Darf’s ein kleiner sonntäglicher Ratschlag fürs Leben sein? Ja? Nun, obwohl es mir freilich fern liegt, mich als „lebensschlau“ oder „altersklug“ bezeichnen zu wollen, so habe ich mir nichtsdestotrotz folgendes Mantra angeeignet (es mag nur eines von so einigen sein, allerdings für mich eines der wichtigsten): Du selbst hast meist zwei Möglichkeiten: Weinen oder lachen. Und weinen? Strengt an, macht faltig und häßlich. Also lache, wenn es denn geht!
Vermutlich geht es Lauren Denitzio ganz ähnlich. Zumindest legen es die Songs von „Survival Pop„, dem im vergangenen September veröffentlichten zweiten Album ihrer Band Worriers, nahe. Obwohl es Gründe zuhauf gäbe, die die Frontfrau und ihre vierköpfige Band aus Brooklyn, New York scheiße drauf bringen könnten: eine wortwörtliche Operation am (eigenen) offenen Herzen etwa. Oder die Schwierigkeiten, die ein queeres Coming-Out auch in der heutigen Zeit noch mit sich bringen kann. Oder Selbstmorde im engen Freundeskreis. Doch anstatt Gevatter Depressivus Trübsal blasen zu lassen, verarbeiten Worriers all das – völlig konträr zum Bandnamen – in flottem Punkrock, der diesseits der Drei-Minuten-Marke flockig zum Punkt kommt, sich allerdings – soviel Abwechslung sei erlaubt – auch den ein oder anderen kurzen melancholischen Zwischenton gönnt. Wenn’s denn Referenzen braucht: Das In-medias-res-Songwriting der Muncie Girls trifft sich mit der Punkrock-Power von Against Me! (deren Frontfrau Laura Jane Grace passenderweise anno 2015 auch das Debütalbum „Imaginary Life“ produzierte), dem Melancholie-Gespür der auf ewig großen Weakerthans, der Melodieseligkeit der Mountain Goats und der sehnsüchtigen Stimmfarbe der kürzlich verstorbenen Cranberries-Sirene Dolores O’Riordan, um mal eben eine flotte Sohle aufs Indierockschuppenparkett zu legen. Seize the day.
Dass es den Worriers dabei überhaupt nicht darum geht, Hymnen für die Ewigkeit in die Saiten zu rocken, ist komplett egal. Dafür stehen die zwölf Stücke von „Survival Pop“ mit zu viel DIY-Bodenständigkeit, nach vorn drängender Kraft, Punkrock-Spielwitz und charmanter Klasse im Hier und Jetzt. Vielmehr erzählen Lauren Denitzio und Co. kleine Geschichten aus dem Leben. Aus ihrem. Aus deinem. Aus meinem. Beschissene Geschichten. Schöne Geschichten. Zum Heulen. Aber vor allem: zum Lachen. Denn das macht noch immer weitaus schönere Falten…
Hier gibt’s das Musikvideo zum Song „The Possibility“…
…sowie das Album via Bandcamp im Stream:
Rock and Roll.