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Flimmerstunde – Teil 7


Another Earth (2011)

New Haven, Connecticut, an der US-amerikanischen Ostküste: die junge angehende Astrophysikstudentin Rhoda (Brit Marling) verursacht, angetrunken, und berauscht von der Tatsache, dass soeben eine „zweite Erde“ am nächtlichen Himmel gesichtet wurde, einen Verkehrsunfall, bei dem die schwangere Frau und der kleine Sohn des Professors und Komponisten John (Willliam Mapother) getötet werden und er selbst schwer verletzt. Rhoda wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, ihren Studienplatz am renommierten M.I.T. ist sie los.

Vier Jahre später: die junge Frau hat ihre Haftstrafe abgesessen und wird zurück ins Leben entlassen. Doch trotz der Hilfe ihrer Familie fällt es ihr schwer, wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Die alten Freunde sind weg oder tun so, als würden sie sie nicht mehr kennen. Der einzige Job, der ihr nun angeboten wird, ist ein Putzjob am örtlichen Colleague… Von Schuldgefühlen geplagt, sucht sie den Kontakt zu John, dem Mann, dessen Familie sie aus Unbedachtheit und Naivität einst tötete, und der nun ein zurückgezogenes, depressives Dasein fristet. Unter einem Vorwand verschafft sie sich Zutritt zu seinem Haus. Die beiden freunden sich an, kommen sich – wie sollte es anders sein – bald darauf näher…

Parallel dazu nimmt Rhoda an einer Ausschreibung teil, bei welcher ein reicher Geschäftsmann einen Platz im ersten Space Shuttle-Flug zur „zweiten Erde“ verschenkt. Da sie auf dieser Erde nichts außer Schuld mehr hält, schreibt sie offenes und ehrliches Essay als Begründung, wieso gerade sie ausgewählt werden sollte – und gewinnt prompt. Rhodas Hoffnung: was, wenn auf der „anderen Erde“ dieser verhängnisvolle Unfall nicht passiert ist? Zwar ist durch einen ersten Funkkontakt bekannt, dass jeder Mensch auf dem sich kontinuierlich nähernden Planeten „noch einmal“ existiert, jedoch nicht, ob diese Menschen auch exakt dieselben Entscheidungen getroffen haben. Da das erste Space Shuttle schon bald starten wird, muss Rhoda eine Entscheidung zwischen Schuld und Hoffnung treffen…

Das Spielfilmdebüt des Regisseurs Mike Cahill wurde mit einem – vergleichsweise – lachhaft geringen Budget von 200.000 Dollar realisiert, was man „Another Earth“ jedoch erfreulicherweise kaum anmerkt. Cahill nutzte seine Heimat New Haven als Schau- und Drehplatz der Handlung, bat Freunde und Bekannte um ihre Mithilfe. Der Hauptgrund, der diesen Film so sehenswert macht, ist jedoch, dass das Drehbuch, welches Cahill zusammen mit Hauptdarstellerin Marling schrieb, eine an Science Fiction angelehnte Geschichte ohne großartige Effekte im Minimalismus ansiedelt. Die Bildsprache ist meist eine emotionale, alles, was außerhalb New Havens passiert, wird lediglich angedeutet. Das alles stört in kleinster Weise, lässt den Film auch nicht amateurhaft oder „B-Movie“-mäßig wirken, denn die „andere Erde“ stellt lediglich ein theoretisches erlösendes Moment dar. „Another Earth“ ist ein toller, stiller Film über den jähen Verlust der Jugend, über den Umgang mit Schuld und das Suchen nach Erlösung.

 Hier der Trailer zum Film…
…und ein kurzes Interview mit Hauptdarstellerin Brit Marling und Regisseur Mike Cahill:
Rock and Roll.
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