Schlagwort-Archive: Bielefelder Hörsaalslam

Die „Lady Gaga des Poetry Slam“ – Julia Engelmanns „Grapefruit“


julia-engelmann-tickets-2016

Die bundesdeutsche „Poetry Slam„-Szene wirkt mittlerweile – YouTube, Facebook und Co. sei Dank – derart unüberschaubar, dass man wohl Wochen bräuchte, um jedem „Slammer“ respektive jeder „Slammerin“ die gewünschte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und: Klar, manch einen Vortrag hätte man sich – Geschmacksache, Geschmacksache! – im Nachhinein sparen können…

Dennoch stechen manche Wortakrobaten/-innen auch aus dieser Masse ohne Zahl heraus. Julia Engelmann etwa. Die 25-jährige Norddeutsche wurde Anfang 2014 durch das virale Teilen einer Aufzeichnung ihres Auftritts beim „5. Bielefelder Hörsaalslam“ vom 7. Mai 2013 bekannt, in welchem sie inhaltlich zu einem bewussten Nutzen der Zeit aufruft (Sie wissen schon – „Carpe Diem“ etc. pp.) und hat sich seitdem durch weitere fleißige Auftritte auf Poetry-Slam-Bühnen, aber auch in etlichen Talkshows, zu so etwas wie der „Lady Gaga der Poetry-Slam-Szene“ entwickelt.

Will heißen, dass die multitalentierte Bremerin, die zwischen 2010 und 2012 auch in der RTL-Soap „Alles was zählt“ mitspielte, mittlerweile drei Buchveröffentlichungen (der letzte Textband „Jetzt, Baby“ erschien 2016) sowie neuerdings auch einen Plattenvertrag vorzuweisen hat (da wiederum erscheint das Debütalbum „Poesiealbum-sic!- im November).

Und natürlich mag man – und hier wird deutlich, dass der Vergleich mit Stefani Joanne Angelina „Gaga“ Germanotta durchaus nicht unpassend gewählt ist – Julia Engelmann auch nervig, altklug oder in gestelzten Metren daher poesierend finden. Darf denken, dass man etwas, was bereits 10 Millionen Klicks zum „Slam-Hit“ befördert haben (der oben erwähnte Auftritt beim „Bielefelder Hörsaalslam“, welcher gedanklich auf dem One-Hit-Wonder „One Day / Reckoning“ fußt), nicht auch noch selbst gut finden muss. Nope, muss man nicht.

julia-engelmann

Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Julia Engelmanns Textgedanken in einigen Momenten das Herz berühren können. „Grapefruit“ etwa, welches die selbstberufene „Vollzeitpoetin“ selbst wie folgt beschreibt:

„Letztes Jahr habe ich auf einer WG-Party einem traurigen Menschen gegenüber gesessen und wusste nicht, was ich sagen sollte – obwohl ich so gerne geholfen hätte. Für diesen Menschen hab ich am nächsten Tag ‚Grapefruit‘ geschrieben. Ich hab beim Schreiben vor mich hingesungen und so ist ein ‚Lied-Gedicht‘ daraus geworden.“

Und obwohl ich auch hier nicht eben jeden Gedanken zu einhundert Prozent unterschreiben würde (nicht jeder traurige oder depressive Mensch ist zwangsläufig ein Fall für den Psychologen, Herzchen!), steckt sehr viel Wahrhaftiges und Gutes in diesen fünf „Lied-Gedicht“-Minuten von „Grapefruit“, welche man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt…

 

14611146_1139778109448048_3828449702228722165_n

 

Wer mehr wissen mag, dem sei Julia Engelmanns Aufritt in der „NDR Talkshow“ vom August 2017 empfohlen, bei dem sie auch „Grapefruit“ zum Besten gibt (und für sichtbare Rührung bei den anderen Gästen sorgt):

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: