
Foto: Promo / Malin Johansson
Wenn man so will, ist José González der potentiell argentinischste Schwede kreuz und quer im Drei-Kronen-Staat. Zumindest, was die reine Optik betrifft. Denn musikalisch bedient der Sohn argentinischer Einwanderer, Baujahr 1978 und aufgewachsen in Göteborg, zwar teilweise fulminant und wie genetisch selbstverständlich die Akustikgitarre, doch von rassigem, vor Temperament nur so strotzendem „Vamos!“-Flamenco und Co. könnten die Folk-Songs des 40-jährigen Musikers kaum weiter entfernt sein. Vielmehr hat sich massig skandinavische Melancholie ins südländische Blut gemischt. Und gerade das macht González‘ Stücke, die seit 2003 auf drei Solo-Alben (zuletzt 2015 „Vestiges & Claws“ sowie im Februar via PledgeMusic das feine Live-Album „Live in Europe“ mit The String Theory) und zwei Werken mit seiner Band Junip gebündelt wurden, so besonders. Eine heiße Seele, kühle Gedanken – tolles Gitarrenspiel, grandiose, unverkennbare Stimmfarbe. Ist seit dem ersten Mini-Hit „Crosses“ bewährt großartig, wird es auch bleiben.
Was José González noch ein stückweit einzigartiger macht, ist sein Gespür, Kompositionen fremder Künstler zu seinen eigenen zu machen. Man höre nur seine Interpretationen von Massive Attacks gefühligem Ewigkeits-TripHop-Gassenhauer „Teardrop„, The Knifes „Heartbeats„, Joy Divisions überlebensgroß-abgründige Abschwur an die Liebe „Love Will Tear Us Apart“ – oder „Smalltown Boy“, im Original 1984 von Bronski Beat in die Plattenläden gestellt und – gerade zu dieser Zeit – eine durchaus mutige Homosexualitätsoffenbarungshymne, verpackt in discolastigen Synthie-Pop (da hatte Jimmy Somerville anderen heutigen Schwulen-Ikonen wie Freddie Mercury, George Michael oder Boy George einiges voraus). Nach González‘ Neofolk-Vereinnahmung (erschienen 2007 als B-Seite der Single „Down The Line„) wird daraus das Abschiedsstück eines jungen Suchenden, der zwar (noch) keine Heimat hat, jedoch – nebst Wehmut und Schmerz – auch massig Hoffnung im Herzen trägt… *hach*
„You leave in the morning
With everything you own
In a little black case
Alone on a platform
The wind and the rain
On a sad and lonely face
Mother will never understand
Why you had to leave
But the answers you seek
Will never be found at home
The love that you need
Will never be found at home
Run away, turn away, run away, turn away, run away
Run away, turn away, run away, turn away, run away
Pushed around and kicked around
Always a lonely boy
You were the one
That theyd talk about around town
As they put you down
And as hard as they would try
Theyd hurt to make you cry
But you never cried to them
Just to your soul
No you never cried to them
Just to your soul
Run away, turn away, run away, turn away, run away
Run away, turn away, run away, turn away, run away
Cry, boy, cry…
You leave in the morning
With everything you own
In a little black case
Alone on a platform
The wind and the rain
On a sad and lonely face
Run away, turn away, run away, turn away, run away
Run away, turn away, run away, turn away, run away“
Rock and Roll.