„5 Zimmer Küche Sarg“ (2014)
Die meisten Wohngemeinschaften müssen sich ja im Grunde mit denselben Problemen rumschlagen: Putzpläne und Küchendienste werden nicht eingehalten, Mieten nicht gezahlt und zwischen den Mitbewohnern gibt es auch öfter mal böses Blut. „Blut“ ist bei auch einer ganz besonderen WG im neuseeländischen Wellington genau das richtige Stichwort. Bei den fünf Männern – dem stolze 862 Lenze jungen Dracula-Wiedergänger Vladislav (Jemaine Clement), dem etwas dandyhaft-affektierten Viago (Taika Waititi), dem draufgängerischen Deacon (Jonathan Brugh), dem stummen, fledermaushaften Petyr (Ben Fransham) und Neuankömmling Nick (Cori Gonzales-Macuer) – handelt es sich nämlich um waschechte Vampire, die allesamt mit den Tücken des Alltags, der Unsterblichkeit und ihrem höchst untoten Dasein klarkommen müssen. Bei Petyr, der älteste der Gruppe und irgendwie Murnaus „Nosferatu“ zum Verwechseln ähnlich, ist mit 8.000 Jahren die Senilität schon stark spürbar, sodass er aus Versehen Nick, den seine Mitbewohner eigentlich als potentielle Blutmahlzeit auserkoren hatten, zum Blutsauger macht. Nun ist es an Vladislav, Viago und Deacon, den neuerlich unsterblich Gewordenen (notgedrungen) anzulernen und gleichzeitig dem sie für eine Dokumentation stets begleitenden Kamerateam die Welt der Vampire zu zeigen. Vladislav präsentiert stolz seine Folterkammer, Viago betrauert als ehemaliger Dandy den Verlust seiner großen Liebe und seines Spiegelbildes, Deacon mimt den Bad Boy und Nick berichtet naiv und freimütig jedem, den er trifft, von seinem unerwarteten Lebenswandel. Und als wäre das nicht schon Problem genug, steht ja in Kürze das traditionelle große Treffen aller Vampire, Zombies und Hexen von Wellington an, während die WG-Gruppe mal wieder im Clinch mit der örtlichen Werwolf-Gang liegt und immer noch versucht, irgendwie mit der modernen Welt Schritt zu halten…
Regisseur Taika Waititi, der auch die Rolle des schusselig-liebenswerten Vampirs Viago übernahm, liefert mit „5 Zimmer Küche Sarg“ (Originaltitel: „What We Do In The Shadows„) gemeinsam mit Co-Regisseur Jemaine Clement (Freunden von Indie-Serien dürfte der Mann als Teil der HBO-Comedy-Show „Flight Of The Conchords“ bekannt vorkommen) so etwas wie den neuseeländischen, als Mockumentary getarnten Culture Clash aller erdenklichen Vampir-Klischees ab: das Klassische von „Dracula“ und „Nosferatu“, die Erotik von „Interview mit einem Vampir“, der Zwist von Vampir vs. Werwolf (jüngeren Semestern dürfte da „Twilight“ in den Sinn kommen), der vergebliche K(r)ampf der ewig Untoten mit dem modernen Leben, die tägliche Suche nach Blutspendern. Dazu kommt etwas Lokalkolorit, da ausgerechnet die neuseeländische Hauptstadt Windy Wellington als Kulisse der kurzweiligen Horrorkomödie dient – eben jenes Städtchen, in dem Landmann Peter „Herr der Ringe“ Jackson im Jahr 1992 seine längst schon legendäre Splatter-Persiflage „Braindead“ ansiedelte (nur war der Streifen freilich ungleich blutiger). Natürlich nimmt sich keine der 86 Minuten so richtig bierernst, natürlich wird keines der Blutsauger-Klischees komplett durchexerziert, sondern lediglich im Ansatz nonchalant gestreift. Trotzdem – oder gerade: deshalb – ist es amüsant anzusehen, wenn schrullige Spießigkeit auf moralfreie Ewigkeit tritt, wenn der eine der fünf WG-Untoten vor dem Aussaugen seines Opfers zuerst versucht, das Mobiliar fein säuberlich mit Zeitungen vor Blutspritzern zu schützen (was trotzdem nichts nutzt, wenn man versehentlich eine Arterie trifft), während der andere den Blutspender gleich auf dem Esstisch erledigt, der eine lang und breit von gestrig-legendären Schlachten prahlt (welche sich schlussendlich als Beziehungszwist mit der Vampir-Ex herausstellen), während der andere sich eine menschliche Sklavin hält, der er immer wieder den „Biss für die Ewigkeit“ in Aussicht stellt. Dass das Fünfergespann dabei eher als schwerer Fall für die Psychiater-Couch denn als Bande von blutlechzenden Monstern daher kommt, macht „5 Zimmer Küche Sarg“, bei dem man sich, nicht nur der wie so oft miesen deutschen Synchronisation wegen, lieber ans englische Original halten sollte (Kiwi-Slang!), für Freunde des Indie-Kinos nur umso lustiger…
Rock and Roll.
[…] am Ende so einigermaßen zu überzeugen. Auch gut war die neuseeländische Vampir-Mockumentary “5 Zimmer Küche Sarg”, eben weil sie so anders angelegt ist als viele ihrer “großen” Vergleichsfilme aus […]