
Foto: Ben Hammer
Wohl nur wenige Songschreiber, die sich da in der bundesdeutschen Indie-Pop-Hemisphäre herumtreiben, verbinden Tiefgang und Komplexität mit einem derart feinen Gespür für Eingängigkeit wie Maxim Richarz. In seinen Songs behandelt der 38-jährige Musiker aus Nordrhein-Westfalen, der der Einfachheit halber seinen schnöden Nachnamen gleich weglässt, zwar oft große Themen wie Schmerz, Druck und Verlust, bleibt dabei jedoch stets zugänglich – man höre nur das auch heute noch tolle „Meine Soldaten“ vom 2013er Album „Staub“ oder meinetwegen gleich das komplette bislang jüngste, im reduzierten Session-Rahmen entstandene Werk „Reprise
„.
Nun, seit ebenjenem sind nun auch schon wieder drei Jahre vergangen. Und deshalb kündigte der Sänger kürzlich sein neues Studioalbum „Grüne Papageien
“ an, welches am 14. August erscheinen wird. Mehr sogar: Der Musiker mit der wundervollen, stets melancholisch verhangenen Stimme, der seine ersten musikalischen Gehversuche vor etwa 15 Jahren tatsächlich im Roots-Reggae unternahm, hat bereits drei Songs aus dem neuen Werk hören lassen – „Wie man loslässt„, „Marseille“ und „Alter Freund“.
Und vor allem bei letzterem Stück überrascht der Sohn einer Französin nun mit einem ähnlich reduzierteren Sound wie schon bei den mit einer Live-Band aufgenommenen Songs von „Reprise“. Seine sonst so großen Pop-Produktionen, welche man zuletzt auf dem 2016 veröffentlichten Studioalbum „Das Bisschen was wir sind“ hören konnte, weichen nun teils akustischen Arrangements. So benötigt das Stück kaum mehr als eine akustische Gitarre, um vollends zu wirken, was den einen oder die andere vielleicht an andere große deutsche Befindlichkeitslyriker wie etwa Gisbert zu Knyphausen denken lässt (wäre es ein Piano, so läge wohl auch Enno Bunger recht nahe). Maxim erinnert sich in „Alter Freund“ an eine Zeit in seinem Leben, die von Krankheit und innerer Unruhe durchzogen war, was ja leider nur allzu gut ins aktuelle Zeitgeschehen passt.
„Was auch immer ich gesagt hab‘ als ich im Fieber lag – es tut mir leid“, singt er. Und weiter: „Ich hab gedacht, ich wär‘ allein, mein alter Freund. Ich hab‘ gedacht, ich wär‘ allein und wenn ich blind um mich geschlagen habe, wollte ich doch nicht, dass es dich trifft“. Jedoch schwingt in diesen Zeilen eben auch eine Menge Hoffnung mit – und die Einsicht, dass man vielleicht doch nicht so allein ist, wie man sich manchmal fühlt. „Ich habe versucht, auch mal wegzukommen von dieser Tiefe, diesem Schweren, das mich immer begleitet. Auch meiner kleinen Tochter zuliebe“, so Maxim.
Geholfen hat ihm dabei die Arbeit als Produzent: „Nach der letzten Platte ‚Das Bisschen was wir sind‘ war ich richtig durch und hatte kaum noch Bock zu schreiben. Das war alles so krampfig, weil vieles nicht so geklappt hatte, wie ich mir das wünschte. Das hat mir die Freude an der Musik eine Weile zerstört. Durch das Produzieren habe ich sie wiedergefunden.“ Das hört man „Alter Freund“ in jedem Ton an. Eine so schöne, persönliche und auf den Punkt getextete Seelentröster-Ballade kann man in dieser seltsamen Zeit auch wirklich nur zu gut gebrauchen…
"Keine Rettungsversuche mehr Ich nehm' es einfach hin Das ist kein Baywatch-Moment Nur ein paar Blätter, die in einer Pfütze schwimmen Nur ein paar Blätter, die in einer Pfütze schwimmen Und fort sind die Wolken Die so schwer über dem Stadtwald hingen Als du mir sagtest, dass... Ich nicht mehr derselbe für dich bin Ich nicht mehr derselbe fur dich bin Was auch immer ich gesagt hab' als ich im Fieber lag Es tut mir leid Ich hab' gedacht, ich wär' allein, mein alter Freund Ich hab' gedacht, ich wär' allein Und wenn ich blind um mich geschlagen habe Wollte ich doch nicht, dass es dich trifft Ich hab' gedacht, ich wär' allein, mein alter Freund Jetzt ist mir klar, das war ich nicht Und irgendwann wurdest du still Und ich hab's nicht einmal bemerkt, als du gingst Die Pfütze tief genug Dass ich dachte, dass ich darin ertrink' Tief genug, dass ich dachte ich ertrink' Was auch immer ich gesagt hab' als ich im Fieber lag Es tut mir leid Ich hab' gedacht, ich wär' allein, mein alter Freund Ich hab' gedacht, ich wär' allein Und wenn ich blind um mich geschlagen habe Wollte ich doch nicht, dass es dich trifft Ich hab' gedacht, ich wär' allein, mein alter Freund Jetzt ist mir klar, das war ich nicht Keine Rettungsversuche mehr Ich nehm' es einfach hin Das ist kein Baywatch-Moment Du kannst eh viel besser als ich schwimmen Du kannst eh viel besser als ich schwimmen"
Rock and Roll.