Der Jahresrückblick 2012 – Teil 3


Einar Stray

Klar, auch 2012 hatte seine „Call Me Maybe“ ’s, seine „Somebody That I Used To Know“ ’s, sein „Gangnam Style“, seinen „Reckoning Song“, doch für mich persönlich war, bei all der fiesen Ohrwurmqualität, den diese Radiodauerschleifenbrenner (zur Info: ich höre seit Jahren nie freiwillig Radio) besitzen, ein anderer Song mein persönlicher „Song des Jahres“: „For The Country“ von Einar Stray.

Bereits im vergangenen Jahr konnte ich vom fast zehnminütigen „Teppet Faller„, einem grandios aufgebauten Beinahe-Instrumental vom 2011 veröffentlichten Debütalbum „Chiaroscuro“ nicht genug bekommen. Eingestreute Sprachfetzen verlieren sich nach und nach in einem einsamen Klavier, welches sich bedächtig steigert, Streicher einsammelt und in einem Fanal, einem „Finale grandioso“ inklusive Schlagzeug explodiert. Solch‘ einen Song hätte nicht einmal die isländischen Emotionszauberer von Sigur Rós besser hinbekommen können. Solch‘ ein Song kommt ausgerechnet von einem gerade einmal 22-jährigen Norweger, dessen milchbubihaftes Äußeres inklusive blondem Oberlippenflaum und klischeehaftem Norwegerpulli eher auf die heftige Mitte der Pubertät denn auf kompositorische Höchstleistungen schließen ließe. Und doch: auch die restlichen Stücke des Debüts „Chiaroscuro“ sind ähnlich groß und gelungen…

Einar Stray #2

Trotz viel verbrachter Zeit auf Straßen und Tourneen haben Einar und Band es geschafft, neue Songs für die „For The Country EP“ aufzunehmen, welche im Oktober veröffentlicht wurde. Während einige der Stücke, wie etwa „Caressed“, deutlich mehr Pop-Appeal besitzen dürften, ist es vor allem der Titelsong, der beeindruckt. Zusammen mit seiner vierköpfigen Band singt Einar Stray – nur durch spärliche Perkussion unterstützt – ein bewegendes A Capella-Stück über die Wirren des Krieges, welcher sich stets zuerst in den Köpfen der Protagonisten entzündet und Liebende wie Familien – unter dem blutigen Banner des Vaterlandes – auseinander reißt… Der Hörer kommt kaum umhin, bei „For The Country“ nicht Anders Behring Breivik und seine irrsinnigen Greueltaten vor dem inneren Auge wie im Film vorbeiziehen zu sehen, selbst wenn sich „For The Country“ nicht explizit auf die Vorkommnisse in Oslo und Utøya bezieht.

Ein beeindruckendes, ein bewegendes Stück. Und für die Zukunft ein Musiker, den man definitiv im Auge behalten sollte.

 

Noch besser als die EP-Version des Titelsongs sind die zahlreichen im Netz erhältlichen und zu bestaunenden Live-Versionen. Die hier wurde zum Beispiel nachts im Nürnberger Neuen Museum aufgenommen…

 

…und diese im Rahmen der detektor.fm-Akustik-Session:

 

Die – meines Erachtens – beste (Live-)Version ist übrigens eine, die es hier zum kostenlosen Download gibt…

 

Rock and Roll.

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