„Scheiß Zeit, Zeit für die Eels“ – so, wie es „Musikexpress“-Autor André Boße in seiner Review zum neusten Eels-Langspieler „The Deconstruction“ bereits in Zeile eins auf den Punkt bringt, könnte man auch die Musik der kalifornischen Indierockband um Frontmann Mark Oliver „E“ Everett umschreiben, oder?
Nun, man könnte. Wer in den Songs des mittlerweile 54-jährigen schrulligen Musikers Balsam fürs noch schlechter drauf kommen bei schlechter Laune erwartet, der wird jedoch auch im nunmehr 23. Bandjahr enttäuscht werden.
Und das ist wohl noch erstaunlicher als das beinahe konstant hohe Niveau, auf dem die Eels alle paar Jahre ein neues Bündel Stücke in die Plattenläden stellen, denn immerhin ist Everetts Biografie voller teilweise unglaublich harter Schicksalsschläge (von denen ich jetzt nicht zu viel plaudern mag – bei Interesse sei euch die 2008 veröffentlichte Autobiografie „Things The Grandchildren Should Know
„, deren deutsche Übersetzung den eigenartigen Titel „Glückstage in der Hölle: Wie die Musik mein Leben rettete
“ trägt, allerwärmstens empfohlen, zählt diese doch mit ihrer vor Lakonie und Herzenswärme nur so überquellenden Erzählweise zu den besten und tollsten Lebensbeschreibungen eines Musikers ever). Daher steht eines fest: Wenn einer vom Durchhalten, von Carpe diem und vom Annehmen des Schmerzes, der die Sonnentage des Lebens erst so richtig (bitter)süß und schätzenswert macht, singen kann und darf, dann Mark Oliver Everett.
Und genau das tut er auch wieder auf dem mittlerweile zwölften Studioalbum „The Deconstruction“, das in 15 neuen Songs all die Facetten, die der kundige Bandfreund bereits bei Großwerken wie „Blinking Lights And Other Revelations“ (das bandinterne Opus Magnum von 2005) oder „Beautiful Freak“ (das 1996 erschienene Debüt) zu schätzen wusste, auf den klingenden, springenden Punkt bringt. Es gibt über beide Ohren grinsende Ohrwürmer wie das feine „Today Is The Day„, kurze, fragile Piano-Zwischenspiele wie „Archie Goodnight“ (ein Schlaflied für seinen Sohn) oder nicht wenige von Streichern getragene Melancholiesongs.
Mit am besten gelingen Everett und seinen Jungs jedoch noch immer die furztrockenen Fuzz-Rocker. Und eben so einer ist – nomen est omen – „Bone Dry“ – eine von elektrischen Gitarren und Bläsern akzentuiere, minimalistisch-arschtretende Klage-Hymne, die mit ihrer Lakonie und Destruktivität etwas im Kontrast zum zeitweise beschaulichen Weltverbesserungs-Ethos der restlichen Albumstücke steht. Ein Bruch? Ein Widerspruch? Mag sein. Aber von denen kann Mark Oliver Everett ja ohnehin wie kaum ein anderer erzählen…
Hier gibt’s das tolle, Tim-Burton’eske Musikvideo zu „Bone Dry“:
„In my dream I see you there
Your eyes fixed in a vacant stare
A little laugh, a crooked smile
Don’t lift a finger while I lay dying
Bone dry
You drank all the blood
My heart is bone dry
Can’t give you more
‚Cause you took all of it
Sha-la-la
Was a day when I did believe
The things you say are what you mean
Dear sweet, innocent me
How much it took for me to finally see
Bone dry
You drank all the blood
My heart is bone dry
Can’t give you more
‚Cause you took all of it
Sha-la-la
Sha-la-la
Shoo-bee-doo bee-doo bee-doo
Shoo-bee-doo bee
Shoo-bee-doo bee-doo bee-doo
What becomes of men like me
Drifting off, lost at sea
I set a fire, look up for it
Looking for me, I’m a pink sunset
Bone dry (Sha-la-la)
You drank all the blood
My heart is bone dry (Sha-la-la)
Can’t give you more
‚Cause you took all of it
Sha-la-la
Bone dry
Sha-la-la
Bone dry
You took all of it
Sha-la-la…“
Rock and Roll.