
„Lemmy at the Windsor Free Festival, 1973“
Rock and Roll.
„Gimme danger, little stranger / And I feel with you at ease / Gimme danger, little stranger / And I feel your disease / There’s nothing in my dreams / Just some ugly memories / Kiss me like the ocean breeze…“
Eigentlich hat dieser Song von Iggy Pop und seinen Stooges, welcher im Februar 1973 auf deren Albummeilenstein „Raw Power“ erschien (und somit in wenigen Tagen schlappe vier Jahrzehnte auf dem Buckel haben wird!), etwas, was man ihm nicht nehmen sollte: die beinahe schüchterne Akustikgitarreneinleitung, zu der der damals 25-jährige James Newell „Iggy Pop“ Osterberg von jenen mysteriösen Cabaretdamen erzählt, die die noch junge Band auf ihren Tourneen traf. Er spricht zu ihnen, ja fleht sich beinahe an, ihn aus der Langeweile seines altes Lebens fortzureißen. Gegen Ende zwängt sich der Song immer mehr in sein Kostüm aus Sehnsucht, Neugier und Wahn, während die Saiten von Stooges-Gitarrist James Williamson Solokapriolen schlagen und Iggy längst mehr raunt als singt… Ein Klassiker.
Anna Rose hat sich trotzdem an eine Coverversion gewagt. Anna wer? Wer nun ihren Namen googelt, um mehr über die 27-jährige gebürtige Kalifornierin und Wahl-New Yorkerin zu erfahren, der sollte sich nachträglich wohl nicht zu sehr zur falschen Gewichtung biografischer Eckdaten hinreißen lassen. Freilich ist Rose die Tochter von Disney-Filmmusikkomponist Alan Menken („Aladdin“, „Arielle, die kleine Meerjungfrau“). Sicherlich mag auch ein wenig des Freigeistes ihrer Mutter Janis, einer gefeierten Balletttänzerin, auf sie abgefärbt haben. Vielmehr ist Anna Rose jedoch ein Kind mit der musikalischen Sozialisation der Neunziger im Hinterkopf und den wilden Siebzigern im Herzen. Die Rolling Stones, Beatles, Stooges, Tom Waits, Nick Cave, Muddy Waters, Jim Morrison und seine Doors – auf der einen Seite trägt Rose so allerhand maskulin-gefährliche Rock-Einflüsse aus dem 20. Jahrhundert zusammen, nur um ihnen im nächsten Augenblick – etwa mit Stevie Nicks, Chrissie Hynde, Joan Jett oder Janis Joplin – nicht minder herausragende weibliche Musikheroen entgegenzusetzen. Wer wollte, konnte dieses Gegenspiel bereits in Ansätzen aus Anna Roses 2010 veröffentlichtem Albumdebüt „Nomad
“ heraushören. Doch erst jetzt, mit ihrem zweiten Werk „Behold A Pale Horse
„, welches die Schwerpunkte mehr in Richtung von Soulness und schwerem Songwriter-Bluesrock verlagert, scheint die im New Yorker East Village lebende Künstlerin erstmals tatsächlich bei sich angekommen – und wirkt in den heutigen Zeiten der krassen Übersexualisierung, in denen Hype-Kühe – von Lady Gaga bis Miley Cyrus – quasi im Minutentakt durch virtuelle Dorf getrieben werden und gar nicht genug plastische Plastik von sich preisgeben können, wie ein befeenstaubtes Artefakt vergangener Dekaden…
Dass die 27-Jährige ein Händchen fürs Neuinterpretieren von Fremdkompositionen hat, bewies Rose bereits vor gut zwei Jahren, als sie sich höchst eindrucksvoll an Arcade Fires „My Body Is A Cage“ versuchte. Und auch für ihre Version von „Gimme Danger“ erhielt die Musikerin Zuspruch von höchster Stelle, durfte sie den Song doch 2010 im Rahmen des “Jam for Ron Asheton” (der ehemalige Stooges-Gitarrist erlag am 1. Januar 2009 einem Herzinfarkt) an der Seite der Stooges-Mitglieder Scott Asheton, Mike Watt und Steve Mackay zum Besten geben. Und so gibt sie dem Stück ein klein wenig verruchtes Nachtclub-Flair, ein wenig Spaghetti Western – ganz so, als hätte David Lynch seinen Filmklassiker „Blue Velvet“ irgendwo in der staubigen Nähe von Alamo, Texas gedreht…
(Wer mag, darf sich den Song auch auf’s heimische Abspielgerät laden…)
Hier kann man sich das Musikvideo des Titelstücks von Anna Roses aktuellem Album „Behold A Pale Horse“ anschauen:
Rock and Roll.
Ein Song, der mir nun schon seit Längerem konstant und konsequent in den Gehörgängen hängt, ist „Jolene“, welcher im Original von Dolly Parton stammt und im Jahr 1973 veröffentlicht wurde. Und obwohl der Country-Stil sonst so gar nicht meine gern befahrene Schiene ist, hat das Lied, in welchem eine treu sorgende Hausfrau die Stadtschönheit anfleht, ihr nicht den Mann zu entreißen, nur, „weil’s sie’s eben kann“, etwas. Und ich find’s toll.
Hier das Original, unverkennbar aufgezeichnet in einer US-amerikanischen Musiksendung im Jahr 1974 – zu einer Zeit also, als Miss Parton noch nicht zum Country-Ersatzteillager – oder als Cher mit Pedal Steel-Begleitung – verkommen war:
Aber auch die Coverversionen – und von denen gibt’s ja gerade bei diesem Song so einige – können sich hören lassen, wie die der White Stripes (aus der Tour-Doku „Under Great White Northern Lights“)…
…oder die von Laura Marling und Mumford & Sons:
Meine aktuelle Lieblings-Coverversion von „Jolene“ stammt allerdings von Norah Jones‘ Band The Little Willies und ist auf dem aktuellen, im Januar erschienen Album „For The Good Times“
zu finden. Dank GEMA bzw. Youtube kann ich euch hier leider nur diesen Link zum Nachhören anbieten:
The Little Willies — Jolene – MyVideo
Rock and Roll.