
„Washington Irving are a chaotic indie rock band from Scotland.“ – So beschreibt sich die fünfköpfige Band selbst auf ihrem Bandcamp-Profil – und diese erste, eigene Standortmarkierung trifft den klingenden Nagel bereits recht gut auf den tönenden Kopf, denn irgendwo zwischen zerbrechlichen Folktönen und ausufernden Lärmwänden zelebrieren Washington Irving ihre Musik. Ich meine: Wer dem schottischen, ohnehin meist verdammt nah am melancholischen Ufer geparkten Gemüt auch sonst nahe steht und Bands wie Frightened Rabbit, We Were Promised Jetpacks oder There Will Be Fireworks im Hörerherzen mit sich spazieren trägt, dürfte sich hier sehr gut aufgehoben fühlen.
Zudem scheinen die Lads von Washington Irving ein ausgesprochenes Faible fürs Geschichtliche zu haben, immerhin benannte sich die Band nach einem amerikanischen Schriftsteller. Und auch ihr 2017 nach einer Handvoll EPs erschienenes Debütalbum „August 1914“ backt nicht eben kleine Musikbrötchen, immerhin befasst sich dieses als Konzeptalbum mit „den Kriegen des 20. Jahrhunderts“, wie Leadsänger und Gitarrist Joseph Black selbst meint. Umso erstaunlicher, dass das gut dreiviertelstündige Endergebnis nicht düster, trist und verkopft, sondern durchaus formidabel nach vorn indierockend gerät und mit seinen einerseits laut tönenden, andererseits fragil am Herz packenden Emotionen und seiner süchtig machenden Intensität ein ums andere Mal wie die besten Monate der oben genannten Bands klingt (mit Frightened Rabbit waren Washington Irving bis zum Tod von FR-Frontmann Scott Hutchison auch gut befreundet und teilten nicht selten Backstageräume und Konzertbühnen). Bei all der Qualität, die die zehn Songs von „August 1914“ auf den Plattenteller legen, verwundert es durchaus, dass seinerzeit scheinbar kaum jemand Wind von diesem Indie Rock-Kleinod bekommen hat und das Quintett aus Glasgow seit gut drei Jahren leider auf kreativem Eis liegt… Nichtsdestotrotz: ein echter Geheimtipp!
Rock and Roll.