Auf dem Radar: October Drift


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Wenn bereits der Bandname tausende von Assoziationen aufwirbelt…

October Drift kommen aus Somerset, einer Grafschaft im Südwesten Englands. Ihr Stil ließe sich wohl als mit Elementen aus Post Rock, Shoegaze, Brit Rock oder Grunge angereicherter, wuchtig tönender Indie Rock bezeichnen. Ja, man merkt recht schnell, dass Kiran Roy (Gesang, Gitarre), Daniel Young (Gitarre), Alex Bipsham (Bass) und Chris Holmes (Schlagzeug) ein Händchen für epische und elegische Songs haben…

So ganz aus dem Nichts kommt der Briten-Vierer allerdings keineswegs – bereits 2015 ließen October Drift mit dem Song „Robots“ erstmals aufhorchen, veröffentlichten in den Jahren darauf so einige weitere Singles und EPs. Trotzdem sollte es fast eine halbe Dekade, bis zum Januar diesen Jahres, dauern, bis mit „Forever Whatever“ das Langspiel-Debüt des Quartetts erscheint. Und ebenjenes bildet nun den vorläufigen Höhepunkt des bisherigen Schaffens.

ELa-HQTWsAEeFlG„Es ist ein Projekt, das von dem Versuch, den Kopf über Wasser zu halten, handelt“, so Frontmann Kiran über das Debütwerk. „Es wurde zu einer Zeit geschrieben, als jeder um mich herum weiter im Leben voranschritt und ich an derselben Stelle festsaß. Es geht im Grunde genommen um die Angst, älter zu werden und nichts zu erreichen, aber auch darum, die Angst nicht zu nah an sich rankommen zu lassen und trotzdem optimistisch zu bleiben.“

Als juvenil unterfütterte Werkschau verknüpft „Forever Whatever“ bereits bekannte Stücke wie „Cherry Red“, „Cinnamon Girl“ oder „Losing My Touch“ mit neuen Kompositionen wie „Oh The Silence“ oder dem Titelstück. Die (etwas) älteren Songs wurden einer Frischzellenkur unterzogen und klingen so noch intensiver, noch dringlicher als bisher. Als Erfolg darf die Band sich dabei auf die Kappe schreiben, dass das Album trotz alledem wie aus einem Guss tönt, dass neu arrangierte Fan-Klassiker dabei aber genauso zupackend wie in ihrer ursprünglichen Form klingen.

Zu den gelungensten Stücken zählt etwa das titelgebende „Forever Whatever„, bei dem Ruhe und Chaos nur eine Haustür voreinander entfernt wohnen, das das Grüblerisch-emotionale von Joy Division (passenderweise haben October Drift bereits eine Coverversion von „Atmosphere“ in petto) mit dem Unterkühlt-coolen von New Order und der Volatilität der „The Bends“’schen Radiohead verbindet. Anschwellend und hymnisch, entwickelt sich der Song zu einer alles verschlingenden Implosion verzerrter Gitarren, der Sänger Kiran Roy mit seinem kraftvollen Gesang noch die sprichwörtliche Kirsche aufsetzt. Cool? Cool. Trendbewusst cool? Well…

bO3b09lJ„Wir haben uns nie wirklich darum gekümmert, modisch zu sein“, meint Kiran. „Die meisten unserer Kollegen machen politisch aufgeladene Musik – was verständlich und wichtig ist -, aber das ist nicht das, was für uns selbstverständlich ist. Wir haben immer aus einem persönlicheren Umfeld heraus geschrieben. Ich nehme meine Fehler und Ängste und forme sie in etwas Positiveres; sei es Einsamkeit, Teenage Angst oder Unzulänglichkeit. Ich versuche, diesen inneren Kämpfen eine positive Note zu geben, in der Hoffnung, dass ein Gefühl des Optimismus auf die Zuhörer zurückfällt, die mit denselben Emotionen zu tun haben. Meine Lieblingsmusik fühlt sich immer nachempfindbar an, so als ob man sich genauso fühle wie der Künstler, auch wenn ihre Absicht vielleicht nicht mit deiner Interpretation übereinstimmt. Das ist es, was wir in unseren Texten anstreben: einen Bezug zum Alltag.“

Tatsächlich schaffen October Drift, deren unterschiedlichen Einflüsse wie The National, Radiohead, Interpol oder Nick Drake mal mehr, mal weniger deutlich durchschimmern, diesen musikalischen Spagat bei den etwas zupackendenderen Songs – vom feinen Opener „Losing My Touch“ bis zum mit lautstarken Feedback gar nicht mal geizenden Abschluss „The Past“ – durchaus. Beinahe könnte man denken, man würde den frühen Bloc Party beim Spiel mit dem Gedanken, Morrissey als Frontstimme zu verpflichten, zuhören. Wenn das Quartett, wie etwa bei Stücken wie „Don’t Give Me Hope“ oder „Naked“, den Druck etwas vom Kessel nimmt, werden die Songs leider etwas beliebiger. Damit mögen Kiran Roy und Co. den Flow des Albums sicher ein wenig auflockern, gerade in ruhigerem Terrain gibt es für die vier Newcomer jedoch noch Entwicklungspotential.

„Forever Whatever“ ist unterm Strich natürlich ein klassisches Debütalbum voll von schwer pop-inflektiertem Indie Rock – aufbauend auf den Songs und den Qualitäten, die sich zu Beginn der Bandkarriere herausgebildet haben. Aber es steckt noch mehr dahinter: der Langspiel-Erstling dieser jungen Band ist der erste Höhepunkt jahrelanger, mühsamer Arbeit, in welchen viel Herzblut geflossen ist. Und das hört man.

 

Zwei klare Highlights des October Drft’schen Debüt-Langspielers: der Titelsong „Forever Whatever“…

 

…und „Losing My Touch“:

 

Rock and Roll.

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