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Der Jahresrückblick – Teil 1


Was für Musik braucht man in einem so eigenartigen Jahr wie diesem? Solche, bei der die Halsschlagader wild pocht und der ganze gerechte Zorn auf diese ganze verdammt verrückte und aus den Angeln geratene Welt ein brodelndes Ventil bekommt. Solche, die einem sanft über den Kopf streicht und einem die Hoffnung einhaucht, dass alles schon besser, „normaler“, gewohnter werden wird – irgendwann, irgendwie. Und auch solche, die einen in ihrer Euphorie einfach gnadenlos mitreißt, und einen – im besten Fall – alles andere – das Gute wie das Schlechte – für Momente vergessen lässt. Eine Zuflucht. Eine Ton und Wort gewordene zweite Heimat. Zwischen diesen drei Fixpunkten ist in meiner Bestenliste der persönlich tollsten Alben des Musikjahres 2021 einmal mehr recht wenig zu finden, an den Endpunkten dafür umso mehr. Bühne frei und Vorhang auf für ANEWFRIENDs Alben des Jahres!

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Cleopatrick – BUMMER

2021, ein Jahr, welches rückblickend im Schatten dieser vermaledeiten Pandemie an einem vorbeizog. Januar… Corona… Dezember. War irgendwas? Habe ich irgendetwas verpasst? Nope? Okay, gut – ich leg’ mich mal wieder hin. 

Trotzdem musste es auch in den zurückliegenden zwölf Monaten – und fern aller Kontakbeschränkungen, Li-La-Lockdown-Hin-und-hers, Impfdiskussionen und Wutbürgereien (alles so Begriffe, die kaum einer noch hören oder lesen mag, jedoch längst in unseren sprachlichen Alltag übergegangen sind) – ja irgendwie weitergehen. Während der große Musikfestival- und Konzerttross auch 2021 – allen Lösungs- und Anschubversuchen der Beteiligten zum Trotz – im Gros zum Stillstand verdonnert war, durfte der musikalische Veröffentlichungskalender das ein oder andere Highlight für sich verbuchen, welches es eventuell ohne Fledermaus, menschliche Dummheit und eben Corona nie gegeben hätte. Wäre, wäre, Fahrradkette – klar.

Ebenso auffällig ist, dass sich die ANEWFRIEND’sche Alben-Jahresbestenliste in 2021 wieder auffällig vom Konsens anderer Musikmagazine und -portale unterscheidet, nachdem ich 2020 noch – völlig berechtigt – in die Jubelfeier von Phoebe Bridgers’ großartigem Werk „Punisher“ einstimmen durfte. Denn während andernwebs gefühlte Konsens-Platten von Turnstile oder Little Simz abgefeiert, hochjubiliert und über den grünen Kritikerklee gelobt werden, finden diese hier so gar nicht statt. Hab’s versucht, habe reingehört – just not my cup o’tea. (Dass jedoch weder die neue Platte von The War On Drugs, noch die von etwa The Notwist oder Mogwai – um nur eben die paar Beispiele zu nennen, welche mir gerade einfallen – Erwähnung finden, ist wohl vielmehr dem simplen Fakt geschuldet, dass ich bei all den tollen neuen Tönen des Musikjahres noch nicht zum Hören dieser Alben gekommen bin.) Andererseits findet mein persönliches Album des Jahres andernwebs (beinahe schon erschreckend) wenig Erwähnung. Verehrte Kritiker-Kolleg*innen – was’n da los?

An Luke Gruntz und Ian Fraser alias Cleopatrick kann’s keinesfalls liegen, denn die beiden Kanadier zerlegen mit ihrem Langspiel-Debüt „BUMMER“ in weniger als einer halben Stunde in bester Duo-Manier mal eben alles, was gerade noch unbehelligt im eigenen verranzten Proberaum in Coburg, Ontario im Weg stand. The Black Keys sind euch zu bluesmuckig? Royal Blood sind mittlerweile – und spätestens mit ihrem diesjährigen dritten Album „Typhoons“ – zu sehr in Richtung Indiedisco gehüpft? Bei den White Stripes hat die so schrecklich eintönig neben dem Beat trommelnde Meg White eh schon immer genervt? Dann sind diese zehn Stücke euer persönlicher Hauptgewinn! Im Grunde gibt’s über diese Platte im tiefen Dezember auch gar nicht mehr zu berichten als das, was ich knapp sechs Monate zuvor in meiner Review zum Ausdruck gebracht habe (oder zum Ausdruck bringen wollte). Das Ding rockt wie die im Lockdown ganz fuchsteufelswild gewordene Sau! Mehr juvenile, am Zeitgeist zwischen Blues’n’Indierock- und Hippe-di-Hopp-Gestus gewachsene Pommesgabel brauchte es 2021 nicht. Hat leider kaum ein grunzendes Nutztier mitbekommen, macht’s für mich selbst aber keineswegs schlechter. Geil, geiler, Cleopatrick on fuckin’ repeat.

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2. The Killers – Pressure Machine

Hätte ich nie erwartet, ist aber tatsächlich passiert – Teil 1: Brandon Flowers und seine Killers durfte man eigentlich – nach immerhin vier im Großen und Ganzen (n)irgendwohin musizierenden Alben zwischen 2008 und 2020 (also alle nach „Sam’s Town“) – schon ad acta legen. Umso überraschender, dass dem Bandkopf der Las-Vegas-Alternative-Poprocker ein solches qualitativ dichtes, tatsächlich zu Herzen rührendes Werk wie „Pressure Machine“ in den kreativen Schoß fiel, während Flowers – wie viele seiner Kolleg*innen auch – dazu verdonnert war, konzertfrei zu Hause herumzusitzen. Er machte das Beste daraus und zog sich gedanklich nach Nephi zurück, einem 5.000-Seelen-Örtchen im Nirgendwo von Utah, Vereinigte Staaten, wo er als zehn- bis 17-Jähriger lebte, bevor es ihn wieder in seine Geburtsstadt Las Vegas verschlug. Die daraus resultierenden Tagträumereien sind jedoch keineswegs biografisch verklärter Hurra-US-Patriotismus, sondern ein ehrlicher, scheuklappenfreier Tribut an die oft von der Gesellschaft vergessenen „einfachen Leute“, an ihre Leben, Lieben und persönlichen Geschichten. Dass diese irgendwo zwischen auf Balladeskes im Heartland Rock und – ja klar, gänzlich können es Flowers und seine drei Bandkumpane auch hier nicht lassen – schillernde Festivalhauptbühnendiscokugel pendelnden elf Songs ebenjene „einfachen Leute“ zwischendrin auch selbst zu Wort kommen lassen, macht das Gesamtergebnis eben nur noch dichter, tiefer und zu einem Konzeptwerk-Erlebnis, welches selbst die größten, wohlwollendsten Killers-Freunde anno 2021 kaum mehr erwartet haben dürften. Großes Breitwandformatkino für die Ohren.

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3.  Torres – Thirstier

Man einem Künstler, manch einer Künstlerin verleiht das Glück der Liebe ja keine kreativen Hemmschuhe, sondern vielmehr tönende Flügel – das beste aktuelle Beispiel dürfte Mackenzie Ruth „Torres“ Scott sein. Deren fünfte Platte bestätigt zudem, dass die im wuseligen Big Apple beheimatete US-Musikerin längst aus der Indie-Singer/Songwriterinnen-Sadcore-Nummer früherer Tage heraus gewachsen ist. Für die zehn Stücke von „Thirstier“ setzt sie auf raumgreifende Rock-Hymnen, welche selbst kleine Alltäglichkeiten immer etwas glänzender darstellen, als man sich das zunächst denken würde. „Before my wild happiness, who was I if not yours?“ konstatiert Torres beispielsweise in „Hug From A Dinosaur“. Oft genug stellt man sich beim Hören der Songs selbst die Frage: Wie schön – zum Himmel, zur Hölle – kann man bitte über die Liebe singen?!? Exemplarisch etwa das sanft startende und in einem fulminanten Feuerwerk endende fantastische Titelstück: „The more of you I drink / The thirstier I get“ – Zeilen fürs von Herzen umrahmte Poesiealbum, ebenso das Zitat aus dem manischen Finale des Albumabschlusses „Keep The Devil Out“, welches passenderweise die Auslaufenrillen der A- und B-Seiten der Vinylversion ziert: „Everybody wants to go to heaven / But Nobody wants to die to get there“. Bei Torres sind diese gefühligen Momente anno 2021 meist mit donner-dröhnenden Gitarrenteppichen unterlegt, die sich so mit ihrer mahnend bis sehnsüchtig-zerrenden Stimme verbinden, dass man nur jubilieren möchte: Endlich mehr Liebe, endlich mehr Epos! Ihr bisher gelungendstes Werk, ohne Zweifel.

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4.  Moritz Krämer – Die traurigen Hummer

Moritz Krämer macht mit „Die traurigen Hummer“ ein nahezu lupenreines „Moritz-Krämer-Album“ und beweist, dass er noch immer der besten bundesdeutschen Liedermacher ist. Dass dieses irgendwie ja vor dem zweiten Album „Ich hab’ einen Vertrag unterschrieben“ entstand? Dass der Berliner Musiker, den man sonst als ein Viertel von Die höchste Eisenbahn kenn kann, hier einmal mehr den Blick auf die abseitigen kleinen Alltagsmomente legt und für jene Sätze findet, auf die man selbst in abertausend Leben nicht gekommen wäre, die aber nun plötzlich ebenso richtig wie wichtig scheinen? Dass Krämer sich in den zehn Songs einmal mehr als wohlmöglich größter Kauz des deutschen Indie Pops erweist? Alles erfreulich, alles ebenso unterhaltsam wie kurzweilig, genau wie dieses Album.

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5.  Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher – Lass irre Hunde heulen

Hätte ich nie erwartet, ist aber tatsächlich passiert – Teil 2: Gisbert zu Knyphausen, seines Zeichens – neben dem gerade erwähnten Moritz Krämer – ein anderer großer deutscher Liedermacher, und Kai Schumacher, mit Talent gesegneter Pianist und hier der andere kongeniale Part, kommen mit Neuvertonungen von Franz Schubert-Stücken ums Eck. Was im ersten Moment – und ohne einen der Töne von „Lass irre Hunde heulen“ im Gehörgang zu haben – anmuten könnte wie die nervtötende siebente Stunde im Deutsch- oder Musik-Leistungskurs, gerät überraschenderweise derart faszinierend, dass es eine wahre Schau ist. Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher transportieren etwa 200 Jahre alte Stücke ins 21. Jahrhundert als wäre dieses Kunststück das kleinste der Welt. Romantik meets Moderne, und man selbst hört fasziniert träumend zu.

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6.  Biffy Clyro – The Myth Of The Happily Ever After

Mal Butter bei die Fische: Jene Band, die einst mit „Infinity Land“ und „Puzzle“ auch meinen eigenen musikalischen Kosmos im Sturm eroberte, gibt es längst nicht mehr. Sie wird wohl auch kaum mehr wiederkommen, da brauchen sich selbst innigst Hoffende wenig vormachen. Zu breit ist die Fanbasis geworden, die sich Biffy Clyro mit den darauffolgenden Alben in den vergangenen zehn Jahren erschlossen haben, zu mainstreamig fällt das Festival-Publikum aus, das die Headlines-Auftritte der drei Schotten mittlerweile besucht. Und doch gibt „The Myth Of The Happily Ever After“ endlich wieder berechtigten Grund zur Hoffnung – und all jenen die Hand, die einst Songs wie „Wave Upon Wave Upon Wave“ erlagen. Wenngleich Biffy Clyro recht wenig Interesse daran haben, die Uhren so weit zurückzudrehen. In Ansätzen gab bereits der letztjährige Vorgänger „A Celebration Of Endings“ den neuen Glauben an die Band zurück, allen voran durch den ruppigen Schlusstrack „Cop Syrup“. Aber erst sein in Lockdown-Eigenregie entstandenes Geschwister-Album, mit Fleisch gewordenem Alternative Rock in „A Hunger In Your Haunt“, einer Gänsehaut erzeugenden Verneigung vor einem zu früh verstobenem Freund in „Unknown Human 01“, der aufbäumenden Ehrerbietung für ein unterentwickeltes japanisches Rennpferd namens „Haru Urara“ und einem erneut aggressiv schäumendem Finale, lässt das 2016er Werk „Ellipsis“ endgültig als elektropoppigen Solitär in der Vita einer der größten und sympathischsten Stadionbands der Gegenwart erscheinen. Mon the Biff!

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7.  Sam Fender – Seventeen Going Under

Seventeen Going Under“, das Nachfolgewerk zu Sam Fenders bockstarkem Debütalbum „Hypersonic Missiles“ (welches seinerzeit, 2019, den Spitzenplatz der ANEWFRIEND’schen Jahrescharts erobern konnte), ist eine klassische Coming-Of-Age-LP. Der Musiker aus North Shields, einer kleinen Stadt im Nordosten Englands, berichtet von seinen eigenen Erfahrungen als Teenager, die oft genug von Angst, Wut und Problemen handeln – „See, I spent my teens enraged / Spiralling in silence“ wie es im eröffnenden Titelstück heißt. Trotz der sehr persönlichen Geschichten schafft es Fender, die Themen – schwierige Beziehungen mit Familie und Freunden, Umgang mit Erwartungshaltungen, Erfahrungen mit Alkohol und Gewalt, Gefahren toxischer Männlichkeit – universell zugänglich und nachfühlbar für alle Hörer*innen zu machen. So handelt „Get You Down“ davon, wie eigene Unsicherheiten Partnerschaften beeinflussen, oder „Spit Of You“ von der schwierigen Beziehung von Vätern und Söhnen. Aber auch seine politische Seite zeigt der Engländer wieder, wenn er etwa in „Aye“ seinem Ärger über die gegenwärtigen Zustände Luft macht und zu dem Schluss kommt: „I’m not a fucking patriot anymore, […] I’m not a fucking liberal anymore“. In eine ähnliche Richtung geht „Long Way Off“, in dem es heißt: „The hungry and divided play into the hands of the men who put them there“. Beim Sound wird Fender seinem Ruf als „Geordie Springsteen“ oder als einer Art „britischer Antwort auf The War On Drugs“ weitgehend gerecht. Klassischer, hymnisch orientierter Rock-Sound trifft in den elf Songs (in der Deluxe Edition sind’s sogar fünf mehr) auf treibende Gitarrenriffs und Saxofon-Einlagen, der jedoch wegen seiner kraftvollen Produktion und dem pumpenden Schlagzeug dennoch alles andere als gestrig tönt. Und: Der 27-Jährige und seine Band variieren und spielen auch – etwa, wie bei „Spit Of You“, mit Country-Einflüssen oder Piano-Balladen-Interpretationen („Last To Make It Home“ und „The Dying Light“). Fast ein bisschen experimentell klingt „The Leveller“ an, wenn sich hämmernde Drums mit Streichern auf Speed verbinden. Alles in allem mag „Seventeen Going Under“ zwar im ersten Hördurchgang nicht dieselbe Sogwirkung entwickeln wie der Erstling, geht jedoch dennoch als würdiger Nachfolger von „Hypersonic Missiles“ durch, der einen trotz der ernsten, gesellschaftskritischen Themen mit einem zwar melancholischen, jedoch durchaus guten Gefühl entlässt. Oder, wie Sam Fender es selbst recht passend zusammenfasst: „It’s a celebration of life after hardship, and it’s a celebration of surviving.“

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8.  Manchester Orchestra – The Million Masks Of God

Dass Manchester Orchestra, bei genauerem Hinhören seit einiger Zeit eine der faszinierendsten Bands im Alternative-Rock-Kosmos, kein Album zweimal schreiben, macht den Sound des US-Quartetts aus Atlanta, Georgia irgendwie aus und lässt ihre Werke bestenfalls zu von Hördurchgang zu Hördurchgang stetig wachsenden Klang-Kaleidoskopen werden wie das 2017er Album „A Black Mile To The Surface“. Auf „The Million Masks Of God“, seines Zeichens Langspieler Nummer sieben, entfernt sich die Band um Frontmann Andy Hull noch weiter von ihren frühen Emo-Rock-Einflüssen zugunsten eines poppigen, noch weiter aufgefächerten Indie-Sounds, der hier vor allem um Einflüsse aus Americana, Alt. Country und sogar Gospel erweitert wird. Wer’s böse meint, der könnte behaupten, dass es wohlmöglich das „amerikanischste Album“ sei, dass Manchester Orchestra je (oder zumindest bisher) geschrieben haben. So versetzt etwa „Keel Timing“ alle Hörer*innen direkt in eine Midwest-Szenerie, die einem einen Güterzug vors innere Auge pinselt. Wer noch mehr zu kriteln haben mag, der darf gern behaupten, dass dem Album in Gänze – zumindest im ersten Moment – jener „Pop-Approach“ fehlen mag, welchen einzig „Bed Head“, ein nahezu perfekt geschriebener Popsong mit hohem Suchtfaktor, liefert. Stattdessen verlagern Andy Hull und Co. das Faszinosum hier weiter ins Detail und hinein in die stilleren Töne, wenngleich es mit „The Internet“ auch einen kleinen Rückblick auf den Vorgänger „A Black Mile To The Surface“ gibt. Mit dem hat „The Million Masks Of God“ dann noch etwas anderes gemein: Einmal mehr benötigt ein Manchester Orchestra-Langspieler mehr Zeit, mehr Hördurchgänge, um zu wachsen, um in Tiefe wirklich erfasst werden zu können. Freunde der Band aus Zeiten vor dem ähnlich einnehmenden „Simple Math“ wird es jedoch wohl nur schwerlich begeistern können. 

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9.  Thrice – Horizons / East

Spätestens seit ihrer Rückkehr nehmen Thrice verlässlich Platten von großmeisterlicher Souveränität auf – „Horizons / East“ bildet da erfreulicherweise keine Ausnahme. Dass Frontmann Dustin Kensrue dieses Mal eindringlich von bröckelnden Gewissheiten singt, darf dennoch als Hinweis an alle durchgehen, die sich vor der Altersmilde einer ehemaligen Sturm-und-Drang-Band fürchten. Klar, behagliche Gitarren-Ströme beherrscht das US-Quartett genauso mühelos wie aufbrandende Refrains, das macht Songs wie das erst anmutig torkelnde und schließlich explodierende „Dandelion Wine“ oder die knackige Deftones-Hommage „Scavengers“ jedoch nicht weniger beeindruckend. Schuld daran sind Details in den Texturen – die verdrehten Riffs in „Scavengers“ etwa – oder rhythmische Haken, die den umliegenden Wohlklang bestenfalls schaumig schlagen. Andere Songs experimentieren stilistisch, „Northern Lights“ mischt zum Gefrickel unruhigen Bar-Jazz, „Robot Soft Exorcism“ wiederum integriert thematisch passend synthetische Sounds. Im Finale „Unitive / East“ lösen sich Thrice gar spektakulär in einer fluoreszierenden Soundpfütze auf, in welche ein klimperndes Piano tröpfelt – mit dem Versprechen, bald mit den Nachfolger „Horizons / West“ zurückzukehren.

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10. Julien Baker – Little Oblivions

„Everything I get, I deserve / You whisper to me ‚Don’t you like when it hurts?’…“ Niemand leidet so schön wie Julien Baker. Die Musik der Singer/Songwriterin aus Tennessee ist ein offenes Buch, das in wunderschönen Worten von Depressionen, Alkoholismus, Zweifeln an der eigenen Spiritualität und zerbrochenen Beziehungen erzählt. Schon auf ihrem 2015er Debüt kümmerte sich Baker herzlich wenig darum, geneigten Hörer*innen Oden von der Freude vorzuträllern – ist schließlich ihr Album, sind ihre Probleme, also ist all das ihre Therapie. Und all jene, die den Werdegang der mittlerweile 26-jährigen US-Musikerin genauer verfolgen, wissen: daran hat sich über die Jahre nichts – und wenn, dann lediglich in Detailfragen – geändert. Auch „Little Oblivions“, ihr nunmehr drittes Album, erzählt von recht ähnlichen Problemen in ebenso schönen Worten – und trifft einen damit erneut mitten ins Herz. Was sich allerdings geändert hat, ist die Art, wie Baker das Lecken ihrer Wunden musikalisch aufbereitet. Wo „Sprained Ankle“ und „Turn Out The Lights“ in ihrer Spärlichkeit und desolaten Klanglandschaften fast schon nihilistisch wirkten (was umso ironischer gerät, wenn man weiß, wie offen Julien Baker ihren Glauben zur Schau stellt), erklingen in „Little Oblivions“ erstmals detaillierte, organische Orchestrationen, die den tröstenden Silberstreifen verbildlichen, der sich im Laufe der Platte immer wieder flüchtig manifestiert. „Little Oblivions“ beschreibt diesen Moment, sucht danach – und macht darin am Ende doch vieles wieder kaputt. Man lausche nur dem fulminanten Finale von „Hardline“! Baker findet immer wieder kurz Halt, nur um erneut vom destruktiven Strudel aus Selbstzweifeln und der schlichten Unfähigkeit, glücklich zu sein, hinabgerissen zu werden. „It doesn’t feel too bad / But it doesn’t feel too good either“ – Ihre Songs sind bittersüße Umarmungen, ein wohltuendes Bad in den eigenen Tränen, das auf „Little Oblivions“ mehr denn je dazu einlädt, kopfüber einzutauchen, während Julien Baker einem klammheimlich das Herz aus der Brust reißt. Katharsis und Destruktion, Erlösung und Zweifel lagen 2021 selten näher beieinander. 

…auf den weiteren Plätzen:

Kevin Devine – Matter Of Time II mehr…

Jim Ward – Daggers mehr…

Slut – Talks Of Paradise

Danger Dan – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt mehr…

Wolfgang Müller – Die Nacht ist vorbei mehr…

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


Manchester Orchestra – The Million Masks Of God (2021)

-erschienen bei Loma Vista/Spinefarm/Universal-

Die Entwicklung von Manchester Orchestra verlief bis hierhin nach den recht typischen Mustern einer Gitarrenband. Die ungestüme Newcomer-Energie ihrer Anfangszeit kanalisierten die Jungs um Andy Hull in ihren 2009 erschienenen Zweitling „Mean Everything To Nothing„, einem späten Meisterwerk des Indie-meets-Emo-Rock der Nullerjahre. Auf „Simple Math“ wurden zwei Jahre drauf die Verstärker an mancher Stelle etwas leiser und die Ambitionen um einiges größer, ehe 2014 mit „COPE“ der unerwartet rohe, indierockig-krachige Rückfall folgte – nicht ohne jedoch ein akustisches Gegenstück namens „HOPE“ hinterherzuschicken und damit keinen verdammten Zweifel am durch „A Black Mile To The Surface“ endgültig festgezurrten Reifeprozess zu lassen. Zudem hatte die Band auf dem 2017er Album mit „The Silence“ mindestens ein Song-Meisterwerk in petto, bei welchem sich der Post Rock schon gefährlich nah ans Monumental-Poppige kuschelte, ohne jedoch je über die Grenze zu kippen. Näher an den nahezu perfekten Langspiel-Grower, der sich einem alsbald näher und näher ans Hörerherz schmiegte, konnten Andy Hull wohl kaum mehr kommen. Da kann man eigentlich nur scheitern – in Schönheit wie in Trauer, im Großen wie im Kleinen.

Dass „The Million Masks Of God“ nun eine ganze Albumhälfte der Reflexion widmet und die lauteren Momente nicht selten unter Beimengung von Elektronica-Bombast und Achtziger-Rhythmen füllt, überrascht wenig, schließlich liegt der Band seit jeher nichts ferner als kreativer Stillstand. Tappen Manchester Orchestra also etwa in die leider oft genug gehörte Falle, das Erwachsenwerden mit dem Abdriften in gut gepflegte, fleißig auf Hochglanz ausproduzierte Langeweile und Beliebigkeit zu verwechseln? Ganz so einfach, ganz so Coldplay, ganz so Mumford & Sons ist’s nun – zum Glück – auch wieder nicht…

Fotos: Promo / Shervin Lainez

Denn gerade zu Beginn tanzt der neue, sechste Langspieler der vierköpfigen Band aus Atlanta, Georgia die oft gesehenen Choreografien mit viel Leidenschaft und vollführt dabei auch ein paar unerwartete Bewegungen. So irritiert der Opener „Inaudible“ zunächst mit mehrstimmigen Vocals über einem synthetischen Sonnenaufgang, bis der Song zum Finale mit ordentlich Anlauf in den Orbit abhebt. Von dort oben lassen sich sicher noch die ausgebreiteten Arme von „Angel Of Death“ erkennen (das mit dem gleichnamigen Slayer-Song rein gar nichts zu tun hat) – astreiner Indie-Stadionrock, aber mit starkem Melodiebogen, leicht psychedelisch-trippigem Schlagzeug-Groove in den Strophen und vernebelter Coda. Auch die erste Vorab-Single „Bed Head“, bei der sich manch langjähriger Band-Kenner über die fehlenden Bratgitarren wunderte durfte, entwickelt im Verlauf seiner vier Minuten einen rauschhaft-mitreißenden Sog und fährt eine grandiose, von Frontmann Andy Hull mit überquellender Inbrunst geschmetterte Bridge auf. Mal schwimmt eine Akustikgitarre im Rhythmus oder treibt ein kleines Piano-Motiv an die Oberfläche, doch insgesamt kapitulieren die Folk-Einflüsse des vier Jahre zurückliegenden Vorgängers im ersten Albumdrittel vor Catherine Marks‘ und Ethan Gruskas fast schon dickflüssiger Produktion, die während der Dreiviertelstunde kaum ein Luftloch lässt. Auch das druckvolle „Keel Timing“ baut sich Stück für Stück auf, bevor es sich in einige Sekunden Introvertiertheit flüchtet, nur um am Ende nochmal richtig aufzudrehen.

Mit dem grazilen „Annie“ ändert sich diese Ästhetik, wirft damit allerdings auch ein Problem auf: Gott (welcher in Andy Hulls Texten nicht eben zufällig oft seinen Platz findet, schließlich ist der umtriebige Frontmann in einer Pastorenfamilie im Süden der US of A aufgewachsen) mag eine Million verschiedener Gesichter haben, doch hier setzt er – trotz der melancholischen Saitenklänge, des polyrhythmischen Schlagzeugspiels, den sphärischen Synthies und Hulls tragischem Gesang – ein wenig die Schlafmaske auf. Auch das kurze, sacht gezupfte „Telepath“, welches schließlich in die folkigere Phase des Albums überleitet, zieht etwas nichtssagend an einem vorbei – schon erstaunlich, konnte das US-Quartett auf früheren Werken der Ruhe eine ebensolche Intensität abringen wie dem Sturm. Mit Chören und plumpem Drumcomputer droht „Way Back“ gar in den seichtesten Folk-Pop-Tümpeln der US-Südstaaten zu verschlammen. You may call it nahende Altersmilde, you may call it Kitsch. Da lugen Mumford und Söhne beinahe schon unschön um Eck… Das ist auch deshalb so schade, weil dieses lose Konzeptalbum über Vergänglichkeit und die Begegnung mit einem Todesengel, welche inmitten des Schaffensprozesses mit dem Tod des Vaters von Gitarrist Robert McDowell aus dem fiktionalen Konzept traurige Realität werden ließ, textlich durchaus über eine Tiefe verfügt, welche das Musikalische dieses Mal zu selten angemessen widerspiegeln kann. Immerhin klingt das irreführend betitelte „Let It Storm“ nur knappe 60 Sekunden lang wie Ed Sheeran, ehe einen der Song mit komplexer Schlagzeug-Arbeit, geisterhaften Keyboards und fuzzig-verzerrtem Gitarrensolo in deutlich majestätischere Gefilde entführt.

Summa summarum zeigt der Daumen für Sänger und Gitarrist Andy Hull, Gitarrist Robert McDowell, Bassist Andy Prince und Schlagzeuger Tim Very dennoch einmal mehr nach oben, weil die Band auch auf der zweiten Hälfte von „The Million Masks Of God“ oft genug ihr Kompositionstalent zeigt. „Dinosaur“ etwa gemahnt tatsächlich an ihre Urzeiten, wenn einem Hull zunächst ins Ohr flüstert und sich dann gemeinsam mit dem Rest im wilden Galopp überschlägt. Auch der feine Abschluss „The Internet“ holt ganz weit aus, beginnt als sphärische, fast schon an Sigur Rós gemahnende Klavier-Ballade, nur um wenig später mit herrlich brutzelnden Saiten und einer ergreifenden Gesangspassage wieder auf dem Boden aufzuschlagen. Momente wie diese zeigen auf, wie organisch gewachsene und immer noch inspirierte Manchester Orchestra in ihrem aktuellen Entwicklungsstadium klingen könnten. Und verweisen damit auf zukünftige Potenziale – insofern die Jungs, pardon, Männer beim nächsten Mal gänzlich das Valium im Proberaum-Schrank lassen. Wem schon der Vorgänger zu viel Konzept, zu viel Weichzeichner und zu wenig Harte-Kerle-Rock war, der darf die Band hiermit hingegen wohl final für sich abschreiben. Manchester Orchestra haben ihre Bestimmung gefunden, in der sie mit groß Gedachtem bewusst gegen die Schnelllebigkeit und Inhaltsleere unserer Zeit angehen. Konzeptionell hat die Arbeit an Soundtracks wie für den Film „Swiss Army Man“ dazu geführt, dass das Quartett nun eher „Movie Albums“ im Sinn hat – vom Soundtrack zum Konzeptalbum, das eine Geschichte erzählt und Charaktere enthält, ist der Weg natürlich nicht mehr weit. Wer bei all dem jedoch sofort an U2 denkt, der hat wohl schon bei oft ganz ähnlich tief schürfend zu Werke gehenden Bands wie Biffy Clyro, Death Cab For Cutie oder Thrice nie richtig hingehört. Und obwohl „The Million Masks Of God“ dem faszinierenden Vorgänger unterm Strich nicht gänzlich Paroli bieten kann (als wenn es das wöllte), so brechen Manchester Orchestras elf neue Stücke mit all ihren großen Momentmelodien und ausgeklügelten Arrangements einmal mehr eine Lanze fürs sich Schicht für Schicht entfaltende Albumformat unterm Kopfhörergenuss.

Hier gibt’s „The Million Masks Of God“ in Gänze im Stream…

…sowie hier die Musikvideos zu „Bed Head“…

…“Keel Timing“…

…und „Telepath“:

Rock and Roll.

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Song des Tages: Paris Jackson – „Eyelids“ (feat. Andy Hull)


Die Rahmenbedingungen dieses Albums könnten verheißungsvoller kaum sein: Eine junge, talentierte Frau, die nicht nur ein recht ansprechendes Äußeres (diese Augen! diese Augen!), sondern auch eine durchaus charakterstarke Stimme sowie ein Faible für bedeutungsschwangeren Nineties-Alternative-Pop vorzuweisen hat, macht gemeinsame Sache mit zwei Mitgliedern der zwar mittlerweile verdientermaßen erfolgreichen, aber irgendwie noch immer beinahe sträflichst unterschätzten US-Indie-Rock-Band Manchester Orchestra. Der kleinste gemeinsame Nenner der drei Musiker ist wohl nicht nur die Verehrung der Nachwuchsmusikerin für ebenjene Manchester Orchestra (welche bei ihr Dank eines Tattoos im wahrsten Sinne auch unter die Haut geht), sondern auch die Leidenschaft für den schwermütigen Sound von Bands wie Radiohead. Und die erste, im vergangenen Oktober veröffentlichte Single „Let Down“ soll laut Eigenaussage nicht nur vom Titel her eine Hommage an die längst legendäre britische Rock-Truppe um Thom Yorke und Jonny Greenwood sein. Ansonsten herrschen auf „Wilted„, dem rund einen Monat später nachgereichten Debütlangspieler, vornehmlich schwere Pianos und tränenziehende Moll-Melodien, während dunkelrote Farbtupfer aufs düstere Tableau sprenkeln. Paris Jackson, so der Name der zarte 22 Jahre jungen Dame, geht auf ihrem ersten Album jedenfalls gleich mächtig in die Vollen und klingt dabei doch so wenig nach 2020, wie es gerade so noch möglich scheint. Und dies? Ist mindestens erstaunlich.

Bleiben wir jedoch zunächst bei benannter Vorab-Single: Über eine anfängliche Akustikgitarre legt sich rasch die zart schmelzende Stimme Jacksons, und spätestens wenn nach eineinhalb Minuten das Schlagzeug und weitere Gitarren hinzu stoßen, entfaltet sich die ganze Grandezza der Komposition, welche im blutigen Musikvideo obendrein ein wenig Halloween’schen Gothic-Flair erhält. So viel näher an die große, große Pop-Perfektion heran kam im vergangenen Jahr wohl kaum eine Newcomerin. Und klingt hier doch nach unbedarfter Leichtigkeit und – aufgepasst, ein kleines Wortspiel für alle Freunde von erwähnten Manchester Orchestra, welche hier in Person von Andy Hull und Robert McDowell an so einigen Ecken und Enden der elf Stücke hörbar ihren Teil beitrugen – simpelster Mathematik. Der Fokus der meisten Songs liegt generell – und völlig zurecht – auf Jacksons Gesang, der sich oft genug wie eine warme Decke über die Instrumental-Parts legt. Auch die Eröffnungsnummer „Collide“ funktioniert nach diesem Bauplan und lässt so einen wohligen Folk-Song entstehen, den man sich in dieser Form auch von der anno 2020 selbst überaus produktiven Taylor Swift hätte vorstellen können. Das Songwriting wirkt dermaßen auf den Punkt, dass es einem in manchen Momenten schon fast unheimlich erscheint. Aber: Ecken, Kanten, Sollbruchstellen? Nope. Fehlanzeige. Wer auf Widerhaken und kleine Gemeinheiten steht, wird mit „Wilted“ kaum alt werden. Hier flutscht der melancholische Kammer-Pop reibungslos nach dem bewährten Prinzip Ketchup-Flasche. Für manch einen mag das zugegebenermaßen eventuell zu viel Zucker auf einmal sein.

Auf der anderen Seite ist „Wilted“ in einigen Momenten aber ein recht verführerisches Album, mit all diesen himmlischen Melodien und den Akustikgitarren, die Lagerfeuerskizzen zeichnen. Wer kritteln mag, der wird monieren, dass dabei nicht allzu abwechslungsreich zu Werke gegangen wird: Die Stimmung ist meist düster-gedämpft, das Tempo zieht selten richtig an. Melancholische Halbballaden aus dem adoleszenten Leben einer jungen Frau, die als Model bereits über den ein oder anderen Laufsteg spazieren durfte, vor ein paar Jahren im Musikvideo zu „I Dare You“ von The xx mitspielte oder 2019 am Titelsong „Running For So Long“ zum sehenswerten Indie-Film „The Peanut Butter Falcon“ mitwirkte. Eine junge Frau, die hörbar ihren Platz in dieser Welt sucht und dafür oft verwunschen wirkende Texte schreibt, von allerlei Herzeleid und toten Seen und unheimlichen Zügen kurz vor dem Entgleisen. Emo, anyone? Oft genug wirkt sie dabei wie eine verspielte kleine Schwester von Lana Del Rey – zwar ohne deren Hang zur extremen, alles überlagernden Schwermut und programmatischen Rotweinorgien, dafür aber mit einer Vorliebe für lange, einsam-nachdenkliche Waldspaziergänge (wo wir wiederum einmal mehr bei der aktuell knietief in „folklore„-Romantik badenden Taylor Swift wären, welche sich durch ihre Zusammenarbeit von den The National-Dessners ihrerseits ebenfalls einigen Indie-Fame ins Studio holte). Auch die fast schon unvermeidliche Pop-Eleganz einer Adele bricht sich hier im Hintergrund ein ums andere Mal Bahn. „Scorpio Rising“ etwa schafft dann passenderweise den diffizilen Spagat zwischen Waldschratigkeit und Hochglanz-Pop und bleibt so länger im Ohr. „Eyelids“, ein zwar zurückgelehntes, jedoch durch und durch famoses Duett, dem Andy Hull sein unverkennbares Gesangsorgan spendiert, zeigt, wie erstaunlich gut die beiden stimmlich harmonieren, sodass es einem bei diesem Dreieinhalbminüter ganz warm ums Herz wird. Und „Another Spring“ lässt zum Abschluss die Sonne scheinen und diese wunderschöne verwelkte Blume wieder erblühen. Zuckergehalt hin oder her – solche beinahe makellos ausbalancierten Stücke bekommt man in dieser Form auf den wenigsten Debütwerken serviert. (Und mal Butter bei die Fische: Zumindest mir geht diese Mischung aus Indie, Pop und Folk deutlich weniger aufs Nervenkostüm als alles vom jüngsten Erfolgswerk einer Billie Eilish.) Ja, hier standen die Sterne eben besonders günstig.

Ach ja: Paris-Michael Katherine Jackson ist natürlich – wer ahnt’s, wer glaubt’s – die Tochter des 2009 verstorbenen „King of Pop„. Aber darauf sollte man sie nach diesem mindestens beachtlichen Album – bei allen guten Genen – sicherlich nicht reduzieren.

Rock and Roll.

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Song des Tages: Manchester Orchestra & Brother Bird – „The Maze“ (acoustic)


Bereits drei Jahre jung, aber immer noch eines jener Werke, deren klangliche Vielfalt mit all ihren geschickt eingebauten Klangexperimenten und ungewöhnlichen Hooks beständig zu faszinieren weiß: Manchester Orchestras Langspieler „A Black Mile To The Surface“.

Dass die Platte nie so ganz in der Versenkung der „Ach, die gab’s ja auch noch!“-Schublade verschwindet, mag eventuell auch daran liegen, dass die vierköpfige Indierock-Band aus Atalanta, Georgia um Frontmann Andy Hull immer mal wieder neue Varianten der Songs vom fünften Studioalbum unters Hörervolk schmeißt – etwa im vergangenen Jahr eine mitreißende Live-Version des Album-Closers „The Silence“. Oder nun eben eine Akustik-Variante der Ballade „The Maze“, welche Manchester Orchestra mit gesanglicher Unterstützung von Brother Bird alias Caroline Swon neu aufgenommen haben. Keineswegs die schlechteste Art und Weise, sich auch ohne Konzerte auf dem musikalischen Radar zu halten… 🖤

„I notice you when you’re noticing me
Breaking the habit, you’re watching me sleep, oh
Give me some time, let me learn how to speak
I’m a maze to you

I never mind about bothering you
I’m trying to decide if I’ll bother with you
So, feed me your wisdom and breathe me your truth
I’m amazing

Wish me a wonder and wish me to sleep
You don’t have to wander to hear when I speak
There is nothing I’ve got when I die that I keep
It’s amazing

Somebody said it’s unspeakable love
Somebody said it’s unspeakable love
Well, you don’t believe I can speak well at all
You’re a maze to me

First of a thousand to write on the wall
It’s only beginning, it’s swallowing us
Somebody said it’s unspeakable love
It’s amazing

You lift that burden off of me…“

Rock and Roll.

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Song des Tages: Manchester Orchestra – „The Silence“


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Zwar liegt die Veröffentlichung bereits gute zwei Jahre zurück, doch ab und an (und trotz  meinen Kritteleien) fasziniert mich der jüngste Manchester Orchestra-Langspieler „A Black Mile To The Surface“ mit all seinen geschickt eingebauten Klangexperimenten und ungewöhnlichen Hooks noch immer – ein sicheres Zeichen dafür, dass Frontmann Andy Hull und seine Bandmates Robert McDowell, Andy Prince und Tim Very mit Studioalbum Nummer fünf tatsächlich ein Werk mit Tiefgang und Substanz in die Regale gestellt haben, welches wohl nur etwas mehr Zeit und Beachtung benötigt. Siehe etwa: der durchaus monumentale Album-Rausschmeisser „The Silence“. Ganz großes Indierock-Tennis, meine Herren…

 

 

„Why do I deserve the silence to feel better about you?
At a loss I lost my cool
I denied that I found you
I tried to be a basket case
I did not surprise you
I’m trying to find a signal fire
Let me know when I should move

But you, amplified in the silence
Justified in the way you make me bruise
Magnified in the science
Anatomically proved that you don’t need me

Why do I desire the space?
I was mourning after you
I was lost and lost my shape
There was nothing I could do
I don’t want to waste away
It was all I gave to you
Take me back and take my place
I will rise right up for you

But you, amplified in the silence
Justified in the way you make me bruise
Magnified in the science
Anatomically proved that you don’t need me

All the while you waste away, you’re asking
‚Did I really need another one to take me down?‘
Everybody knows it’s something that you had to live with, darling
Nobody’s gonna tear you down now
There is nothing you keep, there is only your reflection

There was nothing but quiet retractions
And families pleading, „Don’t look in that cabinet
There’s far more bad than there’s good, I don’t know how it got there“
That was something your father had burned in me
Twenty hours out of Homestake eternity
‚You can go anywhere but you are where you came from‘
Little girl, you are cursed by my ancestry
There is nothing but darkness and agony
I can not only see, but you stopped me from blinking
Let me watch you as close as a memory
Let me hold you above all the misery
Let me open my eyes and be glad that I got here

There is nothing you keep, there is only your reflection“

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Manchester Orchestra – „I Know How To Speak“


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Eines muss man den Jungs von Manchester Orchestra ja lassen: stilistischer Stillstand ist für die Indierock-Band aus Atlanta, Georgia ein absolutes No-Go. Das bewiesen Andy Hull, Robert McDowell, Tim Very und Andy Prince zuletzt mit ihrem im Juli 2017 erschienenen fünften Studiowerk „A Black Mile To The Surface„, das es zwar – wie auf ANEWFRIEND bereits im März krittelnd (auf freilich hohem Niveau) zu lesen war – nicht ganz mit früheren Album-Großtaten wie „Mean Everything To Nothing“ oder „Simple Math“ aufnehmen konnte, dafür allerhand Songs enthält, die einem aufgrund ihrer – nicht selten stillen – Tiefe und Vielschichtigkeit von Durchgang zu Durchgang näher ans Hörerherz wachsen können…

500x500Selbiges dürfte denn auch für die vor wenigen Wochen nachgereichte „The Black Mile Demos EP“ gelten, welche einige neue Stücke sowie Songs in alternativen Versionen enthält, welche bei den Aufnahmen zu „A Black Mile To The Surface“ entstanden waren. Etwa das tolle „I Know How To Speak“, zu dem Andy Hull und Co. nun wiederum weitere Versionen (wie eine akustische oder instrumentale) nachgereicht haben.

„This song was originally and roughly formed a few years ago, about the impending weight of the future; it almost made it onto Black Mile, but hadn’t fully formed yet. We spent some solid time this year revisiting and reworking and recording the song into its final state. I found it inspiring to work on this song right before the birth of my son, which was and is beautiful impending weight.“ (Andy Hull)

 

Hier gibt es den Song in der Studioversion…

 

…sowie in der akustischen Variante:

 

Außerdem haben Manchester Orchestra unlängst eine gut halbstündige Dokumentation ins weltweite Netz gestellt, welche die Band bei der Entstehung des letzten Albums, das das Quartett gemeinsam mit Produzentin Catherine Marks in den Echo Mountain Studios in Asheville, NC aufnahm, begleitet:

 

Rock and Roll.

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