolonne. Dabei bildet der Song selbst auf „Hinterland“ als vorwärts drägender Battletrack eher die willkommene Ausnahme…
„1 zu der 2, 3 zu der 4 / Es macht ‚Pam Pam‘ an der Tür / 5 zu der 6, 7 und 8 / Guck, das Biest ist nun wieder erwacht…“
Glen Hansard – Drive All Night
Zum Schluss noch die Erfüllung eines wahr gewordenen feuchten Musiktraums für mich: Glen Hansard (The Frames, The Swell Season) tut sich mit Eddie Vedder (Pearl Jam) und Saxophonist Jake Clemons, dem Nachfolger des 2011 verstorbenen Ur-E Street Band-Mitglieds Clarence „Big Man“ Clemons, zusammen, um den Bruce Springsteen-Song „Drive All Night“ (im Original auf dem 33 Jahre jungen Album „The River“ zu finden) zu covern. Geil? Sehr, sehr geil!
Besser noch: Die prominente Neuinterpretation ist Teil der gleichnamigen EP, die dieser Tage erscheinen wird, und von welcher ein Teil der Einnahmen der gemeinnützigen Organisation Little Kids Rock, die sich für die musikalische Bildung von Kindern in der Schule einsetzt, zukommt.
Glen Hansards so würdevollen wie gelungenen Versuch des Springsteen-Covers kann man hier bereits hören:
Glücklicherweise – zumindest für mich – vergehen kaum ein paar Tage ohne Neuigkeiten aus dem Pearl Jam-Lager. Klar, alle Bandmitglieder sind auch abseits ihrer langjährigen Stammformation höchst umtriebig (Schlagzeuger Matt Cameron aktuell mit seiner „alten“ Band Soundgarden, Bassist Jeff Ament mit RNDM, Gitarrist Mike McCready mit Walking Papers), allen voran Frontmann Eddie Vedder. Wenn der nicht gerade hervorragende Sean Penn-Filme mit seinen Songs veredelt (der Soundtrack zu „Into The Wild„!), seiner neuen Liebe, der Ukulele, ganze Alben widmet, oder sich auf Konzerten gegen soziale Ungerechtigkeiten engagiert, tourt er mal eben solo um die halbe Welt. Oder nimmt mit dem Swell Season-/The Frames-Barden Glen Hansard ein gemeinsames Album auf (welches demnächst erscheinen wird). Oder geht mit Buddy Ben Harper auf Hawaii surfen. Und ganz nebenbei werkeln Pearl Jam aktuell auch noch an Studioalbum Nummer zehn…
Dass Eddie Vedder bereits vor seiner Zeit mit Pearl Jam, als er noch in San Diego wohnte, Songs geschrieben hat, dürfte – zumindest allen „PJ-Ultras“ – hinlänglich bekannt sein. In den vergangenen Tagen ist nun ein dreizehn Songs starkes Demo Tape im Netz aufgetaucht, welches Vedder irgendwann spät im Jahre 1989 oder im Frühjahr 1990 für einen Kollegen bei seinem damaligen Job in San Diego aufgenommen hatte. Darauf zu hören sind Coverversionen von Stücken von Sam Cooke („Wonderful World“), Kenny Rogers („Something Inside So Strong“) oder Bruce Springsteen, aber auch eine frühe Version des Songs „Betterman“, welcher 1994 auf dem dritten Pearl Jam-Album „Vitalogy“ erschien und sich mit den Jahren zu einem der Live-Klassiker entwickelt hat.
Eddie Vedders „1989 San Diego Petroleum Demo Tape“ kann via Antiquiet angehört und kostenlos auf’s heimische Abspielgerät geladen werden.
Als kleine Erinnerungen an all die tollen Solo-Songs des PJ-Fronters hier etwa das Video zu „Guaranteed“…
…eine gemeinsam mit Liam Finn gespielte Live-Version des Songs „Society“ (von der Live-DVD „Water On The Road„)…
…sowie das Video zum Ukulelen-Stück „Sleeping By Myself“…
…und ein Kurzfilm zum letzten Vedder’schen Soloalbum „Ukulele Songs“:
Auf der Seite des Internet-Labels NoiseTrade kann man sich – im Tausch gegen eine E-Mail-Adresse – den Mitschnitt des San Francisco-Konzerts von Markéta Irglová vom 18. November 2011 völlig legal und kostenlos herunterladen. Und obwohl mir ihr im letzten Jahr erschienenes Solo-Debüt „Anar“ im Vergleich zu den bisher mit The Swell Season (ihrer gemeinsamen Band mit dem The Frames-Frontbarden Glen Hansard) veröffentlichten Alben eher weniger gefallen hat, ist das Konzert definitiv empfehlenswert, denn neben Songs von „Anar“ werden auch einige The Swell Season-Stücke wie „I Have Loved You Wrong“ (vom zweiten, 2009 veröffentlichten Album „Strict Joy“) oder „Falling Slowly“ (der wohl bekannteste Song der Band, der Irglová und Hansard 2008 unverhofft den Oscar für den besten Titelsong zum Film „Once“, in dem beide auch die Hauptrollen spielen, bescherte). Wer also die bisherigen The Swell Season-Veröffentlichung und den Film „Once“ mag, der wird auch an diesem Konzert Gefallen finden…
Auf geht’s: herübersurfen, herunterladen – und auch in Zukunft NoiseTrade im Blick behalten, denn die Seite bietet noch einige andere kostenlose Schätze an (etwa einen Sampler von William Fitzsimmons).
Eventuell werde ich hier noch einmal ein, zwei lobende Worte über „Once“ verlieren – dieses grundsympathisch-minimalistische Kleinod von Film sei aber hier schon einmal jedem ans Herz gelegt.