Schlagwort-Archive: Chanson

Der Jahresrückblick – Teil 1


„High Fidelity“ lässt lieb grüßen, denn der Pop ist bekanntlich seit jeher besessen von Listen. Ob Verkaufscharts, Streamingzahlen oder höchst subjektive Kritiker*innen-Rankings – ständig weder Plattenregale uns -sammlungen, wird die Veröffentlichungsflut in Listenform gebracht, wird Altes in Listenform neu gewichtet. Zum Jahresende ist es besonders heftig, denn natürlich dürfen, sollen, müssen überall die besten Alben und Songs der vergangenen zwölf Monate gekürt werden. 

Vor dem Blick auf die Deutschen Charts scheue (nicht nur) ich auch sonst schon zurück, da sich dieses Land seit jeher durch (s)einen notorisch schlechten Geschmack auszeichnet und Fremdscham-Alarm jedes Mal aufs Neue garantiert ist. Und leider bilden die erfolgreichsten Titel des Jahres 2022 da – Bestätigung, hier kommt sie – keine Ausnahme: Das nervtötend ohrwurmige Vollpfosten-Lied „Layla“ von DJ Robin & Schürze belegt den ersten Platz der Single-Charts – neun Wochen hielt sich der dumpftumbe Ballermann-Hit, der ein Skandälchen auslöste, jedoch besser keinerlei Erwähnung verdient gehabt hätte, an der Chartspitze, mehr als 143 Millionen Mal wurde er gestreamt. Bei den Alben dann ebenfalls keine Überraschung: Mit „Zeit“ führen die Teutonen-Böller-und-Ballermänner von Rammstein erwartungsgemäß die Liste an – und zwar mit deutlichem Abstand. 340.000 Mal hat sich das elfte Nummer-Eins-Album der Berliner Band um das personifizierte rrrrrrrrollende „R“, Till Lindemann, insgesamt verkauft. Wie erwartbar, wie öde. Und irgendwie ja auch ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft…

———————————

Christian Lee Hutson – Quitters

In den zurückliegenden Monaten durfte man ein ums andere Mal kopfschüttelnd seinen Glauben an die Menschheit verlieren: Kriege, Krisen, Klimawandel und damit einhergehende Umweltkatastrophen, Inflation, dazu die – hoffentlich – letzten Ausläufer einer weltweiten Pandemie, gesellschaftliche Spaltungen, politischer Stillstand (oder gar der ein oder andere Rechtsruck) wohin man schaute. Gesellschaftliche Unruhen im Iran, weil irgendwelche gottverdammten Männer unter religiösen Deckmänteln an ihrem formvollendet sinnfreien Regelwerk der Unterdrückung von Frauen und Andersdenkenden festhalten wollen? Eine aus so vielen, so falschen Gründen aus dem heißen Wüstenboden hochgezogene und mit unvorstellbar viel Blutgeld durchgeführte Winter-Fußball-WM in Katar? Ja, auch 2022 fanden Tagesschau und Co. meist statt, wenn der Sprecher (oder die Sprecherin) einem einen „Guten Abend“ wünschte und darauf mit vielerlei Schlagzeilen bewies, dass es eben kein guter war. Dass die Musikwelt in diesem Jahr Größen wie Mark Lanegan, Taylor Hawkins (Foo Fighters), Meat Loaf, Jerry Lee Lewis, Andy Fletcher (Depesche Mode), Christine McVie (Fleetwood Mac), Loretta Lynn, Betty Davis oder Mimi Parker (Low) verlor, macht das Ganze keineswegs besser. Dass 2022 Konzerte und Festivals endlich wieder in halbwegs „normalem“ Rahmen stattfinden konnten, jedoch schon – wenngleich es der Live-Branche jedoch alles andere als gut geht und vor allem kleinere, unbekanntere Künstler*innen und Bands sich in der Post-Corona-Zeit mit immer neuen Schwierigkeiten konfrontiert sehen (wen es interessiert, dem sei ein recht ausführlicher Artikel mit dem Titel „Kuh auf dem Eis“ hierüber in der aktuellen Ausgabe der „VISIONS“ – Nummer 358 von 01/2023 – ans Herz gelegt). Ja, das noch aktuelle Jahr war rückblickend sowohl gesellschaftlich als auch fürs menschliche wie planetare Zeugnis kein tolles – musikalisch darf zum Glück das komplette Gegenteil behauptet werden.

Wie also sieht und wertet die schreiberische Zunft als Albumjahr 2022? Nun, beim deutschen „Rolling Stone“ landen Tom Liwas „Eine andere Zeit“, „And In The Darkness, Hearts Aglow“ von Weyes Blood sowie „Ytilaer“ von Bill Callahan auf dem Treppchen, beim erfahrungsgemäß hype- und pop-affinen „Musikexpress“ sieht man Kendrick Lamars „Mr. Morale & The Big Steppers“, „DIE NERVEN“ von Die Nerven und „Motomami“ von Rosalía vorn, bei der „VISIONS“ wiederum „DIE NERVEN“ von Die Nerven, „Eyes Of Oblivion“ von den Hellacopters sowie „Wet Leg“ von Wet Leg. International führt „Renaissance“, das siebente Studioalbum von Beyoncé, das Kritiker-Ranking an. Und bei ANEWFRIEND? Ich greife mal vorweg und verrate, dass es zwar ein kleinwenig Konsens, jedoch recht wenig Überschneidungen mit alledem bei mir gibt und meine persönliche Bestenliste der Qualität wegen auf eine amtliche Top 25 erweitert wurde…

Foto: Promo / Michael Delaney

Dass die vergangenen Monate die notwendige Untermalung fanden, lag auch an „Quitters„, dem vierten Langspieler von Christian Lee Hutson. Was mich rückblickend etwas erstaunt, ist, dass der im April erschienene Nachfolger zum 2020er „Beginners“ zwar seinerzeit von den einschlägigen kritischen Stimmen wohlwollend goutiert, in den jeweiligen Jahresendabrechnungen jedoch kaum berücksichtigt wurde. An den durch und durch großartigen 13 Songs des Albums kann’s kaum gelegen haben, denn näher an das Schaffen eines Elliott Smith ist lange, lange Zeit niemand herangekommen – und das ist vor allem aus meiner digitalen Feder als recht großes Kompliment zu verstehen. Zudem mischen einmal mehr keine Geringeren als Phoebe Bridgers und Conor Oberst mit. Heraus kommt eine Dreiviertelstunde musikalischer Zerstreuung und Realitätsflucht, die auch bei der Vielzahl an Konkurrenz im Jahr 2022 völlig zurecht auf meiner Eins landet. A singular ode to melancholy.

mehr…

2.  Nullmillimeter – Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd

Nullmillimeter sind eine von so einigen tollen musikalischen Neuentdeckungen des zurückliegenden Musikjahres. Und knallen dem geneigten Hörer (oder eben der geneigten Hörerin) mit „Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd“ mal eben ein derart faszinierendes Debüt vor die Lauscher, dass man sich im Wirbel kaum entscheiden mag, was hier toller ist. Das großartige Coverartwork mit dem auf einem Poller festgerittenen Pony? Der Albumtitel, in welchem wortwörtlich ebensoviel Wahrheit steckt wie in all den klugen Textzeilen? Die Stimme von Sängerin Naëma Faika, die der bundesdeutschen Musiklandschaft – tatsächlich, tatsächlich – gerade noch gefehlt hat? Die bockstarke Band hinter ihr, die manch eine(r) in der Vergangenheit bereits als Teile der Begleitbands von Kid Kopphausen, Staring Girl, Jochen Distelmeyer, Tom Liwa, Olli Schulz oder Gisbert zu Knyphausen zu hören bekam? Dass letztgenannter hier bei einer Coverversion eines Songs aus dem Solo-Schaffen von Pearl Jam-Frontstimme Eddie Vedder mitmischt? Dass sich diese Nummer dann noch ganz organisch in den Albumfluss einfügt und man sich immer wieder kopfüber in die Platte schmeißen möchte, die so voller Schmerz, so voll herrlicher Melancholie, aber vor allem so voller Leben steckt? Ach, herrje – man weiß es nicht. Man will’s auch gar nicht wissen, denn im Zweifel aller Zweifel ist’s all das. Doppelt. Dreifach. Gleichzeitig. Und es ist einfach so toll, dass man lediglich kritisieren mag, dass dem Album kein Booklet beiliegt.

mehr…

3.  Pianos Become The Teeth – Drift

Es gibt Bands, Alben und Songs, die einen vom ersten Moment an mit ihrer Atmosphäre und ihrer wunderbaren Unmittelbarkeit einfangen und so schnell auch nicht mehr loslassen. Pianos Become The Teeth wurden für mich anno 2014 mit ihrem dritten Langspieler „Keep You“ zu einer solchen Band (und schafften es damals auch völlig zurecht aufs Treppchen der „Alben des Jahres„). Ihr vorheriges Post-Hardcore-Brülloutfit war (und ist) mir im Gros herzlich schnuppe, aber mit ihrem einschneidenden Wechsel hin zu melancholischem Emo-Indie und mit den ersten Tönen des „Keep You“-Openers „Ripple Water Shine“ war ich unwillkürlich schockverliebt. Nach dem auf hohem Niveau stagnierenden 2018er Album „Wait For Love“ besitzt „Drift“ nun wieder diesen „Ripple Water Shine“-Effekt, denn das Album ist schlichtweg schonungslos emotional – in Ton und Wort. Dicht gewebte, hallende Rhythmen, melancholische Melodien und wenige, gut dosierte laute Momente. Dazu singt Kyle Durfey seine persönlichen Texte, die vom Leben und oft von dessen Schwere handeln. In „Pair“ etwa davon, wie Durfeys Frau Lou (die in vier Stücken namentlich genannt wird) und er lange auf ihren Nachwuchs warten mussten. Wie es sich für richtig gute Alben gehört, wechselt die Lieblingssongs von Zeit zu Zeit, neben der Übernummer „Genevieve“ sticht etwa das repetitive, an Radiohead erinnerte „Easy“ hervor. So oder so liefert die Band aus Baltimore, Maryland einmal mehr zehn wundervolle Tearjerker, zu denen es sich vortrefflich die Fäuste gen Firmament ballen lässt.

mehr…

4.  Frank Turner – FTHC

Apropos „liefern“, apropos „Fäuste gen Firmament“: Beides trifft natürlich auch auf Frank Turner zu, denn der britische Punkrock-Barde scheint Schlaf so nötig zu haben wie ein Uhu eine Badekappe. Nicht nur hat der 41-jährige Musiker bereits über 2.700 Shows unter eigenem Namen gespielt (etwa 140 allein in diesem Jahr, zudem fand mit den „Lost Evenings“ gar ein eigenes Festival in Berlin statt), er trägt das Herz auch am richtigen Fleck und liefert im Zwei- bis Drei-Jahres-Turnus auch verlässlich Alben ab, zu deren Songs man nur allzu gern die geballte Patschehand gen Himmel strecken und ein bierseliges „Aye, mate!“ ausstoßen möchte. Daran ändern die 14 Nummern (beziehungsweise 20 in der Deluxe Edition) von „FTHC„, seinem nunmehr neunten Studioalbum, mal so rein gar nix. Und so vielseitig, so frisch klang der nimmermüde Turner schon lange nicht mehr. Frank und frei – Sie wissen schon… Und wem bei „A Wave Across A Bay“, seinem Tribute an den zu früh verstorbenen Frightened Rabbit-Buddy Scott Hutchison, nicht das Herz holterdipolter gen Schlüppi rutscht, der hat statt pochendem Muskel nur einen ollen Betonklotz in der Brust sitzen…

mehr…

5.  Dreamtigers – Ellapsis

Nerds wissen es freilich längst: Die meisten Fachsimpeleien über Musik stützen sich manches Mal schon sehr auf eine Art von Genre-Taxonomie, bei welcher sowohl Kritiker als auch Fans Songs und Alben in verschiedene Bestandteile zerlegen und die Anatomie der verwendeten Formen in erkennbare Strukturen unterteilen. Doch was für die einen nützlich erscheinen mag, um dem lesenden Gegenüber Empfehlungen zu geben, dürfte all jene, die sich eben nicht knietief im musikalen Nerdtum bewegen, schnell abschrecken. Ein recht gutes Beispiel, dass man bei Empfehlungen lange wie kurze Wege gehen kann, ist „Ellapsis“, das zweite Album von Dreamtigers, einem Bandprojekt, das sich aus Mitgliedern der Melodic-Hardcore-Helden Defeater und den Post-Rock-Größen Caspian zusammensetzt. Denn auf dem Langspieler, dessen Titel ein erfundener Begriff für eine Krankheit, die durch den Lauf der Zeit hervorgerufen wird, ist, passiert eine ganze Menge, und vieles davon scheint unvereinbar zu sein. Das erste, das Unmittelbarste, was man wahrnimmt, ist die beständig zwischen fragilem und mächtigem Momentum pendelnde Instrumentierung. Die Gitarren werden durch eine ganze Reihe von Effektpedalen gejagt, dazu kommen ein unscharf ins Rund tönender Bass und souveräne Drums. Einen Moment lang könnte man meinen, es handele sich um ein eher konventionelles Post-Rock-Album – bis der Jake Woodruffs Gesang einsetzt, der auch in einer Alt-Country-Band nicht fehl am Platz wäre. Überhaupt lassen sich die Stücke stilistisch nur schwerlich festlegen, denn während des gesamten Albums schimmern verschiedene Nuancen durch, die wie Lichtstrahlen durch einen Kristall fallen: Folk-Songs brechen in Post-Rock-Höhepunkte aus, Indie-Rock-Hooks huschen durch Shoegaze-Atmosphären, wobei Gesang und Songwriting stets unbehelligt von dem akustischen Wirbelsturm aus Effektpedalen und treibenden Schlagzeugmustern um sie herum bleiben. Fast könnte man meinen, dass die Songs so sehr auf akustische Soloauftritte zugeschnitten zu sein scheinen, dass die üppigen, hymnisch empor steigenden Arrangements, welche mit ihrer Dringlichkeit und latent aggressiven Energie ein ums andere Mal an Defekter erinnern, fast trotzig klingen. Dennoch kommt man der Sogwirkung dieses Albums als Ganzes (ganz ähnlich wie bereits beim kaum weniger tollen 2014er Vorgänger „Wishing Well„) nicht wirklich nahe. Denn wie auch immer man das Zusammenspiel zwischen Instrumentalem und Gesang beschreiben mag, was bei dieser Platte wirklich heraussticht, sind all die Meditationen über das Verfliegen der Zeit und wie die Band aus Massachusetts hier selbst die flüchtigsten Momente ewig erscheinen lässt. Selbst die längeren Songs von „Ellapsis“ fühlen so kurz an wie die kürzeren, während die kurzen den längsten ebenbürtig erscheinen, und das Album als Ganzes hallt weit über seine lediglich dreißig Minuten Laufzeit hinaus. Angefangen beim Opener „Six Rivers“ umspülen einen die Stücke wie ans Ufer schlagende Wellen, die mit den Gezeiten verebben und fließen. Wenn der Albumabschluss „Stolen Moments“ schließlich sein Ende findet, fühlt es sich beinahe so an, als ob der Schlusschor schon ewig hinter dem Universum her gesummt wäre.

mehr…

6.  Pale – The Night, The Dawn And What Remains

Pale melden sich ein allerletztes Mal zurück – einerseits ja wunderbar, wären die Gründe für das unerwartete Comeback keine so traurigen. Umso schöner, dass die Aachener Indie-Rock-Band mit „The Night, The Dawn And What Remains“ umso trotziger sowohl ihre Freundschaft und den gemeinsamen Weg als auch das Leben feiert. Macht’s gut, Jungs – und danke für diese wundervolle Ehrenrunde! #träneimknopfloch

mehr…

7.  Muff Potter – Bei aller Liebe

Und wo wir gerade bei Comebacks wären, sind Muff Potter in diesem Jahr freilich nicht allzu weit, denn: Alle kommen sie wieder, irgendwann und irgendwie. Das traf 2022 selbst auf ABBA zu, die 2021 mit „Voyage“ zunächst die ersten neuen Songs seit fast vierzig Jahren präsentierten, um im Jahr darauf ausverkaufte Hologramm-Konzerte in London zu „spielen“- getreu dem schwedischen Erfolgsmotto „Entdecke die Möglichkeiten“. Und auch in der Rockmusik konnte man zuletzt vermehrt das Gefühl bekommen, selbige bestehe nur noch aus Reunions einst erfolgreicher Bands, die in Ermangelung neuer Ideen versuchen, mit den alten noch einmal abzukassieren. Dann wiederum gibt es Truppen wie eben Muff Potter, denen es mit ihrem Albumcomeback nach schlappen 13 Jahren Pause gelingt, selbst eingefleischte Per-se-Skeptiker umzudrehen, weil man „Bei aller Liebe“ bei allem frischen Ideenreichtum die Zeit anhört, die seit dem Abschied mit „Gute Aussicht“ vergangen ist. Die Platte zeugt davon, dass das Leben eben auch ohne gemeinsame Band weitergeht, und es töricht wäre, all die Erfahrungen beiseite zu lassen, die man in der Zwischenzeit zwangsläufig macht. Und deshalb steht hier Blumfeld-artiges wie „Ein gestohlener Tag“ neben Instant-Hits wie „Flitter & Tand“ oder einem 72 Sekunden kurzen Punkausbruch wie „Privat“. Verschränken sich in Thorsten „Nagel“ Nagelschmidts Texten seine schriftstellerische Arbeit (sic!) mit dem Punk-Fan, den es auch mal einfach braucht. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass man Muff Potter – bei aller Liebe – keineswegs zugetraut hätte, noch einmal so viel zu sagen zu haben und sich musikalisch so offen zu zeigen – mit Kurzweil wie mit Tiefgang. Andererseits ist’s natürlich umso schöner, wenn die eigenen Erwartungen übertroffen werden und man eine lange Zeit auf kreativem Eis liegende Herzensband neu für sich entdeckt.

mehr…

8.  Cat Power – Covers

Dass Chan „Cat Power“ Marshall für ihre Coverversionen bekannt ist, dürfte sich mittlerweile auch bis zu den allerletzten Hütern des guten Musikgeschmacks herumgesprochen haben, immerhin hat die 50-jährige US-Musikerin im Laufe ihrer annähernd dreißigjährigen Kariere bislang zwei verdammt formidable Coversong-Alben veröffentlicht, auf denen sie von unbekannteren Bob Dylan-Nummern über Blues’n’Soul-Stücken bis hin zu abgeschmackten Evergreens wie „(I Can’t Getroffen No) Satisfaction“ jedem Song derart ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stempel aufdrücken konnte, dass es eine wahre Schau war. Nach „The Covers Record“ (2000) und „Jukebox“ (2008) macht Cat Power nun mit „Covers“ das Trio voll und liefert erneut formvollendet-exquisites Coverhandwerk – ganz egal, ob die Originale von von Nick Cave and the Bad Seeds („I Had A Dream, Joe“), Lana Del Rey („White Mustang“), den Replacements („Here Comes A Regular“) oder Billie Holiday („I’ll Be Seeing You“) stammen. Ja, die Frau kann mit ihrer so wunderbar rauen, so unendlich tiefen Stimme kaum etwas falsch und sich so ziemlich jede Fremdkomposition zueigen machen.

mehr…

9.  Tristan Brusch – Am Rest

Wie bereits in der dazugehörigen Rezension erwähnt, bin ich bei Tristan Bruschs dritten Album „Am Rest“ etwas late to the party, immerhin erschien die Platte bereits im Oktober 2021. Dennoch verpassen alle jene, die diese Musik gewordene Trübsalsfeierlichkeit ganz außen vor lassen, so einiges bei diesen Oden an das Ende der Dinge und an die Akzeptanz des Verlusts. Ja, im Grunde könnte es kaum bessere Stücke geben, um jenen so intensiv graumeliert schimmernden Tagen einen passenden Soundtrack zu liefern. Sucht wer die passenden Gegenstücke zu Max Raabes „Wer hat hier schlechte Laune“ (welches, wenn ihr mich fragt, übrigens als weltbeste Warteschleifenmusik für alle Kundendiesnthotlines taugen würde)? Nun, hier habt ihr sie – dargeboten von einem begnadeten Liedermacher, der alle nach billigem Tetrapack-Weißwein und zu vielen Marlboro-Kippen müffelnden, mieslaunigen Chansoniers ins piefige Bundesdeutsche überträgt.

mehr…

10. Betterov – Olympia

Freilich war die Vielzahl an Erwartungen, die an den Debüt-Langspieler von Manuel „Betterov“ Bittorf geknüpft waren, ebenso groß wie die Vorfreude auf neue Songs des gebürtigen Thüringers und Wahl-Berliners. Umso schöner, dass „Olympia“ diese Hürde beinahe mühelos nimmt und elf Songs präsentiert, denen man den Produzenten ebenso anhört wie die Platten, die beim Schreiben wohlmöglich im Hintergrund liefen. So mausert sich Betterov vom Newcomer-Geheimtipp zum amtlichen Senkrechtstarter, der völlig zurecht einen Platz in meinen persönlichen-Jahres-Top-Ten einfährt. Olympia-Norm? Vollends erfüllt.

mehr…

…auf den weiteren Plätzen:

Husten – Aus allen Nähten mehr…

Casper – Alles war schön und nichts tat weh

Death Cab For Cutie – Asphalt Meadows mehr…

William Fitzsimmons – Covers, Vol. 1

Caracara – New Preoccupations mehr…

Eddie Vedder – Earthling mehr…

Black Country, New Road – Ants From Up There

Gang Of Youths – Angel In Realtime.

Spanish Love Songs – Brave Faces Etc. mehr…

Faber – Orpheum (Live)

Die Nerven – DIE NERVEN

Ghost – Impera

Proper. – The Great American Novel mehr…

Rocky Votolato – Wild Roots mehr…

The Afghan Whigs – How Do You Burn?

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Tristan Brusch – Am Rest (2021)

-erschienen bei BDKA/Kontor-

Dass ich im Fall von Tristan Brusch etwas spät zur Jubelarienfeier stoße, hat sicherlich ein, zwei schnöde Gründe: Auch mein Tag hat nur 24 Stunden (von denen knapp zwei Drittel schonmal für den vermaledeiten Broterwerb und ein paar Stündchen Nachtschlaf draufgehen), von daher – ich geb’s offen zu, ist ja nunmal so – widme ich nicht jeder neuen kunstschaffenden Seele im ersten Moment die Zeit, die sie vielleicht verdient hätte. Oft reichen zwei Blicke auf Pressefotos und ins neuste Musikvideo, um eine erste Entscheidung hinsichtlich der Frage treffen zu können: „Isses was für den ANEWFRIEND oder eben nicht?“. Bei ebenjenem Tristan Brusch fällte ich das (vor)schnelle Urteil, dass es sich bei jenem – freilich im urbanen Berlin beheimateten – Künstler, der vor allem im vergangenen Jahr vom bundesdeutschen Feuilleton hochgejubelt wurde, um einen jener Gattung handelt, die vor nicht allzu langer Zeit von der von mir mit Inbrunst verhassten SPEX gefeiert und mit neongrellem Konfetti beworfen worden wären. Optisch eine Mischung aus Klaus Kinski und Lars Rudolph, tritt der 34-jährige Musiker in seinen aktuellen Musikvideos im weiß-gilbigen Wallekleid auf, haut sich mal eine Maskerade ins Antlitz, welche selbst den Einstürzenden Neubauten das Fürchten gelehrt hätte, trällert seine mit derbem Wortgut gespickten Liedchen auf einer Leiter in der Landschaft oder lässt sich in voller Kleidermontur im See treiben. L’art pour l’art. Kunstscheiße. In jedem Fall: nicht mein Fall. Ganz ähnlich wie Tocotronic: mag anderen die Freudentränen ins strahlende Gesicht treiben, während ich’s nicht kapiere. Nun jedoch habe ich dem Mann, der 1988 in Gelsenkirchen zur Welt kam und dem die Musikalität quasi in die Wiege gelegt wurde (der Vater ist berufsmäßiger klassischer Violinist, die Mutter nicht-professionelle Pianistin), noch einmal eine faire Chance gegeben: Und siehe da: Mea culpa und Asche auf mein Haupt – es hat sich gelohnt, denn vor allem sein neustes Album „Am Rest“ ist ein ebenso intensiver Seelenwärmer wie verdammt großartig.

Ein anderer erster Eindruck bestätigt sich jedoch auch bei genauerem Hinhören und -sehen: Tristan Brusch ist der Inbegriff des komischen Kauzes. Ein Sonderling, ein merkwürdiger Zeitgenosse, der mit seinen teils skurrilen Beobachtungen wahlweise Kopfschütteln oder amüsierte Bewunderung hervorruft. Auf seinen Alben beschäftigt er sich intensiv mit der Lächerlichkeit des Seins, seines eigenen und das seiner gehassliebten Mitmenschen, inklusive erkrankter Lebens- und Liebesbeziehungen. Doch wo der 2018 erschienene Vorgänger „Das Paradies“ (bei welchem man sich keineswegs vor dezent schlager’esken Coverartwork abschrecken lassen sollte) noch recht bunt, von Instrumentarium und Synthies vollgestopft und insgesamt irgendwo zwischen Kirmespop und Kleinkunst geriet, tönen die neuen Stücke verdammt „monochrom“. Dies mag einerseits an der nicht eben quietschvergnügten Thematik der Stücke liegen, andererseits an dem simplen Fakt, dass Brusch die Gunst der Corona-Pandemie nutzte, und alle Songs gemeinsam mit Produzent Tim Tautorat (AnnenMayKantereit, Turbostaat, Tocotronic, Faber) und Band live in den altehrwürdigen Berliner Hansa-Studios aufnahm, nachdem „eine sehr berühmte deutsche Band Corona-bedingt abgesprungen war“. Für den Sound dieses Albums gab es daher kein Nachbessern, keinen Wunsch nach Perfektion. Stattdessen bieten die Songs unverfälschte Momentaufnahmen, im Text ebenso wie im Ton.

„Zwei Wunder am Tag“ heißt der Einsteiger der Platte, der mit einer einsamen Gitarre beginnt und zunächst superduper entspannt wirkt – darauf ’nen Mate-Tee? Nee, besser nicht. Brusch besingt das Leben und die Tristesse des grauen Alltags, welche wiederum dazu führt, dass wir alle uns tagein, tagaus nach ein wenig mehr sehnen. Und kaum hat man sich so richtig an die heimelige Singer/Songwriter-Atmosphäre gewöhnt, bricht der Refrain herein: Schreiend, laut, wütend, verzerrt und vulgär – und dann eben noch mit den drastisch gewählten Worten „Herein, herein, herein, immer alles in die Fressfotze rein!“. Ein auf Konsumkritik getrimmter Ausbruch und so ziemlich all das, was man gerade nicht erwartet hat. Eine Minute und 52 Sekunden dauert es, bis Tristan Brusch zum ersten Mal beweist: Ihr habt keine Ahnung, was hier noch auf euch zukommt… Er wird recht behalten.

Fotos: Promo / Steffi Rettinger

Zwar nicht ganz so wechselhaft, jedoch ähnlich gut gerät auch das leicht verträumte „Der Abschaum“, welches das Außenseiterdasein behandelt und musikalisch an Marlene Dietrich, meinetwegen auch an Jaques Brel oder an eine Art deutschen Scott Walker erinnert. Isses noch Chanson? In jedem Fall piefiger kein deutscher Rock! Tatsächlich sieht sich der Wahl-Berliner als die männliche Version von Ikone Dietrich, wie man in seiner Insta-Bio nachlesen konnte. Und das Lied selbst könnte man im Kosmos des Albums fast als „leichtfüßig“ bezeichnen, folgen um es herum doch ziemlich schwere Brocken. Das bittersüße Titelstück „Am Rest“ etwa. Selbiges beschreibt anhand todtrauriger Bilder den Zerfall einer Beziehung, bei der sich die Gemeinsamkeit nur noch durch die vermeintlich glückliche Vergangenheit ausdrückt und darin, dass man weiß, wie der oder die andere seinen – oder eben ihren – Chai trinkt (zwei Zucker). Auch „Ein Wort“ behandelt die Sprachlosigkeit und Enttäuschung, wenn alles gesagt scheint, „So weit weg“ unser aller zwanghafte Suche nach dem Glück und das Scheitern dabei. In „Schönleinstraße“ – laut Aussage das einzige nicht autobiografische Stück der Platte – wählt Brusch einen Obdachlosen als Erzähler, heimlich verliebt in die morgendliche Pendlerin und verzweifelt auf der Suche nach dieser einen letzten Chance, denn: „Mit mir ist doch nichts falsch, was bisschen Geld nicht richten kann“. In „Krone der Schöpfung“ packt der Sänger seine ganze Abscheu gegen unsere Spezies in die Zeilen, die plötzlich aufflammende Wut und der an „Lost Highway“ erinnernde Free Jazz wirken in solch einem manischen Rollenspiel durchaus beängstigend. Überhaupt muss man bei Brusch manches Mal an den Rattenfänger von Hameln denken: Man weiß, dass es nicht gut ausgehen wird, aber man kann sich seinem Bann partout nicht entziehen und tappt nahezu blind ins Verderben. Er wählt für Gefühle die passenden Worte und wird dabei drastisch und ungemütlich, etwa wenn er in „SM Jugend“ eine kranke Teenager-Liebesbeziehung beschreibt: „Deine Haut konnt‘ manchmal jucken / Du hast gesagt, jetzt helfen deine Klingen / Und ich wollte ficken / Süße Energie“. Das Lied bildet den Auftakt einer schicksalhaften Begegnung. In „Einer liebt immer mehr“ geht es um den aufziehenden Kontrollverlust, und das ganze Unglück kumuliert in „2006“, der fast logischen Konsequenz einer selbstzerstörerischen Existenz. Am Ende geschieht nämlich recht selten ein Wunder: „2006 haben wir uns geküsst / Haben wir noch lange nicht gewusst, was wirklich wichtig ist / Und Du warst noch lange, lange, lange, lang nicht tot…“ Zwar melancholisch, aber dennoch entschlossen erzählt Brusch hier von einer Person, die er liebte und die ihn liebte – bis zu dem Tag, an dem sie sich das Leben nahm. Ein herzzerreißendes Lebewohl, ein dicker, Song gewordener Kloß im Hals, welcher glücklicherweise vom abschließenden „Das Leben ist so schön“ noch ein wenig gen Versöhnlichkeit aufgelockert wird. Mit Jahreszahlen versehen erzählt er im Abriss aus seinen ersten 13 Lebensjahren: 1988 in Gelsenkirchen via Kaiserschnitt geboren. 1991 in Dänemark im Wohnwagen gelebt, während die Eltern dort Konzerte spielten. 1995 zurück in Tübingen, wo man als Kind mal eine tote Ratte vergraben oder die Hausaufgaben nicht gemacht hat. 2001 wird dann die erste Zigarette geraucht. In seiner Einfachheit, mit dieser Breite an Identifikationsfläche (allem Persönlichen zum Trotz), mit dieser Nähe am Leben und Alltag erinnert Brusch da nicht zum ersten Mal an große deutsche Liedermacher-Namen wie Reinhard Mey, Sven Regener oder Rio Reiser – nur eben eher mit etwas Klarem, Hochprozentigem in der Tasse anstatt des Kaffees oder grünen Tees…

Am Rest“ ist eine Ode an die Vergänglichkeit der Dinge und die Akzeptanz des Verlusts. „Am Rest“ ist aber auch die Einsicht, dass all der Zerfall und die Probleme um uns herum zwar ernst sind, trotzdem aber nichts daran ändern, dass selbst aus Schlechtem und Monochrom-grauem Freude und Glück entstehen können. Ohne das Hässliche kann das Schöne kaum existieren – was nach banalem Kalenderspruch müffeln mag, wird hier mit neuer Bedeutung gefüttert. Es ist zum Heullachen. Wer also mag, darf Tristan Brusch ebenso als Bruder im Geiste eines Gisbert zu Knyphausen („Die Welt ist grässlich und wunderschön.“) sehen wie eines Faber, denn wer die beiden fulminanten Alben des Schweizer Musikers gehört hat und hier keine textlichen wie musikalischen Parallelen feststellen kann, der sollte bei beiden noch einmal genauer hinhören. Und ganz ähnlich wie jener Julian „Faber“ Pollina braucht auch Tristan Brusch weder starre Genre-Schubladen noch massentaugliche Texte, um vor allem mit diesem Album zu beweisen, dass er längst verstanden hat, wie man ein Publikum in seinen Bann zieht. Zugegeben, für so ein herbstliches, wohlmöglich sogar tiefwinterlich gefärbtes Album muss man offen und bereit sein, und wer auf pathetischen Weltschmerz per se keinen Bock hat, wird vermutlich auch höchstens mit einem Bruchteil der Songs glücklich. Wer sich hingegen auf ebendiese Welt einlässt, hat die Chance, mit „Am Rest“ eines der beeindruckendsten, ganz und gar nicht oberflächlichen Alben des Jahres des vergangenen Musikjahres zu entdecken. Und, wie bei mir: lieber etwas spät als nie.

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Sunday Listen: Karl die Große – „Was wenn keiner lacht“


Fotos: Promo / Marco Sensche

Man stolpert nicht nur über den etwas ungelenken Bandnamen Karl die Große, auch das im Februar erschienene zweite Album “Was wenn keiner lacht” tönt oft genug irritierend – im besten Sinne. Wer denn unbedingt eine Schublade benötigt, der darf die sechsköpfige Band aus Leipzig gern unter „Indie Pop“ einordnen, doch eigentlich ist da viel mehr – Songwriter-Folk mit Elementen aus Jazz, Chanson oder Hip Hop etwa. Was einem jedoch zuerst ins Ohr fällt, ist der tolle Sound, der beinahe live sowie durchgehend druckvoll und akzentuiert klingt – kaum verwunderlich, schließlich erarbeitet sich das vor etwa acht Jahren ins Leben gerufene sächsische Kollektiv alle Stücke gemeinsam. Allein das Plattenknistern im Opener “Das dicke Mädchen hat es den Berg hoch geschafft”, die Beats und das satte Klavier sind schon zu Beginn wahre Ohrenschmeichler, welche von der glasklaren, samtenen Stimme von Sängerin und Songschreiberin Wencke Wollny nur noch runder gemacht werden…

Und Indie Pop hin oder her – Karl die Große teilen so einige Fragen mit allen, die ihnen ein Ohr leihen. Fragen, mit denen man sich möglicherweise selbst schon auseinandergesetzt hat. Aber auch: Perspektiven, die man bisher noch nicht bedacht hat. So werden beispielsweise in der biografischen Eröffnungsnummer falsche Vorbilder und Erwartungshaltungen sowie gesellschaftlich befeuerte Selbstzweifel kraftvoll niedergesungen. Doch ungeachtet der Tatsache, dass viele der Texte aus ihrem Alltag stammen, ist es Wenke Wollny ebenso wichtig, gesellschaftliche Metaebenen in die Lieder einzuziehen – und so ist „das dicke Mädchen“ eben nicht nur ein Song über erfahrenen Spott und Missachtung. Die Sängerin erklärt es wie folgt: „In dem Lied ging es mir auch darum, zu gucken, wie mit Frauen umgegangen wird, die etwas erreicht haben. Da gibt es dann die Boulevardpresse, in der es darum geht, wer jetzt wieviel ab- und zugenommen hat. Und dann gibt es die Politikerin, wo es dann doch wichtig ist, in welchem Outfit sie aufgetreten ist.“ All das stecke in den Songs. Diese textlichen Schichtungen sind – gerade im Vergleich zum kaum schlechteren 2017er Vorgängeralbum „Dass ihr Superhelden immer übertreibt“ – definitiv eine neue Qualität im Songwriting der Band. Genau dieser Stil macht die Songs glaubwürdig und lässt sie unverfälscht klingen. Ähnlich versiert und clever wie beim „dicken Mädchen“ geht das Sextett, zu dem neben Wollny noch Antonia Hausmann, Christian Dähne, Clemens Litschko, Simon Kutzner und Yoann Thicé gehören, im gleichsam gesellschaftskritischen „Generation A“ mit der Frage nach einer gesunden Kommunikation der Generationen um oder erteilt in „Allesgönner“ den „Allesgönnern unserer Zeit“ eine popmusikalische Abfuhr. Die schlaue Erzählkunst auf „Was wenn keiner lacht“ – das oft beschworene Narrativ guter Popmusik – findet auf diesem Album bestenfalls einen echten Wohlfühlort.

Auch mit recht bekannten Namen können Karl die Große anno 2021 aufwarten. Mehr sogar: Sowohl das Feature mit Fatoni im sphärischen “On My Side” als auch jenes mit Maeckes im klangschalenartigen “1000k” ist gelungen. Die beiden aus dem Hip Hop stammenden Musiker bewegen sich zudem eher auf Wollny und Co. zu und brechen angenehm aus ihren gewohnten Mustern aus. Auch die Kooperation mit Franceso Wilking (Ex-Tele, Die Höchste Eisenbahn) bei „Du bist noch nicht da“ ist eine Bereicherung, zu der man sich gegenseitig umschlungen über die Indie-Tanzfläche schieben kann. Das poppige “Gefällt” hat das Zeug, um sich mit seinem nachhallenden Refrain und der leicht zugänglichen, offenen Komposition unbemerkt ins Formatradio schmuggeln. Und um es der Hörerschaft, welche wohl sonst vielmehr weibliche Deutschpop-Stimmen à la Nena, Sarah Connor oder Silbermond präferiert, leicht zu machen, wird sogar euphorisch in die Hände geklatscht. Ob jene Allerweltspop-Ohren dann mit dem Rest von “Was wenn keiner lacht” zufrieden sein dürften, sei freilich dahingestellt… In eine recht ähnliche Kerbe schlägt auch die Single „Heute Nacht“, in welcher die Band Synthies und Beats gegen Western-Gitarren tauscht und sich von simplen Alibi-Drums begleitet langsam gen Hook treiben lässt. Diese grenzt sich zwar dadurch, dass sie im Vergleich zur Strophe recht ruhig ist, vom typischen Radio-Pop ab, wiederholt jedoch trotzdem so uninspirierte Textzeilen wie „Ja, Ja, Ja / Dass ich dir dieses Lied nie gesungen hab„. Tut nicht weh – und würde daher auch jeder 50-jährigen Vorstadt-Mutti, die seit zwei Dekaden die immergleichen Amy MacDonald- und Element Of Crime-CDs rotieren lässt, gefallen. Aber noch immer tausend Mal besser als all dieser gräßliche, seelenfrei auf urban-hippen Zeitgeist getrimmte Mia-Elektro-Pop.

Zu einem der heimlichen Hits des Albums mutiert – neben dem persönlichen „Immer immer“ – das bereits erwähnte clevere “Allesgönner”. Hier legen Karl die Große brummende Flächen und einen beschwingten Beat vor, während Wencke Wollny sich im Refrain vom Song ausklinkt, über ihm zu schweben und von außen darauf zu blicken scheint. Nicht selten erinnert sie dabei an Inga Humpe und deren Leichtigkeit, nicht nur in “Spinnweben am Geländer”. Ein ausformuliertes Gefühl und trotz – oder gerade wegen – der Kürze und Wiederholung bewegend. Manch anderen, der sich noch keine Sorgen ums graue Haupthaar machen muss, mag ihre Stimme an eine Melange aus Billie Eilish, Kat Frankie und Sophie Hunger erinnern. Der Gesang wirkt so nah, dass man Wollny neben sich wähnt. Abgesehen von ihrer auffallend schönen Klangfarbe ist auch das einmal mehr der bemerkenswerten Produktion zuzuschreiben.

Ein paar Wermutstropfen gibt es dennoch, denn nach (s)einem durchaus fulminanten Start, aus welchem sich hier und da ein bisschen vom Geist von Wir sind Helden raushören lässt, fällt “Was wenn keiner lacht” leider etwas ab und verliert sich ein ums andere Mal im Singer/Songwriter-Pop – was letztendlich auch einfach an der Spieldauer von 55 Minuten liegen mag oder daran, dass sich manche Songs dann von der Tonalität her einfach zu sehr ähneln. Und wer sich 2021 – zumindest in physischer Form – noch über einen Hidden Track freut, ist auch recht unklar… Natürlich ist das Krittelei auf recht hohem Niveau. Dennoch: Schade, denn eigentlich entwickelt das Album gerade in den ersten beiden Dritteln eine durchaus packende Dynamik. Trotzdem wünscht man der Leipziger Band, dass sie, ihre Stücke und ihre Botschaften in Zukunft ein größeres Publikum erreichen, denn ebenso wie der in jedem Fall empfehlenswerte Erstling schillert auch das Zweitwerk, welches die Band via Crowdfunding (vor)finanziert hatte, in so vielen unterschiedlichen Farben und ist so detailliert instrumentiert, dass sich da sicher jede(r) etwas für sich heraus picken kann.

Auch toll: Die „MDR Club-Session“ der Band aus dem Leipziger UT Connewitz, die man hier in der Mediathek findet…

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Barbara Pravi – „Voilà“


Barbara Pravi trat mit ihrem Song „Voilà“ beim 65. Eurovision Songcontest für ihr Heimatland Frankreich an und gehörte damit bereits von Anfang an zu den großen Favorit*innen des Wettbewerbs. Im Finale in Rotterdam vor zwei Tagen konnte sie zwar die Fachjurys der Teilnehmerländer für sich gewinnen, beim europäischen Publikum durfte jedoch vor allem die italienische Glamrock-Band Måneskin abräumen, welche sich am Ende des Abends mit ihrem Song „Zitti e buoni“ auch den Sieg holte. Für Pravi, der nicht wenige wohl den Sieg ebenso gewünscht wie gegönnt haben dürften, sprang dennoch ein toller zweiter Platz heraus – aber das war noch längst nicht alles. Bereits einige Stunden nach dem großen ESC-Finale kletterte „Voilà“ an die Spitze vieler europäischer Charts, so unter anderem auch in Deutschland.

Die 27-jährige Pariser Sängerin mit serbischen und iranischen Wurzeln, die so vielfältige Künstler*innen wie Barbara, Jacques Brel, Georges Brassens, Françoise Hardy oder Louis Aragon zu ihren Einflüssen zählt, konnte in den letzten Jahren vor allem in ihrer französischen Heimat mit Songs wie „Je sers“, „Louis“ oder „Pas grandir“ Fans für sich gewinnen. Ihre Karriereanfänge lesen sich allerdings doch schon etwas klischee’esker: So sang sie im Januar 2016 „On m’appelle Heidi“ für die französische Version des Films „Heidi„, der im selben Jahr in den dortigen Kinos anlief. Ihren ersten Plattenvertrag hatte sie da schon in der Tasche. Danach erhielt Pravi die Rolle der Solange Duhamel im Musical „Un été 44„. Wen wundert’s, dass sie vor allem für ihre stimmliche Darbietung äußerst positive Kritiken erhielt… Dennoch bewahrt sich die kreative Chanteuse, die in der Vergangenheit bereits auch als Songwriterin für Musiker wie Yannick Noah, Julie Zenatti, Chimène Badi, Angélina Nava oder Jaden Smith (ja, der Sohn vom Smith-Will) tätig war, Eigenständigkeit wie Eigenwilligkeit. Sie schreibt ihre Texte zumeist selbst und lehnt diese nicht selten an wahre Begebenheiten an. So handelt beispielsweise „Deda“ von der Geschichte ihrer Familie oder „CHAIR“ von einer Abtreibung. Fürwahr nicht eben leichte Pop-Alltagskost…

Beim ESC 2021 nun also zeigte sie sich der ganzen (Musik)Welt. „Voilà“ – Das ist Barbara Pravi! (Übrigens ist ihr der ESC nicht gänzlich fremd, denn die Musikerin hat den Song “J’imagine” mitgeschrieben, mit dem die Sängerin Valentina im vergangenen Jahr den „Junior Eurovision Song Contest“ gewann.) Mit ihrem Stück, welches an die ganz Großen des modernen Chanson française wie etwa die ewige Edith Piaf erinnert, stach sie auch ohne jegliches Show-Tam-tam aus der bunten, breit gefächerten Vielzahl der 26 Teilnehmer hervor. Nicht, weil ihr Lied so gnadenlos perfekt durchproduziert, so poppig-eingängig gewesen wäre (in diesem Punkt taten sich eher Litauen oder Griechenland hervor). Jedoch vielmehr, weil Pravi den gemeinsam mit zusammen Igit und Lili Poe geschriebenen Song mit einer Leidenschaft vortrug, bei der ihr das Chanson gewordene Herzblut aus jeder Wuschelfisur-Faser, jeder Pore drang – da musste man nicht einmal den (zugegebenermaßen durchaus formidablen) französischen Text verstehen, um das Herzeleid zwischen den Zeilen fühlen zu können. Und auch wenn ihre bisherigen drei Alben – aller künstlerischen Vielfalt, allem Anspruch zum Trotz – bisher wenige Stücke einer ähnlich berührenden Güteklasse bieten, so sollte man Barbara Pravi in Zukunft auf dem Schirm haben und durchaus gespannt auf weitere Einblicke in das Herz der jungen Französin sein…

„Écoutez moi
Moi la chanteuse à demi
Parlez de moi
À vos amours, à vos amis
Parler leur de cette fille aux yeux noirs et de son rêve fou
Moi c’que j’veux c’est écrire des histoires qui arrivent jusqu’à vous
C’est tout

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue j’ai peur, oui
Me voilà dans le bruit et dans le silence

Regardez moi, ou du moins ce qu’il en reste
Regardez moi, avant que je me déteste
Quoi vous dire, que les lèvres d’une autre ne vous diront pas
C’est peu de chose mais moi tout ce que j’ai je le dépose là, voilà

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue c’est fini
C’est ma gueule c’est mon cri, me voilà tant pis
Voilà, voilà, voilà, voilà juste ici
Moi mon rêve mon envie, comme j’en crève comme j’en ris
Me voilà dans le bruit et dans le silence

Ne partez pas, j’vous en supplie restez longtemps
Ça m’sauvera peut-être pas, non
Mais faire sans vous j’sais pas comment
Aimez moi comme on aime un ami qui s’en va pour toujours
J’veux qu’on m’aime parce que moi je sais pas bien aimer mes contours

Voilà, voilà, voilà, voilà qui je suis
Me voilà même si mise à nue c’est fini
Me voilà dans le bruit et dans la fureur aussi
Regardez moi enfin et mes yeux et mes mains
Tout c’que j’ai est ici, c’est ma gueule c’est mon cri
Me voilà, me voilà, me voilà
Voilà, voilà, voilà, voilà

Voilà“

(Wer dem Französischen nicht mächtig ist, der findet hier eine deutsche Übersetzung…)

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Steiner & Madlaina – „Groß geträumt“


32215484_1616269905089506_7791170541523566592_o

Fotos: Facebook / Nils Lucas

Es scheint wohl kaum übertrieben, von den Pollinas als die talentierteste Schweizer Musikerfamilie zu schreiben: Zu einen wäre da Pippo Pollina, ein vor allem in der Eidgenossen-Republik (und im italienischen Sprachraum) bekannter Liedermacher, den man in Deutschland wohl am ehesten über seine Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker kennen könnte. Zu anderen freilich Julian „Faber“ Pollina, der auch hierzulande mit seinem noch immer fulminanten 2017er Erstlingswerk „Sei ein Faber im Wind“ (damals ANEWFRIENDs „Album des Jahres„) sowie mit dem zwar etwas anders gelagerten, jedoch kaum weniger überzeugenden diesjährigen Nachfolger „I Fucking Love My Life“ und seinem ungewöhnlich bissigen Folkrockpop für Furore sorgt. Da könnte man glatt vergessen, dass seine Schwester Madlaina mit ihrem Duo Steiner & Madlaina ebenso tolle Musik macht. Und das wäre wahrlich schade…

4015698020434.jpgKennengelernt haben sich Nora Steiner und Madlaina Pollina auf dem Pausenhof eines Züricher Gymnasiums, wohnten weniger später auch in einer WG zusammen. Mittlerweile werden die beiden als eine der vielversprechendsten Zukunftshoffnungen der Schweizer Musiklandschaft gehandelt – nicht nur der Schweizer, möchte man schnell hinzufügen… Waren ihre 2015 beziehungsweise 2017 veröffentlichten EPs „Ready To Climb“ und „Speak“ zumeist noch sparsam und zurückhaltend instrumentiert (was wohl auch einem damals noch recht überschaubarem Budget geschuldet sein dürfte), wagen Steiner & Madlaina auf ihrem von Alex Sprave (Mando Diao, We Invented Paris, Me + Marie) produzierten, im vergangenen Jahr erschienenem Debütalbum „Cheers“ den Schritt zu üppigeren Arrangements, die Folk-Pop, Chanson und Rock auf durchaus ungewöhnliche Art und Weise vereinen.

Fünf deutschsprachige, vier englischsprachige und ein in schweizerdeutsch gesungener Titel haben es auf „Cheers“ geschafft, während ihrer Live-Auftritte (in Deutschland spielte das Duo bereits im Vorprogramm von Faber sowie jüngst von Die Höchste Eisenbahn) konfrontieren die beiden das Publikum auch schon mal mit italienischen und griechischen Texten – Multikulti als kultureller Modus Operandi, quasi. Die ersten drei in deutscher Sprache gesungenen Songs versprühen zusätzlich noch eine große Sehnsucht mit melancholischem Unterton, wie man ihn aus französischen Chansons (oder eben den Stücken von Madlainas Bruder) kennt. All das kann einen durchaus trügerisch euphorischen Charakter annehmen, wie man etwa im Refrain von „Wenn du mir glaubst“ hört, oder leicht einen balkan’esken Touch bekommen, wie im Liebesgeschichte-ohne-Anfang-Eröffnungsstück „Ich werd nie gehen“ (auch hier wieder eine kaum überhörbare Parallele zu Faber). In „Prost Hawaii“ indes trifft Vintage-Swing-Schlager-Pop der Siebziger auf Sechzigerjahre-Jingle-Jangle-Surferrock-Charme. „Hold“, der erste englischsprachige Titel, schleicht sich als stimmungsvoller Western-Soundtrack in düsterer-geheimnisvoller Manier an, irgendwann klagt noch eine bluesige Gitarre, zu der Nora Steiner und Madlaina Pollina barmend im Chor singen. Gänsehautmoment? Einer von vielen! „Riot“ hingegen, welches in anderem Arrangement bereits auf der „Speak EP“ zu hören war, gestaltet sich sehr perkussiv und dramatisch, „Das schöne Leben“ mag an seiner Oberfläche zwar als ein zum Tanzen einladender Schunkler erscheinen, ist textlich aber eine nachdenklich-kluge, fast schon schmerzhaft ironische Abrechnung mit der jugendlichen Übeflusskonsumgesellschaft. „Reckless Love“ ist eine anmutig-zarte Dream-Folk-Pop-Nummer und die bewegende Trennungsballade „Groß geträumt“ eskaliert – Highlight! Highlight! – gar in einem fulminanten Rockgitarrensolo. Überbordend und opulent ist dann das Arrangement im Refrain von „Wait For It“, bevor das abschließende, Schwyzerdütsche „Herz vorus id Wand“ den weltfreien Folk-Pop von Zaz evoziert.

Steiner_Madlaina_Credit_Nils_Lucas-2

Steiner & Madlaina überzeugen auf „Cheers“ nicht nur mit ihrem abwechslungsreichen musikalischen Programm, sondern auch und vor allem durch ihre eindringlichen Texte, welche sich kunstvoll zwischen düster und optimistisch, rebellisch und feinfühlig, tiefgründig und trotzdem leicht bewegen und die von Anfang und Abschied, vom Loslassen und Festhalten erzählen. Es geht um Beziehungen, mal als Spiel, mal als Stellungskrieg – und immer gerät der jukeboxene Ritt durch Sprachen, Genres und Kontraste angenehm unromantisch. Neben den gleichsam unüberhörbaren wie wohl unvermeidlichen Einflüssen von Madlainas Bruder Julian „Faber“ Pollina (der den beiden Mittzwanzigerinnen auch ab und zu Musiker seiner Band „leiht“) klingen so – auch das erscheint logisch – auch andere All-Female-Duos wie First Aid Kit oder vor allem BOY an. In ihren besten Momenten tauschen Steiner & Madlaina Fallstricke wie Beliebigkeit und Befindlichkeit gegen durchaus sarkastische Zeitgeist-Spitzen fernab jeder Studentenbude ein. Das Ergebnis ist ein einnehmend nostalgisch-melancholischer Sound, der vor allem den Pollinas wohl im Blut zu liegen scheint. Darauf trinke ich. Cheers!

 

 

„Was bringt mich zum Weinen
Wenn wir beide streiten
Belanglosigkeiten
Bist es du, bin es ich
Oder die Ahnung
Für immer gibt es nicht
Wie lange können wir’s ertragen
Dass wir noch mehr erwarten
Als was wir zusammen wagten

Hast du auch so viele Fragen
Warum konnte ich’s dir nie sagen
Dieses rücksichtsvolle Schweigen
Um nur Zuneigung zu zeigen
Erst hat es was gebracht und uns dann
Kaputt gemacht

Die ganze Zeit
Bis zum letzten Streit
Bis zum letzten Glas
Das du aus Wut zerbrachst
Mit der Suche geboren
Hast du dein Ziel verloren
Während meins von Weitem winkt
Dein Selbstvertrauen sinkt
Bis dahin gut
Nichts zu bereuen
Wir hatten Mut
Um groß zu träumen, uns groß geträumt

Bald bin ich einmal mehr
Nur eine die ich war
Und die allein ins Leben kam
Ich weiß nicht mehr, wie viel was wiegt
Wenn die äußere Entfernung
Nach innen zieht
Wie oft fanden wir zurück
Wie viel hat dir noch gefallen
Bist du zu oft gegangen

Hast du auch so viele Fragen
Warum konnte ich’s dir nie sagen
Dieses rücksichtsvolle Schweigen
Um nur Zuneigung zu zeigen
Erst hat es was gebracht und uns dann

Die ganze Zeit
Bis zum letzten Streit
Bis zum letzten Glas
Das du aus Wut zerbrachst
Mit der Suche geboren
Hast du dein Ziel verloren
Während meins von Weitem winkt
Dein Selbstvertrauen sinkt
Bis dahin gut
Nichts zu bereuen
Wir hatten Mut
Um groß zu träumen, uns groß geträumt
Uns groß geträumt…“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Zitat des Tages


DobiJJOWsAAkIhD

(via kontrast.at / Twitter)

 

(Charles Aznavour,  22. Mai 1924 – 1. Oktober 2018, armenisch-französischer Chansonnier, Liedtexter, Komponist und Filmschauspieler)

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: