Ich gebe es offen zu: Ich habe so meine Probleme, mit „Painting Of A Panic Attack„, dem aktuellen, fünften, im April diesen Jahres erschienenen Album des Schotten-Quintetts von Frightened Rabbit warm zu werden. Schon komisch, oder?
Dabei will ich gar nicht einmal sagen, dass die 12 (normale Version) beziehungsweise 15 Songs (Deluxe Edition) schlecht sind. Ganz im Gegenteil sogar. Das Album bringt viele der Trademarks mit, die bereits den vor drei Jahren erschienenen Vorgänger „Pedestrian Verse“ zu ANEWFRIENDs „Album des Jahres“ gemacht haben: der gen Firmament taumelnde gebrochene Hymnus des großartigen „Get Out“ etwa, während Frontmann Scott Hutchison singend darum fleht, dass eine bestimmte Person doch bitte, bitte aus den Kammern seines Herzens weichen möge, bevor diese ihrem Flimmern erliegen: „And now I know she won’t get out of my heart / She won’t“ – das ist schon fast ganz zum Anfang klassischer Songstoff der bereits seit 13 Jahren gemeinsame Sache machenden „Angsthasen“. Auch der ähnlich gelagerte Stampfer „Woke Up Hurting“ („Daylight / Woke up hurting / With tarmac to my side / I woke up with dirty knees / Not for the first time / I woke up hurting / Though I can’t quite say why“) oder „I Wish I Was Sober“, welchem zum gefühlt x-ten Mal ebenso schotten- wie FR-typische Themen wie den Alkoholrausch, Sucht, Zweifel und Bereuen zugrunde liegen, sind klare Highlights des Albums, die durchaus Ohrwurmcharakter besitzen.
Vielmehr macht „Painting Of A Panic Attack“ wohl das überaus großartig geratene vorherige Album zu schaffen, bei dem – zumindest für mich – so ziemlich jedes Stück ein Treffer mitten in mein kleines, ohnehin bereits vor allem schottischen Indie-Bands zugetanes Hörerherz war. Das will dem neuen Werk, welches vor allem von Hutchisons mit „ambivalent“ wohl noch milde umschriebenen Haltung zu Los Angeles, wohin er nach der Veröffentlichung von „Pedestrian Verse“ gemeinsam mit seiner Freundin zog (Ein Schotte! In Los Angeles! Aus dem düsteren Glasgow in die Sonne! Warum? – Das kann ja kaum gut gehen!), handelt: Mürbheit, Entfremdung, Depressionen, Lustlosigkeit, Flucht in die liquide Betäubung, ein stetes Stechen, welches diebisch grinsend zwischen Herz, Hirn und Brust hin und her wandert – an einigen Stellen weist Hutchisons Gefühlschaos gar kafkaeske Züge auf. Die Stadt der Engel scheint kein gutes Heim für die schottische Seele zu sein…
Jaja, Frightened Rabbit sind auch 2016 nicht der zweitliebste Spotify-Klickposten der tumben, partyverliebten David-Guetta-Fanschar, ist schon klar. Dass Scott Hutchison und seine Jungs aber bei genauerem Hinhören nie ins allzu Depressive abrutschen und sich und uns immer noch einen klitzekleinen Silberstreif am Horizont anbieten, sollte man ihnen auch auf „Painting Of A Panic Attack“, das seinen Albumtitel, eine Zeile aus dem Opener „Death Dream„, völlig zurecht trägt, zugute halten.
Trotzdem will ich auch nach vielen Durchläufen nie so warm mit dem aktuellen Werk, welches gar von The-National-Mastermind Aaron Dessner produziert wurde, werden wie noch mit „Pedestrian Verse“. Irgendwie fühlt sich’s nur halb toll an, bisher. Irgendwie gehen mir zwar viele der neuen Songs tagelang nicht aus dem Kopf, jedoch nicht mehr so nah ans Herz. Aber eventuell liegt das ja gar nicht an „Painting Of A Panic Attack“ selbst. Vielleicht liegt’s ja an mir. Oder an dem richtigen Moment, an dem es normalerweise „Klick!“ macht und man Hals über Kopf drin ist in diesem Album, und den es bislang noch nicht gegeben hat. Vielleicht liegt’s auch an Aaron Dessners Produktion, welche – gerade im Vergleich mit dem direkten Vorgänger – weniger kantig und zerbrechlich, dafür eine Spur glatter, kompakter und (zu Teilen) epischer ausgefallen ist – kein klares Manko, jedoch gewöhnungsbedürftig. Wasimmer es auch ist, alles in allem ist das noch immer Jammern auf ganz hohem Niveau.
„Fall prey to the blizzard head
Wrapped my hand around the glass again
We all thought that I might change as I got older
Fell down and nothing bled
Wrapped in cotton alcohol again
To the hill hear from the prick upon my shoulder
Free pour the fruitless thoughts
It’s far too late to talk so much but
Still not giving up though
I wish that I was sober
Forgive me I can’t speak straight
Forgive me I can’t
Forgive me it’s far too late
Choke down the gateway drug
Opened the gates, in came the flood, it comes
Like a blush of love, it hits me without warning
Long nights of getting lost
Iwalk beneath the bridge I don’t know
I need black suit for tomorrow, I’m in mourning
My love you should know
The best of me left hours ago so
Shove it right into my mouth and let me smolder
Fallout and the damage done
I can’t un-sing the things I’ve sung
Still not giving up though
I wish that i was sober
Forgive me I can’t speak straight
Forgive me I can’t
Forgive me it’s far too late
Oh come and shake me till I’m dry
Oh I wish that I was sober
Oh come to me and kill the night off
I wish that I was sober…“
Auch toll: die bereits erwähnten Songs „Get Out“ und „Woke Up Hurting“ in Bild und Ton:
Rock and Roll.
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[…] ist auch, dass der Fünfer aus dem schottischen Selkirk, dessen aktuelles Album „Painting Of A Panic Attack“ im April letzten Jahres erschien, mit einem neuen Song (s)einen ganz eigenen Kommentar zur […]