All jenen, die diesen Blog mehr oder minder regelmäßig lesen, brauche ich wohl keine ausführlicheren Lobeshymnen über die tolle Medien-Sammelseite archive.org, auf der sich neben massig anderem (etwa Video-, Audio- und Textdokumente) auch so einige tolle kostenfreie Konzertmitschnitte finden lassen, an die Backe schreiben, oder?
Neustes Fundstück, zumindest für mich: Der komplette 90-minütige Mitschnitt von Ryan Adams‚ Auftritt beim iTunes Festival im Londoner The Roundhouse vom 21. September vergangenen Jahres. Natürlich mag es – gerade auf archive.org – viele Konzertmitschnitte des ohnehin nicht für seine künstlerische Faulheit bekannten 40-jährigen Künstlers aus Jacksonville, North Carolina geben (so macht Adams nebenbei noch als Autor zweier Romane und, in Kürze, als Comiczeichner von sich reden). Dafür besticht die Show durch ihre exzellente Songauswahl – bei den 18 Stücken wird fast der Großteil der (gängigeren) Schaffensperioden des Musikers berücksichtigt, neben neuen Songs vom aktuellen selbstbetitelten Album (etwa „Gimme Something Good“ oder „My Wrecking Ball“) kommen freilich auch Fanfavoriten und Klassiker wie „Oh My Sweet Carolina“ oder „Come Pick Me Up“ nicht zu kurz, während Adams und seine unlängst formierte neue Backing Band „The Shining“ glänzend harmonisieren (die andere, „The Cardinals“ – of Grateful Dead fame -, hatte er 2009 zu Grabe getragen). Dass die Audioqualität des Konzertmitschnitts (ein Soundboard-Webstream) ausgezeichnet ist, dürfte sich wohl von selbst verstehen – ansonsten gäbe es freilich keine Empfehlung von mir…
Übrigens: Wer Ryan Adams‘ Stücke in etwas ruhigeren Versionen hören möchte, dem sei – neben der 15 Konzerte starken, 2012 veröffentlichten Akustikshow-Sammlung „Live After Deaf“ – der knapp einstündige Mitschnitt des 2011er Gastspiels des Musikers in den Apogee Berkeley Street Studios des renommierten Radiosenders KCRW in Los Angeles, Kalifornien ans Hörerherz gelegt, bei welchem es Adams’sche Klassiker wie „Let It Ride“ oder „My Winding Wheel“ in Akustikversionen zu hören gibt.
Zugegeben: Als Band könnte man es sich einfacher machen, als gleich den bis heute wohl besten Song im eigenen Repertoire an den Anfang des Debütalbums zu stellen. Wer jedoch meint, dass die Counting Crows nach ihrem 1993 erschienenen formidablen Erstling „August And Everything After“ – über den der legendäre US-Talker David Letterman einst sagte: „If you don’t have a copy of this, there’s something wrong with you“ – (musikalisch) nichts mehr zu sagen hatten, der sollte wohl noch einmal genauer hinhören (etwa beim drei Jahre später veröffentlichten zweiten Album „Recovering The Satellites„, das „August…“ in kaum einem Qualitätsbelang nachstand)…
Trotzdem darf „Round Here“ bis heute als signature song der aktuell siebenköpfigen, seit 1991 bestehenden Band aus Berkeley, Kalifornien gelten. Live immer wieder variiert und verändert, bläht sich das Stück von seinen eh schon satten fünfeinhalb Albumminuten gern mal auf stolze zwölf Bühnenminuten auf, in denen Sänger Adam Duritz in (s)einen emotionalen, tranceartigen stream of counsciousness verfällt, den man in dieser Qualität höchsten vom „Boss“ Bruce Springsteen auf Siebziger-Jahre-Alben wie „The Wild, the Innocent & the E Street Shuffle“ gehört hat. Mal ruhig und beschwörend, mal euphorisch kippt der Frontmann vorn über, lehnt sich zurück, und erzählt dem Publikum eine Geschichte über das Leben:
„The first way Counting Crows ever sounded, it was me and Dave [Gitarrist David Bryson, Anm. d. Red.] in bars and coffee houses playing open mics, doing this song this way. The song begins with a guy walking out the front door of his house, and leaving behind this woman . But the more he begins to leave people behind in his life, the more he feels like he’s leaving himself behind as well. The less and less substantial he feels like he’s becoming to himself. And that’s sorta what the song’s about because he feels that even as he disappears from the lives of people, he’s disappearing more and more from his own life. The chorus is, he sorta keeps screaming out these idioms these lessons that your mother might say to you when you were a kid, sorta child lessons ya know, ‚round here we always stand up straight‘, ‚carving out our names‘. Things that you are told when you are a kid that you do these things that.. that when you’re grown up it’ll add up to something, you’ll have a job, you’ll have a life. I think for me and the character of the song they don’t add up to anything it’s just a bunch of crap kinda. Your life comes to you or doesn’t come to you but those things don’t really mean anything. By the end of the song he’s so dismayed by this that he’s kinda screaming out that he can stay up as long as he wants and that no one makes him wait…the sort of things that are important if you are a kid. You know that you don’t have to go to bed, you don’t have to do anything. The sorta of things that don’t make any difference at all when you’re an adult, they’re nothing. And uh and uh this is a song about, about me.“ (Adam Duritz über „Round Here“ im Rahmen von „VH1 Storytellers„, 1997)
Erfreulich ist zu hören, dass die Counting Crows auch nach über zwanzig Jahren ihr musikalische Relevanz nicht gänzlich eingebüßt haben. Freilich sind die Haare etwas grauer als noch in den Neunzigern. Freilich sind die Geheimratsecken etwas deutlicher, die Stirnfalten etwas markanter. Doch vor allem Duritz‘ charakteristisch gigantischer Dreadlock-Afro sitzt fest wie eh und je. Und auch das dieser Tage erschienene Album Nummer sieben, „Somewhere Under Wonderland„, bietet wieder Einiges an jenem fulminanten Liedmaterial, das die Band nach wie vor auszeichnet und besonders macht, von heartfelt Americana Rock über Folkrock bis hin zu Blues und Songwriter-Jazz. Und gleich am Anfang wartet mit „Palisades Park“ wieder ein bombastisch schöner Achteinhalbminüter, dem welchem Adam Duritz knietief in seinem stream of consiousness badet. Schön, dass sich manche Dinge scheinbar nie so ganz ändern.
Hier gibt’s eine kürzlich entstandene Version von „Round Here“ im Rahmen der US-Show „Front And Center„:
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Machester Orchestra – Cope (live at Letterman)
Was war das letzte Gastspiel von Manchester Orchestra bei Late Night Talk-Legende David Letterman im Jahr 2011 doch beeindruckend, als man keinen geringeren Song als „Virgin“ vom Album „Simple Math„, dem Vorgänger von ANEWFRIENDs aktuellem „Album der Woche“, „Cope„, samt komplettem Teenagerchor und Bläsersektion live präsentierte! Nun kehrt die fünfköpfige Band um Frontmann Andy Hull zurück in die prestigeträchtigen Fernsehstudios am Manhattaner Broadway, um das Titelstücks ihres kürzlich erschienenen Albums live vorzustellen…
Außerdem kann man sich „Top Notch“, die Eröffnungsnummer von „Cope“, hier in der reduzierten Acoustic-Variante anhören, in welcher das im Original recht druckvolle Stück kaum wiederzukennen ist – wenn da nicht Hulls Stimme als bestimmendes Element wäre…
Conor Oberst – Governor’s Ball
Langsam kommt Bewegung in die Sache: Nach „Hundreds of Ways“ präsentiert Teilzeit-Bright Eyes- und Mystic Valley Band-Bandsleader (sic!) und Supergroup-Mitglied (als ein Fünftel der Monsters Of Folk) Conor Oberst mit „Governor’s Ball“ den zweiten Song aus seinem im Mai erscheinenden neuen Soloalbum „Upside Down Mountain„. Mehr noch: Der 34-Jährige Singer/Songwriter reicht gleich noch Trackliste und Cover des Werkes nach, welches er gemeinsam mit Folk-Traditionalist und Produzent Jonathan Wilson aufnahm, und verrät die ein oder andere Innenansicht zum insgesamt 13 neue Songs umfassenden Album:
„Es markiert eine Rückkehr zu der Art, wie ich früher Songs geschrieben habe. Es ist intimer oder persönlicher, wenn man so will. Denn auch wenn meine Songs natürlich alle den selben Ursprung haben, trifft man doch ästhetische Entscheidungen entlang es Weges. Für mich ist die Sprache ein Hauptgrund dafür, wieso ich Musik mache. Ich bin nicht der größte Gitarren- oder Klavierspieler – und auch nicht der größte Sänger. Wenn ich aber mit Melodien komme, die ich mag und sie mit Poesie verbinde, auf die ich stolz bin, dann ist es genau das, was ich beitragen kann.“
01 Time Forgot
02 Zigzagging Toward the Light
03 Hundreds of Ways
04 Artifact #1
05 Lonely at the Top
06 Enola Gay
07 Double Life
08 Kick
09 Night at Lake Unknown
10 You Are Your Mother’s Child
11 Governor’s Ball
12 Desert Island Questionnaire
13 Common Knowledge
Cloud Nothings – I’m Not Part Of Me
Reisfrage: Wie gut passen Cloud Nothings und ein ausgelassen-pinker Teenie-Mädchen-Pyjamaabend zusammen? Ganz und gar nicht, möchte man denken… Trotzdem tritt das Indierocktrio aus Cleveland, Ohio, welches 2012 mit ihrem von Steve Albini – selbstredend! – herrlich roh produzierten dritten Album „Attack On Memory“ für wohlwollend hochgezogenen Augenbrauen gesorgt hatte, mit dem Musikvideo zu „I’m Not Part Of Me“, seines Zeichens der Abschlusssong vom neuen Album „Here And Nowhere Else„, das vor wenigen Tagen erschien, den Gegenbeweis an. Und siehe da: Der schrammelige Viereinhalbminüter fügt sich tatsächlich gut zwischen das Bemalen von Fingernägeln und Selfie- Sessions ein – vor allem weil die Protagonistinnen des Videos so energisch die Zeilen von Bandvorsteher Dylan Baldi mitsingen. Nachdem die Mädchensclique den Abend durch einen mit besonders viel glitzernden Videoeffekten präsentierten Zaubertrank anschiebt, driftet das Video in eine okkultere Richtung ab: schwarze Pupillen, ein Ouija-Brett und eine von Pentagrammen und Herzen gerahmte „Rock Band“-Session inklusive…
„But I’m not, I’m not you / You’re a part of me, you’re a part of me…“
Wer die Band selbst beim Spielen des Songs begutachten mag, der findet hier einen aktuellen Live-Mitschnitt von „I’m Not Part Of Me“, welches auf der Bühne freilich noch ein klein wenig rotziger daher kommt als in der Studioversion:
Maxïmo Park – Midnight On The Hill
Natürlich könnten auch die fünf Herren von Maxïmo Park die Gitarren krachend Schrammeln lassen und bissig-pissig ins Mikrofon nölen. Aber erstens haben dies bereits Pete Doherty und seine Libertines in den „Nuller-Jahren“ zur Genüge exerziert (und sich damit genüsslich in die Trennung befördert) und zweitens würde solch‘ ungehobeltes Benehmen dem Fünfer um Englands wohl agilsten Melonenträger Paul Smith kaum gut zu Gesicht stehen…
Nach „Leave This Island“ veröffentlichen Maxïmo Park in Kürze bereits die nächste Single aus ihrem aktuellen, im Februar erschienenen fünften Album „Too Much Information„. Ausgewählt habt die Band „Midnight On The Hill“, ein Stück mit starken Hooks und einem Interlude, das beinahe an die englischen Landsleute Field Music erinnert. Im dazugehörigen Musikvideo sind, passend zur Thematik des Songs, ein Jugendlicher und seine Freunde beim Feiern und Herumstreunen zu sehen. Die Single erscheint am 12. Mai und bereits am 19. April 2014 – also am diesjährigen Record Store Day – veröffentlichen Maxïmo Park die 7-Inch „On The Sly“ / „Random Regrets“ in limitierter Auflage…
Nick Drake – Reckless Jane
Kaum zu glauben, aber wahr: Da ist doch mit „Reckless Jane“ tatsächlich ein bislang unveröffentlichtes Stück des legendären, 1974 an einer Überdosis Antidepressiva gestorbenen englischen Singer/Songwriters Nick Drake erschienen… Der Song entstand im November 1974 kurz vor Drakes Tod in Zusammenarbeit mit der Folk-Sängerin Beverley Martyn in deren Haus in Hastings, England. Das Lied wird auf Martyns kommendem Album „The Phoenix And The Turtle“ veröffentlicht, welches am 25. April auf Les Cousins Music erscheint. „Das Lied entstand aus einer Laune heraus“, so die Sängerin. „Wir haben nach Worten gesucht, die sich auf ‚Jane‘ reimen, aber die Zeile ‚Hear Her Laughing Like A Drain‘ hat einfach nicht gepasst!“
Die Coverversionen der Woche…
…stammen in dieser Woche von Horse Feathers und Ásgeir. Und passend zum heute auf ANEWFRIEND veröffentlichten wortreichen Artikel zum 20. Todestag von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain nehmen sich sowohl die Band als auch der Solo-Künstler Songs von Nirvana zur Brust…
Horse Feathers, die 2004 gegründete, nach einem Marx Brothers-Film benannte und von Portland, Oregon aus musizierende US-amerikanische Indiefolk-Kapelle um Sänger Justin Ringle, deren letztes Album „Cynic’s New Year“ vor zwei Jahren beim ebenfalls von der vor allem bei Künstlern und Freigeistern hoch im Kurs stehenden Metropole Portland aus operierenden Indielabel Kill Rock Stars erschien, nahmen sich bereits 2010 „Drain You“ vor, dessen Originalversion auf Nirvanas 1991 veröffentlichtem Millionenseller „Nevermind“ zu finden ist, und verabreichen den aggressiven Nirvana’schen Ursprüngen mit Akustikgitarren und Streichern eine Entspannungskur.
Gar nicht mal so anders geht auch der Isländer Ásgeir zu Werke, welcher kürzlich auf ANEWFRIEND noch „auf dem Radar“ zu finden war und mit seinem internationalen Debütalbum „In The Silence“ nun so langsam aber sicher auch jenseits seiner nordischen Heimat, wo er längst eine musikalische Größe ist, Land für Land von sich überzeugt. Piano, ein paar Moog-Sythie-Beats und sein ebenso hohes wie zartes Stimmchen – mehr braucht der 21-Jährige nicht, um den vom letzten Nirvana-Album „In Utero“ stammenden Song in eine bewegende Ballade zu verwandeln. (Wer mag, der darf hier gern Parallelen zur „Heart-Shaped Box“-Variante von Kawehi ziehen, die erst kürzlich auf ANEWFRIEND zu sehen war…) Ásgeirs Versuch der Verneigung vor Kurt Cobain & Co. wird übrigens am diesjährigen Record Store Day (19. April) als exklusive und limitierte 7-Inch Picture Disc Single mit dem Song „Here It Comes“ als B-Seite erscheinen…
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Villagers – Occupy Your Mind
Nur wenige Stunden vor der Eröffnung der 22. Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, die im Vorfeld bereits von allerhand Diskussionen über Menschenrechte und Korruptionsvorwürfe begleitet wurden (was sich bei einem Gastgeberland wie Russland per se ja kaum vermeiden lässt), im Endeffekt jedoch recht traditionell bieder und erwartbar ausfielen, schickten Conor O’Brien und seine Band Villagers ihren Beitrag zum Sportereignis in Form des neuen Songs „Occupy Your Mind“ in die Welt hinaus. Das von Simian Mobile Disco-Mann James Ford, der in der Vergangenheit bereits durch Kollaborationen mit Little Boots oder Gossip-Wuchtbrumme Beth Ditto seine Qualitäten als Reglerzieher unter Beweis stellte, produzierte Stück geht konsequent den Weg weiter, den die Villagers bereits mit Songs wie „The Waves“ vom im vergangenen Jahr veröffentlichten Album “{Awayland}” eingeschlagen hatten: große Melodien, dezente Tanzbarkeit und ein multiples Spiel mit elektronischen Referenzpunkten. Im dazugehörigen, erneut von Alden Volney verantworteten Musikvideo (er war ja bereits für den großartigen Clip zu „Nothing Arrived“ verantwortlich) präsentiert sich O’Brien mit kurzer Raspelhaarfrisur á la Sinead O’Connor und Pantomimenschminke im spärlich bunt ausgeleuchteten Halbdunkel, und auch auch der knappe Kommentar der irischen Band lässt ausreichend eindeutige Vieldeutigkeit zu: „In the advent of the 2014 Olympics in Sochi, please find attached a song written for you, your mother, your father and your gay brothers and sisters in Russia.“. Alles in allem hat „Occupy Your Mind“ jedoch in der Tat das Zeug zum Großereignis-Titelstück.
Dredg – I Left My Heart In SF
A propos „große Melodien“: Was machen eigentlich Dredg gerade?
Manch einer mag’s bedauern, manch einer begrüßen, dass nun schon fast drei Jahre lang Funkstille herrscht beim kalifornischen Alternative Rock-Quartett, stieß doch „Chuckles And Mr. Squeezy„, das letzte, 2011 veröffentlichte Album der Band, auf – um’s höflich auszudrücken – „höchst geteiltes Echo“. Nun jedoch dürften alle Fans von Albumgroßtaten wie „El Cielo„, das nun auch schon wieder mehr als zehn Jahre auf dem musikalischen Buckel hat, neue Hoffnung schöpfen, denn die Band um Frontmann Gavin Hayes präsentierte mit dem lediglich gut zwei Minuten knappen Song „I Left My Heart In SF“ ihren Beitrag zum „SF Timelapse Project“ und ließ das musikalische Lebenszeichen in allerhand eindrucksvolle Bilder ihrer kalifornischen Wahlheimat einbauen. Wer mag, der darf sich den neuen Song denn auch kostenlos (im *.wav-Format) via Youtube herunterladen…
Frank Turner – Polaroid Picture EP
Weitaus weniger geizig mit neuen Veröffentlichungen geht bekanntlich Frank Turner zuwerke. Nur wenige Monate nach seinem fünften Album „Tape Deck Heart“ lässt der britische Punkrock-Singer/Songwriter nun, mit der „Polaroid Picture EP„, bereits den nächsten Stoß neuer Songs auf seine Hörerschaft los… Obwohl: So „neu“ dürfte ein Großteil der Stücke für die meisten nicht sein, immerhin bekam man den Titelsong bereits auf dem im vergangenen April erschienenen „Tape Deck Heart“ zu hören. Außerdem enthält das Mini-Album noch Turners Cover-Verneigungen vor Frightened Rabbit (mit „The Modern Leper“), den Weakerthans (mit „Plea From A Cat Named Virtute“) und Biffy Clyro (mit „Who’s Got A Match“), ihres Zeichens allesamt Freunde und/oder Lieblingsbands des 32-Jährigen Vollblutmusikers, sowie das neue Stück „Sweet Albion Blues“. Und da dem weltenbummelnden Energiebündel neben all den Plattenveröffentlichungen, Tourneen oder dem Kreieren eigener Biersorten noch immer schnell langweilig zu werden droht, hat er so ganz nebenbei noch seine eigene Hardcore-Zweitband namens Möngöl Hörde – namenstechnische Ähnlichkeiten zu Motörhead sind hier freilich aus der Umlaut-Luft gegriffen – am Start, von denen in näherer Zukunft wohl auch zu hören sein wird…
Hier kann man sich eine betont atemlose Live-Version von „Sweet Albion Blues“ anschauen…
…und in alle fünf EP-Songs hinein hören:
Against Me! – FUCKMYLIFE666
Viel war in letzter Zeit zu lesen über Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace und ihr Transgender-Outing. Jedoch sollte bei aller Diskussionen, ob und inwiefern und überhaupt es denn bitteschön in der Hinterhand-Prüderie des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass sich ein (ehemaliger) Punkrockfrontmann zu seinen weiblichen Reizen, zu Brüsten anstatt von zwei dicken Cockrockeiern bekennt, nicht außer acht gelassen werden, dass Against Me! kürzlich mit ihren neuen Album ”Transgender Dysphoria Blues” ein ganz hervorragendes Stück melodieseligen Punkrocks veröffentlicht haben. Dass die Transgender-Thematik dabei ebenso die kompletten 29 Albumminuten durchzieht wie die drei Minuten des Musikvideos zu „FUCKMYLIFE666“ ist natürlich die logische – da abgrundtief ehrliche – Konsequenz. Im in Schwarz-weiß gehaltenen Clip zum Song tauchen immer wieder Textzeilen auf, in denen Laura Jane Grace von ihrer Zeit vor und nach ihrem Coming-out erzählt…
Selbiges Stück gab die Band vor wenigen Tagen bei Late Night Talk-Urgestein David Letterman auch vor den Augen der breiten US-amerikanischen TV-Öffentlichkeit zum Besten. Den Auftritt kann man sich hier anschauen:
The National – I Need My Girl (…und ein Cover Contest)
Einen netten Einfall hatten auch die sich scheinbar dauerhaft auf Tour oder im Studio befindlichen Herren von The National im Rahmen der Veröffentlichung ihrer neuen Single „I Need My Girl“, welchen Frontmann Matt Berninger kürzlich als einen der „wenigen echten Lovesongs der Band“ beschrieb. So können alle zum (Cover)Musiker berufenen Fans aktuell ihre Version des Stückes digital auf Film bannen und auf der Website der Band online stellen. Den Gewinner werden The National selbst und höchstpersönlich am – aufpassen, wie passend! – Valentinstag (also am 14. Februar) bekannt geben und um einen 500-Dollar-Geschenkgutschein reicher machen…
Und um zu zeigen, wohin die klangliche Reise gehen könnte, haben The National allen ambitionierten Coverkünstlern auch gleich noch ihre Akustikvariante von „I Need My Girl“ mit an die Hand gegeben:
Meine favorisierte „I Need My Girl“-Version auf den Gesamtsieg steht übrigens bereits fest: die von Courtney Jaye…
Zugegeben: für die meisten dürfte sich „Sommermusik“ anders anhören. Trotzdem und in jedem Falle sticht „If You Leave„, das Debütalbum von Daughter, noch immer als feine Veröffentlichung aus einem nicht eben an feinen Veröffentlichungen armen Jahr 2013 heraus.
Und trotz der vielen Konzerte, die Elena Tonra, Igor Haefeli und Remi Aguilella momentan rund um den Erdball führen, haben die drei die Zeit gefunden, ein Video zur neuen Single „Youth“ abzudrehen. Darin tun sie in stimmungsvollem Schwarz-weiß das, was sie noch immer am besten können: sie spielen ihre Musik – und werden aus der Dunkelheit heraus nur von drei Spotlights umleuchtet…
Hier gibt’s den Song noch einmal in der Version, welche Tonra und ihre beiden Begleiter im vergangenen November im US-Fernsehen bei David Letterman zum Besten gaben…
…und ein paar kurze Eindrücke von den Konzerten der Band in Los Angeles im Mai 2013:
Jahrelang einstudierte Phrase oder echtes Interesse? Auf jeden Fall ist’s lustig, US-Talkshow-Legende David Letterman in diesem Zusammenschnitt zwei Minuten und neunundzwanzig Sekunden dabei zuzusehen, wie der heute 66-jährige elder statesman des Late Night Talk, der ja unter anderem das größte Vorbild für Harald Schmidts Versuche war, ein Format ähnlicher Güteklasse in deutschen Fernsehen zu etablieren, Musikgast um Musikgast fragt: „Are those your drums?“