Schlagwort-Archive: Bright Eyes

„A Monument To Commemorate Our Time: A Tribute to Lifted by Bright Eyes“ – Ein Sampler zum 20. Geburtstag des Bright Eyes-Durchbruchalbums


Herrschaftszeiten, wo ist all die Zeit geblieben, Teil 5.839: Dieser Tage feiert „Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground„, seines Zeichens die vierte Langspielplatte von Conor Obersts Haupt- und Herzensband Bright Eyes, bereits sein 20. Veröffentlichungsjubiläum.

Seitdem ist logischerweise so einiges passiert: In der Band-Heimat US of A war ein gewisser George W. Bush anno dazumal gerade einmal etwas länger als ein Jahr im Amt des US-Präsidenten, zudem war die Nation noch mitten dabei, die weltverändernden Ereignisse des 11. September 2001 zu verarbeiten (leider ohne dabei ihr eigenes Selbstverständnis als vermeintliches „home of the brave and land of the free“, geschweige denn die immanente Waffen- und Kriegsvernarrtheit angemessen zu hinterfragen). Zwei aus recht unterschiedlichen Gründen bemerkenswerte US-Staatsoberhäupter namens Barack Obama und Donald Trump später mögen sich in den US of A zwar so einige Dinge gewendet haben, jedoch keineswegs zum Besseren – ganz im Gegenteil: das Land mit seien 331 Millionen Einwohnern scheint in vielerlei Hinsicht tiefer gespalten denn je; ganz egal, ob man sich auf die Grenzen zwischen Arm und Reich, Bleichgesichtern, Migranten und People of Color, Demokraten- und Republikaner-Wählerschaft oder Abtreibungsgegner und -befürwortern bezieht. Ein Land, das nach eigenem Selbstverständnis das lebenswerteste, demokratischste und schlichtweg obertollbeste der Welt sein mag, hat sich ohne jeglichen Zweifel innerhalb eines Vierteljahrhunderts hinein in die steinzeitliche Geistesgegenwartsecke meilenweit entfernt vom einstigen „American Dream“ manövriert. Und hierzulande? Sieht es nach immerhin 16 Jahren Bundeskanzlerinnenschaft von Angela Merkel mitsamt rautenschem „Wir schaffen das!“-Allesaussitzen kaum besser aus – minus bescheuerter Waffengeilheit, logischerweise. Dutzende klimatische Brandherde, etliche Naturkatastrophen, eine weltweite Pandemie und immer mehr unzufriedenem Rumoren innerhalb nahezu aller Bevölkerungsschichten (das sich etwa in spinnertem Verschwörungsschwurbelertum Bahn bricht) später ist die Welt – gefühlt, gefühlt – dem Rand einer unsicheren Zukunft näher als dem friedefreudeeierkuchenen Happy-go-lucky. Und dass ausgerechnet Merkels Amtsvorgänger Gerhard Schröder unbeirrt zu Intimkumpel und Russland-Präsident Wladimir Putin hält, der Anfang des Jahres einen Angriffskrieg vor der Haustür der EU und Nato vom Zarenzaun gebrochen hat, ist nur ein klitzekleines Beispiel von vielen, die aufzeigen, was hier in wemauchimmers Namen so verdammt falsch läuft…

Aber zurück zur Musik.

Seit „Lifted…“ haben Bright Eyes mittlerweile sechs weitere Alben veröffentlicht, zuletzt 2020 das tolle „Down in the Weeds, Where the World Once Was„. Conor Oberst, damals zarte 22 Lenze jung, hat, wie die Band auch, in der Zwischenzeit der von ihm mitbegründeten Labelheimat Saddle Creek den kreativen Rücken gekehrt, nebenbei eine durchaus beachtliche Solo-Karriere hingelegt und mit 42 Jahren den Titel des „spokesman for a generation“ ebenso final ad acta gelegt wie die optische Erscheinung des grüblerischen Holden-Caulfield-Lookalikes – Bürden, an denen er zwischenzeitlich ein ums andere Mal beinahe zu zerbrechen drohte, denen er jedoch andererseits auch so einige auch heute noch über nahezu jeden kritischen Zweifel erhabene Meisterwerke wie den 2005 zeitgleich veröffentlichten Album-Doppelschlag „I’m Wide Awake, It’s Morning“ und „Digital Ash in a Digital Urn“ abrang.

Eine Sache, auf die man sich bei neuen Releases aus dem Hause Bright Eyes, zu deren Kern neben Oberst noch immer Mike Mogis und Nate Walcott zählen, stets verlassen konnte, ist, dass man in die Werke Stück für Stück eintauchen konnte, Zug um Zug in aller Seelenruhe in deren Zentrum schwimmen konnte, darin versinken durfte – und bei jedem Durchgang noch stets Neues, Faszinierendes entdecken konnte – sowohl in der Musik als auch in den Texten. Hier die große, sinnstiftende Weltumarmung, da die nihilistische Abscheufratze der Einsiedelei – drunter ließen es Oberst, Mogis, Walcott und ihre vielen Mitmusiker selten geschehen. Das galt damals für die vielen tollen Stücke von „Lifted…“, für „Lover I Don’t Have to Love“, „Method Acting“, „Bowl of Oranges“, „Waste of Paint“ oder „Let’s Not Shit Ourselves (To Love and to Be Loved)“, die freilich nur als zu erlebendes Ganzes einen wirklichen Sinn ergaben, das gilt ebenso noch heute, zwanzig Jahre später.

Man selbst mag merklich älter geworden sein, sich Dutzende Male ver- und entliebt, graue Haare und mehr Lebensfalten bekommen, eventuell sogar eine Familie gegründet haben. Legt man jedoch ein Kleinod wie „Lifted…“ mit seinen zig alles andere als perfekten – und ebendarum so sympathischen – Ecken und Kanten ein (oder eben auf), so sind all die Erinnerungen, welche damals, 2002, vorm inneren Cinemascope-Auge an einem vorbei schwirrten, wieder da. Freilich mögen Conor Oberst und seine Musiker*innen-Gang noch ähnlich gelungene Werke im Oeuvre-Köcher haben, nur war eben dieses das, in welches sich nicht wenige (wie etwa ich) zuerst verlieben durften. Und an die erste Liebe erinnert man sich mit etwas Sentimentalität im Knopfloch auch in unbeständigen Zeiten wie diesen nur allzu gern.

Passend zum Zwei-Dekaden-Jubiläum hat das US-Indie-Label Take This To Heart Records einige durchaus namenhafte Künstler*innen und Bands wie Kali Masi, Sarah and the Safe Word, Snarls oder Future Teens versammelt, um „Lifted…“ in Gänze covern zu lassen. Noch lobenswerter ist, dass es das Ergebnis via Bandcamp als „Name your price“-Download gibt und alle Einnahmen karitativen Zwecken zugute kommen. Reinhören, Zugreifen und nach Möglichkeit einen kleinen Spenden-Betrag da lassen lohnt sich also in jedem Fall!

„Released twenty years ago this month, ‚Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground‘ suspends the Bright Eyes project at a fascinating pivot point. Midway between the lauded ‚Fevers and Mirrors‘ and the one-two punch of ‚I’m Wide Awake It’s Morning‘ and ‚Digital Ash in a Digital Urn‘ three years later, ‚Lifted‘ accentuates Conor Oberst’s fascination with expansive arrangements. Twinklings of chamber pop, dusted-up country, and the band’s propulsive and influential indie-folk roots abound. (Bright Eyes’ gaze upon mainstream popularity would begin its laser focus on this cycle, earning the group its first Billboard 200 placement and late-night TV cred.)

Take This to Heart Records presents ‚A Monument to Commemorate Our Time‘, a full-album toast to Bright Eyes’ breakthrough. Each featured artist offers their spin of each towering moment and simmering comedown that aligns with their main output and elevates the source material. Where else can you find glitterbomb electropop reworks side-by-side with tributes worthy of the original’s anguish and wanderlust? Fans of the 2002 LP, come for a celebration. Newcomers: here’s a reason to dive in. 

A Monument to Commemorate Our Time‘ is benefitting the National Multiple Sclerosis Society, with all proceeds being donated in perpetuity.“

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Bright Eyes – Down in the Weeds, Where the World Once Was (2020)

-erschienen bei Dead Oceans/Cargo-

Ein schlaksiger Mann um die Zwanzig singt in den Sonnenuntergang hinein, und Zehntausende hängen an seinen Lippen. Begleitet nur von seiner Gitarre, das schwarze Haar im Gesicht, trägt er „Lua“ vor, einen Song voller Einsamkeit, dessen aufs Minimalste reduzierte Lebensbejahung seinen Zuhörern offensichtlich aus den leidwunden Herzen spricht: „It’s not something I would recommend / But it is one way to live…“ Das Video, aufgenommen auf dem Coachella Festival in Kalifornien, stammt aus dem Jahr 2005.

Fünfzehn Jahre später ist von der Schlaksigkeit des Sängers nichts mehr zu erahnen, auch das Altern ist kaum mehr zu leugnen. Conor Oberst, um die Jahrtausendwende Posterboy gewordene Galionsfigur der Emo-Kultur im Indie Rock, nun mittlerweile runde Vierzig und durch „A“ wie „Alkoholismus“ bis „S“ wie „Scheidung“ vom Leben abseits der Bühnen nicht eben mit Samthandschuhen behandelt, trat Mitte des Jahres erstmals seit langem wieder gemeinsam mit seiner Haupt- und Herzensband Bright Eyes auf. Auf dieses, auf solch ein Comeback hätte selbst jemand, der die nun schon mehr als zwanzigjährige Karriere der Band aus dem vergleichsweise verschlafenen Omaha, Nebraska begleitet, nicht wirklich sein sauer Erspartes verwettet. Dafür hatte sich vor allem Oberst zu gemütlich in seine Karrieren abseits der Bright Eyes eingerichtet, welche einige mal mehr, mal weniger gelungene Solo-Werke, 2015 ein „Payola“ betiteltes Comeback-Album mit den Krawallbrüdern der Desaparecidos sowie im vergangenen Jahr ein tolles gemeinsames Album mit seiner weiblichen Kreativ-Hälfte Phoebe Bridgers unter dem Moniker Better Oblivion Community Center abwarf. Und nun? Konnten sowohl der Ort als auch die Bedingungen des Auftritts der Bright Eyes zeichenhafter kaum sein: Um die Vorgabe des Social Distancing zu wahren, wurde die Band, zu deren festen Stamm neben Oberst auch die Multiinstrumentalisten Mike Mogis und Nate Walcott zählen, aus einem Studio ins derzeitige Leitmedium der außerparlamentarischen Opposition zugeschaltet. Der Song, den sie für Stephen Colberts „Late Show“ auswählten, markiert den Abgrund, der sich zwischen 2005 und 2020 auftut: Das kalifornische Abendrot ist verloschen, was nunmehr vorherrscht, ist die lichtlose Schwärze am tiefsten Punkt der Erde, dem „Mariana Trench“ (Marianengraben).

Der Song, unterlegt von marschierenden Beats, sich überlagernden Schlagzeugspuren sowie Gitarrenelementen und getragen von sphärischen Synthesizerklängen, trifft eine mehr als pessimistische Zeitdiagnose: Die Todesglocke erklingt, während die kränkelnden kapitalistischen Märkte zusammenbrechen. Der Cowboy, gerade erst aus der Reha entlassen, säuft sich zu Tode. Eine Riesenwelle verschlingt die legendäre Interstate 405, die Nord- und Südkalifornien miteinander verbindet. Und während man sich selbstgenügsam aufs Kleine und vermeintlich Heile zurückzieht („They’d better save some space for me / In that growing cottage industry“), bereitet man sich zugleich auf den bevorstehenden Krieg vor: „And now I’m ready for the war“. Hätte man „Mariana Trench“ im Jahr 2005 gehört, welches mit dem Hurrikan Katrina selbst ein katastrophisches war, hätte man den Song vermutlich als „dystopisch“ bezeichnet. Aber das? War einmal.

„I could have been a famous singer

If I had someone else’s voice

But failure’s always sounded better

Let’s fuck it up, boys – make some noise!“

(aus „Road to Joy“ von „I’m Wide Awake, It’s Morning“)

Unverändert, vielleicht nur etwas dunkler, ist allerdings Conor Obersts markant-spezielle Stimme, die gerade durch ihre unverhohlene Schwäche, durch das so sympathisch Unperfekte und Trauerkloßig-brüchige im einem Maße betört, dass man ihr am liebsten eine warme Decke und einen dampfenden Kakao anbieten würde. Sie hat als Trademark immer schon die wichtigste und zentralste Rolle bei Bright Eyes gespielt, allein der Kontext ist jetzt, neun Jahre nach dem bislang letzten Album „The People’s Key“ und satte 18 Lenze nach dem fulminanten Durchbruchswerk „Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground“ ein anderer: Während Oberst Gesangsorgan in „Lua“ und eigentlich auf dem gesamten dazugehörigen Album „I’m Wide Awake, It’s Morning“ die in Seventies-Folkrock getauchte Selbstreflexionen eines jungen Amerikaners zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum Ausdruck brachte (deren ausgestellte Melancholie irgendwann auch zu einem gewissen Überdruss führen konnte), dient sie nun als Reflektormedium für das Große und Ganze, für all die Schrullen und menschlichen Makel. Mit seiner bisweilen wegbrechenden, sich dann aber wieder aggressiv aufbäumenden Stimme artikuliert Oberst – als stellvertretend Leidender, wenn man so mag – die Unruhe und Zerrissenheit der amerikanischen Gegenwart. Ein bisschen hört sich das an mancher Stelle an, als würde er späteren Generationen vom Fall einer verantwortungslosen Zivilisation berichten, deren Hochmut er nie geteilt hat. Ganz im Gegenteil: Oberst beschäftigt sich gern und öffentlich mit Politik und Spiritualität (zu hören etwa im Bright Eyes-Werk „Cassadaga„), alternativen Energien und Gesellschaftsformen sowie dem Leben der amerikanischen Ureinwohner, um sich dort Hinweise für eine bessere, gerechtere Welt zu holen. 

Down in the Weeds, Where the World Once Was“ lautet der Titel des neuen, im August erschienenen Albums – ein konzeptuelles, opulentes und daher zuweilen nicht eben stolpersteinfrei zugängliches Werk, sowohl was das Textliche betrifft als auch, was das Musikalische angelangt. Es ist ein Musik gewordener dezent dystopischer Zeitroman, der jede Vorstellung von harmonischer Einheitlichkeit abgeworfen hat, ja sich vielmehr wie ein kopfüber zusammenzitiertes Gebilde ausnimmt: Es beginnt, direkt im Anschluss an eine (beinahe schon traditionelle) enigmatische Sound- und Wortcollage, mit einer Dixieland-Nummer („Pageturners Rag“). Im Folkrock von „Just Once in the World“ spielen im Hintergrund zitternde Mandolinen, die an den großen Ennio Morricone erinnern. Was läge da näher als die Vertonung der scheinbar letzten Tage einer Zivilisation, des raschen Zerfalls einer lange gehegten Weltanschauung und des Verblühens der Gefühle, welcher sich das wunderschön melancholische „One And Done“ mitsamt einem Streichorchester widmet? Das mit Beats aus dem stoisch dahinpluckernden Drumcomputer unterlegte „Pan And Broom“ derweil darf als Referenz an die LoFi-Ästhetik der Neunzigerjahre gehört werden (und damit auch auf die Anfänge der eigenen Bandgeschichte, die Oberst im zarten Alter von 14 Jahren legte). „Stairwell Song“ handelt vom „cinematic ending“ einer Liebe, das der Song mit einem beinahe schon zärtlichen Trompetensolo musikalisch gleich selbst in die Tat umsetzt, während das vorab veröffentlichte „Persona Non Grata“ mit einer Armada aus Dudelsäcken (!) ins Gefecht zieht und Oberst in „Tilt-A-Whirl“ gleichsam seinem 2016 verstorbenen Bruder ein bewegendes letztes Geleit bietet und das Älterwerden seiner Mutter beobachtet. Bemerkenswert auch, dass sich die Band im trotzig-erbaulichen „Forced Convalescence“ in die für sie völlig ungewohnten Gefilde des Funkpop begibt – passenderweise begleitet von Red Hot Chili Peppers-Bassist Flea, der nebst Schlagzeuger Jon Theodore (The Mars Volta, Queens Of The Stone Age) für die kraftvolle Rhythmusarbeit gewonnen werden konnte. Man könnte diese Liste wohl noch lang, länger und ewig weiterführen – und müsste dabei natürlich auch Obersts gewohnt scharfsinnige Texte miteinbeziehen: Das astwerkene Spektrum der Referenzen reicht von den Visionen des Propheten Ezechiel über den Anschlag auf das Pariser Bataclan bis hin zu Pink Floyds immergrüner Prog-Ballade „Wish You Were Here“.

Verbindet man den ausufernden Zitatcharakter des neuen Werks mit dem apokalyptischen Szenario, das im Kernsong „Mariana Trench“ entfaltet wird, so ergibt dies – ja, was eigentlich? Einmal eingetaucht, wird man nicht so schnell fertig mit diesem Album: Was ist mit dem pontifikalen „Benedicente, benedicente, benedicente“ in einem Song mit dem Titel „To Death’s Heart (In Three Parts)“ anzufangen? Und was bitte soll die Erwähnung des Tiananmen-Massakers in „Persona Non Grata“ bedeuten? Fragen wie diese werden während der knappen Stunde allerorten aufgeworfen, hier aber zumindest ein Deutungsansatz: Dem Selbstanspruch nach ist „Down in the Weeds, Where the World Once Was“ eine popmusikalische Summe der modernen Zivilisation in ihrer ganzen faszinierenden Vielfalt und verletzlichen Heterogenität – ein Ansatz übrigens, dem auch der große David Bowie zeitlebens nachspürte und den Bob Dylan (noch so ein Säulenheiliger der Musikhistorie) seit einigen Jahren ebenfalls und auf seine höchst eigene Weise verfolgt. Wie eine Arche will es sie in sich aufnehmen, bevor die große Flut – „that big wave“ – sie unweigerlich erfassen wird. Und zugleich liefert das Album, das programmatischerweise an so einigen Stellen herrlich überfrachtet daher tönt, den Soundtrack zu diesem Untergang: „Now all I can do / Is just dance on through“. Es scheint, als seien Conor Oberst und seine Bright Eyes nunmehr unter die Tanzmusiker gegangen, aber es ist eine Tanzmusik im Zeichen des Fatalismus, der Werke wie Arcade Fires „Funeral“ oder Father John Mistys „Pure Comedy“ recht nahe stehen. Oder unter die Maler, denn schöner und umfassender hat schon lange niemand die Liebe und das Leben in immer neuen katastrophischen, apokalyptischen Farben abgebildet, voller Flammen, Kometen, Unglücke, Vergnüglichkeiten, Geburten und Tode. „To love and to be loved, let’s just hope it is enough…“

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Zitat des Tages


(gefunden bei Facebook)

(Conor Mullen Oberst, *1980, US-amerikanischer Musiker und u.a. Frontmann von Bands wie Bright Eyes oder Desaparecidos)

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Songs des Tages: Conor Oberst – „No One Changes“ / „The Rockaways“


conor-oberst-press

Überraschungen ohne größere Ankündigung (*andenkopfklatsch* Sonst wären’s ja keine!) sind meist die besten, oder? Etwa im Falle von Conor Oberst: Nach „LAX„, einem Soundtrackbeitrag zur neusten Nick-Honby-Romanverfilmung „Juliet, Naked“ (mit Ethan Hawke und Rose Byrne in den Hauptrollen), entlässt der in den letzten Jahren zumeist solo agierende Bright-Eyes- und Desaparecidos-Frontmann die neue Doppel-A-Seiten-Single aus den Stücken „No One Changes“ und „The Rockaways“ in die Musikwelt (zunächst digital via Bandcamp und Co., im Februar 2019 sollen beide auf Vinyl erscheinen)…

Natürlich dürften beide Songs geübten Oberstinatos, die in den letzten Jahren das ein oder andere Konzert des 38-jährigen US-Musikers besucht haben, durchaus bekannt vorkommen. Und auch dem Rest sollte das grundlegend singer/songwriterische Soundgerüst nicht ganz fremd sein, lehnen sich doch beide Stücke sowohl stimmungsmäßig als auch klanglich an das ruhige, nicht selten bewegende 2016er Solo-Album „Ruminations“ (seinerzeit – und auch heute noch völlig zurecht – „Album des Jahres“ von ANEWFRIEND) an: zu „No One Changes“ begleitet sich Conor Oberst lediglich solo am Piano, bei „The Rockaways“ bekommt er – am Keyboard – Unterstützung von Bright-Eyes-Bandmate Nathaniel Walcott. Wenn es nach mir ginge, dürften baldestmöglich gern noch so einiger mehr Songs dieser Größenordnung folgen…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Daphne Lee Martin – „Lover I Don’t Have To Love“


dc3dc269e0cbe0c03502c09fd078fa99

Vor beinahe 15 Jahren machte ein Song namens „Lover I Don’t Have To Love“ einen damals – mit 22 Jahren – noch recht jungen Mann namens Conor Oberst samt seiner Hauptband Bright Eyes und dem unter anderen von ihm selbst gegründeten Label „Saddle Creek“ auch über die Grenzen von Omaha, Nebraska aus bekannt. Das Stück wurde zum Mini-Hit für all die einsamen Seelen in den Indie-Disko dies- wie jenseits des Atlantiks und sprach den von Liebespein geplagten Adoleszenten mit Zeilen wie „I want a lover I don’t have to love / I want a girl who’s too sad to give a fuck“ oder „I want a lover I don’t have to love / I want a boy who’s so drunk he doesn’t talk“ aus tiefstem Herzen. Das dazugehörige Album „LIFTED or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground“ – Nummer vier der Bright Eyes – etablierte Obersts Namen völlig zu recht im musikalischen Indie-Kosmos, aus dem er bis heute nicht mehr weg zu denken ist.

daphkarrieUnd auch heute noch gilt: Wer sich daran wagt, diesen nahezu perfekten Song zu covern, der sollte es tunlichst vermeiden, ihn einfach nur schnöde – in bester Youtube-Schülerbandmanier – nachzuspielen und ihm gefälligst eine ähnlich eigene Note verleihen, wie es anno 2005 etwa die holländische Indie-Band Bettie Seevert geschafft hat (hier nachzuhören).  Diesen Ratschlag hat wohl auch Daphne Lee Martin beherzigt. Und obwohl ihre Version des Bright-Eyes-Klassikers alles andere als rund und gut durchgemischt fürs Radio-Airplay klingt, hauchen die Musikerin aus New London, Connecticut, die nebenbei mit ihrem Mann noch einen eigenen Vinyl(!)-Plattenladen namens „The Telegraph“ betreibt und deren Musik sich wohl irgendwo zwischen Southern-Roots-Rock, Alt.Country, Americana und Singer/Songwritertum anzusiedeln ist, und ihre Band dem Stück massig spontan gefühlte Seele ein. Frei nach dem Motto: Lieber vier Minuten echtes Leben als zwei Minuten Schönglanz – den Pop überlassen wir lieber Taylor Swift und Co.

 

„I’ve never been too technical with music theory terms when asking for what I want from my band, because it’s more about feeling than execution. This song ranges through so much emotion: it growls, it weeps, it doesn’t give a fuck, it is a bottomless hole, it is lazy and fierce, delicate and cruel. It smells like bad decisions. And though I still loathe the sound of my own voice, this song is just perfect.“

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Zitat des Tages


39d5678b0f9923ab12415ba00863704f

(aus dem Song „Laura Laurent“ vom 2002 erschienenen Bright-Eyes-Album „LIFTED or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground„)

 

 

„Laura, are you still living there on your estate of sorrow? You used to leave it occasionally.
Now, you don’t even bother to ride that commuter train west to Chicago,
to stroll through the greenery, in the park, past the statues.
How their eyes seemed to follow you like a hated addiction.
Their beauty carved out of absolutes that you could never claim, or even envision.
Laura you were the saddest song in the shape of a woman. I thought you were beautiful,
but I wept with your movements. I hope you are laughing now from that place of the carpet
where we shared a sleeping bag, in your sisters apartment. Oh how she would worry so, you know,
I was just a stranger. But she asked me to care for you. That is what she did
and I went and betrayed her. But do you know we are in high demand,
Laura, us people who suffer? Because we don’t take to arguing and we are quick to surrender.
Well, I think I would call tonight if I still had your number.
Your thoughts have always laid close to mine. We were both skipping supper.
But you should never be embarrassed by your trouble with living.
Because it is the ones with the sorest throats, Laura, who have done the most singing. Everybody!
La La La La La La La La La Lah…“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: