Die Vorraussetzungen stimmten damals vor zwei Jahren, als Garbage ihren Beitrag zum alljährlichen „Record Store Day“ (der findet seit 2007 als weltweit größtes Musikevent in jedem dritten Samstag im April statt) im Studio einspielten: der Anlass, die Energie, die Kollaborateure… vor allem jedoch: die Songauswahl.
Gut, mit „Because The Night“ kann man eigentlich auch so viel nicht falsch machen. Immerhin wurde das Stück in den Siebzigern von keinem Geringeren verfasst als vom „Boss“ Bruce Springsteen persönlich – und das in eben jener kreativen Phase von „Darkness On The Edge Of Town
„, die für nicht wenige Fans und Kritiker als noch immer qualitativ beste (oder eben: eine der besten) des lebenden, rockenden US-Musikdenkmals gilt. Besser, eventuell unverständlicher gar: der „Boss“ sortierte den Song damals aus (wie viele andere gute Stücke auch), einfach, weil er ihm nicht passend genug zum Rest des Albums erschien. Stattdessen gab Springsteen ihn an eine gewisse Patti Smith weiter, die den Titel selbst aufnahm, ihn auf ihr im März 1978 erschienenes Album „Easter
“ (veröffentlicht mit ihrer Patti Smith Group) packte und wenig später auch als Single vorstellte. Der Rest dürfte Musikgeschichte sein: „Because The Night“ wurde ein weltweiter Top 20-Hit und gehört noch heute zu Patti Smiths bekanntesten Stücken. Springsteens eigene Variante sah – mal abgesehen von der Liveversion des 1986er Box-Sets „Live/1975-1985
“ – erst viele Jahre später, 2010 auf der „Darkness…“-Outtakes-Zusammenstellung „The Promise
„, das Licht der Plattenläden, und wird spätestens seitdem vom „Boss“ mit schöner Regelmäßigkeit gern einmal in die Setlists seiner Konzerte gemischt (ich zum Beispiel durfte den Song 2012 im Rahmen seiner Roskilde-Festival-Show live erleben).
Von daher treten Garbage schon in große Fußstapfen. Gut, dass sie das 2013 nicht allein taten. Stattdessen holten sie sich die befreundeten Jersey-Basement-Punk-Heroen Screaming Females, mit denen sie damals schon die ein oder andere Konzerttour bestritten hatten, mit ins Studio. Heraus kam eine Version, mit der so nun wirklich nicht zu rechnen war. Zum einen ergänzen sich die rauen Stimmbänder von Garbage-Frontdame Shirley Manson – seit den Neunzigern schon ebenso toll anzusehen wie anzuhören – und Screamales-Frontsau Marissa Paternoster nahezu perfekt. Dazu spielen beide Bands wie verschworene Uhrwerke energetisch zusammen, sodass Ton auf Ton passt, während Harmonie sich auf Klimax reimt. Der Höhepunkt jedoch kommt knapp hinter der Drei-Minuten-Marke: Paternoster, dieses kleine Energiebündel, das kaum größer als ihre E-Gitarre scheint, legt ein dermaßen tightes Gitarrensolo auf ihre (G)Riffbretter, das jedem Freund des juvenilen Saitengegniedels das Wasser im Munde zusammenlaufen dürfte. Ich sag‘ (slash: schreibe) mal: Suchtfaktor auf 11. Gut auch, dass die bekannte Musikclip-Regisseurin und Fotografin Sophie Muller (u.a. Rihanna, Sophie Ellis-Bextor) ebenfalls den Weg ins Studio gefunden hat, um alles mit der Kamera und in stylischem Schwarz-weiß festzuhalten…
(Die Versionen der Patti Smith Group und von Bruce Springsteen sollen hier freilich nicht außen vor bleiben…)
Rock and Roll.