
(Mary Jane Oliver, 1935 -2019, US-amerikanische Dichterin und Pulitzer-Preisträgerin)
Rock and Roll.
(Mary Jane Oliver, 1935 -2019, US-amerikanische Dichterin und Pulitzer-Preisträgerin)
Rock and Roll.
Eros
by Louise Glück
I had drawn my chair to the hotel window, to watch the rain.
I was in a kind of dream, or trance —
in love, and yet
I wanted nothing.
It seemed unnecessary to touch you, to see you again.
I wanted only this:
the room, the chair, the sound of the rain falling,
hour after hour, in the warmth of the spring night.
I needed nothing more; I was utterly sated.
My heart had become very small; it took very little to fill it.
I watched the rain falling in heavy sheets over the darkened city —
You were not concerned. I did the things
one does in daylight, I acquitted myself,
but I moved like a sleepwalker.
It was enough and it no longer involved you.
A few days in a strange city.
A conversation, the touch of a hand.
And afterward, I took off my wedding ring.
That was what I wanted: to be naked.
(Louise Elisabeth Glück, *1943, US-amerikanische Lyrikerin, Essayistin und Nobelpreisträgerin für Literatur, das Gedicht stammt aus der Sammlung „Poems 1962-2012„)
Rock and Roll.
All diese Forderungen rattert die Schauspielerin und Politikerin Cynthia Nixon („Sex And The City“) im Video „Be A Lady They Said“ herunter. Sie rezitiert das gleichnamige Gedicht von Camille Rainville. Was Nixon mit den bereits 2017 veröffentlichten Worten der 22-jährigen US-Bloggerin deutlich machen will: An Frauen werden auch im Jahr 2020 die unterschiedlichsten Anforderungen gestellt, die sich oft widersprechen und daher nicht alle erfüllbar sind. Dennoch hat das weibliche Geschlecht irrationalerweise das Gefühl, diese erfüllen zu müssen.
Das Video ist – ganz Fashion-Industrie (gegen die es im Grunde ja auch wettert, welch‘ Janusköpfigkeit!) – professionell produziert, es ist stark, es zieht einen mit allerhand schnellen Schnitten in sich und seine audiovisuellen Aussagen hinein – es funktioniert (was ja auch dessen viraler Erfolg belegt). Ein bisschen schmerzt es beim Zusehen dennoch, dass fast alle gezeigten Frauen aussehen wie Topmodels und all die Forderungen verkörpern, die Cynthia Nixons Stimme doch anprangert: schlank, perfekt geschminkt und wunderschön. Makel? Keiner. Nirgends.
Dennoch ist der Clip von Regisseur Paul McLean wichtig, das zeigt allein die Resonanz, die er bereits innerhalb kürzester Zeit hervorruft. Eine Resonanz, die gleichzeitig nachdenklich machen sollte: Es ist frustrierend, dass sich auch heute noch so viele Frauen jeglichen Alters in diesem Video wiedererkennen, dass sie das Gefühl haben, sich selbst und der Gesellschaft nicht gerecht werden zu können. Dass sie zerbrechen zwischen allem, was sie tun, was sie sein sollen. Feministinnen prangern die genannten Missstände bekanntermaßen schon lange an. Geändert hat sich offenbar immer noch viel zu wenig. Auch, weil jede (und jeder!) bei sich selbst anfangen muss. Wie hieß es damals, Anfang des 20. Jahrhunderts, eine der Losungen der Frauenrechtlerinnen: „Nicht Worte zählen, sondern Taten.“
Rock and Roll.
Dass der gestern gemeinsam mit seiner Tochter Gianna sowie sieben weiteren Menschen bei einem Helikopterabsturz im Alter von lediglich 41 Jahren tödlich verunglückte Kobe Bryant ein Ausnahme-Basketballer war, dürfte jedem Sportfan, der die vergangenen 25 Jahre nicht in einer internet- und TV-losen Höhle verbracht hat, bekannt sein (der Rest darf gern diesen Nachruf auf spiegel.de oder jenen auf welt.de lesen).
Doch nicht jeder weiß, dass er 2018 auch einen Oscar für den Besten Kurzfilm mit nach Hause nehmen konnte. Das Werk, das er obendrein selbst schrieb, produzierte und einsprach, ist seine Art Liebeserklärung und Abschiednehmen gewesen. Jetzt teilen Fans „Dear Basketball“ in den sozialen Medien und gedenken so des fünfmaligen NBA-Champions und mehrfachen Olympia-Goldmedaillen-Gewinners, der unter dem Spitznamen „Black Mamba“ aufgrund seines Spiels und seiner Vielzahl an Rekorden nicht nur unter Anhängern der LA Lakers auf ewig Legendenstatus genießen wird.
Der knapp vierminütige Kurzfilm zeigt in aufwendig animierten Bleistiftzeichnungen, wie Kobe Bryant als Sechsjähriger seinen Weg zu dem Sport fand, wie er sich darin verliebte, es ihn am Leben erhielt, er alles dafür gab und es dennoch Zeit wurde, sich vom Basketball zurückzuziehen. Die Worte, die Bryant dafür fand, sind so geradeheraus wie poetisch (und weiter unten zu lesen).
Nachdem Bryant 1996 zur NBA kam, spielte er am 13. April 2016 ein letztes Mal mit den Lakers und führte sein Team mit einem Saisonbestwert von 60 Punkten zu einem 101:96-Sieg gegen die Utah Jazz. Als er dann zwei Jahre später den goldenen Academy Award auf der Bühne in den Händen hielt, wirkte er offensichtlich gerührt und dankte nicht zuletzt seiner Frau Vanessa, die auch während und nach (s)eines Mißbrauchsskandals im Jahr 2003 zu ihm hielt, sowie den Töchtern für ihre Unterstützung.
Bei „Jimmy Kimmel Live“ führte er direkt auch die goldene Trophäe mit einem fetten Grinsen vor und sagte: „Das war nicht vorgesehen. Ich soll Basketball spielen und nicht etwas schreiben, das einen Oscar gewinnt.“ Scherzkeks Kimmel witzelte darauf, ob es als nächstes einen Grammy für den Profisportler geben würde…
Nun hat die „Black Mamba“ alle irdischen Courts verlassen. Zu früh? Natürlich.
Vielleicht treffen es – auch unabhängig von Bryants tragischem Tod – die Zeilen am besten, die Sport-Kommentator Frank Buschmann, der der Basketball-Legende während dessen aktiver Zeit oft – sowohl als Fan auch in seiner beruflichen Funktion – bei dessen herausragendem Spiel zusehen durfte, heute via Facebook hinterließ:
„Vielleicht sollten wir uns alle einfach mal klar machen, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Vielleicht sollten wir uns alle einfach mehr mit den schönen Dingen und den Menschen beschäftigen, die uns wichtig sind!“
„Dear Basketball,
From the moment
I started rolling my dad’s tube socks
And shooting imaginary
Game-winning shots
In the Great Western Forum
I knew one thing was real:
I fell in love with you.
A love so deep I gave you my all —
From my mind & body
To my spirit & soul.
As a six-year-old boy
Deeply in love with you
I never saw the end of the tunnel.
I only saw myself
Running out of one.
And so I ran.
I ran up and down every court
After every loose ball for you.
You asked for my hustle
I gave you my heart
Because it came with so much more.
I played through the sweat and hurt
Not because challenge called me
But because YOU called me.
I did everything for YOU
Because that’s what you do
When someone makes you feel as
Alive as you’ve made me feel.
You gave a six-year-old boy his Laker dream
And I’ll always love you for it.
But I can’t love you obsessively for much longer.
This season is all I have left to give.
My heart can take the pounding
My mind can handle the grind
But my body knows it’s time to say goodbye.
And that’s OK.
I’m ready to let you go.
I want you to know now
So we both can savor every moment we have left together.
The good and the bad.
We have given each other
All that we have.
And we both know, no matter what I do next
I’ll always be that kid
With the rolled up socks
Garbage can in the corner
:05 seconds on the clock
Ball in my hands.
5 … 4 … 3 … 2 … 1
Love you always,
Kobe“
Mach’s gut, „Black Mamba“. Danke für jeden Freiwurf, jeden Korbleger, jeden Dreier. #forever24
Rock and Roll.
Meine Seele hat es eilig.
Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.
Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten isst sie mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig sind, begann es, sie wirklich zu genießen.
Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen , die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.
Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.
Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren.
Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.
Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.
Meine Zeit ist zu kurz um Überschriften zu diskutieren. Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süssigkeiten in der Packung.
Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind.
Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden.
Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.
Es ist das, was das Leben lebenswert macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren.
Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.
Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden.
Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.
Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
Obwohl das Gedicht oft der brasilianischen Dichter, Schriftsteller, Essayisten, Musikwissenschaftler sowie einem der Begründer der brasilianischen Moderne, Mario de Andrade (1893-1945), zugeschrieben wird, stammt es wohl tatsächlich von dem ebenfalls brasilianischen Schriftsteller Ricardo Gondim (zumindest meint es diese Seite, der ich in Ermangelung besseren Wissens gern Glauben schenken mag, und welche bei Interesse auch die portugiesischen Originalzeilen des Gedichts bereit hält). Toll und singstiftend ist und bleibt es so oder so…
Foto: Facebook
Rock and Roll.