Auf der Liste der Bands, von denen ich seit Jahren sehnlichst auf neue Musik erwarte, belegen Dredg seit jeher einen Platz auf dem Treppchen, immerhin liegt das jüngste, sowohl bei Fans als auch bei der Band selbst mittlerweile mit durchaus gemischten Gefühlen betrachtete Album „Chuckles And Mr. Squeezy“ ganze zehn (!) Lenze zurück. Da hilft es auch wenig, dass sowohl Frontmann Gavin Hayes als auch der Rest des San Francisco Bay Area-Quartetts zwar alle paar Monate Neuigkeiten versprechen, ansonsten aber seit Jahr und Tag nicht wirklich aus den Pötten kommen.
Fans der vier Alternative-Prog-Rocker bleibt da nur eins: selig bis nostalgisch in alten Erinnerungen schwelgen, alle paar Monde mal wieder in den auch heute noch ebenso fulminanten wie großartigen wie tiefgreifenden Langspieler-Hattrick aus „Leitmotif“ (1999), „El Cielo“ (2002) sowie „Catch Without Arms“ (2005) eintauchen. Oder sich eben davon überzeugen, dass Dredg in ihrer aktiven Zeit zu einer der besten Live-Bands ihres Genres zählten. Glaubste nicht? Dann sei dem kritischen Ohr etwa ebenjene Show als Hörerherz gelegt, die Gavin Hayes (Gesang, Slidegitarre), Mark Engles (Leadgitarre), Drew Roulette (Bass) und Dino Campanella (Schlagzeug, Piano) im Januar 2009 im Konzerthaus Dortmund spielten. Die gibt’s, wie man unten sehhören kann, in bester Qualität sowohl bei YouTube als auch als Bootleg bei archive.org. Von all den Mitschnitten, welche sich wiederum dort finden lassen, sei euch auch jene empfohlen, die die Band 2007 im heimischen San Francisco spielte. Auch dort hören Kenner des Quartetts zwar wenig Neues, dürfen sich jedoch etwas Appetit und Bock auf neue Musik holen. Denn mit einer geschlagenen albumfreien Dekade machen Dredg mittlerweile sogar Rekordhaltern wie Tool mächtig Konkurrenz…
Salvador fuckin‘ Dalí. Allein durch die bloße Nennung des Namens des spanischen – Halt: explizit katalanischen! – Kunst-Universalgenies tun sich bei dem ein oder anderen kundigen Kunstkenner bereits Tore zu wilden Gedankenwelten auf… Solche, in denen stelzbeinige Elefanten endlos scheinende Wüstenlandschaften durchschreiten, während traumwandelnde Gesichtsschemen gen Horizont blicken, Ziffernblätter im Sande zerfließen und Farben sich mächtige Rauschduelle liefern. Zeitlebens ließen sich die Werke des Surrealisten mit dem dünnen Zwirbelbart kaum (be)greifen, und auch heute noch – 25 Jahre nach seinem Tod – wirken Dalís Malereien, Grafiken, Texte, Bildnisse und Bühnenbilder wie die kreativen Auswüchse eines rauschhaft agierenden Getriebenen, ja: Wahnsinnigen. Oder, wie der streitbare Künstler selbst einst zu Protokoll gab: „I don’t do drugs, I am drugs“. Wie also sollte man sich Salvador Dalí am besten, am einfachsten nähern? Durch Seite um Seite füllende Analysen, welche biografische Eckdaten dann ebenso einbeziehen wie Zeitgeschichte, Politik und – klar! – psychologische Bezüge (immerhin pflegten Dalí und der österreichische Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, eine auf Gegenseitigkeit beruhende Bewunderung)? Wäre freilich möglich. Oder man pickt sich eines von Dalís bekanntesten Bildern heraus und setzt dieses dann in musikalische Klangbilder um… Klingt verrückt? Ist es wohl auch. Doch genau das ist „El Cielo„, das 2002 nach vierjähriger Arbeit erschienene zweite Album des kalifornischen Rock-Quartetts Dredg.
Dabei ging die 1993 in Los Gatos, einer 30.000-Einwohner-Stadt in der San Francisco Bay Area, gegründete Band um Gavin Hayes (Gesang, Slidegitarre), Mark Engles (Leadgitarre), Drew Roulette (Bass) und Dino Campanella (Schlagzeug, Piano) einerseits ein nicht unbeträchtliches Wagnis ein, immerhin kannte die Gruppe damals noch kaum jemand (also: kreative Herausforderung vs. kleine Fanbase). Andererseits schien dieser Schritt nur der allzu logischste nächste in der Bandbiografie zu sein, lag doch dem 1999 erschienenen Debütalbum „Leitmotif“ bereits eine von Bassist und Teilzeit-Maler verfasste Geschichte über die ebenso essenzielle wie spirituelle Sinnsuche eines todgeweihten Mannes zugrunde, auf welche die Band während der nicht eben anspruchslosen 54 Albumminuten immer wieder Bezug nimmt, während das offensichtliche musikalische Klangbild irgendwo zwischen Alternative und Progressive Rock, zwischen asiatischen Anklängen wie Angejazztem und mäandernden Jams seine berauschenden Spannungsbögen zieht. Ehrgeizig, freilich – nur damals eben kaum mehr als ein erstes Ausrufezeichen unterhalb des Radars der Musiköffentlichkeit. Diese Band also nahm sich ganze vier Jahre Zeit, um mit insgesamt drei Produzenten – und das dann gar in den Aufnahmestudios von George „Star Wars“ Lucas‘ Skywalker Ranch – an einem Album zu arbeiten, welchem Salvador Dalís 1994 veröffentlichtes Gemälde „Dream Caused by the Flight of a Bee around a Pomegranate One Second Before Awakening“ (deutsch: „Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen„) als oberste und innerste Inspirationsquelle zugrunde liegt? Jawollja! Aber „El Cielo“ ist so viel mehr als das…
Natürlich sind es mit diesem Wissen zuerst die Bezüge auf Dalís kunstvolles, im US-amerikanischen Exil entstandenes Werk, die man an allen Ecken und Enden des knapp einstündigen zweiten Albums von Dredg heraushört. So wird das Konzeptalbum immer wieder von fünf nicht eben zufällig mit „Brushstroke“ (deutsch: „Pinselstrich“) betitelten Intermezzo-Zwischenteilen durchbrochen, von denen der erste, „Brushstroke: dcbtfoabaaposba“ (nichts anderes als die Abkürzung des Titels des Dalí-Gemäldes), das Streichen eines Pinsels über eine Leinwand intoniert, welches alsbald in ein bedrohlich mechanisches Summen und Zurren hinüber gleitet. Doch anstatt sich immer „nur“ einzelne Bildbestandteile des wohl herausragendsten Werkes aus Dalís paranoisch-kritischer Schaffensperiode herauszupicken und diese mit Musik zu beleben, dient Dredg das Gemälde nur als Nährboden, als Versinnbildlichung von etwas noch Größerem, etwas Gewichtigerem und – ja – Höherem. Während der Reiz der Farben vielleicht lediglich das wache Auge anzusprechen vermag, ist „El Cielo“, auf Spanisch wohl nicht zufällig ebenso „Firmament“ wie „Himmel“, das Ton gewordene Konzept der Band von Phänomenen wie der Schlafparalyse, dem Luzidtraum oder – aufgepasst, großes Wort! – der Veränderung (letzteres lag, grob umfasst, bereits „Leitmotif“ in Sinnhaftigkeit wie Optik zugrunde). Angefangen beim Booklet zum Album, welches handschriftliche Schlaf- und Traumerlebnisse zu den einzelnen Songs umfasst, ziehen sich diese Begriffe wie rote Fäden durch alle 16 Stücke von „El Cielo“ – schon, wenn Sänger Gavin Hayes im ersten „echten“ Song „Same Ol‘ Road“ (und der ist auch gleich einer der besten des Albums!) mit seiner so charakteristisch sanften wie gleichsam eindringlichen Stimme „Here we go / Down that same old road again / Sympathy unfolds the shell that holds / All the beauty within / Here we go /Down that same old road again / A memory or a regtet… a hope“ intoniert. Die Band spielt dazu mal groß zu manierlichen Alternativerock’ismen auf („Convalescent“), mal lässt sie die Zügel locker und die Gitarren weitläufig mäandern („Triangle“), holt zu (Free) Jazz-Anleihen (die einsame Posaune in „Whoa Is Me“!) Anlauf, nur um daraufhin vorwärts, rückwärts, seitwärts, himmelwärts zu preschen. Obwohl „El Cielo“ alles in allem wie ein (Konzept)Album aus einem bruchfreien Guss wirkt, gibt es darauf doch Highlights en masse: Man höre sich nur den überbordenden Refrain von „Of The Room“ („Night falls beneath candle light / White squalls beneath winter skies“) mit Kopfhörern über den Lauschmuscheln und geschlossenen Augen an! Man lausche einfach dem seltsam bedrohlich – samt Sprachfetzen – schleichenden Mantra „Scissor Lock“! Undsoweiter, undsofort… Auf „El Cielo“ geht – allein schon rein musikalisch – so Einiges, wenn die Band das Rock-Grundgerüst aus GitarreSchlagzeugGesangBass nimmt, um um dieses einen Turm aus Jazz-Versätzen, Pianopassagen (der sowieso schon rhythmisch beschlagene Schlagzeuger Campanella bedient die Tasteninstrumente sogar nicht selten parallel zum Trommelwerk!), Elektronikspielereien, asiatischen Klanganleihen oder Chorälen zu wuchten. Wenn dieser schlafwandelnde Elfenbeinturm im letzten Stück „The Canyon Behind Her“ (benannt nach dem Berg im Hintergrund von Dalís Gemälde, während sich „her“ auf die im Bild zu sehende Dame, Dalís Ehefrau Gala, bezieht) knapp unter der Sechs-Minuten-Marke in sich zusammenfällt und der Hörer für die letzte übrige Minuten allein mit der im Chor singenden Band gelassen wird, dann ist ist wohl längst passiert. Dann ist man längst zutiefst eingenommen von diesem nicht immer einfachen, aber jederzeit fordernden Werk aus Außerweltlichkeit, Faszination und Schemenhaftigkeit, das all jenen seine wahre abgründige Schönheit offenbart, die sich komplett darin fallen lassen: „Sympathy unfolds the shell / That holds all the beauty within“ (aus „Same Ol‘ Road“).
In der bis heute fünf Studioalben umfassenden Dredg’schen Diskografie ist „El Cielo“ weder das musikalisch am härtesten – man mag’s auch „progressiv“ nennen – zu Werke gehende Album (da ist man mit dem Erstling „Leitmotif“ besser bedient) noch das poppigste (diese Tendenzen hin zum eingängigeren Alternative Rock trieb die Band 2005 mit dem ebenfalls – wenn auch auf komplett andere Weise – höchst gelungeneren Nachfolger „Catch Without Arms“ auf die Spitze). Und während das vierte Album „The Pariah, The Parrot, The Delusion„, 2009 in die Plattenläden gestellt, mit seinem vollzogenen Spagat zwischen grob umrissenem Konzept (á la „El Cielo“) und pathetisch empfundener Rock-Poppigkeit (á la „Catch Without Arms“) in Gänze noch einmal die Kurve hin zum positiven Gesamteindruck erwischte, sollte das so seltsam zwischen Alternative Rock und Schlagerrhythmus (!) hin und her taumelnde letzte Album „Chuckles And Mr. Squeezy“ (2011) leider (!) so rein gar nichts mehr mit jenen Dredg zu tun haben, die es einem noch vor Jahren so einfach machten, sie und ihre Kunst so aufrichtig und (annähernd) bedingungslos zu lieben. Was bleibt, ist mit „El Cielo“ das frühe wahrhaftige Meisterwerk des kalifornischen Quartetts, das seine Bahnen zwischen Freuds Psychoanalyse, Dalís surrenden Fantasiewelten, traumhaften bis albtraumhaften Mären, spiritueller Jenseitigkeit und entrückter Diesseitigkeit hin und her zieht (wer tiefer gehen mag, dem liefert die Fanseite „Traversing“ vielerlei Ansatzpunkte). Für mich selbst stellt das Album nach all den Jahren – und auch nach gefühlten 5.000 Durchläufen – eines jener Gesamtkunstwerke dar, das es wie nur wenige andere versteht, zu fesseln, zu bannen, zu emotionalisieren. Wer mag, darf’s in seiner Tiefe gern als den „kürzesten Weg zwischen spiritueller Erfahrung und musikalisch wahrhafter Größe“ nennen. Dabei wird deutlich, dass es Dredg zu keiner Sekunde um etwas wie den Versuch von Perfektion geht, sondern vielmehr um Wahrhaftigkeit. (Ein großes Wort, ich weiß… wer sich jedoch einmal, wie ich so Hals über Kopf in dieses Album gestürzt hat, der wird hoffentlich Ähnliches empfinden.) Und bei aller Zerrissenheit, welche zwischen den Zeilen immer und immer wieder hindurch scheint, spürt man während der 58 Minuten von „El Cielo“ vor allem eines: Liebe. Zur Musik. Zur Rastlosigkeit. Zu Neuem, Unbekanntem. Zum Leben.
Hier kann man sich „El Cielo“ in Gänze anhören:
…und sich hier, da die offiziellen Musikvideos zu „Same Ol‘ Road“ und „Of The Room“ selbst heute digital rar gestreut sind, ein wunderbar geratenes Fanvideo zu nicht weniger tollen Albumabschluss „The Canyon Behind Her“ ansehen:
Und zur Feier des Faktes, dass Dredg nach Jahren abseits des Musik- und Veröffentlichungsgeschäfts mal mehr als ein zufällig neues Stück (ANEWFRIENDberichtete) durchschauen lassen und tatsächlich wieder europäische Konzertbühnen betreten, um ihre Alben „El Cielo“ und „Catch Without Arms“ in Gänze live zu präsentieren (die deutschen Konzertdaten gibt’s unten), hat ANEWFRIEND noch eine besonderes Empfehlung für euch: Auf archive.org findet ihr den komplette und ganze 28 Songs starke (beziehungsweise 105 Minuten lange) Show, welche Dredg am 11. Januar 2009 im Konzerthaus Dortmund zum Besten gaben. Das Konzert wurde damals vom „WDR Rockpalast“ mitgeschnitten und ist auf archive.org zum freien Download – und selbstredend in bester Soundboard-Qualität – verfügbar…
Dredg – „El Cielo“ live: 30.04 Frankfurt – St. Peter 01.05. Köln – Gloria (18 Uhr) 02.05. Berlin – Kesselhaus (19.30 Uhr) 03.05. Hamburg – Gruenspan (19.30 Uhr)
Dredg – „Catch Without Arms“ live: 29.04. München – Theaterfabrik 01.05. Köln – Gloria (21.30 Uhr) 02.05. Berlin – Kesselhaus (22.30 Uhr) 03.05. Hamburg – Gruenspan (22 Uhr)
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Villagers – Occupy Your Mind
Nur wenige Stunden vor der Eröffnung der 22. Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, die im Vorfeld bereits von allerhand Diskussionen über Menschenrechte und Korruptionsvorwürfe begleitet wurden (was sich bei einem Gastgeberland wie Russland per se ja kaum vermeiden lässt), im Endeffekt jedoch recht traditionell bieder und erwartbar ausfielen, schickten Conor O’Brien und seine Band Villagers ihren Beitrag zum Sportereignis in Form des neuen Songs „Occupy Your Mind“ in die Welt hinaus. Das von Simian Mobile Disco-Mann James Ford, der in der Vergangenheit bereits durch Kollaborationen mit Little Boots oder Gossip-Wuchtbrumme Beth Ditto seine Qualitäten als Reglerzieher unter Beweis stellte, produzierte Stück geht konsequent den Weg weiter, den die Villagers bereits mit Songs wie „The Waves“ vom im vergangenen Jahr veröffentlichten Album “{Awayland}” eingeschlagen hatten: große Melodien, dezente Tanzbarkeit und ein multiples Spiel mit elektronischen Referenzpunkten. Im dazugehörigen, erneut von Alden Volney verantworteten Musikvideo (er war ja bereits für den großartigen Clip zu „Nothing Arrived“ verantwortlich) präsentiert sich O’Brien mit kurzer Raspelhaarfrisur á la Sinead O’Connor und Pantomimenschminke im spärlich bunt ausgeleuchteten Halbdunkel, und auch auch der knappe Kommentar der irischen Band lässt ausreichend eindeutige Vieldeutigkeit zu: „In the advent of the 2014 Olympics in Sochi, please find attached a song written for you, your mother, your father and your gay brothers and sisters in Russia.“. Alles in allem hat „Occupy Your Mind“ jedoch in der Tat das Zeug zum Großereignis-Titelstück.
Dredg – I Left My Heart In SF
A propos „große Melodien“: Was machen eigentlich Dredg gerade?
Manch einer mag’s bedauern, manch einer begrüßen, dass nun schon fast drei Jahre lang Funkstille herrscht beim kalifornischen Alternative Rock-Quartett, stieß doch „Chuckles And Mr. Squeezy„, das letzte, 2011 veröffentlichte Album der Band, auf – um’s höflich auszudrücken – „höchst geteiltes Echo“. Nun jedoch dürften alle Fans von Albumgroßtaten wie „El Cielo„, das nun auch schon wieder mehr als zehn Jahre auf dem musikalischen Buckel hat, neue Hoffnung schöpfen, denn die Band um Frontmann Gavin Hayes präsentierte mit dem lediglich gut zwei Minuten knappen Song „I Left My Heart In SF“ ihren Beitrag zum „SF Timelapse Project“ und ließ das musikalische Lebenszeichen in allerhand eindrucksvolle Bilder ihrer kalifornischen Wahlheimat einbauen. Wer mag, der darf sich den neuen Song denn auch kostenlos (im *.wav-Format) via Youtube herunterladen…
Frank Turner – Polaroid Picture EP
Weitaus weniger geizig mit neuen Veröffentlichungen geht bekanntlich Frank Turner zuwerke. Nur wenige Monate nach seinem fünften Album „Tape Deck Heart“ lässt der britische Punkrock-Singer/Songwriter nun, mit der „Polaroid Picture EP„, bereits den nächsten Stoß neuer Songs auf seine Hörerschaft los… Obwohl: So „neu“ dürfte ein Großteil der Stücke für die meisten nicht sein, immerhin bekam man den Titelsong bereits auf dem im vergangenen April erschienenen „Tape Deck Heart“ zu hören. Außerdem enthält das Mini-Album noch Turners Cover-Verneigungen vor Frightened Rabbit (mit „The Modern Leper“), den Weakerthans (mit „Plea From A Cat Named Virtute“) und Biffy Clyro (mit „Who’s Got A Match“), ihres Zeichens allesamt Freunde und/oder Lieblingsbands des 32-Jährigen Vollblutmusikers, sowie das neue Stück „Sweet Albion Blues“. Und da dem weltenbummelnden Energiebündel neben all den Plattenveröffentlichungen, Tourneen oder dem Kreieren eigener Biersorten noch immer schnell langweilig zu werden droht, hat er so ganz nebenbei noch seine eigene Hardcore-Zweitband namens Möngöl Hörde – namenstechnische Ähnlichkeiten zu Motörhead sind hier freilich aus der Umlaut-Luft gegriffen – am Start, von denen in näherer Zukunft wohl auch zu hören sein wird…
Hier kann man sich eine betont atemlose Live-Version von „Sweet Albion Blues“ anschauen…
…und in alle fünf EP-Songs hinein hören:
Against Me! – FUCKMYLIFE666
Viel war in letzter Zeit zu lesen über Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace und ihr Transgender-Outing. Jedoch sollte bei aller Diskussionen, ob und inwiefern und überhaupt es denn bitteschön in der Hinterhand-Prüderie des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass sich ein (ehemaliger) Punkrockfrontmann zu seinen weiblichen Reizen, zu Brüsten anstatt von zwei dicken Cockrockeiern bekennt, nicht außer acht gelassen werden, dass Against Me! kürzlich mit ihren neuen Album ”Transgender Dysphoria Blues” ein ganz hervorragendes Stück melodieseligen Punkrocks veröffentlicht haben. Dass die Transgender-Thematik dabei ebenso die kompletten 29 Albumminuten durchzieht wie die drei Minuten des Musikvideos zu „FUCKMYLIFE666“ ist natürlich die logische – da abgrundtief ehrliche – Konsequenz. Im in Schwarz-weiß gehaltenen Clip zum Song tauchen immer wieder Textzeilen auf, in denen Laura Jane Grace von ihrer Zeit vor und nach ihrem Coming-out erzählt…
Selbiges Stück gab die Band vor wenigen Tagen bei Late Night Talk-Urgestein David Letterman auch vor den Augen der breiten US-amerikanischen TV-Öffentlichkeit zum Besten. Den Auftritt kann man sich hier anschauen:
The National – I Need My Girl (…und ein Cover Contest)
Einen netten Einfall hatten auch die sich scheinbar dauerhaft auf Tour oder im Studio befindlichen Herren von The National im Rahmen der Veröffentlichung ihrer neuen Single „I Need My Girl“, welchen Frontmann Matt Berninger kürzlich als einen der „wenigen echten Lovesongs der Band“ beschrieb. So können alle zum (Cover)Musiker berufenen Fans aktuell ihre Version des Stückes digital auf Film bannen und auf der Website der Band online stellen. Den Gewinner werden The National selbst und höchstpersönlich am – aufpassen, wie passend! – Valentinstag (also am 14. Februar) bekannt geben und um einen 500-Dollar-Geschenkgutschein reicher machen…
Und um zu zeigen, wohin die klangliche Reise gehen könnte, haben The National allen ambitionierten Coverkünstlern auch gleich noch ihre Akustikvariante von „I Need My Girl“ mit an die Hand gegeben:
Meine favorisierte „I Need My Girl“-Version auf den Gesamtsieg steht übrigens bereits fest: die von Courtney Jaye…