
Auch wenn man von ihnen überraschend wenig gehört hat: Was waren das für durchaus turbulente vergangene sechs Jahre bei den Southern-Indierockern von Band Of Horses… War da am Anfang ein recht steiler Aufstieg in den Rockolymp, der vor allem durch die ersten drei, zwischen 2006 und 2010 erschienenen Alben „Everything All The Time„, „Cease To Begin“ und „Infinite Arms“ sowie Songs wie „The Funeral„, „Is There A Ghost“ oder „No One’s Gonna Love You“ begründet war, folgten mit „Mirage Rock“ und „Why Are You Ok“ 2012 beziehungsweise 2015 zwei weitere Langspieler, die dem ursprünglich aus Seattle, Washington und nun in Charleston, South Carolina beheimateten Fünfergespann schließlich den Ruf der zwar nicht überlebensgroßen (siehe auch: Coldplay, Muse, Kings Of Leon), jedoch definitiv größere Hallen füllenden Etwas-für-jedermann-Rockband einbrachten. Dies allerdings auch, indem Band Of Horses einen Soundwandel vollzogen, der weg vom rauen, direkten Gitarrensound der Anfangstage ging und oft genug die Abfahrt in Richtung voluminös-satter Stadionsound nahm. Manch einer mochte die zu Herzen gehenden Immergrün-Hymnen vermissen, der Erfolg gab ihnen dennoch recht.
Doch dann wurde es plötzlich ruhig um die Band um Frontmann Ben Bridwell. Nach ausgedehnten Konzertauftritten und Tourneen zu „Why Are You Ok“ setzte sich – mag sich kurios lesen, aber so ist’s eben manchmal – ein Rad in Bewegung, das lange Zeit still stand. Denn während die Band Of Horses-Mitglieder in ihrer Anfangszeit, bis auf Bridwell, fast jährlich wechselten, setzte Gefüge ab 2007 eine Verstetigung ein. Mit Bridwell als Sänger und Creighton Barrett als Schlagzeuger kamen in jenem Jahr als Keyboarder Ryan Monroe, Bill Reynolds am Bass und Tyler Ramsey als Gitarrist und Backgroundstimme hinzu.
Satte zehn Jahre sollte diese Bandkonstellation so bleiben und für den Erfolg der Band stehen, bis schließlich Anfang Mai 2017 Tyler Ramsey und Bill Reynolds über ihre sozialen Kanäle die Trennung der beiden mit der Band bekannt gaben. Was zu diesem Zeitpunkt stark nach Bandauflösung roch, sollte erst in einem immer leiser werdenden Rhythmus der Band übergehen und letztendlich zeitweise sogar zum kompletten Verstummen der Kommunikation führen. Vielleicht auch Dank der durch die Pandemie verursachte Alles-steht-still-Langeweile haben Band Of Horses seit diesem Jahr in leicht veränderter Besetzung (Matt Gentling am Bass und Ian MacDougall an der Gitarre sitzen neu im Sattel) wieder die Zügel in die Hand genommen und nun mit „Crutch“ ihr erstes musikalisches Lebenszeichen seit 2015 veröffentlicht.
Und diese tönende Rückmeldung kann sich durchaus hören lassen! Denn mit dem neuen Song kehrt die Band ein stückweit zu den Anfängen zurück und gibt sich wieder herrlich rau, direkt und schrammelig. Dabei erinnert wirklich so einiges auf „Crutch“ an die ersten beiden Alben und wird durch die schnellen Gitarren, den hohen Gesang Bridwells und dem immer wieder unterbrechenden, fast schon staccato-artigen Verstummen des Schlagzeugs aufgerissen. Ohne Umwege treiben die feinen Gitarren den unverschämt eingängigen Refrain in den Gehörgang, wo er dann lange rotiert. Besser noch: Mit „Crutch“ kündigen Band Of Horses zudem ihr sechstes Studioalbum „Things Are Great“ an, das am 21. Januar 2022 erscheinen soll. Und wie man hört, dürfen Freunde der Band sich auf ein Werk freuen, das den Wandel zu alten Stärken vollzogen hat und damit durchaus die Hörerherzen vieler Fans der Anfangstage zurückerobern könnte. In jedem Fall: Schön, dass die Herren der Pferdeband wieder da sind.
Rock and Roll.