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Flimmerstunde – Teil 36


Wer ANEWFRIEND auf Facebook folgt, dem dürften die unterstehenden Zeilen wohlmöglich bekannt vorkommen. Der Rest findet hier jeweils zwei Film- und Serien-Empfehlungen meinerseits aus der letzten Zeit…

Nomadland“ (2020)

Fern (Frances McDormand) hat vor einiger Zeit ihren Mann verloren, aber dennoch ist sie in dem gemeinsamen Haus in Empire, Nevada wohnen geblieben. Nun allerdings hat die United States Gypsum Corporation, ein Baustoffhersteller und der einzige große Arbeitgeber der Kleinstadt, dicht gemacht und es gibt keine Jobs mehr. Nicht einmal eine Postleitzahl hat Empire mehr, weswegen Fern sich schließlich dazu entscheidet, in ihrem kleinen Van zu leben, durch die Vereinigten Staaten zu fahren und sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob treiben zu lassen. Sie besteht allerdings darauf, dass sie nicht obdachlos, sondern einfach nur hauslos ist. Wohlmöglich könnte die Frau in ihren Sechzigern aufgrund ihrer Qualifikationen jederzeit wieder ein relativ „normales“ Leben führen, doch sie bevorzugt den Alltag auf der Straße mit seiner Freiheit, den anderen Menschen und den vielen Bekanntschaften, die man irgendwann wieder trifft. So arbeitet sie mal in einem Versandlager, hilft mal der Ernte, arbeitet in einem Diner oder in einer Wohnwagensiedlung, nie so ganz wissend, was die nächsten Tagen bringen werden…

Mit „Nomadland“ entwickelt „The Rider“-Regisseurin Chloé Zhao – trotz ihres zwischenzeitigen Marvel-Blockbuster-Gigs mit dem kommenden „Eternals“ – ihre ganz eigene Art des Filmemachens konsequent weiter. Der Film, welcher lose auf dem Sachbuch-Bestseller „Nomadland: Surviving America In The Twenty-First Century“ basiert, für den sich Autorin Jessica Bruder ein Jahr lang sogenannten „Arbeitsnomaden“ angeschloss, lebt nicht nur von seinen vielen Laiendarstellern, sondern vor allem vom konsequent uneitlen Mimenspiel der zweifachen Oscar-Preisträgerin Frances McDormand („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“), die selbst den kleinen, melancholisch-stillen Momenten eine erstaunliche Tiefe und Würde verleiht. Der bewusst „kleine“ Film, welcher bei seiner Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde und somit als einer der Geheimfavoriten in die anstehende Oscar-Saison geht, stilisiert die modernen Nomaden weder zu Opfern noch zu Helden – und setzt ihnen und ihren klapprigen Heimat-Vehikeln gerade deshalb ein so eindringliches Denkmal, das den Zuschauer mitsamt seinen Protagonisten von Stop zu Stop, von Jahreszeit zu Jahreszeit treiben lässt. Ein berührendes, bildgewaltiges und trotzdem durch und durch bescheidenes Roadmovie voll von Poesie und flüchtigem Glück, das gerade deshalb so tief berührt, weil es nicht auf die Tränendrüse drückt (und somit quasi die Antithese zu klassischen Oscar-Projekten wie „Green Book“ & Co. darstellt). Ebenso toll auch: der einmal mehr wunderbar subtile Score des italienischen Komponisten Ludovico Einaudi.

The Postcard Killings“ (2020)

Es ist ein grauenvoller Anblick, der sich Jacob Kanon (Jeffrey Dean Morgan) da bietet: Seine Tochter und ihr Ehemann wurden während ihrer Hochzeitsreise in London grausam ermordet, zerstückelt und auf bizarre Weise neu zusammengesetzt. Aber wer könnte eine solche furchtbare Tat begangen haben? Und aus welchem Grund? Als der New Yorker Polizist nach möglichen Hinweisen sucht, führt ihn die Spur nach Madrid, München und Stockholm, wo bald darauf ganz ähnliche Morde geschehen. Gemeinsam mit dem deutschen Kommissar Bubeck (Joachim Król) und der schwedischen Journalistin Dessie Leonard (Cush Jumbo) jagt er einem Phantom hinterher, das es zu seiner Methode gemacht hat, seine Verbrechen stets mit Postkarten anzukündigen…

Eines muss man „The Postcard Killings„, der filmischen Adaption eines Romans von Liza Marklund und James Patterson, lassen: Es gibt doch – dem blutigen Sujet zum Trotz – während der 104 Minuten den einen oder anderen Moment, über den man schmunzeln darf. Wenn etwa Kanon ganz frustriert ist, dass es in Europa Reisefreiheit gibt und die Menschen deshalb nicht ständig überwacht werden können, ist einer davon (während in seiner Heimat, genauer betrachtet, nicht einmal eine Meldepflicht herrscht). In einem anderen wird trocken entgegnet, dass es in den US of A eben üblich sei, erst zu schießen und danach zu fragen… Möglich gemacht wird beides durch eine Mörderjagd, die quer durch Europa führt und auch noch einen US-Polizisten mit hineinzieht. Das soll für internationales Flair sorgen und führt so zu dem ein oder anderen Konflikt, wenn sich Behörden und Mentalitäten gegenseitig in die Quere kommen. Und auch wenn der Mystery-Killer-Thriller an so einigen Stellen keinen gesteigerten Wert aufs kleinste Detail legt und eine Unstimmigkeit zugunsten des Kurzweils mal eben eine Unstimmigkeit sein lässt, unterhält der Film mit Jeffrey Dean Morgan (vielen wohlbekannt als Negan aus „The Walking Dead“) in der Hauptrolle. Daher: Tipp für alle Genre-Freunde. (Wer nicht gespoilert werden mag, der sollte übrigens die digitalen Griffel vom deutschen Trailer lassen…)

La Révolution“ (2020)

Frankreich im Jahr 1787: Das Volk hungert, die Unruhen auf den Straßen nehmen zu und eine Revolution bahnt sich an. Doch die adlige Elise de Montargis (Marilou Aussilloux) hat ganz andere Sorgen – seit ihr Vater vor Monaten nach Versailles gereist ist, beschleicht sie der Verdacht, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Außerdem wird ihre kleine Schwester Madeleine (Amélia Lacquemant) von schlimmen Albträumen und Visionen geplagt, weswegen ihr Onkel sie in eine Nervenheilanstalt stecken will. Währenddessen häufen sich in der Bevölkerung die Fälle mysteriöser und brutaler Morde. Gefängnisarzt Joseph Guillotin (Amir El Kacem) untersucht einen Verdächtigen und kommt Unstimmigkeiten auf die Spur. Auf eigene Faust beginnt er zu ermitteln, damit der Verdächtige nicht unschuldig gehängt wird. Seine Wege kreuzen sich bald mit denen von Elise, die eine gemeinsame Vergangenheit mit Josephs Bruder Albert (Lionel Erdogan) hat. Sie stellen fest, dass die Dinge, die sie beide umtreiben, auf ungeahnte Weise zusammenhängen – und alle Spuren führen zu einer Infektion, die das Blut der Infizierten blau färbt und sie in mörderische Raserei verfallen lässt…

Wer hier eine tatsächliche Auseinandersetzung mit den Ereignissen im Frankreich des späten 18. Jahrhunderts erwartet, der wird schnell eines Besseren belehrt. Dafür bietet die Netflix-Serie „La Révolution“ ein ebenso faszinierenden wie kruden Mix aus Historiendrama und Fantasy-Elementen, der zuweilen auch in Richtung detektivischer Spurensuche sowie Horror-Slasher geht und an mancher Stelle sichtlichen Spaß an der gezielten Übertreibung hat. Das mag einerseits ziemlicher Schund sein, ist gleichzeitig aber eben auch faszinierend. Vor allem ist diese erste Staffel durchaus hübsch bebildert. Vieles sieht künstlich aus, zudem wird mal wieder ganz übertrieben mit Grautönen gearbeitet, sodass jeder Anflug von Farbe falsch und auffällig im Kontrast wirkt. Auch an diesen Stellen legte man also so gar keinen Wert auf Authentizität. Aber diese Kombination aus Noblesse und Trash, aus Blut, Dreck und Okkultem ist auf ihre Weise derart fesselnd in ihrer Kühnheit, dass man sich die acht Folgen doch ganz gut (am Stück) anschauen kann. Zwischenzeitlich kommt es zwar zu kleineren Hängern, wenn die Geschichte mal wieder derart konfus umherirrt, als befände sie sich selbst in einem Virus-Wahn. Zu sehen gibt es jedoch auch dann noch genug.

Zu viel sollte man an der Stelle nicht vorab verraten, da ein Teil des Spaßes bei „La Révolution“ darin liegt, dass die Geschichte immer und immer abstruser wird. Da gibt es Abarten gewohnter Genrekreaturen, Ausflüge in die Zauberwelt, garniert mit einer Prise Sherlock Holmes und etwas Pseudo-Wissenschaft. Geradezu prophetisch mag sein, dass hier ein Virus eine große Rolle spielt, welches höchst ansteckend ist und wofür eilig nach einem Heilmittel gesucht wird. So als hätte man das Jahr 2020 mal so eben rund 230 Jahre nach vorne verlegt. Polternde Populisten gibt es in der Serie zwar nicht, dafür andere Adelsschurken, denen minderwertige Menschen – sprich: alle aus dem schnöden Volk – herzlich egal sind.Unterm Strich ist „La Révolution“ also für Genre-Freunde durchaus empfehlenswert. Und aufgrund des Erfolgs kurz nach dem Serienstart im vergangenen Oktober ist – so Corona und Netflix es denn zulassen – eine 2. Staffel durchaus denkbar…

Years and Years“ (2019)

Es ist 2019, die Welt steht in Flammen. Die von BBC One und HBO produzierte sechsteilige Mini-Serie „Years and Years“ zeigt, wie eine Familie aus dem englischen Manchester – teils im Zeitraffer – ihren Weg aus dem globalen Übel sucht, und in den immer wirreren Zeiten versucht, nicht sich selbst (und einander) zu verlieren…

Auch wenn absurd Komisches die Serie glücklicherweise immer wieder auflockert, ist Wegschauen – besonders gen Ende – schlicht unmöglich: Das Szenario von „Years and Years“ mag zwar dystopisch und (noch) fiktiv sein, ist mit all seinen bitteren Konklusionen bis ins Detail jedoch so verdammt realitätsnah und gut vorstellbar, dass es richtig weh tut zuzusehen, wie die Welt von Jahr zu Jahr mehr vor die Hunde geht. Außerdem ist vor allem Nebendarstellerin Emma Thompson einmal mehr schlichtweg fabelhaft.

Wer übers Wochenende (oder an ein, zwei Abenden) nur eine Serie schauen mag, der sollte definitiv diese wählen – zudem flimmern sich die knapp sechs Stunden, welche man aktuell in der ZDF-Mediathek findet, quasi in einem Binge-Rutsch. Ohne viele Worte, kurzum: Unbedingte Empfehlung!

Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2014 – Teil 1


Es gibt kein Entrinnen, nirgends! Wohin man auch blickt und klickt, wird man mit Resümees, Rekapitulationen, Highlights, Lowlights und Schlussstrichen geradezu überschüttet und kopftechnisch nahezu übersättigt. ANEWFRIEND stimmt nun auch in diesen Reigen ein und präsentiert, wie bereits in den vergangenen Jahren schon, höchst subjektive Glanzlichter aus Bild und Ton.

In guter Tradition startet die ANEWFRIEND‘sche Jahreszäsur auch 2014 mit den Serien…

 

 

„Shameless“

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Meine persönliche Neuentdeckung des Jahres ist „Shameless„. Man mag es auf den Mangel an Zeit oder auf die Fülle anderer guter bis sehr guter Serien schieben, dass ich erst jetzt – die US-Serie, welche ihrerseits selbst eine Adaption des britischen Originals (2004-2013) darstellt, läuft seit 2011 recht erfolgreich bei Showtime (USA) beziehungsweise FOX (Deutschland, via Pay-TV) und wurde mir bereits vor einigen Monaten von einem Freund ans Herz gelegt – dazu gekommen bin, mich hier auf den neusten Stand zu bringen.

Die Serie handelt von Frank Gallagher (William H. Macy), einem frustrierten, taugenichtigen Vater von sechs Kindern. Er verbringt seine Tage betrunken in seiner Stammbar irgendwo in den trist-grauen Suburbs von Chicago und überlässt seine heranwachsenden Kinder nur allzu gern größtenteils sich selbst. Die älteste Tochter, Fiona (Emmy Rossum), übernimmt notgedrungen die Rolle ihrer ebenfalls durch Abwesenheit glänzenden Mutter und versucht den Haushalt am Laufen und die Familie – bestehend aus ihr, dem ebenso klugen wie raubeinigen Lip, Ian, der mit seiner Homosexualität zu kämpfen hat und dessen größter Traum es ist, ausgerechnet zur US-Army zu gehen, der pubertierenden Debbie, die „gute Seele“ der Familie, dem ständig für massenhaft Ärger guten Carl und dem kleinen Liam (Ein schwarzes Baby in einer weißen Familie? Passt ja!) – zusammenzuhalten. Zum Glück kann sie dabei auf die Unterstützung ihrer ebenfalls nicht minder chaotischen und herzlichen Nachbarn und Freunde Kevin und Veronica zählen…

Im Grunde hat die Serie alles, um zu unterhalten: genug Witz für die Comedy-Sparte, reichlich Herzschmerz und Drama für den Hormonhaushalt der Freundin, die ein oder andere Anspielung auf die gesellschaftliche Schieflage in den gar nicht mal so gloriosen US of A, sowie massig Denkanstöße, die dem Ganzen – Unterhaltung zum Trotz – den wohltuenden Beigeschmack einer Sozialstudie geben. Natürlich muss der Zuschauer ein gutes Pfund an Ironie (slash Sarkasmus) mit vor den Bildschirm bringen, um all die ausweglos scheinenden Engpässe, in die sich die Gallaghers von Monatsrechnung zu Monatsrechnung manövrieren, mit einem Lächeln zu ertragen. Das Schöne ist, dass „Shameless“ während seiner bislang vier Staffeln nie zu ernst gerät und selbst den dunkelsten Serienstunden stets lächelnd den ausgestreckten Mittelfinger der political incorrectness entgegenstreckt. Für den Rest sorgt freilich die ausgezeichnete Schauspielerriege, der neben William H. Macy und Emmy Rossum auch die tolle Joan Cusack in der Rolle der dauerlabilen, überdrehten Hausfrau Sheila angehört.

 

 

„The Walking Dead“

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Die Serie läuft seit 2010 Woche für Woche konstant auf meinem Flimmerradar und hat, wie’s scheint, mit Staffel 5 auch das Interesse der breiteren Zuschauermasse geweckt. So ist zwischen der Zombie-Action von Frank Darabont und George R.R. Martins kaum weniger monumentalem Ritter-und-Drachen-Historienschinken „Games of Thrones“ ein Fernduell um die allwöchentliche Zuschauergunst entstanden, wie es in den seligen Neunzigern nur zwischen „Baywatch“, den „Simpsons“ und „Emergency Room“ möglich war – wie sich die Zeiten ändern…

Ich für meinen Teil stelle mich gern auf die Seite der Gruppe Überlebender um den Ex-Cop Rick Grimes (Andrew Lincoln), denn nachdem die Serie in Staffel 4 mit all ihrer lokal und handlungsmäßig doch recht beengten Gefängnisstoryline noch einen herben Durchhänger hatte, läuft’s in Staffel 5 umso besser. Plottwists, mehr famos kostümierte Untote, mehr Action, mehr Blut – alles prima. Da ist es nur allzu erfreulich, dass der ausführende US-Sender AMC „The Walking Dead„, deren zweiter Staffelteil im Februar folgt, mit mindestens einer sechsten Staffel weiterführen wird.

 

 

„American Horror Story: Freak Show“

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Ich selbst liebe und lobe die US-Mystery-Serie ja bereits seit Jahren. Die Idee, die Darstellerriege, welche sich momentan um Jessica Lange, Sarah Paulson, Evan Peters, Kathy Bates und Angela Bassett bewegt, von Staffel zu Staffel zu übernehmen und bei alternierender Horrorthematik – nach einem Spukhaus in Staffel 1, einer Irrenanstalt in Staffel 2 und einem Südstaatenhexeninternat in Staffel 3 sind wir nun, der Titel sagt’s bereits, in einer „Freak Show“-Zirkustruppe angekommen – einfach in andere Rollen schlüpfen zu lassen, ist einfach zu brillant.

Und – auch da wiederhole ich mich nur allzu gern – natürlich lässt sich auch “American Horror Story: Freak Show” weiterhin als nicht eben simpel gestrickter Gruselspaß mit toller Atmosphäre schauen. Liest man jedoch tiefer ins Innenleben der seit 2011 recht erfolgreich laufenden Serie hinein, so zerpflückt diese zwischen den Zeilen die dunkelsten Spielarten des menschlichen Miteinanders – und offenbart, dass der wahre Horror noch immer in der Alltäglichkeit steckt. Die wahren „Freaks“ sind hier nicht die bärtigen Frauen, siamesischen Zwillinge, Krebshändenmänner und Lizard Girls, sondern die „normalen“ Menschen, mit all ihren verächtlichen und abweisenden Blicken. Das wird auch in Staffel 4 nur allzu deutlich…

 

 

Aus und vorbei…

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Keine Minute zu früh kam wohl die letzte Klappe für Hank Moody und „Californication„. Aller political incorrectness, allem Rock’n’Roll-Hedonismus, aller Liebenswürdigkeit, mit der David „Fox Mulder“ Duchovny die Figur des stets von Misere zu Misere taumelnden, gutmütigen Schreiberlings Hank Moody verkörperte, zum Trotz – nach sieben Jahren und Staffeln hatte sich das Konzept aus Sex, Drugs, noch mehr Sex und reichlich Rock’n’Roll unter der kalifornischen Sonne einfach überholt. Leicht wehmütig sieht man die letzten Folgen, nach denen eines fest steht: Hank Moody has left LA…

 

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Ebenfalls „fare thee well“ hieß es 2014 für „How I Met Your Mother„, dessen neunte Staffel zu einem einzigen langen Hochzeitspro- oder -epilog (je nachdem, wie man’s nimmt) zwischen der dauerhaft unsicheren Robin Scherbatsky (Cobie Smulders) und unser aller Lieblingsplayboy Barney Stinson (Neil Patrick Harris) wurde. Dass die schlussendliche Auflösung, wie Ted Mosby (Josh Radnor) nun die ominöse „Mutter“ seiner Kinder trifft, nicht zur Zufriedenheit aller Fans der Serie ausfiel (ebenso wie tatsächliche Serienende), ist klar – immerhin musste man schlappe neun Jahre auf diese eine Antwort warten…

 

 

Den Anschluss verpasst…

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…habe ich bei „Sons of Anarchy“ irgendwo zwischen Staffel 5 und 6. Zu viel Drama, zu viel Larifari, zu wenig Action, am Ende. Dass die Serie nach sechs Jahren und sieben Staffeln vor wenigen Tagen zu Ende ging (höchst dramatisch, freilich!), hat mich daher nur am Rande interessiert. Mal schauen – eventuell gebe ich den letzten Staffeln der von Shakespeares „Hamlet“ inspirierten Geschichte um die kalifornische Bikergang „SAMCRO“ (Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original) rund um Lederwesten-Jungspund Jackson „Jex“ Teller (Charlie Hunnam) und dessen Mutter Gemma (Katey Sagal) irgendwann noch einmal eine Chance…

Ebenso raus bin ich – aktuell – bei „Hannibal“ (nach wenigen Folgen, trotz dem tollen Mads Mikkelsen als Dr. Hannibal Lecter), „New Girl“ (auf Zooey Deschanels Charme darf man sich nicht allzu sehr verlassen, wenn am Ende die Storyline und der Witz fehlen), „Person of Interest“ (einerseits sehr konfus mit all seinen Handlungsebenen, andererseits doch auch recht eintönig innerhalb der einzelnen Episoden), „House of Lies“ oder „2 Broke Girls“ (beide mangels Zeit).

 

 

Und 2015?

the-returned-banner-03…stehen für mich – nebst den oben genannten Serien, natürlich – die ersten Staffeln von „True Detective“ und der französischen Mystery-Serie „The Returned“ auf dem Zettel. Erstere liefert mit einer hervorragend besetzten Darstellerriege um Matthew McConaughey, Woody Harrelson und Michelle Monaghan nur einen weiteren Beleg dafür, dass immer mehr tolle Hollywood-Schauspieler ihr Mimikheil im Serienfach suchen, das sich sowohl von den Etats als auch von der Ausstattung, den Plots und der Regieführung längst nicht mehr vorm abendfüllenden Kino zu verstecken braucht, es immer öfter gar übertrifft. Zweitere wird – vom Soundtrack, für welchen sich die schottischen Instrumentalpostrocker von Mogwai verantwortlich zeichnen, mal ganz abgesehen – allerorts angepriesen. Und da wäre da noch „Der Tatortreiniger“ Heiko „Schotty“ Schotte (Bjarne Mädel), der beweist, dass es ein Leben nach „Stromberg“ gibt – und dass deutsche Comedy auch 2014/2015 ausgezeichnet zu unterhalten weiß, abseits das platten Mainstream. Außerdem warten noch immer Francis J. Underwood (Kevin Spacey) und die zweite Staffel der fulminant bitterbösen Politthrillerserie „House of Cards“ auf mich. Langeweile? Nicht im Serienfach, nicht in 2015 – selbst, wenn alle Fans von „Sherlock“ wohl noch bis 2016 warten müssen, bevor Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin „Der Hobbit“ Freeman) mit einer hoffentlich vierten Staffel der großartigen BBC-Serie zurückkehren…

 

 

Rock and Roll.

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Flimmerstunde – Teil 24


„Der Geschmack von Rost und Knochen“ (2012)

Der Geschmack von Rost und Knochen (Plakat)It’s a hard knock life. Ali (Matthias Schoenaerts), ehemaliger Gelegenheitsboxer und hauptberuflicher Tagelöhner und Gelegenheitsarbeiter, flüchtet gemeinsam mit seinem fünfjährigen Sohn Sam (Armand Verdure) vor der Arbeitslosigkeit und Kälte des französischen Nordens an die warme Côte d’Azur, zu seiner Schwester Anna. Beide haben wenig mehr mit sich als die Kleidung, die sie am Leib tragen, sehen aus wie zwei Gestrandete, die sich kaum kennen. Und obwohl sich Ali und Anna Jahre nicht gesehen haben, nimmt diese ihn – wenn auch mit einem befremdlichen Gefühl der Anonymität im Magen – bei sich auf. Fortan schlägt sich Ali, mehr schlecht als recht, mit Kurzzeitjobs durch, ist mal Wachmann, mal Türsteher, und vögelt – man entschuldige die hier nur allzu passende Wortwahl – praktisch alles, was ihm vor die gestählten Muskeln und den dauerharten Schwellkörper läuft. Eines Abends lernt er vorm Eingang einer Diskothek Stéphanie (Marion Cotillard) kennen, die tagsüber als Schwertwal-Trainerin in einem Vergnügungspark arbeitet. Nach einer Schlägerei bringt er sie nach Hause, steckt ihr im Gehen seine Telefonnummer zu. Und siehe da: Stéphanie ruft einige Wochen später tatsächlich an. Und doch weiß auch Ali längst, dass sie nicht mehr die lebenslustige Kleinstadtschönheit ist, die er an jenem Abend durch die Nacht gefahren hat…

Szene #1

Regisseur Jacques Audiard, der 2010 für seinen unbedingt sehenswerten Vorgänger „Ein Prophet“ bereits für einen Oscar nominiert war, zeichnet in „Der Geschmack von Rost und Knochen“ in mal ruhigen, mal rastlosen Bildern das Portrait von zwei im ersten Teil ihrer Leben gebrochenen Menschen, denen nun die Chance zuteil wird, sich am ungleichen Gegenüber aufzurichten. Auf der einen Seite der grobe und – scheinbar – gefühlskalte Ali, personifiziertes Opfer der französischen Wirtschaftskrise, der jedoch auf seine Weise – und in einer Art Überlebensmechanismus – alles daran setzt, nicht unter die gesellschaftlichen Räder zu kommen: er nutzt seine Kraft und Erfahrung und lässt sich bei illegalen Wettkämpfen gut bezahlt die Fresse polieren (und teilt freilich noch mehr aus). Auf der anderen Seite Stéphanie, der durch einen Arbeitsunfall plötzlich alles Lebenswerte genommen scheint, und die sich am Ende ihrer Kräfte an Ali wendet – ebenfalls eine Art Automatismus. Das schöne Häufchen Elend und das grobschlächtige Biest mit den traurigen Augen – ein ungleiches Paar, dem erst das Schicksal die Köpfe einschlagen muss, um sie das Leben spüren zu lassen…

Szene #2

Das wohl Beste an „De rouille et d’os“ (der französische Originaltitel) ist, dass Audiard hier eine gut zweistündige, herzzerreißende Liebesgeschichte erzählt, welche gänzlich ohne Kitschfaktoren auskommt – und das kann man ihm im an Erbauungsschmonzetten á la „Ziemlich beste Freunde“ nicht eben armen französischen Kino gar nicht hoch genug anrechnen. Des Weiteren beweist Oscar-Preistträgerin Marion Cotillard („La vie en rose“) einmal mehr, dass sie nicht ohne Grund zu den talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation zählt. Mit jedem Blick, jeder Bewegung, jeder Geste verleiht sie Stéphanies schlussendlich unbedingtem Kampf zurück ins Leben eine Tiefe, die – national wie wohl auch international – ihresgleichen sucht – und stellt dabei sogar die Leistung ihres belgischen Leinwandpartners Matthias Schoenaerts, der mit seiner Wandlung von Kälte zu Erkenntnis ebenfalls zu überzeugen weiß, in den Schatten. „Der Geschmack von Rost und Knochen“ (ganz nebenbei mal ein gelungener deutscher Filmtitel!) mag zwar für Audiard bei den letztjährigen Filmfestspielen in Cannes – skandalöserweise – keinen Preis eingebracht haben. Der Film beweist jedoch wieder einmal, dass französische Filme zwar durchaus unbequem sein können, aber vor allen Dingen beinahe immer auch eines: unbedingt sehenswert und ungewöhnlich anders. Was obendrein seit jeher auf Filme mit Madame Cotillard zutrifft… Großartig und hiermit uneingeschränkt empfohlen!

 

 

 

„After Earth“ (2013)

After Earth (Plakat)Will Smith, M. Night Shyamalan – beide Männer waren mal wichtig, beide waren mal richtig gut. Smith setzte sich in den Neunzigern als klamaukiger „Prinz von Bel-Air“ selbst ein TV-Denkmal, und bewies in zurecht erfolgreichen – da mit überaus feinem Popcornkino-Unterhaltungswert versehenen – Filmen wie „Bad Boys“, „Men In Black“ oder „Independence Day“ seinen international anwendbaren Unterhaltungswert. Der indischstämmige Regisseur Shyamalan bewies 1999 mit seinem zweiten Werk „The Sixth Sense“, in welchem der damals 11-jährige Haley Joel Osment an der Seite von Bruce Willis den Satz „Ich sehe tote Menschen!“ zu geflügelten Filmspruch machte, zumindest ein Mal – dafür jedoch umso effektvoller -, dass er in der Theorie durchaus befähigt ist, das willige Filmpublikum mit einer ganzen Reihe von großen Horror-, Suspense- und Mysteryschockern das Fürchten zu lehren. Stattdessen fügte er mit Filmen wie „Unbreakable“, „Signs“, „The Village“ oder „The Happening“ Schauspielern wie Samuel L. Jackson, Mel Gibson, Joaquín Phoenix oder Mark Wahlberg herbe Verrisskratzer in der jeweils eigenen Vita zu. Und auch bei Will Smith lief es kaum besser: Klar waren Filme wie „I, Robot“, „Das Streben nach Glück“, „I Am Legend“ oder „Hancock“ Erfolge – jedoch schlichen sich insgeheim böse Gerüchte ein: Was läuft da mit Scientology? Nutzte der Schauspieler etwa seine Filme als Medium, um die – völlig zu recht – fragwürdigen Psychotechniken von L. Ron Hubbard ins Unterbewusstsein der Zuschauer zu schleusen? Nun, wo man gerade wie Filme wie „Das Streben nach Glück“ oder „Hancock“ zumindest noch skeptisch sein musste, wird man nun bei Smiths neustem Film „After Earth„, zu dem dem Schauspieler selbst (offiziell) die alleinigen Story-Credits zugeschrieben werden, praktisch mit dem Indoktrinationsvorschlaghammer geprügelt…

Der Geschichte selbst ist schnell erzählt: Eintausend Jahre in der Zukunft hat die Menschheit die Erde – natürlich – längst unbewohnbar gemacht und musste sich auf dem Planeten „Nova Prime“ einen neuen Lebensraum aufbauen. Dummerweise hat davon auch eine außerirdische Spezies Wind bekommen, welche nun blinde Kampfbiester – die „Ursas“ – zur Menschenjagd einsetzt. Die „Ursas“ können jedoch nur jene Menschen jagen, die sie aufgrund ihrer Angst riechen können – was so ziemlich alle Menschen sein dürften, nur einer nicht: General Cypher Raige (Will Smith). Der besitzt freilich Legendenstatus, liegt aber mit seinem – scheinbar – schwächlichen 13-jährigen Sohn Kitai (Jaden Smith) im Clinch, dem er noch immer die Schuld am Tod seiner Tochter zuschreibt. Auf einem Übungsflug stürzt ihr Raumschiff auf – natürlich – der wilden, menschenfreien Erde ab, beide überleben als einzige. Da Cypher Raige verletzt ist, muss sich Kitai nun allein durch die ihm fremde Natur kämpfen, um Hilfe zu rufen…

Szene aus "After Earth"

Nach „After Earth“ braucht’s keine offizielle Bestätigung mehr, ob Will Smith und sein Clan nun dem Bespiel von Tom Cruise, John Travolta und Konsorten gefolgt sind und sich in den behüteten Schoss von Scientology gegeben haben (zumal der Fakt, dass Smith der Sekte vor geraumer Zeit eine nicht eben kleine Summe als Spende zukommen ließ, ebenfalls für sich sprechen dürfte). Smiths neuster Film, welcher zu allem Überdruss noch nicht einmal übermäßig spannend oder gar unterhaltsam gelungen ist, trieft nur so vor theoretischen Anleihen aus „Dianetics“, L. Ron Hubbards Scientology-Machwerk aus dem Jahr 1950: Wir sind die Auserwählten! Die Angst ist eine Illusion! Hinterfrage nichts, unterwirf‘ dich einem Automatismus! (An dieser Stelle soll nicht tiefer ins Detail gegangen werden. Wer sich informieren mag, dem stehen freilich alle erdenklichen Medien zur freien Information wie Desinformation zur Verfügung…) Entschuldigung, aber: Was zur Hölle soll die Scheiße?!? Will Smith selbst verkommt zum seelenlos auftretenden Nebencharakter, lässt seinen ältesten Spross Jaden nun Werbung für Scientology laufen. M. Night Shyamalan setzt erwartetermaßen seinen freien Niveaufall fort. So weit, so ärgerlich. Von Shyamalan erwartet man schon längst keine positive Überraschung á la „The Sixth Sense“ mehr. Für mich persönlich hat’s jedoch Will Smith mit „After Earth“ – man entschuldige erneut – endgültig verkackt. Nicht ausschauen, keinesfalls – großer Mist, langweilige Sektenscheiße, welche als hirnrissig-primitive SciFi-Geschichte getarnt wird, das Ganze… Das. Musste. Raus.

 

Rock and Roll.

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Flimmerstunde – Teil 4


ANEWFRIEND war am gestrigen Abend mit der besten Freundin im Kino und hat euch einen Filmtipp mitgebracht…

 

Kriegerin (2011)

La tristesse durera. Keine Hoffnung, nirgends…

Eine Landjugend in der ostdeutschen Provinz: Arbeit ist rar, die Abneigung gegen die Asylbewerber im Ort, zusätzlich unterfüttert von lokalen rechtspopulistischen Politikern auf Dummfang, dementsprechend hoch. Marisa (Alina Levshin) ist Anfang Zwanzig, trägt ihre Gesinnung mit Tätowierungen wie „Skingirl“, „14 Words“ (ein dem US-Faschisten David Eden Lane zugeschriebener Glaubenssatz, welcher verklausuliert ausdrücken soll, dass die sogenannte „arische Rasse“ allen anderen Rassen überlegen ist) oder dem Hakenkreuz über der Brust offen zur Schau, „Nazibraut“ steht auf ihrem Shirt, ihre blonden, langen, strähnigen Haare sind teils geschoren. Zusammen mit ihrer  Skinhead-Gang läuft sie breiten Schrittes und mit grimmiger Miene durch die S-Bahn, pöbelt Fahrgäste an, zeigt den Hitlergruss, schließlich schlagen sie einen asiatischen Jugendlichen zusammen. Bald darauf wird ihr Freund Sandro (Gerdy Zint) von einer Polizeieinheit im Haus von Marisas Mutter festgenommen. Nun wartet sie auf dessen Freilassung, fristet ihr tristes Dasein als Kassiererin in dem kleinen Dorf-Supermarkt, säuft, fährt durch die Gegend, hängt mit ihrer Clique am Baggersee herum, steht ständig unter Strom. Gelöst sieht man Marisa nur, wenn sie den kranken Großvater, welcher sie zwar schon früh zu Härte, Stärke und Vorsicht „vor den Juden“ erzogen hat, zu dem sie aber als einzigen Menschen eine liebevolle Beziehung hat, im Krankenhaus besucht. Am emotionalen Wendepunkt des Films drängt sie, aus Wut und im Affekt, zwei afghanische Jugendliche, welche mit dem Moped unterwegs sind, mit ihrem Auto von der Straße. Getrieben von Schuld freundet sich sich zögerlich und Stück für Stück mit einem der beiden, Rasul (Sayed Ahmad), an, hinterfragt ihre so sicher geglaubten Wertvorstellungen und entfernt sich damit unbemerkt auch von ihren „alten“ Freunden.

Parallel dazu stößt die 15-jährige Svenja (Jella Haase) zur Gruppe, die, von Neugier, Hormonen und der Rebellion gegen ihren kontrollsüchtigen Vater getrieben, unbedarft und naiv nach Anschluss sucht. Während sich das eine Mädchen von der Gruppe löst und ihren Horizont erweitert, drängt das andere mit aller Macht hinein. Als beide aufeinander treffen, setzt das eine folgenreich-tragische Kettenreaktion in Gang, an deren Ende, wie meine Begleitung treffend richtig feststellte, das wohl einzig positiv mögliche Ende steht…

Der Debüt- und Diplomfilm (!) von Regisseur David Wnendt zeichnet mit rasanter Erzählweise und dokumentarischer Härte ein plastisches Bild der hängengebliebenen, desillusionierten Jugend in der (ost)deutschen Provinz. Umgang und Tonfall sind rau, die Augen traurig, das Weltbild beschränkt-alkoholverhangen, der Sex hart, schnell und frei von Liebe. 19 Jahre nach „Romper Stomper“, 13 Jahre nach „American History X“ gibt es mit „Kriegerin“ nun einen gleichwertigen deutschen Film. Alina Levshin spielt die Hauptrolle grandios und mit aller ihr möglichen Eindringlichkeit und Glaubwürdigkeit. Und trotz der Tatsache, dass hier (zutreffende) Klischees bedient werden und, zwischen den Zeilen, der Zeigefinger erhoben wird, ist „Kriegerin“ uneingeschränkt zu empfehlen und einer der besten deutschen Debütfilme seit langem.

 

Rock and Roll.

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