
Nach einigen Achtungserfolgen mit Mammoth Penguins (von denen im vergangenen Jahr hier die Schreibe war) sowie der Vorgängerband Standard Fare hat deren Frontfrau Emma Kupa nun – immerhin satte fünf Jahre nach der „Home Cinema EP“ – endlich Zeit gefunden, mit „It Will Come Easier“ ihr erstes Soloalbum zu veröffentlichen. Zur Namensgebung weiß die englische Indie-Musikerin Folgendes zu berichten: „Der Titel ist eine hoffnungsvolle Zeile und eine, die mir wichtig ist – es ist etwas, an dem ich versuche festzuhalten, wenn sich Dinge schwierig anfühlen.“ So taucht denn das Album auch direkt und ohne großes Geplänkel in medias res hinein in die Fallstricke und Prüfungen, die der Versuch mit sich bringt, sich mit Anfang dreißig in unserer Welt zurechtzufinden…

Direkt, roh und freimütig führt uns Kupa durch ihre geradezu zärtlichen Reflexionen über das Scheitern von Beziehungen, die Qualen des Alltags und des Erfolgsdrucks – eben alles, was ihr gezeigt hat, dass es gut sein mag, manchmal doch lieber die Logik über den Impuls, den Kopf über das Herz zu stellen. „Does her smile light up your heart / Or do you just want to get under her shirt?“, fragt sie etwa im Eröffnungsstück „Does It Feel New“. Kaum verwunderlich also, dass man hier, in Anlehnung an die intimen Familienporträts ihrer Solo-Debüt-EP „Home Cinema“, ihre bisher persönlichste Sammlung von Songs hört. Das Album erforscht Aspekte der Liebe, des Eskapismus und der Treue, aber es gibt auch einen roten Faden, in welchem es darum geht, Gefühle der Hoffnungslosigkeit zu akzeptieren, wenn man den vielen Zwängen der Erwartungen des Lebens – den inneren wie äußeren – manchmal nicht ganz gerecht wird.
Trotz der oftmals brutalen Direktheit wohnt „It Will Come Easier“ dennoch eine hörbare Frische inne. Der optimistische Ansatz von „Nothing At All“ trotzt der Sinnlosigkeit, eine scheinbar ausweglose Situation nicht beeinflussen zu können. „I Keep An Eye Out“ ist eine Fortsetzung von „Half Sister“ (von ihrer EP), geschrieben für die Schwester, die Emma nicht kennenlernen durfte. Kupa hatte das Gefühl, dass sie diesen 10 Songs, die über mehrere Jahre geschrieben und aufgenommen wurden, vor der Veröffentlichung als Platte etwas mehr emotionalen Raum geben müsse. Zusammen mit Bandmitgliedern von Mammoth Penguins und Suggested Friends (Mark Boxall und Faith Taylor) sowie Laura Ankles, Joe Bear, Rory McVicar und Carmela Pietrangelo ist die Instrumentierung denn auch weitaus vielfältiger als bei früheren Kupa-Bands geraten. Von den spärlichen, beschwörenden Streichern in „Hey Love“ und der simplen Klavieruntermalung eines unerwarteten Hochzeitsdramas in „Crying Behind The Marquee“ bis hin zu den tief dröhnenden Synthesizern von „CP Reprise“ gibt es eine Fülle von musikalischen Verzierungen, die fast schon einen derben Kontrast zum oft geradeaus lärmenden Indierock ihres Stamm-Dreiergespanns Mammoth Penguins darstellen.
Mit Verweisen und kleinen Knicksen vor Dusty Springfield, The Unthanks oder The Postal Service ist „It Will Come Easier“ eine interessant anzuhörende Reise hinein ins Erwachsenenalter gleich nach den Heydays der Zwanziger, die mal ergreifend, mal recht detailliert gerät. Auch ohne ihre Lads weiß Emma Kupa dabei ein ums andere Mal durch ihre einfühlsame Wärme, ihr Auge für lyrische Details und ihre kraftvolle, eigenwillige Stimme zu überzeugen. Ein feines Kopfhörerwerk für den nahenden Herbst…
Via Bandcamp gibt’s „It Will Come Easier“ im Stream…
…und hier das Musikvideo zu „Nothing At All“:
Rock and Roll.