Manchmal entsteht aus dem (vorübergehenden) Ende des einen der Beginn von etwas Neuem…
Als die vier Dänen von Sky Architects (die ANEWFRIEND anno 2015 „Auf dem Radar“ hatte) vor einiger Zeit ihre Band auf Eis legten, hätte man wohl auch kaum mit einer baldigen Rückkehr berechnet, schließlich lasen sich die ins Feld Begründungen mit ebenjenem klassischen Teufel Zeitnot (Brotjob, Nachwuchs und schönes Hobby lassen sich eben nicht immer gleichsam vereinen) durchaus schlüssig. Nichtsdestotrotz kehren Stefan Fast und Co. nun bereits zurück – wenn auch unter anderem Namen.
Dieser lautet auf Cloud Anthems und präsentiert als solcher mit der „Areté EP“ einen knapp 28 Minuten und fünf neue Stücke tollen Post-Rock-Monolithen, der sich kaum vor großen, lautmalerischen Genre-Vorbildern von Mogwai bis Explosions In The Sky zu verstecken braucht und inhaltlich – ja, holla! – den ein oder anderen sokratisch-philosophischen Gedankenstrang zum Schwingen bringen dürfte (so beschreibt „Telos„ in der altgriechischen Philosophie und Rhetorik das „Ziel“ oder den „Endzweck“, während „Areté„ wiederum „die Vortrefflichkeit einer Person oder die hervorragende Qualität und den hohen Wert einer Sache“ bezeichnet oder „Polis„ den „Staat“).
Besser sogar noch: Die vier Dänen-Post-Rocker aus Århus bieten ihr vor wenigen Tagen digital veröffentlichtes neustes Werk via Bandcamp als „Name your price“-Download an. Macht man also nix falsch, wa?
Wenn sich draußen die ehemals grünen Blätter ein sattes Braun überstreifen, um irgendwann von den Bäumen zu wehen, wenn die Tage kürzer, kälter und grauer werden und die Nächte länger, dann wandert alljährlich – neben gutem Singer/Songwritertum, welches im Grunde das ganze Jahr über in Heavy Rotation dreht – eine ordentliche Prise Post Rock in meine Playlists. Ihr wisst schon: Godspeed You! Black Emperor, Explosions In The Sky, Mogwai, Russian Circles, This Will Destroy You… – all diese Bands. Wer’s weiter fassen mag, der darf eventuell gar Sigur Rós oder Aereogramme dazu zählen.
Und natürlich gibt es auch in diesem Genre zig tolle Bands, sodass man gar nicht jeder Gruppe, die es wohl grundsätzlich verdient hätte, die nötige Aufmerksamkeit zukommen lassen kann. Sodass manch eine Band schonmal unter den musikalischen Tisch rutschen mag. So etwa, bei mir bislang, die vier Dänen von Sky Architects.
Was wiederum keinesfalls daran liegen kann, dass die Band aus dem dänischen Århus zu neu ist, um bereits Spuren auf dem musikalischen Radar hinterlassen zu haben. Vielmehr machen Stefan Fast (Gesang/Gitarre), Thomas Lassen (Gitarre), Benjamin Graneberg (Bass) und Steffen Rasmussen (Schlagzeug) bereits seit 2006 gemeinsame Sache unter diesem Namen – Newcomer sehen wohl anders aus. Oder besser: machten. Denn kaum hat man die Band für sich entdeckt, werfen Sky Architects das sprichwörtliche Handtuch, dem – dem Facebook-Auftritt der Band nach – zwar keine bandinternen Streitigkeiten, jedoch die klassischen Teufel Zeitnot (Brotjob, Nachwuchs und schönes Hobby lassen sich eben nicht immer gleichsam vereinen, ich kann ein Lied davon singen) und unterschiedliche Zukunftsvorstellungen voran gegangen sind. Schade.
Umso schöner jedoch, dass die Band allen langjährigen und neu dazu kommenden Hörern vor wenigen Tagen noch ein Abschiedsgeschenk zum Split mit auf den Weg gab: das hervorragende zweite Album „The Hollows„, welches man sich, wie (beinahe) alle Veröffentlichungen von Sky Architects, auf deren Bandcamp-Seite nach dem „Pay what you want“-Prinzip aufs heimische Abspielgerät laden kann.
Und das sollten Freunde oben genannter Bands ohne Zweifel tun! Denn obwohl man das ein oder andere Vorbild (etwa die Texaner von Explosions In The Sky) freilich in vielen der im Gros instrumentalen Stücke heraus hören mag, bieten sowohl die neun Stücke von „The Hollows“ als auch jene vom 2012 erschienenen – und keinen Deut schlechteren – Vorgänger „The Promise Of Tomorrow“ für jeweils gut eine Dreiviertelstunde genügend Momente, um (s)einer gitarrenorientierten Herbstmelancholie nachzuhängen. Wenn sich Gitarrenthemen erst beschaulich aufbauen, um irgendwann zu wahren Stürmen zu erwachen und innerhalb weniger Momente alles niederzureißen, wenn Schlagzeuger Steffen Rasmussen beeindruckend den Rhythmus in filigran-kraftvolle Zementornamente zimmert, ab und an sogar sacht Electronica einfließt („Spiralling“), dann dürfte wohl so ziemlich jedem Post-Rock-Fan das Herz warm werden. Doch ganz instrumental bleiben Sky Architects nie so ganz, denn Stefan Fast, einer der beiden Gitarristen, streut ab und an ein paar Gesangsmelodien ein – nur eines der Merkmale, durch welche sich das Quartett ein wenig von artverwandten Bands unterscheiden mag. Und wenn Fast dann doch mal stumm bleiben mag, und trotzdem Gesang nötig sein sollte, dann laden sich Sky Architects, wie im abschließenden „Alleviate“, Gastsängerinnen wie Stine Dreier ans Mikro (übrigens etwas, was die Band bereits auf dem Vorgänger und beim Stück „All Free Must Fly“ getan hat). Insgesamt bietet „The Hollows“ genügend Höhepunkte und gibt – auch der feinen Produktion wegen – ein stimmiges Gesamtwerk ab, welches sich keineswegs vor internationalen Vergleichen verstecken braucht. Nur zu schade eben, dass Sky Architects bereits jetzt den Schlussstrich gezogen haben…
Hier kann man sich das Musikvideo zur titelgebenden Singleauskopplung aus „The Hollows“…
…und Livemitschnitte der Songs „Waves Of Light“ und „Breach These Walls“, welche vom vor über drei Jahren erschienenen Debütalbum „The Promise Of Tomorrow“ stammen, ansehen…
…und das gesamte zweite Album „The Hollows“ vor dem „Pay wahr you want“-Download hören: