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Song des Tages: Simon & Jan – „Lass es regnen“


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Foto: Promo / Michael J. Rüttger

Das Duo Simon & Jan, das sind Simon Eickhoff, Jahrgang 1980, und Jan Traphan, Jahrgang 1981, zwei Oldenburger, die sich 2001 zu Beginn ihres Musik-Lehramtsstudiums kennengelernt haben. Schnell merkten die beiden, dass sie sowohl im musikalischen wie auch humoristischen Sinne ganz ähnlich tickten, und begannen, in ihren auf Akustik-Gitarren vorgetragenen Songs sanfte, melodiöse Melodien mit oft recht zynischem Textgut über Persönliches, Politisches und Gesellschaftliches zu kombinieren. Anfangs traten Simon & Jan mit Götz Widmann und den Monsters of Liedermaching auf. Seit 2013 und ihrem ersten abendfüllenden, „Der letzte Schrei“ betitelten Programm tourt das Liedermacher-meets-Kabarett-Duo mit Akustik-Gitarren, Gesang und satirischen Texten solo und war seitdem bereits in so einigen bekannten Humor-TV-Shows wie bei Nightwash, im Quatsch Comedy Live Club oder in der Anstalt zu sehen.

Dass Eickhoff und Traphan die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland mit durchaus wachen Augen betrachten, bewiesen die beiden einmal mehr im vergangenen Jahr mit dem Stück „Hat sich nicht bewährt“, welches sie auf ihrer Homepage mit den knappen Worten „Die AfD – einfach erklärt“ präsentierten. Sowohl der Song als auch das dazugehörige Musikvideo stellen eine im Grunde einfache Frage: Warum wiederholen manche Deutsche immer wieder Verhaltensweisen, die sich mit ein bisschen historischem Wissen eigentlich verbieten würden? Vordergründig launig und locker dargebracht, im Kern aber zweifelsfrei sehr ernst zu nehmen.

 

In eine zeitgeistig ganz ähnliche Kerbe schlägt auch das neuste Stück „Lass es regnen“, in dem Simon & Jan die deutsche (in Kleinen) sowie industrienationale (im Großen) Haltung zum Thema Flüchtlingspolitik anprangern – zwar poetisch und balladesk, jedoch mit durchaus deutlichen Worten und ein wenig unguter Gänsehaut…

 

„Oh meine Kanzlerin, wie blass
Schwebt über dir noch dieser Satz:  ‚Wir schaffen das!‘
Wie die Mutter zu dem Kind, obwohl sie weiß, dass es nicht stimmt

Oh mein Minister, wie ich mich schäme
Sagt Migration sei die Mutter der Probleme
Wie kann man uns’rer Vielfalt nur so einfältig begegnen?

Herr, lass es regnen

Im Parlament ist der Gau schon längst gelandet
Bitter, wie Vernunft hier nur versandet
Wer lässt hier eigentlich nur Facharbeiter rein?

Die Dritte Welt presst ihr Gesicht an uns’re Scheibe
Menschen in Not suchen bei uns eine Bleibe
Jetzt fangen wir hier an, im Glashaus Fenster zu vernageln

Herr, lass es hageln

Oh mein Europa, Gott bewahre
Zählt man die Leichen an den Grenzen all die Jahre
Ein Massengrab – wer soll uns das denn noch verzeih’n?

Herr, lass es schnei’n“

 

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Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


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(gefunden bei Facebook)

 

‪Fun Fact: Das Gründungsthema der AfD war mal (meint: im Jahr 2013) der EU-Austritt Deutschlands. Ob die Partei gewordene Protestler-Realsatire ebenjenen angedachten „Dexit“ denn formvollendeter versaubeutelt hätte als aktuell „Brexit Boris“ und sein britisches Kreativteam? Man mag sich’s kaum ausmalen… Und, ja: Hach, was waren das für Zeiten – die damaligen AfD-Spitzen Bernd Lucke oder Frauke Petry erscheinen einem im Zerrspiegel der Rückbesinnung (damit kennt man sich ja bei den blauen Populisten recht gut aus) und gerade im Vergleich zu heutigen lachbefreiten Hetz-und-Hass-Granten wie Weidel, Gauland, Meuthen oder von Storch mittlerweile beinahe wie gleichsam possierliche wie sympathische Demokratie-Verfechter. Dass ich das mal schreiben würde? Eigentlich zartbittere Realsatire an sich.

Less funnier fact: Anno 2013 baute man bereits saftige sieben Lenze ebenso planlos wie finanziell freigiebig (bis zum heutigen 29. Oktober 2019 schlappe 5,5 Milliarden Euro) am ewigen Flughafen Berlin Brandenburg herum. Dem alternativlosen Faschist Björn „Bernd“ Höcke würde wohl an dieser Stelle das Argument auf der braunbefleckten Zunge liegen, dass man mit etwas mehr rechtem Verstand fürs Planerische selbst Autobahnen schonmal schneller durch deutsche Lande gezogen habe…

 

Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


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(gefunden bei Facebook)

 

Mir ebenso. Darum ist es an jedem und jeder selbst, Worte wie „Nächstenliebe“, „Menschlichkeit“ oder „Menschenverstand“ mit Leben zu füllen, andere, wie „Hass“ oder „Angst“, peu à peu aus dem Sprachgebrauch verschwinden zu lassen und populistischen Idiotien keinen Zentimeter Raum in der eigenen Gedankenwelt zu gewähren…

Heute vor genau 80 Jahren, am 1. September 1939, begann ein Krieg, der sich schnell über den halben Erdball ausbreitete, mehr als 65 Millionen Menschen das Leben kostete, ganze Länder zerstörte – und unendlich viele Seelen, bis heute. Mit der Grundanalyse könnte man wohl ganze Abende füllen. Oder es auf den Fakt herunter brechen, dass man anno dazumal (erneut) massiv „die Zeichen falsch verstanden hatte und glaubte, Menschen, die sich – ohne angegriffen zu werden – uniformieren und bewaffnen, die sich als ‚die Herren aller Menschen‘ verstanden, die vor politischem Mord nicht zurückschreckten, aufrüsten und eine brutale, tabulose Sprache wählten, könnten tatsächlich Frieden und Menschlichkeit wollen.“ (Zitat aus dem heutigen Facebook-Post der Journalistin und TV-Moderatorin Dunja Hayali)

Maynard James Keenan und seine Alternative-Metal-Heads von Tool formulierten es im Bandkanon-Gassenhauer „Aenima“ in den Neunzigern einst recht treffend: „Don’t just call me pessimist / Try and read between the lines“. Meint: Wer sich auch nur für einige Momente mit der Menschheitsgeschichte – diesem Fliegenschiss inmitten der Erdhistorie – beschäftigt, wird daher zu zwei – zugegebenermaßen recht fatalistischen – Schlüssen kommen: Der Mensch tut sich mit Veränderungen seines Wesens verdammt schwer. Und: Geschichte tendiert dazu, sich immer wieder zu wider holen. Und zu wiederholen. Und zu wiederholen. Und…

Was also tun? Um erneut aus dem heutigen Facebook-Post von Dunja Hayali zu zitieren:

„Und so kommt es auf jeden Einzelnen an, zu erkennen, wann und wo der Friede bedroht erscheint. Wo sich Menschen aufschwingen, Macht so zu ergreifen, dass in der Folge sicher Leid und Tod entstehen. Wo Menschen glauben, sie seien bessere, lebenswertere Menschen als andere. Wo Menschen ihre Empathie für die Bedürfnisse und das Leid anderer verlieren. Um sich frühzeitig friedlich dagegen zu stellen und der Menschlichkeit zu dienen. Nicht der Macht, nicht dem Tod, nicht dem Leid.“

Nicht denen, die unter dem Denkmantel einer „Alternative“ nur ihren eigenen Vorteil und beim Wort „Liebe“ nur sich selbst im Sinn haben. Damit der „Mensch“ wieder zur „Menschlichkeit“ zurückkehrt. Fromme Wünsche, fürwahr. Doch wie meinte einst John Lennon?

„You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one…“

 

Rock and Roll.

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Zitat des Tages


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(gefunden bei Facebook / das komplette SPIEGEL-Interview gibt’s hier)

 

Felix Kummer und seine Band Kraftklub mögen nicht jedermanns Sache sein (meine zum Beispiel sind sie nicht, bin aber wohl auch leicht über Zielgruppen-Alter), die politische Haltung des Chemnitzer Musikers, Baujahr 1989, ist jedoch in jedem Fall unterstützenswert. Denn einerseits vertreten Kummer und seine Klaftklubber diese klar und deutlich, zum anderen engagiert sich das recht erfolgreiche Punk-Pop-Indie-Rap-Irgendwas-Quintett auch immer wieder: So initiierte die Band am 3. September 2018 als Protest gegen die rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz ein Openair-Konzert unter dem Motto „Wir sind mehr“ vor schätzungsweise 65.000 (meist jungen) Besuchern und konnte auch andere musikalische Größen fürs Line-up gewinnen: neben ihnen spielten dort auch unter anderem Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, K.I.Z., Marteria und Casper. Props also für so viel ehrliche klare Kante von Felix Kummer, der kürzlich mit der Solo-Single „9010“ seiner sächsischen Heimatstadt einmal mehr die Ehre erwies.  👍

 

Rock and Roll.

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Ein twitteraktueller Cartoon von Sarah Burrini…


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(gefunden bei Twitter / Sarah Burrini)

 

Klar, etwas plump, und – ob nun provokativ bewusst oder nicht – mit etwas Einseitigkeit an Bord. Wer ergänzen mag: Antidemokraten raus. Extremisten raus. Fanatiker raus. Gegen Hass, gegen Spaltung – und für ein Mehr an konstruktivem Dialog… ♥️

 

Rock and Roll.

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„Im Rausch des Terrors“ – Wie Möchtegern-Meinungsmacher mit Tragödien umgehen


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Eine ebenso interessante wie berechtigte Frage: Was passiert eigentlich in Deutschlands Parteibüros, wenn *hust* „der Terror die Nation erschüttert“?

Die Stunde der Rechtspopulisten schlägt stets nach Terroranschlägen und so fällt es – mit massig Sarkasmus im Gepäck – kaum schwer zu vermuten, dass nach jedem Anschlag bei ganz bestimmten Parteien die Korken knallen. Hat man früher noch brav Ermittlungsergebnisse abgewartet, werden heutzutage via Twitter und Co. bereits Sekunden nach der Tat naseweise Ermittlungsergebnisse vorgeschlagen. Die einen mögen all das „Leichenfledderei“ nennen, die andern „Instinkt-Politik“. Am Ende ist beides verdammter Bullshit, an den man sich wohl ebenso gewöhnen muss wie das weise Zwischen-den-Zeilen-lesen.

Zu gerne wüsste man daher, was in den Partei-Büros von AfD und Konsorten direkt nach einem Anschlag los ist. Die satirisch veranlagten Damen und Herren des „Bohemian Browser Balletts“ haben da so eine Vermutung (mit überraschendem Ausgang)…

 

 

Rock and Roll.

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