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Song des Tages: Theodor Shitstorm – „Rock’n’Roll“


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Was der Pressesprech(er) meint:

„Theodor Shitstorm wurde im Juli 2017 in Bosnien und Serbien geboren.

Theodors Eltern sind die Singer-Songwriterin Desiree Klaeukens und der Filmemacher Dietrich Brüggemann. Sie kennen sich seit einigen Jahren, er hat in ihr bereits eine Schauspielerin entdeckt, jetzt entdeckt sie in ihm den Musiker, und schon küsst die Muse die Muse. Also laden sie einen Laptop, eine Gitarre, ein Mikrofon und viele Kabel in einen steinalten Porsche und fahren in Richtung Balkan, wo die Sonne scheint und man bei Freunden übernachten kann. Doch schon am ersten Tag findet die Reise ein jähes Ende: Getriebeschaden in der Slowakei. Für einen Moment droht das ganze Unternehmen zu scheitern. Doch dann findet sich in Wien ein Autovermieter, der keine Fragen stellt, und die Reise geht in einem steinalten Golf weiter. Auf staubigen Straßen und in einer heißen Wohnung in Belgrad entstehen in den folgenden zwei Wochen Hymnen auf den Rock’n’Roll und den erweiterten Kunstbegriff, Klagelieder über die alte Tante BRD, absurde Schuldzuweisungen, Balladen für die Autobahn und zweistimmige Ratgeber für alle Lebenslagen.“

51MUKtsm-RL._SS500Beurteilt man „Sie werden dich lieben„, das am kommenden Freitag erscheinende Debüt von Theodor Shitstorm, anhand der ersten beiden Auskopplungen „Ratgeberlied“ und „Rock’n’Roll“, so bieten Desiree Klaeukens (deren eigenes, 2014 veröffentlichtes Debüt „Wenn die Nacht den Tag verdeckt“ noch immer sträflichst unbekannt scheint) und Dietrich Brüggemann (unter anderem für Filme wie „Renn, wenn du kannst“, „3 Zimmer/Küche/Bad“ oder zuletzt „Heil„, in dem denn auch Klaeukens eine kleinere Rolle hatte,  verantwortlich) dem geneigten Hörer elf Stücke, deren Songwriter-Indiepop warme Nebelschwaden durch den nahenden Herbst zieht, während anderswo noch genügend Platz für amüsante Songtitel wie „Mama, schick mir die Platten von Reinhard Mey“ bleibt. Und wer eine derart federleicht-lakonische Momentfeier wie „Rock’n’Roll“ abliefert, der darf  – offensichtlich schon allein des Titels wegen – auf diesem bescheidenen Blog keinesfalls fehlen…

 

 

Eben: Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2015 – Teil 2


IndieKinos Berlin

ANEWFRIENDs Filmfazit lässt sich – sagen wir’s kurzum, schreiben wir’s frank und frei – mit einem äußerst ernüchternden Resümee bilanzieren: einen „Film des Jahres“ gab es nicht.

Das mag auf der einen Seite mit (m)einem akuten Zeitmangel während der vergangenen zwölf Monate (wofür ja das Kino als solches wenig dafür kann) zu tun haben, auf der anderen Seite beweist diese Erkenntnis wieder einmal, dass sich die wahren qualitativen „Ereignisse“ mittlerweile vor allem im Serienfach abspielen (siehe Der Jahresrückblick 2015 – Teil 1). Natürlich habe ich auch 2015 so einige Filme sehen können – sowohl im Kinosaal als auch im Heimkino -, jedoch hatte am Ende kein abendfüllendes Zelluloid das Zeug zum „Film des Jahres“. Lange habe ich überlegt, einschlägige wie abwegige Internetseite gewälzt und mir im Zweifel den doch recht filmverrückten Kopf zerbrochen, aber: nichts zu machen.

jurassicworldposter_0Am ehesten käme noch – und allein das spricht bereits Bände – Jurassic World an diesen Titel heran. Und das nicht, weil der Film – die Fortsetzung des mittlerweile auch schon wieder 14 Jahre zurückliegenden „Jurassic Park III“ – so uneingeschränkt großartig ist. Aber immerhin bot der Streifen im aktuellen Filmjahr noch die beste actionreiche Popcornunterhaltung – auch dank Chris Pratt, guter Animationen, und trotz der Tatsache, dass Pratts weiblicher Co-Star Bryce Dallas Howard schwachsinnigerweise gut 120 Minuten in High Heels durch den Urwald stöckelt. Immerhin das Gesamtergebnis wusste am Ende so einigermaßen zu überzeugen. Auch gut war die neuseeländische Vampir-Mockumentary 5 Zimmer Küche Sarg, eben weil sie so anders angelegt ist als viele ihrer „großen“ Vergleichsfilme aus etwa den USA und am Ende mit einer Menge liebenswert abseitigem Indie-Charme überzeugt. Oder Men & Chicken, der neuste Streifen des dänischen Regisseurs Anders Thomas Jensen. Kenner des skandinavischen Films werden bei der bloßen Aufzählung vergangener Werke des 43-Jähreigen – „In China essen sie Hunde“, „Old Men In New Cars“, „Dänische Delikatessen“, „Adams Äpfel“ etc. pp. – freilich schnell mit der zelluloidbelasteten Zunge schnalzen und wissen, was auch 2015 von Jensen und so einigen seiner bewährten und befreundeten Langzeitdarsteller – allen voran Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas – zu erwarten war: ein weiterer Film, der sich mitnichten um irgendwelche Konventionen schert. Stattdessen nimmt die Truppe mit der Geschichte um zwei ungleiche Brüder, die ihrer Vergangenheit und Familiengeschichte nachspüren und dabei auf allerlei Haarsträubendes stoßen – erneut gesellschaftliche Entwicklungen aufs Korn – samt passend weirdem Happy End.

298632Freilich gab es auch 2015 den ein oder anderen ansehnlichen deutschen Film: Victoria von Regisseur Sebastian Schipper etwa, wobei die Annahme, dass sich der in einer Einstellung gedrehte Streifen mit Schippers Klassiker „Lola rennt“ vergleichen ließe, freilich nur oberflächlich stimmt (obwohl es doch – sowohl von der Story wie von der Machart her – Parallelen gibt). Leider gelingt es dem Film nicht, den Zuschauer über (s)eine Länge von immerhin 140 Minuten zu fesseln. Trotzdem gut. Wie auch Heil“ von Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/Küche/Bad“, „Renn, wenn du kannst“), eine feine, bissig-schwarzhumorige Abrechnung mit den immer akuter werdenden nationalistischen Tendenzen in Deutschland, welche sich nie zu ernst nimmt und durch des Regisseurs langjährige Arbeit als Musikvideomacher mit so einigen Musiker-Gastauftritten aufwarten kann (unter anderem von Thees Uhlmann, Gisbert zu Knyphausen, Heinz Rudolf Kunze oder Bernd Begemann).

Der Rest des Filmjahres ist mir jedoch (vorerst) durchs Raster gefallen. Entweder habe ich den ein oder anderen Streifen noch auf meiner Liste (das neue Biopic über Apple-Mastermind „Steve Jobs“ mit Michael Fassbender in der Hauptrolle etwa, freilich „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, die Hitler-Hipster-Persiflage „Er ist wieder da“ oder den neusten Tom-Hanks-Film „Bridge Of Spies“), oder das Gesehene war zwar redlich unterhaltsam, am Ende jedoch kaum der Rede wert (wie so vieles in den letzten Monaten eben). Und wenn man’s positiv sehen mag, dann stehen die Chancen damit gut für ein besseres Filmjahr 2016…

 

Rock and Roll.

 

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Song des Tages: ADAM ANGST – „Splitter von Granaten“


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Bereits im Februar hatte ich mich ja doch recht kühn – und wie sich jetzt, im Oktober, herausstellt: auch vorausschauend – in meiner Review zum selbstbetitelten Album aus dem Fenster gelehnt: „Zeitgeistiger als auf dem Debüt von Adam Angst wird deutschsprachige Musik in diesem Jahr nicht mehr“. Und trotz des ein oder anderen weiteren richtig guten deutschsprachigen Albums in diesem Musikjahr muss ich sagen: recht gehabt! Denn der Erstling von Adam Angst, wenn man so will Nachfolgeband aus den Trümmern von Escapado und Frau Potz, hat sein qualitatives Niveau auch über die vergangenen acht Monate halten können, vielleicht sogar noch gesteigert.

Und im Grunde ist das traurig. Denn Frontmann Felix Schönfuss kehrt mit seinem alter ego Adam Angst alles Schlechte, alles Böse, alles Widerwärtige, Verabscheuenswürdige, Niederträchtige und Grenzdebile, was die heutige Gesellschaft im Öffentlichen wie Privaten (dank Facebook und Co. lässt sich ja das eine kaum mehr vom anderen separieren) zu bieten hat, nach Außen. Knapp 40 Minuten lang kotzt sich „Adam Angst“ pointiert aus, und ist gerade deshalb so großartig.

svgUnd es ich: wichtig. Vor allem wegen einem Stück: „Splitter von Granaten“, welches ich – auch bereits im Februar – euphorisch zum potentiell „wichtigsten Song des Jahres“ ernannt hatte. Und auch da liege ich noch immer richtig. Und auch das könnte trauriger kaum sein…

Umso toller ist es jedoch, dass Adam Angst gerade diesen Song – nach „Ja ja, ich weiß“ und „Professoren“ – als dritte Singleauskopplung ausgewählt haben (und konsequenterweise alle Einnahmen aus dem Verkauf einer Seven Inch PRO ASYL zugute kommen lassen). Das dazugehörige Musikvideo, für das sich Regisseur Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/Küche/Bad“, „HEIL“) verantwortlich zeichnete, feierte heute seine Premiere. Und ist beinahe so großartig wie der Song selbst. Falls ihr im Jahr höchstens ein einziges Mal die Muße haben solltet, bei einem Leitetet genau hinzuhören, dann tut es bitte bei diesem. Danke.

 

 

„Es ist das Jahr 2015 und die Welt spendet Applaus.
Doch worum es gerade geht, wissen wir selbst nicht so genau.
Denn was hat sich verändert in den letzten 5 Jahren?
Also schauen wir uns die Scheiße doch mal an…

700.000 zahlt BMW der CDU,
Plötzlich stimmt Frau Merkel neuen Abgas-Normen nicht mehr zu.
Obama ist noch da und Guantanamo auch.
Da wird schließlich nichts gemacht, außer viel Strom verbraucht.
Die NSA hat seit Jahrzehnten jeden abgehört
Und wir taten überrascht und waren ne Woche lang empört.
Und dann flog Innenminister Friedrich rüber, alle horchten auf.
Er kam wieder mit nem Zettel, da stand ‚Fuck you‘ drauf.
Und Putin rennt durch Wälder und killt Bären zum Vergnügen
Und gibt grünes Licht, um Homosexuelle zu verprügeln.
Gesetze werden über Nacht erlassen und diktiert,
Doch die NPD zu verbieten ist sehr kompliziert.

So lange hier keine Sirenen erklingen,
Keine Soldaten durch unsere Fenster springen,
Keine Nachbarn nachts über Grenzen fliehen
Und unsere Kinder nicht mit Splittern von Grananten spielen,
Ist das meilenweit weg, geht uns das gar nichts an.
Denn das Fernsehen spricht wie immer nicht von diesem Land.
Und wie jedes Jahr, am Silvesterabend
Trinken wir auf unser Leben unterm Tellerrand.

Das war noch lange nicht alles…
In Kairo und Kiew treibt man Menschen in die Enge.
Polizisten ticken aus und schießen wahllos in die Menge.
In nordkorea ist ein großes Kleinkind an der macht,
Das ’nen Atomkrieg provoziert und denkt,
Es wär ne Kissenschlacht.
Der Hunger in der Dritten Welt hat keine Relevanz,
Aber wichtig sind uns Petitionen gegen Markus Lanz.
Asylbewerberheime sind doch sicher, alles klar…
43 Anschläge, und das in einem Jahr.

So lange hier keine Sirenen erklingen,
Keine Soldaten durch unsere Fenster springen,
Keine Nachbarn nachts über Grenzen fliehen
Und unsere Kinder nicht mit Splittern von Grananten spielen,
Ist das meilenweit weg, geht uns das gar nichts an.

Weil ja ein Einzelner nichts verändern kann.
Da muss man dringend was tun, zumindest irgendwann.
Es lebe das Leben unterm Tellerrand.“

 

Rock and Roll.

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