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Song des Tages: KennyHoopla – „how will i rest in peace if i’m buried by a highway?//“


Ja sicher, alle ach so trendbewussten Radio-Hörer, die in ihren Träumen gern mal gegen den Mainstream-Strom schwimmen mögen, feiern jeden neuen Track von Billie Eilish und Co. ab, als gäbe es kein Morgen im Pop (und obwohl die Musikszene sich in einer Zeit fast ohne Live-Konzerte in einer recht schwierigen Situation befindet, ist das natürlich Quatsch). Dabei gibt es doch noch weitaus interessantere Acts zu entdecken – KennyHoopla zum Beispiel.

Kenny….who? Genau. Auch bei mir lief der Newcomer bislang unter dem Radar.

Heißt das was? In diesem Fall wohl kaum, denn fresher, aufregender als die Songs, die der 23-Jährige, der als Kenneth La’ron in Cleveland, Ohio aufwuchs, zustande bringt, dürfte es 2020 kaum werden. Wenig verwunderlich also, dass es ihn, wie so viele seiner Musikerkollegen, mittlerweile ins wuselige Los Angeles verschlagen hat, wo er Typen wie blink-182-Schlagzeuger Travis Barker zu seinen neuen Best Buddies zählt.

Und die Musik? Nun, auch die wandelt sich bei KennyHoopla nahezu ständig. War die 2016er Debüt-EP „Beneath The Willow Tree“ noch ein Amalgam aus hypnotisch-tightem Trap und düsterem HipHop, machten sich schon bei der im vergangenen Jahr veröffentlichten Single „lost cause//“ ganz andere Sounds breit: etwas, das Kenneth „Kenny“ La’ron selbst als „new wave nostalgia“ beschreibt, und Inspirationen von The Drums über Passion Pit bis hin zu American Pleasure Club (formerly known as Teen Suicide) zitiert. Ins kreative Mischwerk darf längst alles, was ihm irgendwie grad unter die Griffel kommt – mal scheint etwas von der emotionalen Strahlkraft des Indierocks der Achtziger und Neunziger durch, mal sensibel-verpennter Bedroom-Anti-Pop, mal Alternative-R’n’B.

Wen wundert’s – das ist bei „how will i rest in peace if i’m buried by a highway?//“ keineswegs anders. Der Titelsong seiner im Februar erschienenen zweiten EP ist dabei weitaus mehr als ein Tropfen auf den musikalischen heißen Stein oder ein schnell vorübergehendes philosophische Statement über den Begriff der „ewigen Ruhe“ im Kontext einer kapitalistischen Gesellschaft, die sich bis zu ihrem eigenen Untergang mehr und mehr selbst (aus)dehnt und (ver)biegt. Der Song ist eine kathartische Explosion aus Klang, Inspiration und Juvenilität.

Im allerersten Moment mag „how will i rest in peace if i’m buried by a highway?//“ noch an die Gitarren- und Synthesizer-getriebene Euphorie der New Wave der frühen Achtziger erinnern, an den tiefen Schmerz und die raue Schönheit von Bands wie Joy Division. Doch sobald KennyHooplas fast schon von Seelenpein getriebener Gesang in den Mittelpunkt rückt, muss man wohl beinahe unweigerlich an den dance-punkigen Nullerjahre-Indie Rock der frühen Bloc Party zu Zeiten von deren famosem, hubbelig-innovativem Debüt „Silent Alarm“ denken.

Dabei sind die sechs Stücke der EP weit davon entfernt, liebevolle BritRock-Plagiate eines musikalischen Jung-Nostalgikers zu sein. Vielmehr fängt KennyHoopla, der in einem Interview mit dem NME zugab, „gar nicht richtig Gitarre spielen“ zu können (andererseits ebenjenen Song zustande brachte, nachdem er zum ersten Mal ein Sechs-Saiten-Instrument in der Hand hatte), all die Freude und Hoffnungslosigkeit seiner Vorgänger ein und bastelt aus den einzelnen Teilen ein ebenso interessant wie innovativ tönendes Gesamtpaket – die Inspirationen mögen an mancher Stelle offensichtlich scheinen, die Ausführung jedoch gerät umso hörenswerter. So könnte KennyHoopla tatsächlich der „nächste heiße Scheiß“ für alle jene sein, denen Billie Elish und Co. längst nur ein müdes Gähnen entlocken…

Rock and Roll.

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Song des Tages: Machine Gun Kelly – „Numb“


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Machine Gun Kelly dürften hierzulande wohl nur Eingeweihte und all jene, die so ziemlich jeder neuen Serie, die dank Netflix, HBO, Amazon und Co. derzeit aus dem digitalen Boden sprießt, eine Chance geben, kennen – trotz der Tatsache, dass der Künstler bereits 2012 bei den MTV Europe Music Awards einen Preis in der Kategorie „US Artist About To Go Global“ gewinnen durfte…

Denn trotz dreier Alben, die der Indiepop-HipHoper, welcher sich abseits der Bühnen Richard Colson Baker nennt, bisher veröffentlicht hat (das letzte, „Bloom„, erschien im Mai diesen Jahres), gilt er – zumindest diesseits des Atlantiks – noch immer als Geheimtipp. Bei wem jedoch die Musik des 27-jährigen Künstlers aus Cleveland, Ohio kein Glöckchen zum Klingen bringen sollte, der dürfte jedoch eventuell bereits über das durchaus markante Äußere des ambitionierten Tausendsassas gestolpert sein. So spielte Baker etwa in der von Regisseur Cameron Crowe 2016 geschaffenen und unter anderem von J.J. Abrams mitproduzierten Showtime-Serie „Roadies“ (welche leider nach Staffel 1 wieder ad acta gelegte wurde) den – ja klar – Roadie Wesley „Wes“ Mason. Auch in Filmen wie dem Action-Thriller „Nerve“ oder dem Sci-Fi-Horror-Streifen „Viral“ hinterließ Colson „MGK“ Baker 2016 bereits erste größere Hollywood-Visitenkarten. Dass da die Musik auch mal hinten an stehen muss, ist nur allzu verständlich.

Dass Machine Gun Kelly, der sich seinen nach massig Street Cred duftenden Künstlernamen übrigens bei einem US-amerikanischen Kriminellen der Prohibitionszeit „entliehen“ hat, allerdings noch mehr auf dem musikalischen Kasten hat als derbe Bühnenreime über Bros, Hoes, Bling-Bling und dicke Kisten, beweist der gut tätowierte Indie-Künstler nun mit einem Piano-Tribute an den vor etwa einer Woche verstorbenen Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington, welches sich durchaus hören lassen kann.

 

Hier kann man sich Machine Gun Kellys Coverversionen des Linkin-Park-Evergreens „Numb“ via YouTube…

 

…und Soundcloud zu Gemüte führen:

 

Rock and Roll.

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