Mit einem treibenden, funky Gitarrenriff fängt der Song an, bis nach wenigen Sekunden der Gesang einsetzt. Wie das Heulen eines Wolfes besingt die Stimme den Drang nach Freiheit, nach Wildnis: „Como caballos en la niebla / salvaje soy“ heißt es im Refrain, der mit treibend-pulsierenden Beats unterlegt ist – „Wie Pferde im Nebel / Bin ich wild“. Tanzbarkeit trifft auf den kathartischen Schmerz des Flamenco. Dahinter steckt das Duo Fuel Fandango – benannt nach der Flamenco-Variante Fandango und dem spanischen Ausdruck für Diesel.
Hierzulande hat man von den beiden wohlmöglich noch nie gehört, in ihrer spanischen Heimat sind Fuel Fandango jedoch eine recht große Nummer, die – freilich in Vor-Corona-Zeiten – mit schöner Regelmäßigkeit einige tausend begeisterte Zuhörer vor ihren Bühnen versammeln konnte. Das Geheimnis? Liegt wohl vor allem in ihrer musikalischen Mixtur: Flamenco trifft auf Elektro trifft auf Rock. Und so sehr man Bands gegenüber skeptisch sein darf, denen scheinbar nichts Besseres einfällt, als verschiedene Genres zu vermischen, so sehr fügen sich die Elemente bei dem Duo zu einem stimmigen Konzept zusammen.
Gegründet haben sich Fuel Fandango im Jahr 2008, nachdem Sängerin Nita Manjón, die sich bis dahin eher dem traditionellen Flamenco gewidmet hatte, in ihrer Heimatstadt Córdoba auf den kanarischen Elektro-DJ und Produzenten Alejandro „Ale“ Acosta traf, welcher sich wiederum in der Vergangenheit vornehmlich mit Dance-Music-Produktionen wie dem Mojo Project einen Namen gemacht hatte. 2011 erschien das erste, selbstbetitelte Album, zwei Jahre später der Nachfolger „Trece Lunas
„.
Zunächst sang die Band nur auf Englisch (und ähnelte mit diesem rauen Die-Schöne-und-das-Biest-Gestus international erfolgreichen Zweigergespannen wie The Kills), in den Jahren darauf jedoch immer öfter in ihrer Muttersprache. Und auch hier mag man den beiden etwas Berechnung unterstellen dürfen, schließlich sind für viele Bands in Spanien Texte in der eigenen Sprache häufig die Grundlage für kommerziellen Erfolg. Mit gleich zwei Weltmärkten im Visier bauten Fuel Fandango die Zweisprachigkeit noch weiter aus: auf der Ende 2016 erschienen Single „Toda la vida“ singt Nita einfach abwechselnd Spanisch und Englisch.
Dass die Band auch den Bezug zum traditionellen, vor allem von Frontfrau Nita so geliebten Flamenco keineswegs verloren hat, zeigten zwei Kooperationen auf dem folgenden Album „Aurora„. So nahm das Duo jeweils einen Song mit Estrella Morente und El Niño de Elche, beide feste Größen des Genres, auf. Und auch die Produktion hatte durchaus internationales Pop-Niveau, denn diese übernahm Steve Dub, der unter anderem schon mit den Chemical Brothers, Primal Scream oder New Order zusammengearbeitet hatte und den Songs den treibenden, elektronischen Einschlag gab. Da der Erfolg ihnen recht gab, schlägt auch das in diesem Jahr erschiene aktuelle Album „Origen
“ stilistisch in eine ganz ähnliche Kerbe.
Dennoch wissen Fuel Fandango vor allem auf Konzertbühnen zu überzeugen, füllen in Spanien und anderen Ländern bereits große Hallen mit ihrer elektrisierenden, vor Energie und Spontaneität sprühenden Live-Performance. „Die Konzerte haben für uns Vorrang“, wie Sängerin Nita, deren Bühnenoutfits auch optisch einiges her machen, vor einigen Jahren mal in einem Interview mit dem Musikblog „Libertad Sonora“ sagte: „Sie sind das, was uns erfüllt, vor allem die Energie, die sich auf der Bühne entfaltet.“ Sieht man, hört man – und ist auch ohne großartige spanische Sprachkenntnisse geil.
Rock and Roll.