Christoph „Tex“ Drieschner ist wahrlich keiner, der sich partout in den Vordergrund drängen muss. Meist lässt der Chef der beliebten Konzertreihe TV Noir, welche sich über die Jahre zu so viel mehr – Label, Fernsehsendung etc. pp. – entwickelt hat und schon etlichen nationalen (von Philipp Poisel über Thees Uhrmann bis hin zu Rainald Grebe) wie internationalen Künstlern (Nada Surf, Heather Nova, William Fitzsimmons…) ein Forum auf kleinen wie größeren deutschen Konzertbühnen geboten hat, andere zu Wort kommen – was in akustisch reduzierter Form beziehungsweise dem Zusammenspiel mit Publikum und Gleichgesinnten meist großartig gerät.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Tex auch einer der besten, schlausten und zeitgeistigsten deutschsprachigen Liedermacher ist (regelmäßigen Lesern von ANEWFRIEND wird eventuell noch ein „Song des Tages“ von 2013 in Erinnerung sein). Natürlich hängt dem Großteil seiner Songs und seiner Veröffentlichungen (zuletzt erschien 2015 das toll aufgemachte „Von hier bis aufs Dach“ im TV-Noir-eigenen Webshop) ein gutes Stück Alltagsmelancholie an, welche sich wohl am Besten entfaltet wenn man Tex‘ Lieder nachts hört. Allein. Über Kopfhörer. Mit ein, zwei Gläsern Rotwein. Und vielleicht auf einem Hausdach, von dem aus sich die Großstadt überblicken lässt…
Neuster Favorit meinerseits ist „Juli“, welches Tex vor einiger Zeit mit der ebenfalls nicht zu verachtenden Phela bei einem Konzert in der Berliner Volksbühne zum Besten gab. Und obwohl das Stück schon mehr als zehn Jahre auf dem musikalischen Buckel hat (man konnte es etwa bereits auf dem 2004 erschienenen Livealbum „NV 69“ hören), ist es immer noch eines von Tex‘ besten – wenn ihr mich fragt.
„Juli fragt: ‚Warum ist alles schwierig?
Warum der Kampf am Morgen aufzusteh’n?
Warum ist am Abend das Zubettgeh’n eine Qual?
Und Warum will ich dazwischen niemand seh’n?‘
Und Juli muss so kotzen wenn sie fernsieht
Und sieht doch jeden Tag ein bisschen mehr
Das Kaninchen frisst sich langsam durchs Gehirn
Süß und kuschelweich und siebzehn Kilo schwer
Juli hat die Nase voll bis oben
Sie kann die Lügen nicht mehr hören
Sie will schlagen, sie will schießen
Will mit Gewalt den Frieden stör’n
Juli sagt: ‚Wo ist denn jetzt das Große?
Warum wird aus den schönen Träumen Not?
Gier wird aus dem Feuer, aus dem Held ein schwacher Mann
Und dreißig Jahre später ist er tot‘
Juli hat die Nase voll bis oben…
Juli sagt: ‚Vor Jahren war ein Wunder
Gute Namen leider bald passé
Das Leben ist ein Krokus
Etwas Sonne, etwas Schnee
Und ein viel zu schneller, schwerer LKW‘
Juli hat die Nase voll bis oben…“
Rock and Roll.
[…] „Tex“ Drieschner geht eigentlich immer und ist bereits (fast) seit den Anfangstagen von ANEWFRIEND ein treuer Gast bei den „Songs des […]
[…] Und neben dem durchgehenden Gesang gibt es noch eine weitere Premiere, schließlich stellt das Stück, bei welchem ihm einmal mehr sein langjähriger Kreativpartner Martin Haas unter die Arme griff, die erste Coverversion dar, die auf einem Album Pelhams landen wird (wenngleich sich der Rapper bereits vor knapp drei Jahren recht erfolgreich eine Fremdkomposition vorgenommen hatte). Ursprünglich stammt die nachdenkliche Nummer aus der Feder des Berliner Musikers und „TV Noir“-Begründers Tex, den der ehemalige „Rödelheim Hartreim Projekt“-HipHopper und erfolgreiche Musikproduzent (u.a. Sabrina Setlur, Xavier Naidoo, GLASHAUS) als einen der größten Autoren unseres Landes bezeichnet. (Langjährige Leser von ANEWFRIEND dürften den Song ohnehin bereits kennen…) […]