Schlagwort-Archive: Damon Albarn

Pionier des Afrobeat – Tony Allen ist tot.


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Schlagzeuger-Legende Tony Allen ist tot. Der nigerianische Musiker, Mitbegründer des Afrobeat, ist am gestrigen 30. April im Alter von 79 Jahren im französischen Paris gestorben, wie sein Manager Eric Trosset der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Die Todesursache sei bislang unklar. Allen sei jedoch nicht an einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, so Trosset. Bei National Public Radio wird sein Manager hingegen mit den Worten zitiert, Allen sei an einem Herzinfarkt gestorben, anderswo ist von „einem Baucharterienaneurysma“ die Schreibe.

„Er war völlig gesund, das kam ganz plötzlich“, sagte Trosset der AFP. Er habe am Mittag noch mit Allen gesprochen, zwei Stunden später habe der Musiker sich unwohl gefühlt und sei ins Krankenhaus Pompidou gebracht worden. Dort sei er gestorben. Allen lebte in Courbevoie bei Paris.

Mit einem Facebook-Post verabschiedete sich Eric Trosset von Allen. „Leb wohl, Tony! Deine Augen sahen, was die meisten nicht sehen konnten“, schrieb sein Manager. „Du bist der coolste Mensch auf Erden! Wie du zu sagen pflegtest: ‚Es gibt kein Ende.'“

TA

Tony Oladipo Allen, der 1940 im nigerianischen Lagos zur Welt kam, war in den Sechziger- und Siebzigerjahren Schlagzeuger und musikalischer Direktor seines Landsmannes Fela Kuti, mit dem er den Afrobeat entwickelte. Dieser verbindet Genres wie Jazz, Funk und traditionelle nigerianische Trommelrhythmen und wurde zu einer der wichtigsten Strömungen afrikanischer Musik im 20. Jahrhundert. Allen brachte sich das Schlagzeugspielen mit 18 Jahren selbst bei und ließ sich von Jazzgrößen wie Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Max Roach, Bebop-Drummer Art Blakey sowie zeitgenössischer afrikanischer Musik inspirieren. 

Mit Fela Kuti und der Gruppe Africa ’70 nahm Tony Allen rund 40 Musikalben auf, bevor sich die Wege der beiden nach 26-jähriger Zusammenarbeit im Dissens trennten und der Schlagzeuger erst nach London sowie ein paar Jahre darauf dann nach Paris emigrierte. Allens Schlagzeugspiel war so intensiv, dass Fela vier Drummer benötigte, um Allen zu ersetzen. Und dass er etwa vom britischen Musiker und Produzenten Brian Eno einst als „der vielleicht größte Schlagzeuger, der je gelebt hat“ bezeichnet wurde, wird ebenso kaum von ungefähr kommen. Untätig war der Mann seit den Achtzigern kaum, setzte sich mal hier, mal in nahezu unnachahmlicher Art hinters Drumkit. Und: In den ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts spielte Tony Allen unter anderem Schlagzeug bei gleich zwei „Supergroup“-Projekten von Damon Albarn, dem On/Off-Bandleader von Blur: The Good, The Bad & The Queen sowie Rocket Juice & The Moon. Seine letzte Veröffentlichung liegt ebenfalls erst wenige Wochen zurück: Im März erschien das Album „Rejoice“, eine Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Trompeter Hugh Masekela, der im Januar 2018 gestorben war.

Danke für den Beat, Mr. Allen. 🥁 Mach’s gut!

 

 

Rock and Roll.

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Zitat des Tages


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(gefunden bei Facebook / Rolling Stone)

 

Kinder, wie die Zeit vergeht – eben noch mitten im Britpop-Battle, nun schon ein halbes Jahrhundert jung: Damon Albarn, seines Zeichens Vordenker-Kopf von mal mehr, mal etwas weniger populären Kapellen wie Blur, den Gorillaz, The Good, the Bad and the Queen oder Rocket Juice and the Moon.

Wie jetzt, Tony Blair ist nicht mehr britischer Premierminister?!? Whatever happened to Cool Britannia…

 

Rock and Roll.

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Sunday Listen: Matt Forbes – „On Melancholy Hill“


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„Matt’s soulful vocals and unmistakable sound are wowing the ‚millennials‘ of his own generation with songs made popular decades before they were born.“

Ja klar, wirklich niemand braucht einen zweiten Michael Bublé, gerade wenn der echte noch immer quicklebendig und ganz gut im Geschäft ist. Und mal ehrlich: Wer will schon die x-te, ganz abgejazzt, smooth und distinguiert nachgespielte Variante von „Beyond The Sea“, „I Got A Kick Out Of You“, „The Good Life“ oder „Somethin‘ Stupid“ hören? (Dreißigjährige, frühzeitig vergreiste Kaffeehaus-Hipster vielleicht, aber die zählen nicht, da die auch sonst keine Musik, sondern vor allem „das, was so im Radio läuft“ hören…)

519dl0hnvxl-_ss500Von daher ist „Coulda Woulda Shoulda„, das im vergangenen Jahr erschienene Debütalbum des 28-jährigen „Vintage Pop Crooners“ (noch so eine eklig-klebrige Bezeichnung) Matt Forbes aus dem kanadischen Halifax, freilich ein Werk, das wohl niemand braucht, eben weil es ausschließlich Musik liefert, die beinahe immer und überall irgendwo im Hintergrund laufen kann. Musik, die niemanden stört, jedoch auch niemanden zu irgendetwas bewegen wird (höchstens zur hastigen Flucht aus der Starbucks-Filiale oder dazu, den Fahrstuhl bereits ein Stockwerk früher zu verlassen). Andererseits: seine Coverversion des im Original ohnehin runden Gorillaz-Popsongs „On Melancholy Hill“ (vom 2010er Album „Plastic Beach„) ist an einem Sonntag eine ganz gute Grundlage um „runter zu kommen“…

 

 
Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2014 – Teil 3


Ein zwar nicht durch und durch hochkarätiges, jedoch ebenso wenig an tollen Veröffentlichungen armes Musikjahr 2014 neigt sich unausweichlich seinem Ende zu. Zeit also, ANEWFRIENDs “Alben des Jahres” zu küren und damit, nach der Rückschau aufs Film- und Serienjahr, auch die Königsdisziplin ad acta zu legen! Dem regelmäßigen Leser dieses Blogs werden sich wohl wenige Überraschungen offenbaren, schließlich wurde ein guter Teil der Alben meiner persönlichen Top 15 im Laufe des Jahres bereits besprochen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch 2015 ein ähnlich gutes Niveau an neuen Platten und Neuentdeckungen bieten wird… Ich freue mich drauf.

 

 

LaDispute_ROTH1.  La Dispute – The Rooms Of The House

Wildlife„, La Disputes zweites, 2011 erschienenes Album, brauchte wahrlich keine Wiederholung, immerhin lieferte die Post Hardcore-Band aus Grand Rapids, Michigan bereits damals ihr Meisterwerk ab, in welchem sie die instrumental-brachialen Tour-de-Force-Rhythmen der Band mit der stellenweise brillanten und noch viel öfter erschütternden Alltagsbeobachtungslyrik von Sänger und Frontmann Jordan Dreyer zu einem wahnhaft faszinierenden einstündigen Albummonolithen verband. Der Nachfolger „Rooms Of The House“ gibt sich da – sowohl musikalisch als auch textlich – weitaus differenzierter, stellenweise gar zurückgenommener und introspektiver. Dreyers Musik gewordene Geschichten scheinen wie zufällig zu Boden gefallene alte Familienfotografien, die nach langer Zeit wieder in die Hand genommen werden, und dann die ein oder andere biografische Wunde aufreißen. Und doch ist alles auf „Rooms Of The House“ an seinem Platz. La Disputes drittes Album ist zwar anders als noch „Wildlife“, jedoch kaum weniger faszinierend.

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Pianos1-640x6402.  Pianos Become The Teeth – Keep You

Zumindest ich hatte die Band noch vor kürzerer Zeit zwar auf dem Zettel (beziehungsweise kannte ich deren Namen), jedoch so gar nicht in meiner rotierenden Playlist. Eine stilistische Beinahe-Einhundertachtzig-Grad-Wende und deren Ergebnis „Keep You“ haben das endgültig geändert. Kaum ein Album ging mir in den vergangenen Monaten mehr zu Herzen, bei keinem anderen finde ich weniger Worte, zu erklären, woran das nun tatsächlich liegt. Muss man ja aber auch nicht. Die Musik übernimmt für 44 Minuten all das, was nicht auszusprechen ist, bevor der krönende Albumabschluss „Say Nothing“ Note für Note davon getragen wird… Indierock, der von schweren Herzen erzählt, selbige damit nicht selten erst erweicht – und dann mit flinken Stichen flickt.

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noah-gundersen-ledges3.  Noah Gundersen – Ledges

Kein Album der Sparte „Singer/Songwriter“ lief öfter bei mir in diesem Jahr, in keines bin ich lieber und tiefer eingetaucht. Dem Debütalbum des 24-jährigen Noah Gundersen aus Seattle, Washington wohnt als Ganzes etwas Spirituelles, Heilsames und Reinigendes inne, dem der Hörer sich nur schwerlich entziehen kann. Große Vergleiche dürfen bereits jetzt angestellt werden, für die Zukunft sollte man den Herren und seine mitmusizierenden Geschwister auf dem Zettel haben. (M)Ein Geheimtipp? Noch.

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1196f14f-MW_Konfetti_Final4.  Marcus Wiebusch – Konfetti

„Der Tag wird kommen“ ist für Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch wohl Segen und Fluch zugleich. Zum einen ist das monumentale Stück, in welchem Wiebusch Homophobie im Profifussball offen und ganz Frank und frei thematisiert, samt dem dazugehörigen, via Crowdfunding finanzierten Kurzfilm, eine der besten, richtigsten und wichtigsten Sachen, die der deutscher Musik und Kulturgesellschaft in diesem Jahr passieren konnten. Andererseits überschattet der Song jedoch völlig zu unrecht seine zehn Kollegen auf Wiebuschs Solodebüt „Konfetti“, denn vor allem „Nur einmal rächen“, „Haters Gonna Hate“ oder der Abschluss „Schwarzes Konfetti“, bei welchen der gebürtige Heidelberger und Wahlhamburger Musiker mit Sozialisierung im DIY-Punk – stilistisch wie textlich – viele neue Wege geht und dabei so einiges richtig macht. Besser war 2014 wohl kaum ein deutschsprachiger Musiker, wichtiger und relevanter definitiv nicht.

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strand of oaks - heal5.  Strand Of Oaks – Heal

Timothy Showalter ist schon ein komischer Kauz. Freilich, das ist der 32-jährige Träger von amtlichem Vollbartes und Headbangermähne nicht eben erst seit „Heal“, dem vierten Album seines Band gewordenen Projektes Strand Of Oaks. Doch ausgerechnet auf Showalters rein textlich bisher persönlichstem und bitterstem Werk stellen sich all der schmerzhaften Lyrik ausgerechnet poppig anmutende Melodien und nicht wenige Fuzz- und Bratz-Gitarren (für ein, zwei Solos konnte er gar Dinosaur Jr.-Legende J. Mascis gewinnen) in den Weg, die dieses Album zu einer wahren Freude mit allerhand Repeat-Garantien machen. Man ist fast versucht, hier von „Hörspaß“ zu sprechen, wären die zehn Songs nicht eine derart tiefe Schlüssellochschau in die Wunden einer auf Kipp stehenden Beziehung.

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against-me-transgener-dsphoria-blues6.  Against Me! – Transgender Dysphoria Blues

Ein Album, dessen Ursprünge wohl – der Biografie von Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace wegen – lange in der Vergangenheit fußen, das – aller Eingängigkeit, allen Hooklines zum Trotz – einen durch- und überaus ernsten Themenanspruch besitzt, und wohl vor allem deshalb so aufrichtig zu Herzen gehen geraten ist. All das ist das so eigenartig wie passend betitelte „Transgender Dysphoria Blues“, da erste seit dem Outing von Ex-Frontmann Tom Gabel als Transgender-Frau, durch welches sie – also Laura Jane Grace, wie sich Gabel jetzt nennt – leider auch einen guten Teil der eigenen Band zum Abgang bewegte. Doch trotz so einiger dunkler Anklänge ist das sechste Studioalbum der Punkrock-Band aus Gainesville, Florida durch und durch kämpferisch, denn weder Gabel, die nach Erscheinen des Albums im Januar in der Webserie „True Trans“ Gleichgesinnte (im Sinne einer Geschlechtsidentitätsstörung) traf und mit ihnen über ihr neues und altes Leben sprach, noch seine Songs geben sich in einer trist-dunklen Ecke zufrieden, sondern kämpfen sich zurück ins Leben.

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we-were-promised-jetpacks-unravelling-album-cover-300-3007.  We Were Promised Jetpacks – Unravelling

Unter all den fantastischen schottischen Gitarrenrockbands waren die fünf Bleichgesichter von We Were Promised Jetpacks bislang auf die Abteilung „Indiediscohit“ abonniert, immerhin boten die beiden Vorgängeralben „These Four Walls“ (2009) und „In The Pit Of The Stomach“ (2011) so einige davon – man nehme nur  „It’s Thunder And It’s Lightning“, „Quiet Little Voices“ oder „Roll Up Your Sleeves“, zu denen sich wohl so einige Indiekids die Röhrenjeans und Chucks schweißnass getanzt haben dürften.  Nur die aus Edinburgh stammende Band selbst hat scheinbar die Lust an Mitgröhlrefrains und allzu repetitiv-zackigen Gitarrenakkorden verloren, denn auf Albumlänge ist – zumindest im Fall von „Unravelling“ – Schluss damit. Eventuell liegt es ja auch an Band-Neuzugang Stuart McGachan, der gleich sein Keyboard mitbringt und den neuen Songs ein vertrackteres, tieferes und ernsthafteres Outfit verpasst. Natürlich verzichten die Schotten weder auf prägnante Melodien (wie im Opener „Safety In Numbers“ oder „Peace Sign“) noch auf den signifikant-sympathischen Schotten-Slang von Sänger Adam Thompson, allerdings sind es 2014 die ungewöhnlichen Stücke, die besonders überzeugen, wie das Abschlussdoppel aus dem instrumentalen Sechseinhalbminüter „Peace Of Mind“ und dem getrommelt ausfadenden „Riccochet“. Dann nämlich steht die Band bereits mit einem Bein wahlweise im Post Punk oder Post Rock – und ist am Ende doch ganz bei sich selbst.

 

 

damon-albarn-everyday-robots8.  Damon Albarn – Everyday Robots

Kaum zu glauben, dass Damon Albarn, der in seinen 46 Lebensjahren schon so einige relevante Fußabdrücke im popmusikalischen Universum hinterlassen hat (vom Britpop von Blur über den megalomanischen Bastardpop der Gorillaz bis hin zu „Superband“-Geheimtipps wie The Good, The Bad & The Queen oder Ausflügen in die Opernwelt und Weltmusik Peter Gabriel’scher Couleur), erst 2014 sein offizielles Solodebüt „Everyday Robots“ vorlegte. Umso besser, dass Albarn das lange Warten nun auch mit Qualität belohnt. Wer die Karriere des Londoner Weltbürgers aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte eh klar gewesen sein, dass Albarn kaum etwas mehr zu wurmen scheint als Wiederholungen. Folglich haben die zwölf neuen Stücke kaum etwas bis gar nichts mit seinen früheren Bands und Projekten gemein. Stattdessen jubelt Damon Albarn dem Hörer 2014 allerhand kleine verträumt-melancholische Kleinode unter, in welchen, wie in „Lonely Press Play“, Klaviernoten einsame Schleifen zieht, während Elektrobeats verschlafen pluckern. Anderswo hoppelt zu Kindergitarrenakkorden und Gospelchor in „Mr. Tembo“ ein kleiner Elefant durchs Steppengras, während sich der Musiker kurz darauf – in „Hollow Ponds“ – zurück zu den Plätzen seiner Kindheit begibt. All das gipfelt im hymnischen, gemeinsam mit Brian Eno und Chören entstandenen „Heavy Seas Of Love“. In „Everyday Robots“ lässt Damon Albarn tief in seine eigene Seele blicken – und die reicht ebenso ins nachdenkliche Gestern wie weit ins futuristisch-befremdliche Morgen.

 

 

damien rice MFFF9.  Damien Rice – My Favourite Faded Fantasy

Fast hatte man ihn vergessen, und längst noch weniger Hoffnungen auf eine Rückkehr von Damien Rice gehegt. Nach zwei ganz und gar bezaubernden Alben („O“ und „9“), die auch heute noch jeden in ihren Bann ziehen, der die Stücke zum ersten oder tausendsten Mal hört, nach der privaten wie künstlerischen Trennung von seiner kongenialen (Duett)Partnerin Lisa Hannigan verschwand Rice acht lange Jahre lang ganz und sonders von der Bildfläche. Die Ankündigung seines dritten Albums im September diesen Jahres muss sich daraufhin angefühlt haben, als würden die USA von heute auf morgen ihre Armee abschaffen und fortan einen Staat nach kommunistischen Maximen führen. Doch am Ende der acht Songs von „My Favourite Faded Fantasy“ ist doch wieder vieles beim Alten. Der irische Singer/Songwriter weidet in den gemeinsam mit Produzentenass Rick Rubin (!) in Studios zwischen Los Angeles und Island (!!) entstandenen Songs in der eigenen Seelenpein, dass auch diesmal nicht wenige männliche wie weibliche Herzen schwer werden, während ihm die Akustische, das Piano und ganze Heerscharen von Streichern aufopferungsvoll zu Hilfe eilen. Vermeintliche „Hits“, wie es sie früher noch mit „Volcano“, „The Blower’s Daughter“, „Cannonball“ oder „9 Crimes“ gab, sucht man indessen auf „My Favourite Faded Fantasy“ vergebens – dafür sind die neuen Stücke, von denen nur einer unterhalb der Fünf-Minuten-Marke liegt, zu elegisch, zu introvertiert. Unverhofft schön ist Damien Rices Rückkehr jedoch allemal.

 

 

SKM21021410. Sun Kil Moon – Benji

Viele Dinge mögen außer Frage stehen. Dass der öffentlich ausgetragene Musikerstreit zwischen Mark Kozelek und The War On Drugs-Frontmann Adam Granduciel (über die Hintergründe weiß Google freilich Antworten zu liefern) einerseits verdammt albern war, andererseits aber auch den – wenigstens für kurze Zeit – amüsanten Kozelek-Songkommentar „War On Drugs: Suck My Cock“ hervor brachte. Dass Mark Kozelek – ob nun mit Jimmy LaValle oder den Kollegen von Desertshore im vergangenen Jahr, unter dem eigenen Namen und solo oder mit seiner aktuellen Hauptband Sun Kill Moon – einer der bewegendsten, produktivsten und brillantesten musikalischen Geschichtenerzähler unserer Zeit ist. Denn genau das macht der grantige US-Amerikaner nun mal: er erzählt, während die jeweilige Instrumentierung stets nur Mittel zum Zweck bleibt. Das Bewegende daran ist, dass all diese Geschichten seinem Leben und Erlebten entspringen, und somit auch 2014 eine erstaunliche thematische Bandbreite aufweisen, die vom tragischen Tod einer Cousine zweiten Grades (der Opener „Carissa“) über Attentate in den eben nicht so glorreichen US of A („Pray For Newtown“) bis hin zu Episoden aus Kozeleks Sexualleben („Dogs“) und die Freundschaft zu Death Cab For Cutie-Frontmann Ben Gibbard (der Abschluss „Ben’s My Friend“) reichen. Klar mögen viele Dinge außer Frage stehen: Dass Mark Kozelek wohl privat ein vom Leben zynisch geformtes Arschloch ist. Dass seine Songs eine immer schönere karge Klarheit ausstrahlen, derer man sich so schnell nicht entziehen kann. Dass man das Arschloch für Stücke wie die auf „Benji“ auch gern weiterhin in Kauf nimmt.

 

 

…und auf den weiteren Plätzen:

Foxing – The Albatross

The Afghan Whigs – Do To The Beast

Foo Fighters – Sonic Highways

Ryan Adams – Ryan Adams

Warpaint – Warpaint

 

 

Rock and Roll.

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Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Haim – If I Could Change Your Mind

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Neues von der Front der drei Haim-Schwestern Alana, Danielle und Este gibt es in Form des Musikvideos zur neuen Single „If I Could Change Your Mind“, in welchem das Trio dem Song in bester Seventies-Studioatmosphäre und mit fein einstudierten Tanzschritten den – falls noch benötigten – Beweis nachreicht, dass Haim eben genauso sehr vom Westcoast-Rock á la Fleetwood Mac beeinflusst wurden wie von Girlgroup-R’n’B der Güteklasse TLC oder Destiny’s Child – oder wie’s die Vogue ausdrückt: „stripped-back nu-folk–meets–nineties-R&B-pop“. Als individuelle Single lässt sich das freilich super durch die Gehörgänge spülen, auf Albumlänge (man höre das im vergangenen Jahr erschienene Debüt „Days Are Gone„) wirkt die Indiepop-Melange jedoch leider etwas weniger homogen. Wenn ihr mich fragt: Dann doch lieber die Rockismen der Haim’schen Liveshows…

 

 

 

Judith Holofernes – Ein leichtes Schwert

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Ganz ähnlich verhält es sich auch bei „Ein leichtes Schwert„, dem Solo-Debüt von Wir sind Helden-Frontfrau Judith Holofernes. Denn obwohl ich als Fan des letzten Albums ihrer Stammband („Bring mich nach Hause„, von 2010), auf welchem die heute 37-jährige „Heldin“ besonders mit großen Melancholieanklängen glänzte, Holofernes‘ – freilich längst überfälligem – Alleingangserstling mehr als wohlwollend gegenüber stand, so tat sich doch beim ersten, beim zweiten, bei dritten Durchgang: herzlich wenig. Zwar hat das Album auch seine Glanzlichter – etwa „Brennende Brücken“ oder das große „Havarie“ -, im Gros überwiegt jedoch das lyrische Einerlei aus geschildertem Windelchaos, Dada-Textlego und großstädtischer Latte-Machiatto-Poesie, zu welchem Frau Holofernes – man mag’s Selbstironie nennen – die Argumente für’s sympathische Scheitern auf hohem Niveau gleich selbst liefert: „Als du keine Brüste hattest / Warst Du eine coole Sau / Seit du dir der Brust bewusst bist / Bist du lieber eine Frau“ (aus „Platz da“).

Nichtsdestotrotz ist das Musikvideo zum Titelstück des Album äußerst niedlich geraten: Holofernes kämpft sich im Ritterkostüm und mit Stoffpferdchen durch den Berliner Großstadtdschungel – „Where The Wild Things Are“ meets „Der Himmel über Berlin“. Und die Holofernes’sche Melancholie fährt in der S-Bahn nebenher.

„Gib‘ mir ein leichtes Schwert für meine schwere Hand / Eins das führt, wenn ich folge und folgt, wenn ich führe…“

 

 

 

Damon Albarn – Lonely Press Play

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Auch Damon Albarn ist als dauerbeschäftigter On/Off-Frontmann der Britpop-Institution Blur, als audiovisueller Kopf der Gorillaz, als singender Vorstand der Allstar-Band The Good, The Bad & The Queen, Opernkomponist oder Weltmusik-Weltenbummler quasi auf Jahre hin gut und ausfüllend beschäftigt. Eventuell mag das der Grund sein, wieso der 45-Jährige – nach immerhin mehr als zwanzig Jahren im Musikgeschäft – erst jetzt auch unter eigenem Namen den Solo-Auftritt startet. Bevor das Debütalbum „Everyday Robots“ im April erscheint, schickt Albarn mit „Lonely Press Play“ einen weiteren Song voraus (den Titelsong und „Photographs (You Are Taking Now)“ gab’s bereits zu hören). Und der erinnert mit seinen stimmungsvollen Bildern einer Japan-Tour und der sanften Instrumentierung – im besten Sinne – frappierend an die große Entschleunigungshymne „Out Of Time“ vom bislang letzten, auch schon wieder elf Jahre zurückliegenden Blur-Album „Think Tank„…

 

(Alternativ kann man sich das Musikvideo zu „Press Lonely Play“ auch via Vimeo anschauen…)

 

 

Band Of Horses – Heartbreak On The 101 (live on the Hollywood Sign)

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Dass Seattle in der Vergangenheit nicht nur kulturell wertvolle Grunge-Heroen wie Nirvana oder Pearl Jam, sondern auch tollen Southern Indierock hervor brachte, dürfte spätestens seit 2004 durch das Quintett Band Of Horses bekannt sein. Dass sich die Vorliebe für deutsche Basketballspieler und das Tragen von Stetson-Hüten und waschechten Cowboy-Boots keineswegs ausschließen, ebenso. Und überhaupt hat sich die Band um Sänger und Frontmann Ben Bridwell mit Evergreens wie „The Funeral“ und „No One’s Gonna Love You“ längst unsterblich gemacht… Nach vier Alben kann man sich durch das kürzlich erschienene „Acoustic at the Ryman“ nun auch einen akustischen Eindruck von den Live-Qualitäten der Band verschaffen.

Und auch das Musikvideo zu „Heartbreak On The 101“, welches im Original vom letzten, 2012 veröffentlichten Studioalbum „Mirage Rock“ stammt, passt irgendwie wunderbar ins Klangbild der Band Of Horses, dienten doch ausgerechnet die weltbekannten Hollywood-Buchstaben von Los Angeles als Kulisse…

 

 

 

Manchester Orchestra – Top Notch + Every Stone

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Groß, mächtig, pathetisch – all diese Begriffe konnte man in der Vergangenheit auch auf die Songs und Alben von Manchester Orchestra anwenden. Dass die Band aus Atlanta, Georgia mit dem vierten, im April erscheinenden Album „COPE“ nicht eben eine 180-Grad-Wende begehen würde, dürfte als gesichert gelten. Nachdem es den ersten Vorgeschmack „Top Notch“ bereits als Song zu hören gab, reicht die Band nun ein Musikvideo nach, zu dem Frontmann Andy Hull folgende Worte fand: „The song is about two brothers trying to escape a fire. We tried to create something that told less of an immediate story and caused more of a gut reaction. Something to be interpreted without laying it all out in front of you. It’s also quite terrifying. Like somebody was digging and found this VHS artifact in the ground.“ 

 

 

Zur Überbrückung der Wartezeit bis zum Erscheinen des Albums geben Manchester Orchestra allen Freunden und Fans mit einem kurzen Making Of noch einen Einblick in den Schaffensprozess von „COPE“ und lassen mit dem Dreieinhalbminüter „Every Stone“ sogar noch einen weiteren Song des Albums aufs weltweite Netz los…

 

 

Sophia –  It’s Easy To Be Lonely

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Auch Robin Proper-Sheppard und seine One-Man-Show Sophia zeigen sich in Geberlaune. Dabei war es – zumindest veröffentlichungstechnisch – sehr lange ruhig um die Band, immerhin liegt das letzte Album „There Are No Goodbyes“ bereits satte fünf Jahre zurück. Nun meldet sich Proper-Sheppard mit dem Song „It’s Easy To Be Lonely“, der, wie vergangene Großtaten auch, mit sehr viel Gefühl und Melancholie auf sanften Pfötchen daher schlurft, zurück. Im März stehen für Sophia erst einmal drei Shows in Belgien an, die die Band gemeinsam mit den Schweden New Found Land spielen wird. Wann genau der Nachfolger zu „There Are No Goodbyes“ erscheinen wird, ist im Moment noch nicht klar. Auch über Artwork und Titel hält sich Proper-Sheppard bisher bedeckt. Eines ist jedoch sicher: das sechste Sophia-Album ist auf dem Weg. Und bis dahin kann man sich „It’s Easy To Be Lonely“ auf der reichhaltigen Bandcamp-Seite zu Gemüte führen und bei Gefallen sogar kostenlos aufs heimische Abspielgerät laden…

 

 

Rock and Roll.

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