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Song des Tages: November Ultra – „Bedroom Walls“


Wenn die Welt da draußen vor der Haustür in einem Strudel aus Wahnsinn und Gewalt unterzugehen scheint, ist zumindest – insofern man sich den Luxus der Zerstreuung leisten kann und mag – auf die Musik Verlass. Denn im Angesicht all der schlechten Nachrichten und neuerlichen Hiobsbotschaften hilft selbige, die Musik, unser Gemüt zu beruhigen. Wer dazu den passenden Soundtrack liefern könnte? Nun, November Ultra etwa. Die Newcomerin gehört zu jener Kategorie von Künstler*innen, die mit ihrer Soundmixtur genau dieses Gefühl der Erleichterung vermitteln. Einer ihrer ersten Songs, „Soft & Tender“, beschrieb die Musik nahezu punktgenau – und auch, was sie später veröffentlichen sollte.

Bevor sie ihre Solokarriere startete, war die junge Französin die Sängerin der Pariser Surf-Pop-Band Agua Roja, die in ihren Songs in etwa die Schnittmenge aus Real Estate und Beach House abbildeten. Als sich die Band 2018 trennte, posteten die drei Mitglieder in den sozialen Netzwerken vielsagend „Ein Ende ist ein Anfang“. Sie sollten Recht behalten – vor allem, was November Ultra betrifft. Denn die begann nicht nur, mit verschiedenen Künstler*innen nationaler wie internationaler Couleur – von Jaden Smith über Terrenoire bis hin zu Claire Laffut – zusammenzuarbeiten, sondern auch in aller Abgeschiedenheit zu Hause an intimen LoFi-Songs zu schreiben. Heute darf ihre Musik ganz für sich selbst stehen.

Ihr erstes, unlängst erschienenes Album „Bedroom Walls“ berichtet von diesem Werdegang – und überzeugt vor allem mit ihrer wunderschönen Stimme. Wie bereits auf der im vergangenen Jahr veröffentlichten „Honey Please Be Soft & Tender EP“ singt sie hauptsächlich auf Englisch, hier und da auch auf Französisch und Spanisch. Letzteres kommt nicht von ungefähr: Die Musikerin wuchs mit spanischen und portugiesischen Eltern mehrsprachig in Frankreich auf, ihr Großvater kommt aus Spanien – nur allzu verständlich, dass vor allem die Ausdrucksmöglichkeiten von dessen wunderbarer Muttersprache ihr ebenso wichtig wie nah sind. „Ich habe alles reingepackt, was mich ausmacht, jede Träne, jedes Lachen, jede Erinnerung“, sagt sie über ihr Album. Und schafft es dennoch, ihren persönlichen, nicht selten in der Intimität des heimischen Schlafzimmers entstandenen Liedern eine gewisse Universalität zu verleihen. Sanftheit und Zärtlichkeit sind eben zwei der Dinge, von denen man wohl nie genug bekommen kann – ebenso wie faule Mußestunden im heimischen Bett. Darf man das Ganze also unter „Bedroom Pop“ verbuchen?

Nun, ganz so einfach ist es nicht. Denn obwohl ihr Label die ehemalige Agua Roja-Sängerin nur allzu gern als „Latest Bedroom Pop Sensation“ vermarkten würde, ist die Musikerin ja keine Newcomerin im klassischen Sinne, hat sich mit diversen Kollaborationen in den letzten Jahren bereits ganz gut in der internationalen Pop-Szene eingerichtet – und wenn schon eine „Sensation“, dann doch vielmehr im Kleinen.

Viel Hilfe benötigt Bedroom Ultra dafür nicht, produzierte ihre eigenen Songs selbst mit dem Programm Ableton – und nutzt dessen Möglichkeiten, um die Musik auf durchaus kreative Weise von innen nach außen zu kehren, indem sie die einzelnen Bestandteile der Songs (hauptsächlich die Gesangsparts) immer wieder herauspickt und isoliert bearbeitet in den Flow zurückführt. Wie’s wirkt? Das wiederum lässt sich schwerlich beschreiben – und führt dazu, dass den eigentlich geradlinig angelegten, stilistisch jedoch umso vielfältiger erscheinenden Tracks zuweilen sogar ein opulenter, operettenhafter Hörspielcharakter zukommt. Pop-Musik im klassischen Ohren-auf-und-durch-Sinne ist das definitiv nicht, da sich die Basis ihrer Stücke aus so unterschiedliche Genres wie Jazz, Folk, Ambient, R’n’B oder Electronica speist. Und auch eines weiteren Klischees entledigt sich die Französin, denn ausgerechnet echte Chansons gibt es hier keine. Insgesamt tönt das schon recht interessant – wenn auch auf eine ganz andere Art, als es der Marketing-Abteilung vielleicht lieb wäre. Und als Soundtrack zur Zerstreuung, bevor man ob der verrückten Welt da draußen wieder mal die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, eignen sich diese Songs allemal…

Dass es sich auch im heimischen Bett recht gediegen musizieren lässt, beweist November Ultra übrigens hier:

Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


Illustration: Fabien Barrau

Von wem stammt dieses Artwork? Und was steckt dahinter? Mehr Infos findet man etwa hier

💙 💛

Peace.

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Moment! Aufnahme.


(gefunden bei Facebook)

„A Frenchman tasting Coca Cola for the first time, Paris 1950. Photography by Mark Kauffman.“

Mehr Infos und Bilder findet man etwa hier.

Rock and Roll.

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Auf dem Radar: Nobody’s Cult


Foto: Promo / Gabbie Burns

Dafür, dass sich die Truppe um die bemerkenswerte Sängerin Lena Woods bereits 2015 gegründet hat, haben es Nobody’s Cult in Sachen Studiobesuche bisher erstaunlich ruhig angehen lassen. 2017 ließ das Vierergespann aus dem französischen Rouen mit „Echoes From The Temple“ mal mit einer EP aufhorchen, zwischendurch gab’s hin und wieder eine Single, um die Hörerschaft bei Laune zu halten. Mit einem vollwertigen Album haben Nobody’s Cult aber bisher auf sich warten lassen. Umso schöner, dass im Juni endlich ihr Debüt-Langspieler „Mood Disorders“ das Licht der Musikwelt erblicken durfte…

Auf diesem zeigt sich die Band noch ein wenig auf der Suche. Der Opener „The Finish Line“ lockt zunächst mit stampfendem Garage Rock, der an The Dead Weather erinnert. „Everyone is someone else’s fool / Everyone is someone else’s freaking tool“, klagt Frontfrau Lena Woods auf einer Basis aus pulsierendem Bass, bevor ein schwerfälliges Schlagzeug den Rhythmus an sich reißt. Das folgende „Radio“ nimmt Tempo auf und hinterlässt eher einen zarten Hauch Queens Of The Stone Age, als an die angenehme Schwere der Eröffnungsnummer anzuschließen. „Freak Out“ setzt mit punkigem Gemüt und leicht überdrehtem Gesang auf Riot-Grrrl-Vibe, „Swan Song“ zerfließt in langsamem, düster-verruchtem Tempo, „Feel Blue“ sowie dessen an der Étretat-Küste in der Normandie auf 16mm-Flim gedrehtes Musikvideo versprühen bittersüße Nostalgie. „Nothing On Me“ könnte in einem anderen Kosmos auch ein Blues Pills-Song sein und sticht mit seinem walzenden Gitarrenriff und dem kraftvollen Gesang noch am ehesten aus der Masse an verschiedensten Stilistiken heraus. „Goodbye Honey“ und die Single „Hangover“ sind schließlich zackige Indie-Disco-Hits, die dem zuvor etablierten Blues- und Heavy Rock entgegenstehen. Zweiteres beginnt mit einem langsamen und zugleich lautstark pochenden Intro wie der typische Morgen nach einer durchzechten Partynacht, in der viel, eventuell gar zu viel Alkohol floss. “One hundred million shots blow up my brain / Each and every morning I reset the game” singt Lena Woods energisch im kraftvollen Refrain, bevor kurz darauf die nächste Strophe das Tempo wieder herunterfährt, ohne dabei jedoch an Lautstärke zu verlieren. Ganz im Sinne eines Hangovers bildet der Song so musikalisch geschickt zwischen Fuzz- und Heavy Rock die Stimmungsschwankungen am verhängnisvollen Morgen danach ab – perfekt eingefangen im dazugehörigen Musikvideo. Leider drückt sich das Quartett auf seinem Debütalbum geschickt um eine Antwort auf die Frage, wer sie denn nun sein wollen, denn alles in allem beweisen Nobody’s Cult mit „Mood Disorders“ zwar, dass sie verschiedenste Spielarten des Rock sicher und aus dem Effeff beherrschen, ihre eigene musikalische Identität hat bei dieser Vorführung technischen Könnens jedoch kaum eine echte Chance, in den Vordergrund zu treten.

Ein wenig erstaunt dass schon, denn Newcomer im klassischen Sinn sind die vier Franzosen keineswegs, immerhin fangen sie bereits seit nunmehr sechs Jahren in ihrer Musik eine Welt ein, die manchmal freundlich, manchmal aggressiv und jederzeit unberechenbar erscheint. In dieser Zeit haben Lena Woods, Vincent Fabert (Gitarre), Matteo Casati (Bass) und Grégory Jacques (Schlagzeug) gelernt, ihre Musik zu zähmen und im Dialog mit dem Publikum Abend für Abend neu zu entdecken. Denn erst auf der Bühne erwachen die Songs wirklich zum Leben, entwickeln sich im Laufe der Konzerte und finden schließlich ihre eigene Energie (wovon man sich aktuell anhand einiger Live Sessions auf YouTube überzeugen kann). Für die ganz besondere Note sorgt nicht nur der Gesang, sondern auch die oftmals eingesetzten verzerrten Harfenklänge der Frontfrau – ein besonderes Element, welches ja eventuell in Zukunft für etwas mehr Individualität in den Songs von Nobody’s Cult sorgen wird…

Rock and Roll.

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Song des Tages: Barbara Pravi – „Voilà“


Barbara Pravi trat mit ihrem Song „Voilà“ beim 65. Eurovision Songcontest für ihr Heimatland Frankreich an und gehörte damit bereits von Anfang an zu den großen Favorit*innen des Wettbewerbs. Im Finale in Rotterdam vor zwei Tagen konnte sie zwar die Fachjurys der Teilnehmerländer für sich gewinnen, beim europäischen Publikum durfte jedoch vor allem die italienische Glamrock-Band Måneskin abräumen, welche sich am Ende des Abends mit ihrem Song „Zitti e buoni“ auch den Sieg holte. Für Pravi, der nicht wenige wohl den Sieg ebenso gewünscht wie gegönnt haben dürften, sprang dennoch ein toller zweiter Platz heraus – aber das war noch längst nicht alles. Bereits einige Stunden nach dem großen ESC-Finale kletterte „Voilà“ an die Spitze vieler europäischer Charts, so unter anderem auch in Deutschland.

Die 27-jährige Pariser Sängerin mit serbischen und iranischen Wurzeln, die so vielfältige Künstler*innen wie Barbara, Jacques Brel, Georges Brassens, Françoise Hardy oder Louis Aragon zu ihren Einflüssen zählt, konnte in den letzten Jahren vor allem in ihrer französischen Heimat mit Songs wie „Je sers“, „Louis“ oder „Pas grandir“ Fans für sich gewinnen. Ihre Karriereanfänge lesen sich allerdings doch schon etwas klischee’esker: So sang sie im Januar 2016 „On m’appelle Heidi“ für die französische Version des Films „Heidi„, der im selben Jahr in den dortigen Kinos anlief. Ihren ersten Plattenvertrag hatte sie da schon in der Tasche. Danach erhielt Pravi die Rolle der Solange Duhamel im Musical „Un été 44„. Wen wundert’s, dass sie vor allem für ihre stimmliche Darbietung äußerst positive Kritiken erhielt… Dennoch bewahrt sich die kreative Chanteuse, die in der Vergangenheit bereits auch als Songwriterin für Musiker wie Yannick Noah, Julie Zenatti, Chimène Badi, Angélina Nava oder Jaden Smith (ja, der Sohn vom Smith-Will) tätig war, Eigenständigkeit wie Eigenwilligkeit. Sie schreibt ihre Texte zumeist selbst und lehnt diese nicht selten an wahre Begebenheiten an. So handelt beispielsweise „Deda“ von der Geschichte ihrer Familie oder „CHAIR“ von einer Abtreibung. Fürwahr nicht eben leichte Pop-Alltagskost…

Beim ESC 2021 nun also zeigte sie sich der ganzen (Musik)Welt. „Voilà“ – Das ist Barbara Pravi! (Übrigens ist ihr der ESC nicht gänzlich fremd, denn die Musikerin hat den Song “J’imagine” mitgeschrieben, mit dem die Sängerin Valentina im vergangenen Jahr den „Junior Eurovision Song Contest“ gewann.) Mit ihrem Stück, welches an die ganz Großen des modernen Chanson française wie etwa die ewige Edith Piaf erinnert, stach sie auch ohne jegliches Show-Tam-tam aus der bunten, breit gefächerten Vielzahl der 26 Teilnehmer hervor. Nicht, weil ihr Lied so gnadenlos perfekt durchproduziert, so poppig-eingängig gewesen wäre (in diesem Punkt taten sich eher Litauen oder Griechenland hervor). Jedoch vielmehr, weil Pravi den gemeinsam mit zusammen Igit und Lili Poe geschriebenen Song mit einer Leidenschaft vortrug, bei der ihr das Chanson gewordene Herzblut aus jeder Wuschelfisur-Faser, jeder Pore drang – da musste man nicht einmal den (zugegebenermaßen durchaus formidablen) französischen Text verstehen, um das Herzeleid zwischen den Zeilen fühlen zu können. Und auch wenn ihre bisherigen drei Alben – aller künstlerischen Vielfalt, allem Anspruch zum Trotz – bisher wenige Stücke einer ähnlich berührenden Güteklasse bieten, so sollte man Barbara Pravi in Zukunft auf dem Schirm haben und durchaus gespannt auf weitere Einblicke in das Herz der jungen Französin sein…

„Écoutez moi
Moi la chanteuse à demi
Parlez de moi
À vos amours, à vos amis
Parler leur de cette fille aux yeux noirs et de son rêve fou
Moi c’que j’veux c’est écrire des histoires qui arrivent jusqu’à vous
C’est tout

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue j’ai peur, oui
Me voilà dans le bruit et dans le silence

Regardez moi, ou du moins ce qu’il en reste
Regardez moi, avant que je me déteste
Quoi vous dire, que les lèvres d’une autre ne vous diront pas
C’est peu de chose mais moi tout ce que j’ai je le dépose là, voilà

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue c’est fini
C’est ma gueule c’est mon cri, me voilà tant pis
Voilà, voilà, voilà, voilà juste ici
Moi mon rêve mon envie, comme j’en crève comme j’en ris
Me voilà dans le bruit et dans le silence

Ne partez pas, j’vous en supplie restez longtemps
Ça m’sauvera peut-être pas, non
Mais faire sans vous j’sais pas comment
Aimez moi comme on aime un ami qui s’en va pour toujours
J’veux qu’on m’aime parce que moi je sais pas bien aimer mes contours

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue c’est fini
Me voilà dans le bruit et dans la fureur aussi
Regardez moi enfin et mes yeux et mes mains
Tout c’que j’ai est ici, c’est ma gueule c’est mon cri
Me voilà, me voilà, me voilà
Voilà, voilà, voilà, voilà

Voilà“

(Wer dem Französischen nicht mächtig ist, der findet hier eine deutsche Übersetzung…)

Rock and Roll.

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Sunday Listen: Pærish – „Fixed It All“


Foto: Promo / Nabila Mahdjoubi

Post-Hardcore-Experte Will Yip hat’s produziert, SideOneDummy Records hat’s veröffentlicht. So schlecht kann das, was Pærish hier an den Start gebracht haben, also kaum sein. Dass es aber an mancher Stelle dermaßen großartig tönt, überrascht dann aber doch. „Fixed It All“ – ab sofort ein neuer Lieblingsalbum-Kandidat für die Generation Post-Emo. Oder so ähnlich. 

Die 2010 von drei Filmstudenten gegründete Band kommt – ohlala! – aus Paris, klingt jedoch keineswegs nach Audrey Tautou, Café au Lait und dem Eiffelturm, sondern vielmehr nach der ganzen Alternative-Rock-Welt. Nach anno dazumal (meint: den frühen 2000ern) und heute. Man darf mit Fug und Recht vermuten, dass der Vierer von Bands wie Sparta oder Glassjaw und ganz sicher von Rival Schools bereits gehört hat (und das ein oder andere Werk ebenjener Kombos in der heimischen Plattensammlung hat). An mancher Stelle tönt gar der poppige Ohrwurm-Faktor von Weezer oder Jimmy Eat World durch, eingeweihte Szene-Füchse mögen zudem Vergleiche zu Bands wie Basement, Superheaven oder Narrow Head ziehen. Alternative Rock ist das, manchmal mit ein paar gut gemeinten Prisen Post Hardcore, mal eben auch das, was gemeinhin als Emo Punk durchs Rund rockt. Einfach eine unglaublich gute Mischung mit unglaublich guten Songs.

Da das Quartett vor allem in den vergangenen Jahren vornehmlich in Ton- statt in Filmstudios unterwegs war, lassen sich Pærish beim Schreiben ihrer Songs nun – mal mehr, mal weniger direkt – vom Kopfkino-Flimmern der weiten Filmwelt inspirieren (so etwa auch beim Bandnamen, zu welchem sich Pærish durch den von Robin Williams in „Jumanji“ verkörperten Charakter Alan Parrish inspirieren ließen). Newcomer sind die Franzosen aber keineswegs – bereits mit ihrem 2016 erschienenen Debüt „Semi Finalists“ schaffen sie es ins Vorprogramm von Bands wie Sum 41 oder den Silversun Pickups. Mit „Fixed It All“ dürfte es hoffentlich sogar noch höher hinausgehen, denn Will Yip (La Dispute, Pianos Become The Teeth, Tigers Jaw), der beim Erstling bereits fürs Mastern verantwortlich war, ist genau der Richtige, um ihre Songs mit seinem Trademark-Sound auf ein neues Level zu bringen. Gitarren und Bass klingen vor allem in den tiefen Tönen satt und wuchtig mit zeitlosem Grunge-Fuzz oder, wenn sie clean bleiben, mit leicht shoegazigem Hall wie bei den späteren Title Fight. Auch das Schlagzeug tönt groß und raumfüllend, wie im Intro von „Violet“, wo es allein für sich steht. Pærish scheuen keine dissonanten Akkordfolgen, die so aufgekratzt sind, wie es vor allem im Neunziger-Alternative-Rock üblich war. Diese Spannung geht fast immer in Refrains auf, in denen Sänger Mathias Court nicht nur ähnlich klingt wie Jim Adkins, sondern auch ein vergleichbares Talent für Melodien unter Beweis stellt wie der Jimmy Eat World-Frontmann. Klares Ding: Mit denen gehören Pærish als nächstes auf die Bühne. Ein Song wie „Archives“ wäre in einer besseren Musikwelt ein verdammter H.I.T., die „Journey Of The Prairie King“ dürfte gern niemals enden, „You & I“ punktet mit Patrick Miranda von Movements als Gast.

Unterm Strich steht ein Zweitwerk mit zehn eindringlichen, intensiven Stücken einer am internationalen Punkrock-Niveau schnuppernden Band, die weder die harten Gitarren noch das nötige Quäntchen Kitsch scheut. Je pense que ça me plaît.

Rock and Roll.

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